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Auch der Deutsche Ord^n hat sich 1240 seine Kirche in der reichsten Stadt der Ostmark erbaut. Eine Ruine ist dem Petersberg gegenüber die 1803 auf dem Vigillnberg abgebrannte Propstetkirche. Nur das sünsseitige, schwerabgestrebte, von dreibahnigen Fenstern durchlichtete Thor Ist erhalten. Wie das Chor der Vacharacher Wernerskirche steht es im Süden der Stadt hoch über dem Tal der Metnitz, das an Breite dem des Rheines nicht nachsteht. Ueberhaupt kommt Bacharach mit seinen Mauern und Türmen mir hier immer wieder in den Sinn. In den Trümmern des Petersberges hat sich eine Sommer« wirtschast eingerichtet. Da sitzen wir beim Steiermärker Wein und träumen uns immer tiefer zurück in die alten Zelten! Ein Römerkastell soll hier oben gestanden haben. (Seine viereckigen Denare mit dem Kirchengiebcl auf dem Rücken, die „Friesacher" hatten im dreizehnten Jahrhundert weiten Kurs!) Noreia, die Hauptstadt der Taurisker in der römischen Provinz Noricum fin der Nähe des heutigen Neu markt gelegen), war ja nicht fern: Wie eine Flut wälzt sich es durch das breite Metnitz- und Olsa-Tul. Der Tenturio, der das Kastell befehligt, späht hinab: Ihr Götter! Römer find'»! Ohne Waffen und Gepäck! Ein geschlagenes Heer! Und da jagt auch Papirius Tarbo, der Konsul, in seinem Rcisewagen vorüber! So rast nur ein ge schlagener Mann. So haben die Barbaren, diese Timbern, doch gesiegt! Die Alpenpässe sind frei. Der Weg nach Italien steht ihnen ossen. Ob sie denn nicht kommen? In endlosem Zuge? Mit Weib und Kind? Ist das dein Ende, ewiges Rom? Er schnallt seinen Helmriemen fester: Wohlan! Ich werde zu sterben wissen! Doch kein Timber ist damals, im Jahre 113 v. Thr., nach Kärnten, trotz der gewonnenen Schlacht, eingedrungen. Zu groß war noch die Lhrsurcht vor Rom. Donauauswärts sind sie ab gezogen . . . Vom Petersberg spähen die Mönche ins Land. Ueber die Hohen Tauern sind sie ins Drautal hernieder gestiegen, den bayerischen Kriegern, den Siegern über die Sla wen, nach. Durch das Tal der Gurk sind sie dann ins Metnitz- Tal gekommen. Wie ein Garten ist diese Au. Aber sie ist von den adziehenden Römern verwüstet, von den nachrllckenden Lan gobarden verlassen worden. Hier wird der bayerische Bauer nun siedeln. Penn deutsch ist und bleibt nun dies Land. Und wir werden hier oben dem hl. Petrus, dem Patron de» Erzbistums Salzburg, ein Kirchlein erbauen . .. In diesem Kirchlein stehe ich nun. Das vierseitige Thor mit der halbrunden Apsis ist wohl der winzige Bau, den S t. Rupert» Söhne errichtet haben. Alte deutsche Gemälde (um 1S25), der reuige Petrus, schmücken die Wände. Wir treten hinaus an die Brüstung der Terrasse, die hinter der winzigen halbrunden Apsis stell zur Stadt hinabfällt. Wir möchten vor Jubel die Arme breiten: Nun bist du wieder unser, alte, deutsche Stadt, herrliche Aul Nun bist du wieder Deutschlands südlichste Mark, du kerndeutsches Kärnten! Nun seid ihr, Brüder, die ihr nach 19l9 um euer Deutschtum mit der Waffe und dem Stimmzettel gekämpft habt, hetmge- kehrt ins Reich! Und Ich sehe sie flammen, die Freudenseuer auf den Höhen! Und auch in meinem Herzen flammt Freude aus! Nun bin ich in diesem herrlichen Lande kein Fremdling mehr! ^Vann i8t ein 6eksn§ni8 eigentlich ein Oeksngni8? Da, Gericht in Elomianowih in Polen hat sich zur Zeit mit «in« recht schwierigen Frage zu befassen. Ein Sträfling war in «In» Gefängniszelle gesetzt worden. Es handelt sich genauer gesagt um «inen Bettler, den man aus frischer Tat ertappt und gleich zu einer Polizeistrase verdonnert hatte. Nun aber hatte der Wärter vergessen, die Tür der Zelle abzuschlictzen. Der Vagabund nahm also seinen Hut und verliest das Eesäng- ni». Gr vertrat die Ansicht, dast ein Gefängnis mit einer offe nen Zellentür gar kein Gefängnis sei. Und wenn die Tür ossen stehe — dann könne er auch hinausgehen. Nun soll man entscheiden, ob ein Sträfling auch bei offener Tür in seiner Zelle zu bleiben hat, ob also gewissermasten das Schlost an der Tür nur ein Symbol Ist, während es sonst auf den guten Willen d«, Sträflings ankommt. Vorläufig hat das Gericht die Auf. sassung vertreten, der Mann sei aus der Zelle entflohen. Doch dieser hat Einspruch erhoben. Der Fall geht nach War chau an da» höchst« Gericht. ist es dann nicht tröstlich, einen Blick auf ein Sein zu tun, das ohne Lärm genau so reich und vielgestaltig ist? Es kommt einem dann alles weniger schwer vor. Man nimmt sich selbst nicht wehr so wichtig. Und das ist ja in schlimmen Stunden die Hauptsache." „Also das Aquarium als Scelentrost?" „Wenn Sie so wollen, ja. Aber Sie brauchen es nicht unbedingt so tiefsinnig zu sehen." Der Verkäufer lächelte: „Genügt es nicht auch, diesen kleinen Wasser behälter, den wir mit einigen Fischen und Wasserpflan zen in unser Zimmer stellen, als ein Sinnbild zu neh men? Als einen Gruß aus der milden bunten Welt der Tiefsee, die uns fern und unzugänglich ist wie die Weite des Sternenhimmels?" „Ach!" sagte ich nur. denn mir blieb die Luft weg. So viel Begeisterung halte ich hinter dem Mann gar nicht vermutet. Und das alles wegen der blödsinnigen Wasserflöhe! „Das Wasser", fuhr dieser Philosoph des Aquariums unbeirrt fort, „sehen wir alle mit viel zu gedankenlosen Blicken an. Mell cs uns selbstverständlich, weil es uns gewohnt ist. Das Selbstverständliche aber ist immer das wahrhaft Rätselhafte . . ." „Das Element!" nickte ich, um nur etwas zu sagen. „Ganz recht: das Element!" begeisterte sich der andere. „Wenn Sie am Gestade des Meeres stehen, wenn Sie die wildbewegte See sich bäumen, kühne Wellen schloocn sehen: dann ahnen Sie die Grenzen einer ande ren Welt, die der unseren in manchem ttknlich, aber doch zur Gänze non ihr getrennt ist. Ein Gruß aus dieser rätselhaften Welt: das ist das Aquarium." Einladung ins Abenteuer Ich glaubte, dass es nun an der Zeit sei, mich zu empfehlen. Wenn der Laden auch um diese Tagesstunde osfenbar keine Kundschaft zu erwarten hatte: ich hatte den Mann lange genug aufgehalten. „Vielen Dank für Ihre freundliche Aufklärung!" sagte ich. „Ich möchte Sie jetzt nicht länger stören. Die Sache mit dem Aquarium werde ich mir überlegen." 1*owari8ck Iwan will einen krack Wenn man die Sowjet-Literatur studiert, die in das Ausland hinausgeschickt wird, erfährt man, dast bei den Sow jets vor allem in den-grasten Städten jetzt elegante Schneider läden eingerichtet sind, wo jeder sich so viele Anzüge bestellen kann, wie er will, oder zu bezahlen imstande ist. Doch diese interessanten Angaben erfahren einen seltsamen Kommentar durch den „Briefkasten" der Lentngradskafa Pravda. Es wäre schade, diesem Briefkasten auch nur den kleinsten Kommentar anzuhängen. Er spricht für sich. Towartsch Iwan wollte einen schönen Anzug. Er ging in einen staatlichen Schneiderladcn, auf dessen Fenster zu lesen stand: „Alle Anzüge werden in zwei Woci-en sertlggcsteNt." Iwan gab also seine Bestellung auf. Als er nach zwei Wochen hinkam, war nicht einmal mit der Arbeit begonnen worden. Auch wußte niemand etwas von seiner Bestellung, da inzwischen die gesamte Belegschaft ver haftet und in ein Zwangslager geschickt worden war. Iwan tobte und wollte den Staatskommissar, die Polizei, den Kom missar für Leichtindustrie alarmieren. Der Lärm, den er schlug, hatte gar keinen Erfolg. Man sah ihn stumm an. Heute sind acht Monate vergangen. Iwan hat seinen Anzug immer noch nicht. Da ist der Towarisch Nikolas. Er ging in den staatlichen Schneiderladen Nr. 16 und bestellte einen Manjel. Dieser Mantel war nach neun Wochen fertig. Doch als er Ihm abgelte- fert wurde, fehlte ein Aermel. Nikolas ging zqr Polizei. Man untersuchte ble^Angelegenheit. Der Aermel war nicht zu finden. Der gleiche Stoff war nicht mehr aufzutreiben. Schließlich ver ständigte man sich mit Towarisch Nikolas dahin, daß er in Zukunft den Mund über den Fall halte, wenn man Ihm einen Aermel aus einem anderen Stoff in den Mantel setze. Und * nun wird Nikolas Im nächsten Winter ejnen Mantel mit zwei verschiedenen Aermel« tragen. In Rußland ist es kalt im Winter. Lieber zwei verfchiedene Aermel, als überhaupt keinen Mantel. Oder das Erlebnis eines dritten Bewohners des „Para dieses". Er hatte im Schneioerladen Nr. 34 einen schönen Stofs gefunden — dunkel, In schwerer Qualität. Das war genau das, war er wünschte. Er bestellte, bezahlte eine große Summe an und hörte fünf Monate nichts von seinem neuen Anzug. Doch als man ihm dann den Anzug lieferte, war er aus einem anderen Stoss hergestellt. Und von dem guten Material, das der Towarisch vorher ausgesucht, war in ganz Rußland keine Spur mehr zu entdecken. 8ie keiratet — wenn die ^adel 8ckwimmt Die Mädchen von Nancy wissen heute, wer im Laufe der nächsten zwölf Monate in den Stand der Ehe treten wird. Sie sind sich darüber im klaren, dast die große Fahrt zur Spitze des Eris-Mouton statlsand. Denn auf dem Eris-Mouton be. findet sich ein Brunnen, der in der Lage sein soll, die Hochzeit voraus-usagen. Denn wenn ein junges Mädchen eine Steck nadel oder sonst ein« Nadel in das Wasser wirft und die Nadel auf dem Wasser schwimmt, dann kann das Mädchen sicher sein, dast der Freier mit recht positiven Vorschlägen antreten wird. Die Mädchen von Nancy glauben an diese schöne Legende und marschieren in jedem Jahr in die Gegend von Remirmont, um von dort aus aus den Eris-Mouton zu klettern. Uebrigens hat diese Legende einen historischen Hintergrund: als die Hunnen in diese Gegend kamen, suchte ein junges hüb sches Mädchen mit Namen Sabine Zuflucht auf dem Gipfel des Gris-Mouton. Aber dieses Versteck wurde von einem Hunnen entdeckt. Er drang mit seinem erhobenen Beil in der Hand in den Keller rund um den Brunnen ein und — wollte mit dem Veil das Mädchen erschlagen, als eine geheimnisvolle Krast ihm das Beil aus der Hand nahm und in den Brunnen fallest liest. Aber das Veil ging nicht unter, sondern schwamm aus dem Wasser. Ehe sich der Hunne von seinem Schreck erholt hatte, war ihm Sabine davongelausen. Man ist nun vssenbar der Ansicht, daß zwar nicht ein Veil, wohl aber eine Nadel aus reichend ist, als Symbol dafür, daß ein nettes junges Mädchen zwar nicht einem Hunnen entkommt, wohl aber dem Schicksal, «ine alte Jungfer zu werden. Ko8t8pieIiKe l'reppe kür Lacli8e Bekanntlich wandern die Lachse Jahr für Jahr stromauf wärts ins Ouellgebiet der Flüsse, an di« Stätte ihrer eigenen Kindheit, um dort zu laichen. Und auf diesem Wege nehmen sie jedes Hindernis, springen über Stromschnellen, über Felsen, und im Ouellgebiet, wo der Wasserlauf vielleicht einmal ver sickert, schnellen sie sich über das trockene Land hinweg, um nur ihr Ziel zu erreichen. Es liegt im Interesse der Menschen, diese von gehelmnis vollen Trieben befohlene Wanderung nach Kräften zu unter stützen. Und so hat sich ein amerikanischer Staat entschlösse«! 25 Millionen Reichsmark für ein« Treppe auszugeben, die eigens für die Lachse im Kolumbia-Strom im Nordwestc Nordamerikas sertiggestellt wurde. Dieser Strom ist regulier!, und die zum Teil 60 Meter hohen Staustufen waren denn doch für die wandernden Lachse ein unüberwindliches Hindernis. So baute man ihnen also an der schwierigsten Stelle eine kost bare Treppe, und aller Voraussicht nach wird dadurch der Lachs fang viel rentabler werden. Zlrien 8inAt er im Kopktand ... In einem großen Londoner Varietü tritt augenblicklich ein Artist auf, der nicht nur in seinem Fach Außcrordentliciies leistet, sondern außerdem das Kunststück fertig bringt, im Kopf- ' stand die schwierigsten Opernarien zu singen. Und zwar nicht einmal schlecht. Das Publikum jedenfalls ist begeistert. Line klandvoll Anekdoten Die Rose und der Ziegelstein. Der berühmte Publizist Hilaire Belloc wurde aus einer Wanderung durch Irland von einem orkanartigen Sturmregen überfallen. Er bemerkte in der Ferne ein Licht, lief darauf zu und konnte sich bald in die kleine Hütte eines irischen Bauern retten. Während er sich am Kamin trocknete, bemerkte er auf dessen Sims eine schön polierte Holztafel, aus der unter einer großen Glasglocke eine Rose und ein Ziegelstein lagen. Belloc fragte den Bauern neugierig, was das zu bedeuten habe? „Sehen Sie diese Narbe hier?" fragte der Bauer und wie» auf sein« rotumbüschelte Stirn. „Können. Sie sehen? Das hat der Ziegelstein gemacht." „Aber... die Rose?» „Die wuchs auf dem Grab des Gen.,euian, der ihn ge worfen hat." Straßenszene. Ein Austenboulevard in Paris. Totenstill in der Mittags« Hitze. Zwei bleiche Jünglinge zwischen 15 und 16, halb Straßen« jungen, halb Apachen schlendern an einem Obstladen vorüber. Kein Verkäufer zu sehen. Die Körbe scheinen unbeaufsichtigt. Einer der beiden Burschen, der jüngere, streckt seine Hand aus, um . . . Aber nein, er hat Angst, er zieht sie zurück; jetzt streckt er sie wieder vor, zuckt wieder zurück — die Versuchung wird immer größer. „Mensch!" sagt der andere mit verächtlicher Unterlippe .., „Warum feilschst du? ., . Js janich teuer!" * Ein kühner Witz. Nach der Schlacht von Leuze, wo die königlichen Truppen Wunderdinge vollbracht hatten, unterhielten sich einige Offi ziere über ihre Heldentaten. Der eine sagte: „Ich meinesteils habe zwanzig Mann ge tötet." Ein anderer: „Ich ebensoviel." — Ein dritter be hauptet«, ganz allein drei Eskadronen aufgerieben zu haben. Ein vierter hatte ein Bündel Fahnen erbeutet. „Und Sie?" wandte man sich an einen jungen Edelmann von stolzer Miene, dessen Tapferkeit bekannt war. „Und Si» sagen gar nichts? Was haben Sie vollbracht?" „Ich", sagte er ruhig, „ich bin getötet worden!" Lin Voxsel le^t 6VV0 Kilometer Zurück Dem Budapester Ornithologischen Institut wurde au» Brüssel mitgeteilt, dast im April dieses Jahres an der Mündung des Kongo ein mit einem Ring der Budapester Anstalt ver sehener Vogel abgeschossen wurde, dessen Veringungsdatum er beten wurde. Cs handelt sich bet dem Vogel um einen Fliegen schnäpper, der im Mai vorigen Jahres in Ungarn beringt worden ist. Die Entfernung des Veringungs- und des Abschuß ortes beträgt 6000 Kilometer. Die ungarische Presse stellt fest, dast dies der erste Fall sei, daß ein aus Ungarn stammend«! Vogel in Belgisch-Kongo „erlegt" wurde. „Gor nichts zu danken!" lehnte er bescheiden ab. „Es war mir eine Freude, Ihnen das zu sagen. Sehen Sie, wenn man von dem Reichtum und der Schönheit beglückt ist" — er machte eine Kreisbewegung mit der Hand zu all den Käfigen und Kästen hin, die mir nun gar nicht mehr so grotesk erschienen — „wenn- man eine Freude daran hat, den Menschen ein Stückchen der Natur nahe zu bringen, dann ist alles, was man in diesem Bestreben tut, ein Glück für uns selbst." „Sehr schön, wirklich!" gab ich gerührt zu. „Kennen Sie das Buch über das Arcturus-Aben- teuer?" fragte er, wie mir schien unvermittelt. „Nein." „Das wäre eine Anregung für Sie. Warten Sie, ich bringe es Ihnen, Sie können es mir gelegentlich wiedergebcn." Er eilte ins Nebenzimmer und kalte einen Band, von dessen Titelseite drei schwarze Fische mit gelben Flossen und roten Schwänzen grüßten. „Lesen Sie das, cs wird Sie interessieren!" Ich war da anderer Meinung und wollte dankend ableknen. Doch ich habe die Schwäche, daß mir die passen den Ausreden immer erst binterker einfallen. So wurde ich schließlich mit einem Händedruck von dem freund lichen Mann verabschiedet und zog mit dem „Arcturus- Abenteuer" unter dem Arm los. Rätsel und Gleichnis Das Buch habe ich zunächst zu tausend anderen ins Bücherregal gestellt. So! Da mochte es stehen. Aber an den langen Herbstobenden, an denen draußen ein sehr unfreundliches Wetter herrscht und einen drinnen Mandelentzündung oder Schnupfen plagt, sucht man Trost bei den Büchern. Und plötzlich ist man in das „Arcturus-Ahenteuer" geraten. Arcturus ist in diesem Falle — ich sage das nur zur Beruhigung der klugen Leute — nicht jener Stern erster Größe, sondern eine Dampfjacht, mit der ein ge wisser William Beebe 102!» die erste Tiefsee-Expedition der Newyorker Zoologischen Gesellschaft unternahm. „Diese Expedition barg eine Fülle wissenschaftlicher Schätze: von den allermikroskopischsten Wesen, die zum Leuchten der Meeresoberfläche beitragen, bis zum Nie« senteufelssisch von mehr als 20 Zentner Gewicht." — Das Buch, das mir der treffliche Händler verpaßt hatte, ist die deutsche Uebersetzung des Expeditionsberichts, die 1028 bei Brockhaus erschienen ist. Da lernt man allerdings jenes Staunen vor den Geschehnissen der Tiefsee, von dem der begeisterte Zoo- Händler zu mir gesprochen hatte. „Als ich vor einiger Zeit", schreibt Beebe, „eines Abends so lange wissen schaftlich gearbeitet hatte, daß mir der Kopf brummte, sah ich mir zur Erholung Drachenbildcr von Parrish und Rackham an. Auch dabei ließ mich die Wissenschaft nicht los. Ich verglich die Drachenbilder mit farbigen Tafeln, die ich von Tiefseefischen hatte «»fertigen lassen. Zu meiner Freude fand ich, daß die Fische jede Art von Drachen aufmeisen. In diesen abgründigen Regionen gibt cs Fische, die jedem Phantasieaebilde von Drachen oder Ungeheuern Hohn sprechen. Hier treiben Krufter ihr Wesen, im Vergleich zu denen die Gorgoylen von Notre Dame, die Teufel in Dantes Hölle als gewöhnlich und normal erscheinen." Die Tiefsee — bis zu 10 Kilometern ist dos Welt« meer an einzelnen Stellen tief! — ist dem Menschen ebenso unzuqänglich und fremd wie der sternbesäte Wel lenraum. Kühne Fischer holen mit klug ersonnenen Fanggeräten Proben des Lebens jener Tiefen empor, die uns von einer seltsam fremden Welt künden. Sie kommen aus Tiefen, in denen ewige Finsternis herrscht, in der Tiere, die sich verbergen wollen, einen Lichtnebet ausströmen, in der Fische, die selbst blind sind, leuchten. Vor diesen Bildern der Tiefsee lernt man wieder das Staunen über die Mannigfaltigkeit und Größe der Schöpfung, von der unsere irdische Lichtwelt nur einen unvorstellbar kleinen Teil bildet. Es ist wahrscheinlich doch nicht so töricht, sich in dieser unserer Lichtwelt jener Welt der Finsternis zu erinnern, die uns das Wasser verbirgt. Vielleicht werde ich mir doch noch ein Aquarium anschaffen... . ' .