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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191812013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19181201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19181201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-01
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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Leipzig und Umgebung Dle Rechte der Stadtverordnete« IL Unser» »«« Negierung Kttzt 1 »Icht « Betanntmachrmge» fehle». Ma» Kan« sag«», -atz «in« di, ander» jagt. Kau» »ar a» 2L. Nove»-« «ine Bebanoi»«>ch»»g ö«S Vesamtuttntstertoint Aber di« Wahl«» v»» Sta»tvrr»rdn«k«n »»- V«»»1»-r»«r- tr«1«r» erschiene», so ist nunmehr am 23. Rovemd«, ats» nnr plnf Tage darauf, schon wieder «in« solch« erlass«» ward«». Begleicht man beide Dekannimachllngcu »lteinander. so wir- man finden -atz der Unterschied im Wortlaut nicht s« sehr «rhebllch ist. Er betrifft tn d«r Hauptfach« di« Hi»a»Sscht«h»», -S Wählt««»»,» »»« LU Dezember 1918 btd aus de» - Februar 1919, sowi« di« V«rlL»- g«r»»g der Wahlzelt von 10—- Uhr aas 9—S Uhr. Dabei ist ihr« Abkürzung durch Ortsgesetz zulässig, so daß eS als» de» Stadt räte» »sw. unbenoinmn, bleibt, auf dl« «rst«, Zeiten zurüchzogreise». 3m übrigen stad das Alt« der Wahlberechtigung <20. Lebensjahr), di« Listenwahl, das System der gebandenea Listen ». a. o». unverändert ge blieben. Nun hat das Gesamtminlsterium unter» 27. November auch noch «tn« Bekanntmachung über di« wettere Tätigkeit der Ge - «elndeorrlretunge» bis zu deren Neuwahl und über di« Be fugnisse der A.- und S.-RSt« erlassen. 3n dieser heißt es einleitend: .Zur Bekämpfung der steigenden Gefahren, die der Volkswirt schaft und der Nahrungsmittelversorgung drohen, ist e ne geordnete Fortführung der behördlichen Geschäfte unbedingt erforderlich. Di« bisherigen Gemeindeverwaltungen müssen daher solang« bestehen bleiben, bis nach der Bekanntmachung der Gesamtmintsterlums vom 28. November 19l8 auf Grund von Neu wahlen di« neuen, demokratischen Gemeindevertretungen zusammen getreten sind. Den örtlichen A.- und S.-Räten kann «in« Be fugnis zur vorzeitigen Auflösung der Gemeinde- Vertretungen nicht elngeräumt werden Ihnen stehen nur die Kontrollrecht« zu, die durch die Revolution auf sie übergegan- zen und in der Verordnung des Gesamtministerlums vom 18. Novem ber 1918 über die Fortführung der D enstgeschäste näher best mmt find." Das ist, sollte man meinen, klar und deutlich gesprochen, denn zu den .bisherigen Gemeiwdeverwalkungen' gehören zweifellos auch die Stadtverordneten, an deren Zustimmung die Stadträte gebun- den sind, wenn ihr« Verfügungen rechtSgeseh'lche Kraft haben sollen. Trotzdem ist. wie wir in gestriger Abendausgabe schon mitkeilten, von Dresden aus an den Sbadtverordnelenvorsteher Dr. Iunck tu Leipzig folg«!i«deS Telegramm abgegongen: .Das aufgelöste Stadtverordnekenkollegium darf keinesfalls wieder zusammenberufen werden, bevor die Neuwahlen stattgefunden haben. Die Bekanntmachung vom 27. November bezieht sich nur auf noch bestehende Körperschaften, wie dies auch aus der Bekanntmachung über Stadtverordnetenwahlen vom 28. November deutlich hervorgeht. Ministerium des Innern: Lipinski." Hierzu erhalten wir vom Vorsteher selbst eine Zuschrift, wonach auch er nach den Bekanntmachungen des sächsischen Gesamtministerlums vom 27. und 28. November angenommen hakte, daß die bisherigen Be hinderungen der versassungsmähigen Tätigkeit des Leipziger Stadk- verordneienkollegiumS als behoben anZusehen seien. Er hatte darum auch sofort die Führung der Geschäft« wieder übernommen. Eh« er aber Weiteres veranlassen konnte, erhielt er das vorerwähnte über raschende Telegramm vom Ministerium des Innern. Bedauerlicher weise ist damit die Angelegenheit wiederum ln den Zustand -er Un- gewitzhett verseht, bi« sich das Gesamtminlsterium, was beantragt ist. zur Frage geäußert Hot. *- 3» der ministeriellen Bekanntmachung vom 28. November, be treffend die Vornahme von Wahlen, beskrdet sich nämlich folgender Absatz: .Die zm Ausführung dieser Bekanntmachung erforderlichen »rtSgesehllchen Bestimmungen find ohne Verzug zu erlassen. Wa j zurzeit die Stadtverordneten oder der Stadkgeineiir^xrat oder der G^, meinderat aufgelöst sind, ist in Städten mit r«v. Städkeordnung der Skadtrak, im übrigen der Bürgermeister oder der Gemeindevor stand befugt, die erwähnten orksgesehllchen Bestimmungen nach gut achtlichem Gehör von Vertretern bestehender örtlicher Arbei ter- und Soldat« nräte zu erlassen." Anscheinend hat dem Gesamtminlsterium hierbei der Gedanke vor- geschwebt, -atz, da die Bestimmungen .ohne Verzug" zu erlösten sind, die ausübenden städtischen Organe für diesen Fall in ein schnelles Ein- vernehmen mit den A-- und S. Räten treten können. Oder will das Gesamtmin sterium etwas, was in der ersten Aufregung erfolgt ist, sanktionieren, obwohl es seht selbst den A.- und S.-Rälen jede Befugnis abspricht? Soll das etwa hejßen, bah den A.- und S. Räten in solchen Städten <wt« z. B. Leipzig »nb Lhemnltz) gegenwärtig dt« B « f » g » l s l« -«r Stabtv«r»rdnet«» zugesprochea sind? Das wär« etwas sehr Merkwürdiges, dies« .Verwaltung mit doppelt«« Bo-«»". Jedensalls mutz vo» Drsautt»i»1st«rNn» »»bedingt Klarheit über diesen Punkt ge schaffen »reden. Es sei hier »»r et» Beispiel angeführt. Kurz vor der fetzigen Umwälzung beschlossen Rat und Stadtverordnet« ht«rs«lbft -t« Ausgab« von 20 Million«» Mark städtisch«» R o tpa p t « r g «l». Di« Kgl. Kreishauptvrannschaft genehmigt« jedoch nur «tn«n Betrog von IS Million«» Mark. Kurz« Zett daraus, unt«r» 19. November, gab der Rat bekannt, daß «r .mit Genehmigung der Staatsregierung' für w«it«r« SO Millionen Mark Notpapiergeld (Gutschein« -er Stadt Leipzig) auSgede» werd«. Sicherlich ist di« Stadt Leipzig gut htersür, aber an jeder tnstanzgcmätz«, Genehmigung (Stadtverordaet« und Krelshauptmannschast) hat es doch gef^ltl An diesem «ine» Beispiel zeigt sich «klakinl. wie dringend di« allerfchleuntgst« Einsetzung der Stadtverordnetenversammlung wi« der Gemeindevertretungen überhaupt in khre Recht« ifk um all« Geschäft« ordnungsgemäß weblerzuftlhren. D«n A - und S.-Räten kann das tn den betreffenden Städten und Ge meinden selbst nur lieb sein. Dort, wo sie E nfiuß auSüben wollen, haben sie ihn, und im übrigen werden sie nur mancher Verantwortung enthoben. * B«achäenSwert für Gewerbetreibend«. Durch Verfügung der ReichSdekkidlmgsstelle vom 20. April d. 3. war d,e im Besitz von De- werbtreibenden beflndtiche, zur Veräußerung bestimmte, gebrauchte un ungebrauchte Tischwäsche (weiße und farbig«, waschbare Tisch- und Mundtücher), die aus Wet>-, Wirk- und Strickwaren hergestellt waren, beschlagnahmt worden. Eine Veräußerung war nur an den Rat der 6ta-t Leipzig zulässig. Diese Verfügung ist mit Wirkung vom 27. d. M. aufgehoben worden. Abgepaßt gewebte und »-gepaßt bedruckte Tischzeuge sind seitdem bezugscheinfrei. " Der Blumenhandel und der Achtstundentag. Es wird rmS fotgen-e Entschließung übermittelt: .Di« am 28. November in Z llS Tunnel zahlreich versammelten Blumengeschäfts-Inhaber erblicken in der neuen Verordnung der achtstündigen Verkaufs- und Arbeitszeit eine schwere Schädigung. Ost spät von auswärts e nlausende Trauerbcstcllungen müssen noch am selben Tage angeferttgk werden, so daß sich in unserem Beruf eine genau sestgelcgie Arbe tszeil schwer einhalten läßt. 3n An betracht der bevorstehenden Festtage und der damit verbundenen stärkeren Nachfrage nach frischen B umen hoffen sie, daß die Verord nung erst nach Weihnachten in Kraft tritt. Einer völl gon Sonntagsruhe können sie unmöglich zustimmen. An Sonn- und Feiertagen Ist der Bedarf am stärksten. Da frische Blumen infolge ihrer Verderblich keit nicht am Tage vorher gekauft werden können, würde der Ausfall uns in unserer Existenz schwer bedrohen. Die Versammlung erwartet und hofft, daß man d eS an maßgebender Stelle erkennt und an den Sonn- und Festtagen einige Stunden zum Verkauf frcigidl." * Herabsetzung dcS Wertes der Landessperrkart« für Magermilch, Quark und Käse. Vom 1. Dezember 1918 an dürfen auf jeden der vier für einen Monat gült gen Markenabschnikke der Landesfperrkarke nur -L Liter Magermilch oder 75 Gramm Quark oder 40 Gramm Käse abgegeben werden (bisher 1 Liter Magermilch ob« N Pfund Quark oder >L Pfund Käse). * Kr.cgsunlerstützung. Es wcrdrn in diesen Wochen viele.Kriegs teilnehmer entlassen werden. Der Rat erinnert deshalb in einer Be kanntmachung in vorliegender Ausgabe daran, daß alle Empfänger von Kriegsunterstühung verpsllchtet sind, die Entlassung des Mannes aus dem Kriegsdienst dem Krttgsunkcrstühungsamt sofort mündlich oder schriftlich anzuzeigen, und daß auch andere wichtige Veränderungen -er Verhältnisse ungesäumt zu mcldcn sind. * Hausierhandel durch Kinder! In Anbetracht der nahenden Weih- irachtSj«tt sei darauf hingcwtesen, daß nach Z 42 t> Absatz 5 der Reichs gewerbeordnung Kinder unter 14 Jahren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten oder von Haus zu Haus ohne vorgängige Bestellung keiuerlet Gegsnstäud« s«ilbieten dürfen. * Oesfentllch« Handelölehranstalt zu Leipzig. Durch sehr häufige Ngchfftig«si qL'pnlaßt, Wirh mit Genehmigung dos Mnisterluins des Innern von"Ostern 1910 ab eine 4. Vorklass« der Höheren Ab teilung (Hand«srealschule) «öffnet. Näheres darüber i» der heutigen Anzeige. * Ersuchen an de« BSrgerausschoß. Der Ausschuß tn Leipzig ver tretener Prioatangcstelltenoerbände hat in seiner Sitzung vom 28. No vember 1918 folgenden Beschluß gefaßt: .Der Ausschuß der in Leipzig vertretenen Privatangestelltenverbände ersucht den Bürgeraus- schuß baldmöglichst in geeigneter Form (durch öffentlich« Massenversammlungen oder Kundgebungen auf freien Plätzen) das ganze Bürgertum auszufordern, für dle Grundlagen alles völkischen und wirtschaftlichen Daseins — Frieden, Ordnung, Recht und Frei heit — ein machtvolles, weithin sichtbares Bekenntnis abzulogen." Sesamtratsbeschlüffe Ao de» Sta-lverordueteurvahle». 3» der gestrige« Gesamt- ratSsißung ward« beschlossen, -te infolge der Bekanntmachung des sächsische» DesamtmintsteriumS über die Wahlen von Stadt verordneten und GerneindeVertretern notwendig werdenden A « n - -er»age»d«r am LS. November bereits dekanntgemachte» Leipziger Wahlbestimmuagen vorzunehmen und zu ver öffentlichen und den aus de» 29. Dezember festgesetzten Wahl« lermtn aus den 2. oder S. Februar ISIS zu verschiebe», damit alte beteiligten Stellen di« Wahlen entsprechend vorberettea können. Die endgültige Bestimmung des Termins für dl« Wah len wurde Vorbehalten. Festgestellt wurde, -ah der Stand de» Vorarbeiten für di« Wahlen beim Nate deren Vornahme auch bereits am 29. Dezember ermöglicht hätte. RechtSdeständigkeit des Stadtverordnetenkoklegiams? Maa nimmt Kenntnis von einer Zuschrift des Stadtverordnekenvor- stehers Dr. 3 u nck, in dem dieser seine weiteren Eingaben an das Ministerium wegen Auflösung der Stadtverordnetenversammlung mitteilt. Man gibt der Meinung Ausdruck, daß durch di« Ver ordnung des Desamtministeriums vom 28. November 1918 di« Verfügung des Arbeiter- und Eoldaicnrates vom 15. November 1918 wegen Auflösung des Stadtverordnetenkollegiums a u f g «- hoben ist, und dah danach das Kollegium in seiner jetzigen Zu sammensetzung bis zum 9. Februar 1919 die Geschäfte fortzu führen hat. Bierslcuer betr. Die Kreishauptmannschaft Hot in Ermächti gung dcS Ministeriums Les Innern den wegen der Biersteuer er lassenen 9. Nachtrag zur Sleuerordnung genehmigt. Man nahm Kenntnis. Geschäfksverteilung. Den Vorschlägen über die verändere Verteilung der Geschäfte unter die Ratsmilglieder vom 1. Dezem ber 1918 ab wurde beigetreten. Veränderle Geschäftszeit. Da es den auf Gasbeleuch tung angewiesenen städtischen Verwaltungsstellen in den näch sten Wochen, namentlich bet trübem Wetter, nicht möglich sei« wird, während der Gassperre zu arbeiten, wurde die Ge schäft s z e l l auf die Dauer der Gassperre von 8 Uhr vormittags dis 1 Uhr nachmittags und von 4 bis 7 Uhr nachmittags festgesetzt. Für den A.- und S.-Rat. Zur Bestreitung der Kosten seiner Geschäftsführung wurde -em Arbeiter- und Soldokenrat ein« zweite Nate von 20000 Mark bewilligt. Zustimmung d«r Stadtverordneten ist einzuholen. Diakonissenhaus L.-Lindenau. Der Gewährung von 50 000 Mark einmaliger Beihilfe an dos Diakonissenhaus zu Lasten von Konto 7, Ansatz 3ao. sowie der Erhöhung der laufen den Beihilfe von 45 000 Mark auf 60 000 Mark wurde in der Erwartung zugestimmk, daß auch die das Diakonissenhans be nützenden Nachbargcmeinden verhältnismäßig« Zuschüsse leisten. Zustimmung der Stadtverordneten ist erforderlich. Verschiedenes. Die Ortsgcsehe über die Bebauung von Leipzig-Dösen-Südwest und von Leipzig-Dölitz (Alter Ortskeil) wurden genehmigt. Zustimmung der Stadtverordneten ist erforder lich. — Mit Donk nahm man Kenntnis davon, daß der Musik verleger Max Emif Brockhaus und der Kaufmann Ferdinand Schulhof zur Erinnerung an ihre verstorbenen Söhne Stif tungen zugunsten der Schüler der Thomasschule errichtet haben. Den Stadtverordneten ist Mitteilung zu machen. , » An alle Fra»«» «erseht im Anzeigenteil der vorliegenden AuSgate ein Aufruf, sich zusammmzuschlicßen, nicht als «in« Partes mit bestimm ter Richtung, sondern als eine gewaltige Franengemeinschafk, di« sich für dl« politisch« Aufklärung der Frauen «'»setzt. Noch stehen leider Tausend« von Frauen dem politischen Lebeu vollständig interesselos gegenüber. Nachdem -en Frauen t» Reich, S-aatt rm- Ge meinde daS Wahlrecht verkehr» wird, müssen auch sie vom -am Ge danken erfüllt werden, daß «S auf jede Stimme ankommt, and am Wahltag darf keine Fra» fernestehen, jede Fran wuh sich als Staats- bttrgerim fühlen, jede Frau muh den Dang zur Wahlurn« mit dem Be wußtsein tun: Auch in deinen Händen liegt das Wohl und Wehe d«s Vaterlandes. Ls ist'daher nur zu wünschen, daß recht zahlreiche Frauen dem Aufruf« Fo4g« le sten und von den Möglichkeit»» für päitisch« Aufklärung tn reichem Maße Gebrauch machen, dle -« WerbeauSschuß baldigst bieten wird. * Kein« Faha« aus der Antversitäti Der Rektor der Universität gibt durch Anschlag am Schwarzen Brett folgendes bekannt: .LS wird versucht, daß die Universität als St > f t angäa n stal t anerkannt und von diesem Gesichtspunkt aus von dem Zwang« der rot«» Flagg« befreit Die Leute vom Kleeblatt S2s Nomon von Martin Bücking. W18 b, Richard H«r««1 Derla«, Hamburg. Von grünen Höhen leuchteten ringsum weiße Landhäuser und große Hotels. B:im Löwen vorm Bahnhof fand sich die Gesell schaft wieder zusammen. Während die Jüngeren zu Fuß gehen wollten, nahmen Frau Biesotz und Susanne, Rehse senior und die Dreidekum einen Landauer. Susanne wollte durchaus mit zu Fuß, doch ihr Mana ließ es nicht zu. LS wurde Günther eigentümlich zumute, als er di« vier ab fahren sah. Sein Vater saß neben der Haushälterin, und wenn ihn nicht alles täuschte, hatten dle bernsteingelben Katzenaugen der Person ihn bereits wie einen überwundenen Gegner gemustert. Hatte der Ausslug am Ende auch noch den Zweck, die Vorberei tung für unvermeidlich Kommendes zu sein? Freuen tat ihn nur, daß der riudslederne gelbe Frehkober mitsamt dem Blumenunge heuer auf di« Weise mit im Wagen verschwand. Die vier Zurückbleibenden hatten keine Zett zu verlieren, wenn sie den Brocken an einem Tage bezwingen wollten, und machten sich rüstig aus den Weg. Nach einer Stunde das Molken haus, dann eine kurze Strecke, und der gewaltige sagenumwobene Berg lag vor ihnen. An den oberen Hängen wallten gespenstische weiße Hexenschleier, darüber schwarze schwere Wolken brauend, so daß sie nichts von der Kuppe sahen- Doch setzt lag sie mit einem Male frei, und die Gebäude mit dem Turm droben lagen wie ein« kleine Festung. .Da syllen wir noch ganz oben hinauf?" fragte jemand lang gezogen. Fräulein Ingwerfen hatte noch niemals in ihrem Leben Berge gesehen. Nehse merkte es, sie hatte sich mit ihren unzweckmäßigen Stiefelabsätzen bereits Blasen gelaufen. Was war zu machen, damit sie unterwegs nicht liegen blieb? Emilie war dle erste, die Not wußte. Herr Wente war der Jüngste nnd mußte bei ihr bleiben und sie glücklich hinauflolsen. Sofort war der bereit. Die anderen sollten sich nur keine Sorge machen, er würde mit Fräulein Ingwersen schon langsam nachkommen, und gina« es nicht, wollte er mit ihr umkehren. Nehse nahm dem jungen Samariter den großen Nuckfack wieder ab. L4 kam ihm vor, als wäre er heute morgen noch etwas schwerer gewesen, doch das war wohl nur eine Täuschung. Mit -em jungen Mädchen glng's besser, als sie anfangs fürchteten. Mente und sie blieben nur eine kleine Strecke zurück nnd konnten die anderen mit geringer Verspätung an der verao- redelen Stelle wieder elnholen. Wo der windverwehte Gipfel oben am Ofihang Kohler zu werden begann, trafen die Hinaufslelgenden die anderen vier. Die hatten ihren Wagen weiter oben flehen lassen, sich auf einer Bank häuslich eingerichtet und genossen einen prachtvollen Blick auf das sonnenbeschienene Wernigerode. Mit einemmal brach der Lehrer tn einen Nuf der Ueber- raschung aus. An einer Tafel stand eine verwitterte, kaum noch lesbare Inschrift. .Hurra! Fürst-Otto-Blick!" Alle lachten. Zwei bemooste Felsblöcke und ein Brett darüber. DaS also war die Belegenheit, deren Name dem alten Nehse einiges Herzklopfen gebracht hakte? .Jetzt wollen wir zu Mittag speisen!" rief Susanne, und ihr Mann mußte den Nuckfack herlangen. Sie spielte Wirtin un verteilte kalte Koteletts und Brötchen, Papierservietten, Eßbesteck, Trinkbecher, alles war da, nur das Getränk fehlte. Vor versam meltem Volk mußte Herr Wente jetzt Beichte ablegen. Es war einmal kalter Tee und Rotwein in den zersprungenen Flaschen gewesen. - .Gerade auf kalten Tee habe ich die ganze Zelt so 'nen fürch terlichen Schnapp gehabt!" versicherte Tante Ida. Wente erhielt ohne weiteres volle Absolution. Das Pech wäre Tazu da, daß man es hätte, war ihm vor einer halben Stunde gesagt worden, alt er unterwegs schon ein« Privatohrenbeichte ablegtc und auch hier Sündenvergebung erhalten hatte. Der Mangel au Getränk beeinträchtigte die Stimmung nicht im geringsten. Bald war eine gute Quelle ausfindig gemocht. Nach dem Marsch durch dle Iulihihe schmeckte es im frischen Bergwind vortrefflich, mochten die Brötchen auch ein wenig Misch geschmack an sich haben. Der Doktor sah sich im Kreise der Schmausenden mn: .Wo steckt denn die Frau Dreidekum?" All« Blicke richteten sich fragend aus den alten Nehse. .Di« Hex« ist wieder runter vom Blocksberg!" knorrie er halblaut vor sich hin. Günther hätte in der Ueberraschung beinah« seinen Trink becher ausgegossen. Hatte er recht verstanden? Susanne gab ihm mit den Augen einen Wink, den Alte» fürs erst« tu Ruh« zu lassen. .Die Dame fühlte sich vorhin nicht recht wohl," erklärte st«, .und da hat sie vorgezogen, mit der Bahn sogleich wieder hinunter und nach Hause zu fahren." DaS Geschirr wurde zufammengeräumt und der Marsch auf die Gipfelhöhe angetreten. Unterwegs blieb Rehse mit Susanne zurück. Sie nahmen den langsamer steigenden Alten in ihke AUtte. Jetzt war es Zeit, ihn zu fragen: .Vater, was ist mit der Dreidekum oorgefallen?" .Nicht viel," knurrte der Alte, .aber ste ist di« längste Zett meine Haushälterin gewesen." Susanne nahm ihm die weiteren Erklärungen ab, während der Alte immer nur grimmig seine Bestätigung dazwischen hüstelte. Zwischen ihm und der Haushälterin hatte es Morte gegeben. Beim Torfhaus hatte er sich spendabel zeigen wollen und ei» Frühstück bestellt, die Dreidekum hatte aber heftig gezetert. Nein. daS ginge nicht an und so was dulde sie aus keinen Fall, das wären Albernheiten und wäre auch viel zu teuer, und was ihm elnflele, und ste wären doch dle Eingeladcnen. Je mehr er wider sprach, dello giftiger wurde sie, und dem Kellner, der mit der Be stellung aostob, hatte ste beinahe den Schniepelschwanz abgerissen. Und dann saß ste maulig da und hatte auf einmal keinen Appetit während die anderen sich das Frühstück prachtvoll schmecken ließen. Tante Ida außer sich vor Entrüstung und der Person bei nächster Gelegenheit hofwärts nachgcstiefelt und ihr draußen sehr unmiß verständlich den Kopf gewaschen. .So ist esl" brummte der Alt«. .Ich habe nun Schluß ge macht, den ersten Oktober fliegt, das Mensch aus meinem Haus." Er wurde jetzt mitteilsamer. Dl« Sacye lag tiefer, der Krach beim Torfhaus war nur der letzte Anstoß, der das gefüllte Gefäh zum Ueberlaufen brachte. Vermutlich halte di« Dreidekum am Schlüsselloch gelegen, als der Sohn das letzte Mat bei ihm war Anderen Tags hatte ste mit Gewalt darauf bestanden, er soll» sich von Günther lossagen, und hakte ihn so schlecht gemacht, daß nein Hund mchr einen Knochen von ihm nahm. Das hatte ihn» damals schon einen heftigen Stoß gegeben. (Fortsetzung in der nächsten Abend-AoSgabe.)
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