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iroineo auf dem xsegen unverdesserllcke lunZKesellen in Italien Vor ärskvniscken ^Isünskmen Wohlgemerkt: der Ton liegt auf den E r o Hst a d t - Jung gesellen. Wer in der Provinz, wer in der Kleinstadt sein Leben als Hagestolz zu verbringen beschlossen hat, dem bleibt.es un verwehrt. Er mag sich ein möbliertes Zimmer mieten und da drinnen dem trostlosen Lebensabend eines von zarter Hand unbehliteten Chambregarnisten entgegentrauern; in der Grob stadt aber, in Rom vielleicht gar, da hat er nichts zu suchen. Platzregen aus di« Junggesellen Hier ist die Rede von jener am Himmel drohenden Ge witterwolke, die alsbald schon einen ernüchternden Platzregen aus alle Junggesellen niedergehen lassen wird, die das 23. Lebensjahr vollendet haben und trotz eines verlockenden Austriebs in allen Schattierungen nicht dazu bewegt werden können, einen Hausstand zu begründen. Die italienische Regierung, die schon' so ost bewiesen hat, daß ste vor wirk lich drakonischen Maßnahmen nicht zurückschreckt, hat zu erkennen gegeben, daß die große Sorglosigkeit, mit der immer noch groß städtische Snobs die Trottoire und die Kaffeehäuser unsicher machen, und allen freundlich lächelnden weiblichen Wesen nach stellen, durch Erlaß einer Verordnung gestoppt werden soll, in der zwar keineswegs der Iunggesellenstand als solcher, wohl aber der unbeweibte Aufenthalt in Orten über 50 606 Ein wohnern verboten werden wird. Wenn auch die Angehörigen akademischer Berufe durch Ihre langjährige Studien- und Vorbereitungszeit daran gehindert sind — ost sehr zu ihrem Leidwesen — eine Frau zu nehmen und sich ein Nest zu bauen, so wird doch wohl die Mehrzahl der in den Städten lebenden jungen Männer, die sich vor dem Ehestand drücken, das Iunggesellenleben als bequemer und ver gnüglicher ansehen als di« Sorge für einen geordneten Haus stand. Heut« ist es nur ein stille« Ackerstädtchen im breiten, frucht baren Metnitz-Tal, eine Haltestelle der Eisenbahn Wien—Kla genfurt, Kärntens nördlichst« Stadt. Ein erstes Rasten für den besinnlichen Wanderer, der das grüne, weite Murtal verlassen hat, nicht ohne sich immer wieder nach dem lieblichen Talbilde umzuschauen, der am Kreuzeck vor über nach Neumarkt in der Steiermark, am Fuß der Seetaler Alpen, gepilgert ist, der sich durch die Enge und Einsamkeit des Olsa-Tales, der Klemm, an Wassersiillen und dem Schwefel« natriumbad Einöd hindurch gemüht hat, der bei der Burgruine Dürnstein die grüne Steiermark verlassen hat, und nunmehr Kärntens geheiligten Boden betritt. Hier ist's gut sein! Das sieht man dieser fruchtbaren Ta lung aus den ersten Blick an: behäbig ruhen die Gasthöfe am Hauptplatz. Wir sind ja auf dem rechten Wege nach Süden, au» dem Mctnih-Tal ins Krappfeld, vom Krappseld ins Zoll feld und nach Klagenfurt hinab. Darum verschnaufen wir hier ein wenig. So sind wir denn gleich am Hauptplatz, den ein Renaissance- Brunnen von 1563 ziert, aus steilem Felspfad durch sommerlich bunte Gärtchen, an winzigen Häuschen entlang zum Petersberg tzinaufgestieaen. Diese kräftigen jungen Männer, die lieber einer Vielzahl von jungen Mädchen den Kops verdrehen, ohne sich damit aber in den Bereich irgendwelcher Verantwortlichkeit zu begeben, sind nach Ansicht der zuständigen italienischen Stellen eigentlich nur in der Großstadt lebensfähig. Denn nur hier bietet sich aus- reichende Gelegenheit, bevölkerungspolitisch im trüben zu fischen; während in der Kleinstadt jeder Hausvater seiner Tochter gewissermaßen auf den Zahn fühlen kann. Die Kehrseite der Medaille Wie alle Wabrheiten, so hat natürlich auch diese eine Rück seite: die nämlich, ob die wirtschaftlichen Voraussetzungen immer vorhanden sind und ob die Richtige immer gleich zur Hand ist. Sicherlich wird ein gesunder Bursche schon von sich aus, und durchaus freiwillig Ausschau unter den Töchtern des Landes halten und sich überlegen, wo er einmal Anker werfen könnte. Aber es ist damit nun nicht immer gesagt, ob sich nun gleich immer zarte Bünde knüpfen lassen; denn zum Heiraten gehören nun einmal nach altem Brauch zwei! Trotzdem wird unter den Jungfrauen der Apenninen- Halbinsel ein großes Frohlocken losbrechen und unter den Hage stolzen ein gewaltiges Trauern. Manch einer hätte sicherlich selbst eine fühlbare Junggesellensteuer mit in Kauf genommen, wenn er nur hätte ledig und ... in der großen Stadt bleiben dürfen. Aber damit wird es nun Essig! Wer in den groß städtischen Tanz-Cases, in den Dielen, Theatern und Kinos hcrumslanieren möchte, der kann nur dadurch zu den ersehnten Genüssen kommen, daß er . . . darauf verzichtet I Oder aber, er muß sich so jung, frisch und elastisch halte», und muß soviel verdienen, daß es nicht nur sür ihn allein, sondern auch für die liebe Kleine reicht, die ihm am Traualtar eine Aufenthalts- «rlaubnis verschosst. Mächtig ragt die Mauer des Schlosses der Salzburger Erz bischöfe vor uns empor. Bald sind wir am Fuß des gewaltigen viereckigen Bergfrieds. In der Bcrgfriedkopelle betrachten wir die spätromanischen Wandgemälde aus der Mitte des >3. Jahr hunderts. den Thron Salomons, die Passionsbilder, die wir i m Gurker Dom wiederstnden werden. Dann klimmen wir hastig hinauf. Aus einem der Ausluge des obersten Stockwerks schauen wir weit über Stadt, Tal und Berge. Düster die Kegel der waldigen Bergkette, die das hllttenreiche Eörtschnitztal von dem ackerreichen Mctnitz-Tal trennt. Hoch leuchten Dörfer am Hang: Zeltschach, Dobrttsch, fremd klingende Namen. Breit dehnt sich das Städtchen drunten im Tal, zwischen Metnitz und Berg; die Olfa, die wir von unserer Bergwande rung als ein ungebärdiges Wildwasser kennen, fließt nnn be dächtig am Fuß des jenseitigen Bergabhanges dahin. Ein Ort gleichen Namens ist Friesachs Brückenkopf. Der Bach ergießt sich unterhalb Friesachs, bei Gräfendorf, in die kleinere Metnitz. Die Lage der wehrhaften Stadt ist vorzüglich gewählt. In weitem Viereck umschließt die 1131 errichtete Stadtmauer mit ihren wassergefllllten Gräben die 1124 mit dem Stadtrecht be gabte Siedelnng. Aus dem Berg übernehmen die Burgen, Pe- jersbma und Eeieksberg, den Schutz der Handelsstadt, die durck den Erz- und Silberbergbau des GörNchnitz-Tales reich und mächtig wird, dis den Handel zwischen Italien und Deutschland, zwilchen Donau und Adria vermittelt, wie sie ja heute noch an der Donau—Adria-Eisenbahn liegt. Eine uneinnehmbare Feste muß dieser Petersberg zur Zeit der Steinkugeln gewesen sein. Dieser viereckige Vergsried mit seinen fünf Stockwerken, seinen schmalen Mauerschlitzen, dieser nach Nord, Süd und Ost ausspähende Wächter, diese nach Süden starrenden Rundtiirme, dieser nach Norden hoch ummauerte Vurgbergring, sind der aufblühendcn Handelsstadt völlige Sicherung gewesen. Nach Norden ist ans vorspringender Felsklippe noch der Geiersbcrg vorgeschoben, über hohen, wiederhergestellten Zinnen mauern ein schlanker Vergsried mit romanischen Fenstern, einem erneuerten Palas, einem winzigen Schloßlapellchen. So gebot gen Süden der Petersberg, gen Norden der Eeiersberg jedwedem Feinde halt. St. Peter, das Erzbistum Salzburg, war so Herr der Stadt und der Grafschaft. Es hatte Zoll und Münze in seiner Hand. Das Bollwerk der Ostmark, an Kärtens Nordgrenze, ist fest in seiner Hand. Der bayerische Stamm hat ja dies Herzog tum Kärnten begründet, das 676 als eigenes Herzogtum von Kärnten abgetrennt wird. Bis zur Drau hin sind die baju warischen Siedler vorgedrungen. Salzburg, seit 766 ein Erz bistum, ist an vielen Orten Herr über Grund und Boden. Seine Ostmark ist dies fruchtbare Tal. Untern, Krummstab war gut wohnen. So ge dieh das Städtchen unter dem Schuhe St. Peters durch den Han del an der Heerstraße, durch den Bergbau aus Silber und Eisen. Bald erbaute es sich eine mächtige Stadtpsarrkirche de» hl. Bartholomäus (um die Mitte des 12. Jahrhunderts), die sich mit ihren zwei schweren, sestungsartigen, von Rhomben dächern behelmten Westtürmen hoch über bas Weichbilo o^r Stadt zum Petersbergs hin emporschwingt. Dort amtierte sogar ein Propst mit seinem Kollegiatkapitel. Leider ist der wuchtige Westbau außen unschön „verschönert". Das Innere aber wirkt mit seinen schweren Halbsäulen und Rippengewölben noch immer großartig. Die gotische Baukunst hat von 1343 bis 1364 noch ein srllhgotisches, schlicht abgestrebtes, mit immer reicheren Fenstern nach Osten hin ausgestattctes, von winzigen Dach reiterchen im Westen gekröntes Chor, überragend hinzugesllgt. Eine eigene Kirche ist dies Chor, das in seinem Gestühl einst Propst und Stiftsherren barg. Es ist ungemein hoch und licht. Ein barocker Hochaltar wächst in zwei Stockwerken bis zur Decke des wuchtigen Gewölbes vor den bunten Chorsenstern empor. Diese Elassenster, die klugen und törichten Jungfrauen, ähneln in der Art der Zeichnung den Wandgemälden von Gurk. Die Kanzel ist zierliches Rokokospiel. Stattlich ein Grabmal der Renaissance. In der ausblühenden Handelsstadt, die deutsche Kai ser und Könige, Konrad IN., Friedrich Rotbart, beher bergte, hat dann auch 1217 der Predigerorden, der Seelsorge orden. der volkstümliche Vctlclorden, sich niedergelassen und das erste D o m i n i k a n e r k l o st e r in deutschen Landen begründet. Es liegt außerhalb der hochragenden, zinnenbekrönten Stadt mauer im Norden der Stadt. Eine Kirche, eine dreischissige Basilika, in äußerster Schlichtheit, ohne jeden Zierat erbaut, über dem das Dachreiterchen nadclschars cmporschießt. An der Nordwand der Kirche anschließend das weite Geviert de» Klosters, ebenfalls ganz streng und schlicht. Eine großartige Einheit. 1252 ist der monumentale Bau vollendet worden. Das Innere dieser in schlichtester Frühgotik erbauten Kirche ist arm. wie cs einer Prcdigcrkirche geziemt. Nur in einer Kapelle zur Rechten prnnkcn ein paar Renaissance-Erabmäler. Ich sitze sin nend im Gestühl: Da ragt eine mächtige Gestalt vor mir aus. TboMas von Aquin! Gewaltig hallen seine Worte: Dir, ver borgene Gottheit, unterwirft sich ganz mein Herz, weil es, dich betrachtend, ganz versagen muß! kriersaek, Kärnt6N8 8urgen8tadt Von Kalkar lägliek kri8ek6 ^a88erklöke plaudere! sm >Voekenende Von Msrsbu. „Sick) über nichts wunderns" Zu diesem Grundsatz bekennt sich der alte Horaz. Der konnte das freilich leicht sagen. Denn wenn man einen Freund namens Mäcenas hat und aller irdischen Sorgen enthoben ist, dann steht einem die Weltweisheit gut zu Gesichte. Minder glück lichen Sterblichen geht es anders. Was mich betrifft, ich bin trotz meines zunehmenden Greisenalters noch nicht gescheit oder abgebrüht genug, um alle Dinge dieses Daseins nur mit einem nachsichtigen Lächeln zu quittie ren. Ab und an wundere ich mich doch noch . . . So habe ich mich neulich gewundert, als ich in einem Schaufenster die Anpreisung las: „Täglich frische Wasserflöhe!" Was mochte das bedeuten? Flöhe hatte ich bisher für eine Plage gehalten, die man sich von niemandem gerne anbieten lätzt. Und nun dieses seltsame Angebot: „Täglich frische Wasserflöhe!" Denken ist Glückssache. Und da ich überzeugt bin, dass ich kein Glück habe, dachte ich nicht erst weiter nach, sondern trat in den Laden ein. Leckerbissen für Fische „Womit kann ich dienen?" fragte der Inhaber des Ladens, den ich gerade beim Füttern eines Affen störte. Denn es war selbstverständlich eine Zoologische Hand lung, die ich betreten hatte. Ein Lärm war in dem Laden wie in einem Kaffeehaus, in dem gerade zwanzig „Kränzchen" ihre Zusammenkunft halten. Der Affe kreischte, die Wellensittiche krächzten, die Kanarienvögel flöteten unmelodisck ... Ich kam nur schwer zu Wort. „Wegen der Wasscrflöhe komme ich", sagte ich. Der Verkäufer schien erfreut. „Ja, meine Wasserflöhe geniesten Nus", nickte er. „Darf ich fragen, wer mich Ihnen empfohlen hat? Nur der Wissenschaft halber. Ich verfolge es gern, wie sich mein Kundenkreis erweitert." „Allerdings: nur der Wissenschaft halber!" nahm ich ihn beim Wort. „Ich will zunächst gar keine Wasser flöhe kaufen. Ich möchte blost wissen: Wozu braucht man eigentlich Wasserflöhe?" Der Mann schien wirklich dem -<°>oraz näher ver wandt zu sein als ich: er wunderte sich gar nicht. Er fragte freundlich: „Ach, Sie haben noch gar kein Aquarium?" „Aquarium? Nicht dost ich wüsste!" „Ja, dann können Sie natürlich nickt wissen? Das mit den Wasserflöhen nämlich. Wasserflöhe sind Fisch- nakrung. Ein sehr wichtiger Teil der Fischnahrung sogar. Weil sie den Fischen besonders gut schnu'cken. Fischfutter gibt es ja mancherlei Art, besonders Futter, das aus pflanzlichen Stoffen zusammengesetzt ist. Bester als diese übliche Kost mundet den lieben Fischen freilich ein leben diger Organismus." „lind das ist der Wasserfloh?" „Ganz recht, mein Herr. Uns Menschen geht es ja auch nickt anders. Wir vermögen schon einmal eine Weile vegetarisch zu leben — aber dann schmeckt uns dos Beef steak noch einmal so gut wie vorher. Oder dreifach so aut schmeckt es uns, wenn wir etwa gar einen Lecker bissen wie Hummer oder frische Krebse zu Gesicht bekommen." Fressen, um gefressen zu werden „Frische Krebse, ja!" gab ich zu. „Aber Wasser flöhe? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Floh delikat schmeckt." „Aber es sind doch gar keine Flöhe!" versicherte mir der Berköufer. Er mack*e dabet eine Verbeugung und zog ein schmerzliches Gesicht, so als hätte er Leib schneiden. „Es sind keine Flöhe, sie heissen nur so!" „Sie sind nicht . . . aber heitzen so . . .?" wieder holte ich, vermutlich Mit einem nicht sehr geistreichen Gesicht. „Ja, warum heissen sie dann Flöhe ..." „Die menschliche Sprache ist unvollkommen", er klärte mir der Händler, der nun seine Ruhe wieder gewonnen hotte. „Sie muss manches durch Vergleiche ansdrücken. Trinken Sie Moselwein?" „Ja!" wunderte ich mich. „Dann kennen Sie sicher das Gewächs: „Zeller Schwarze Katz." Das ist auch keine Katze, obwohl , der Wein so heisst. Und so ist der Wasserfloh kein Wasserfloh, trotz seines Nomens." „Sondern?" „Nun: eben ein Krebs! Gerade deshalb verglich ich ihn mit frischen Krebsen. Wie uns die Flusskrebse mun den, so mögen den Fischen die Rüsselkrcbse schmecken, die wir Wassorflöhe nennen. Flöhe hat man sie wohl nur deshalb getauft, weil sie uns als so winzig klein ersckei« nen. Aber es sind trotzdem ganz ordentliche Krebse, die eine zweiklappige Schale haben und wie andere Krebse von kleineren Organismen und organischen Resten leben. Sie fressen die Kleineren, um dann selbst von den Grösse ren gefressen zu werden." „Dos kommt nicht nur im Aquarium vor", meinte ick. „Nein, es ist das Grundgesetz alles Organischen", soote der Verkäufer, der sich allmählich warm redete. ..The struggle for lifc — der Kampf ums Dasein", wie Darwin das nannte. Gerade deshalb sollten Sie sich ein Aquarium anschasfen. Sie haben darin ein wunderbar wahres und anmutiges Bild des Lebens in seiner Schön heit und Wildheit.« Das Aquarium als Seelentrost „Ist das ein genügender Grund?" fragte ich be lustigt. Aber der .Händler mar durch meinen Spott kei neswegs entmutigt. Er war wohl an schwierige Kunden gewöhnt. „Es Ist e I n Grund von vielen", versicherte er mir. „Wenn Sie die bunte Vielfalt der Welt verwirrt —