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Mittwoch, 14. September 1SS8 Nummer 81«, Seit« 7 Sächsische Volkszeitung von «Fau^ «^s^ss Oop/rlght b> Karl Kübloe L 6o., öselln » btaohckruolc vorboton ^-r^s -A'sBs />r s^-rsr* aFs-r ^5crö/ IS. Fortsetzung. Ich iLHle Tber bas ganze Erficht: die Flaschenpost ist erledigt, Regensburg ist erledigt, und Alois Huber, der rot haarige Erafensohn, mag die Donau aufwärts schwimmen, um das Uferbuschwerk nach Wasserleichen abzusuchen. Wochenlang mag er das tun. Ich bezahle alles. „Wer ist das?" fragt Rosa, als sie mein Lachen sieht. „Wer - die Brigitte? Meine Nichte!" sage ich. „Es ist Brigitte Meister!" widerspricht Rosa. „Aber — Rosa", lache ich noch immer, „es gibt viele Mädchen, di« Maria und Anna und Rosa heißen . . , Warum soll es denn nur ein einziges Mädchen geben, das Brigitte heißt?" „Aber ich kenne die Handschrift!" Ich tu das einzige, was Rosa von meiner Unschuld zu überzeugen scheint, — ich kneife wieder in die Backe. „Dummkopf", schelte ich, „in meiner Familie heißt jede Weite Frau Brigitte. Ich habe zwei Tanten gehabt, die Brigitte hießen, drei Nichten, vier Großmütter . . . Alle heißen oder hießen Brigitte. Du bist die erste Rosa. Und nun mach'» Fenster zu und hol' frisches Waschwasser." Rosa ist besiegt; sie erkennt teils meine Unschuld, teils meine Begründung an und tut, was ihres Amtes ist. So lange um meine Geburtsstadt die alten Stadtmauern stehen, wird es solche Rosas geben. Da spielt es dann gar keine Rolle, daß die Nichten ihre Onkel siezen, wenn sie ihnen Ansichtspostkarten schreiben. Aber ich möchte vor Grimm die magere Glühbirne in meinem Zimmer zerschießen: nun war ich in Augsburg — und habe keine Ahnung gehabt, daß ich wahrscheinlich bloß zwei Querstraßen weiter hätte gehen müssen, um das Ab bild meiner jungen Anna Toppler wiederzusehen. Aller dings — eine Adresse gibt Brigite nicht an. Wo mag sie bloß stecken? Ich lege das Jackett ab, und dabei klappert der Re volver, den ich aus Haeberleins Häusel mitgenommen habe, gegen die Stuhllehne. Wag ist das eigentlich für eine Waffe? Ich nehme sie heraus und schaue mir die Trommel an; es sind nur Platzpatronen drin. Haeberlein ist ein Ehrenmann: er hat mir die Wahrheit gesagt, er schießt nicht. Aber in der Tür steht Rosa und versucht krampfhaft, die Kanne mit dem Waschwasser festzuhalten. Es gelingt ihr ntcht. Die mörderische Waffe in meiner Hand erschüttert sie dermaßen, daß die irdene Kanne zu Boden fällt und «in großer See sich ausbreitet. ,IZas wollen Sie tun?" fragt Rosa. „Wenn ich nachts nicht schlafen kann" sage ich ihr, „schieße ich die Motten einzeln tot, Rosa. Und nun müssen Sie eine neue Kanne holen. Hier haben Sie Geld für die zerschlagene. War wieder Ihr Herz schuld?" „Wozu brauchen Sie die Pistole?" fragt Rosa. Ich mache gar nicht den Versuch, einer Frau den Unter schied zwischen Revolver, Pistole und Feldhaubitz« zu er- Naren; es hätte keinen Zweck. „Wir Männer sind alle Helden", läge ich nur, .Hafllr brauchen wir so etwas. Und nun wischen Sie das Unglück hier auf und holen Sie mir endlich Waschwasser. Sonst schieße ich aus di« Wasch schüssel, und dann müssen Sie auch die noch neu kaufen." Ich bin aufgekratzt wie ein Zwanzigjähriger, weil Bri gitte mir. geschrieben hat. Ob der Lrakensobn. das rot haarige Elend, auch elne Karte bekommen hat? Aus geschlossen! Nach dem Abendbrot besuche ich Sebastian. Ich bin froh, daß Steinsieder im Ort ist und ich mich nicht mehr abzurackern brauche. Sebastian aber ist in trülier Ver fassung. Die Polizei war gewiß da, und sie hat auch Fingerabdrücke ausgenommen, aber die meisten gehörten ihm selber, und die übrigen müssen erst in München oder gar in Berlin verglichen werden. Polizeihunde sind nicht zur Stelle. Wahrscheinlich hätten sie nicht einmal einen Zweck, weil es in der Nacht noch geregnet hat. Und Poli zeihunde brauchen trockenes Wetter, hat dSt Sergeant ge sagt. Die drei Wagen sind vorerst nicht zu benutzen. „Jammerschade", gestehe ich ein, „ich möchte Eie näm lich auf zwei, drei Tage wegschicken, zur Erholung!" „Wieso?" Da kommt mir ein Gedanke. „Sebastian", sage ich, „glauben Sie, daß Alois die Brigitte bekommt?" „Er tut so", sagt Sebastian. „Tie Brigitte habe ich darüber nicht gesprochen." „Ein ganz netter Bursche, der Alois", sage ich diplo matisch, „aber sehr intelligent scheint er nicht zu sein. Tas ist meistens so vei den hübschen Männern. Was sie draußen haben, fehlt drinnen. Oder sind Sie anderer Ansicht?" „Tüchtig ist er schon", sagt Sebastian mit einem Ver such, die goldene Mittellinie zu finden. „Auf dem Tach vielleicht", gebe ich zu. „Aber hören Sie zu, und was ich sage, bleibt unter uns. Auch der Alois darf nichts davon erfahren. Ich habe eine Karte aus Augsburg bekommen: Brigitte ist in Augs burg. Die Adresse weiß ich nicht. Fahren Sie doch mit der Bahn nach Augsburg und gehen Eie ein paar Tage da spazieren; das Mädel wird doch nicht gefangen sein. Sie werden sie tagsüber sicher irgendwo treffen, in der Alt stadt — oder drum herum. Sie können ja dabei nach Ihren Zündapparaten suchen, daß Sie die Ersatzteile kriegen . . . Dann ist die Zeit nicht ganz verloren. Und was Sie so an Taschengeld brauchen —, ich komme dafür aus." Sebastian ist sofort bereit; seine Augen strahlen sogar einen verräterischen Glanz aus. Ich glaube nicht, daß der von der Aussicht auf die Zündapparate kommt. Er nimmt das Geld und verspricht, in aller Herrgotts frühe loszufahren. Und Ich fühle mich wie der Gott in der Maschine: ich kann die Menschen hin und her schieben, bloß weil ich am Erie-See und da herum gute Geschäfte mit den Pelztierjägern gemacht habe. Aber so ist das. Wenn ich als armer Schlucker her gekommen wäre, hätte ich nicht am Stammtisch im „Tilly" Platz nehmen dürfen. Die Leute in meiner Heimatstadt wollen nicht einmal Vorteile von mir haben —, sie wollen bloß glauben, daß ich Geld besitze. Dann sind sie lieb und nett. Nicht einmal Rosa sähe mich an, wenn ich im ab geschabten Kittel die Runde um St. Jacob machte. Von Sebastian gehe ich zum Stammtisch. Unterwegs treffe ich Sebaldns Pirkheimer, der mit Barbara eine abend liche Promenade unternimmt. Ich täusche mich nicht: Ce- baldus schwebt zwischen Ja und Nein. Er möchte kamerad schaftlich zu mir sein wie am ersten. Tage, aber er hat Hem mungen. Man musi von mir Dinas erzählen, über die er als Handwerker sich nicht hinwegfehen darf, wenn er ntcht in ein falsches Licht kommen will. Nm Stammtisch darf man das; dort wird zu gegebener Stunde sowieso das Urteil über mich gesprochen; die Honoratioren, die hier sitzen, sind gewissermaßen der Gerichtshof. Wenn sie mich fallen laste», bin ich erledigt;.und auf sie als Richter fällt kein Vorwurk. Der Kleinbürger aber wartet erst das Urteil ab und ixr. hält sich bis dahin wie Sebaldns Pirkheimer. Eigentlich möchte ich gerne wisse», was man sich über mich erzählt; aber wenn ich's weiß, kann ich keinen heißen Kops bekommen. Sebastian ist gut daran: er ist Fuhrwerksunternehmer und braucht sich um so feine Ehrunterschiede nicht zu sorgen. Also — ich sitze am Stammtisch. Dr. Lehmann aus München ist schon da, aber er begnügt sich mit einem amü sierten Lächeln. Ich weiß, warum er lächelt: in der Ecke schräg gegenüber sitzt der Steinsieder und passt mächtige Ringe In die Luft: er macht Spesen Auch Tonnboser schmort in seinem Stuhl, der Apotheker mit dem Fettherz ist an wesend, sein Provisor ist mitgekommen; der junge Mann, der mich neulich bediente. Ich habe einen Platz auf der Eck bank und neben mir ist noch eine Fläche frei für Uttersen. Hinter dem Ladentisch träumt die dicke Wirtin, meine Iugendgespielin, der Kindheit nach. Die Luft ist dicht von Zigarrenrauch und Trägheit, und aus der Küche kommt der Zwiebelgeruch, der Steinsieders Roastbeef voraneilt. Ich bin ganz zu Hause, ganz in meiner Heimatstadt. Man spricht von einer Neuregelung des Standgeldes auf dem Markt an der Kirche, von einem mißratenen Sohn, von einem Landhausbau am Oettinger Tor . . . Der Vier preis soll gesenkt werden —, der Verschönerungsverein will ein Trachtenfest veranstalten —, und der Bürgermeister will in diesem Jahr seinen Sohn auf die Universität nach Tübingen schicken. . . Endlich kommt Uttersen an. „Na, zurück —?" begrüßt er mich. „Wie Sie sehen —" „Wie war es in Augsburg?" fragt er. Ich sehe Lehmann aus München an, er senkt den Blick, was alles und nichts heißen kann. „Gut, danke", sage ich. „Ich weiß", sagt er. „Wir wissen hier ja alles. Wollen Sie denn nun Haeberleins Haus kaufen — oder nicht?" Da geht mir der Seifensieder auf: Dr. Lehmann hat nichts verraten, aber der Agent, der Benzinger, hat nach meinem Besuch bei Haeberlein angerusen. Es ist ja leicht zu erraten, wie Uttersen dann kombinierte. Ich war bei Benzinger, und mit mir Steinsieder. Benzinger hat, nach dem wir so eilig fortgingen, fofort mit Haeberlein ge- prochen: der Detektiv aus Augsburg war mit einem Herrn >ier und ist mit der Bahn weitergefahren. Wir beide liegen hier am Bahnhof aus dem gleichen Zug. . ., und Uenzingers Beschreibung von meinem Aeußeren beseitigte jeden Zweifel. Wahrscheinlich kennt der Stadtrat den Detektiv sogar von Ansehen. Die Schlußfolgerung: ich war in Augsburg, holte Steinsieder. . . und fo weiter . . . Und nun sitze ich wieder am Honoratiorentisch, und drüben in der Ecke sitzt Steinsieder. Uttersen lächelt vor sich hin — und bemächtigt sich dann der Unterhaltung. Er hat eine geschickte Art, diese schwer fälligen Menschen einzuwickeln. Er stellt alles so wunder bar klar hin, daß die Einheimische» ihn bewundern müssen. „Unsere Stadt" ist sein Leitmotiv, und es gibt keinen, der damit nicht einzusangen wäre. Der eigene Kirchturm ist immer schöner als die Türme der Frauenkirche von Mün chen. Uttersen spricht wie ein Schauspieler auf Beifall; er fängt jeden einzelnen. Und auch zu mir ist er sehr nett. Nur so nebenher sagt er: „Es wäre schade, wenn Sie, aus gerechnet Sie, Herr Schefsler, nicht bei uns blieben! Sie könnten der Stadt viel nützen. Und wie schnell könnten Sie bei uns zu verdienten Ehren kommen. Wir brauchen hier Menschen mit Ihrem Weitblick!" Wirklich, ich muß ein hartgesottener Sünder sein, um mich von solchen Ehren auszuschließen. Aber schließlich werden solche Sachen nur für die Oessentlichkeit gesprochen; bei sich denkt dieser Uttersen ganz anders. Er hält sich heute nicht lange aus. und wie er hinaus ist, merke ich, daß der Detektiv auch schon verschwun den ist. Alle, die am Tische sind verharren in Ahnungs losigkeit, bloß Dr. Lehmann prüft mich; er weiß, daß heute eine ganz ausdrückliche Kriegserklärung ausgesprochen wurde. Als ich mich zum Ausbruch rüste, ist denn auch er es, der sich gleichzeitig erhebt. An der Tür treffen wir zusammen. ,Fortfetzung folgt.» fragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige teute Paradies Erinnerung B. M. In Du. — „Du lieunst sicher das viel zitierte Wort: „Erinnerung ist ein Paradies, aus dem uns niemand vertrei ben kann." Woher stammt das wohl?" — Es stammt von Johann Paul Friedrich Richter (1763— 1825), der unter dem Decknamen Jean Paul weltbekannt geworden ist. Jean Paul, der als einer der größten Meister der deutschen humoristischen Prosadichtung gelten muß, veröf fentlichte 1793 den Erziehungsroman „Die unsichtbare Loge", in der sich der von Dir gesuchte Satz sindet. Boi Jean Paul lautet er folgendermaßen: „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können." „Krethi und Pl«thl" L. R. in Z. — „Von einem Verwandten hörte ich kürzlich den Ausdruck» „Krethi und Plethi". Bedeutet das etwa dasselbe wie Mob?" — Der Sinn ist ähnlich, doch bleibt ein kleiner Unterschied. „Mob" ist aus dem Englischen übernommen worden; es ist eine Verkürzung des lateinischen Wortes „mobilis" (beweglich), das du aus dem Worte „Automobil" (Selbstbeweger) kennst. „La Domta 5 mobile", singt der Herzog im „Rigoletto": „Leicht beweglich Ist das Frauenherz." Und im gleichen Sinne sagt Horaz „mobilia turba Quiritum", „Die leicht bewegliche Menge der Quirlten". Don Elaudian stammt der Vers „Mobile mutatur semper cum prineipe volgus." („Mit dem Fürsten ver ändert sich stets die schwankende Menge.") In diesem Sinne also wird das Wort „Mob" gebraucht: man will damit eine Menge von Menschen als leicht bestimmbar, daher als verächt lich kennzeichnen. — „Krethi und Plethi" wird auch verächtlich gebraucht, aber im Sinne von „gemischte Gesellschaft". Das Wort ist eine Ableitung von der im Alten Testament für die Leibwache König Davids gebrauchten Bezeichnung. Dieser König traute offenbar seinen Landeskindern nicht ganz, er hatte daher sich eine Leibwache aus Kretern und Philistern (Krethi und Plethi) gebildet. Im 18. Jahrhundert wird dann der Begrlss „Krethi und Plethi" im Sinne von „gemischte Ge sellschaft" oder auch von „Pöbel" Ins Deutsche übernommen Die Herkunft der Fraktur G. K. in L. — „Ist es richtig, die Fraktur als die deutsche Schrist zu bezeichnen? Einer meiner Bekannten be hauptet, die Fraktur sei in Frankreich entstanden." — Das ist nicht richtig. Die Fraktur Ist eine D r u ck schrist, die Im 18. Jahrhundert in Deutschland entstanden ist. Als die erste Fraktur kann man die von dem Augsburger Binzenz Rockner geschaffene Schrist für das Gebetbuch des Kaisers Maxi milian k. (1513) und sür den „Theuerdank" (1517) betrachten. Die klassische, heute noch maßgebende Form der Fraktur wurde von Neudörser und Andrea unter führender 'Mitarbeit Albrecht Dürers in de» Jahren 1525 bis 1527 geschaffen. Durchgcsetzt hat sich die Fraktur erst im 17. Jahrhundert, als die „Schwa bacher" Schrift — deren mehr abgerundete Formen Du aus unseren Ueberschristen aus S. 3 und 7 kennst — zuriickzutrcten begann. Alan kann also die Fraktur wohl als deutsche Druck schrift bezeichnen; ihre Ausbildung ist nur durch deutsche Schriftgießer erfolgt und durch die Mitwirkung des großen Albrecht Dürer geadelt worden. — Der Irrtum Deines Freun des ist wohl so zu erklären, daß die gotische Schreib schrist, an deren Formen Fraktur wie Schwabacher nnknüpsen, zuerst in Nordfrankreich nachweisbar ist. Das besagt wenig. Die gotische Schrist wie die Gotik überhaupt ist Ausdruck des Empfindens der mittelalterlichen Welt Nordeuropas, soweit sie vom Germanentum führend beeinflußt war. — Wenn man die Fraktur als deutsche Schrist anerkennt, dann darf man die andere Art der Druckschrift, die Antigua, nicht als nudeutsch verschreien. Sie geht in 'ihren Großbuchstaben zurück auf die Kapitalschrift der Römer, in ihren Kleinbuchstaben aber auf auf die „karolingische Minuskel", die Fortbildung antiker Schriftzeichen, die unter Karl dem Großen auf deutschem Kul turboden bewirkt wurde. Deutsche Humanisten haben im 15. Jahrhundert aus den großen Kapitalbuchstaben und den kleinen Minuskeln die Antigua gebildet. Auch an der Ausbildung der Antiqua hat also Deutschland hervorragende» Anteil gehabt. Pumpernickel V. M. In D. — „Woher hat der Pumpernickel seinen Namen? Und wie wird er hergestellt?" — Pumpernickel nennt man das in Westfalen heimische, schwere Schwarzbrot aus grießigem Roggcnmehl. Die länglichen, vierkantigen Brote, die bis zu 38 Kilo schwer hergcstellt wer den, bäckt man nach eipem besonderen Verfahren. 12 bis 17 Stunden wird das Brot in entsprechend eingerichteten Oesen bei 120 Grad in Wasserdamps gehalten, also eigentlich gesotten. Aus diese Weise erhält das Brot die bekannte schwarze Farbe, die feuchte Schwere und 'den eigentümlich, aromatisch bitter süßen Geschmack. Dieser Geschmack wird von den einen ge schätzt, von den anderen abgelchnt. Wenn Du ein volltönendes, von Herzen kommendes Lob aus Westfalens Schivarzbrot ver nehmen willst, kannst Du es in Josef Winklers „Pumpernickel" Nachlesen. Wer Weißbrot gewöhnt ist, wird den Pumpernickel mindestens fürs erste weniger loben. Das sage» die Westfalen selbst ja in jener Anekdote, die den schwer erklärbaren Namen Pumpernickel auf einen französischen Kavalleristen aus den Napoleonischen Kriegen zc riicksiihren will, der das westsälische Schwarzbrot nur an seinen Gaul verfüttert habe. Das Pserd habe „Nickel" geheißen und der Franzos habe beim Empfange des Brotes stets geflucht: „Bon pour Nickel!" („Gut sür Nickel!") Diese Erklärung des Namens Pumpernickel ist gewiß nur Anekdote. Aber eine zuverlässige Deutung gibt es nicht Ich neige der anderen Deutung zu, die in dem Wart Pumper nickel verballhorntes Latein sehen will; am Anfang habe cs „bona panicula" („gutes Brötchen") geheißen. Und daß der Pumpernickel gut sür die Gesundheit ist. das kann schließlich niemand bestreiten! Knöpfe oder Reißverschluß A. D. in L. — „Knöpfe halte ich für eine altmodische Angelegenheit. Wie viel kostbare Lebenszeit verlieren wir Männer mit dem Auf- und Zuknöpfen der Kleidungsstücke! Sollte man nicht die Knöpfe an den Herrcnanziigen fast durch weg durch den zeitsparenden Reißverschluß ersetzen können?" — Entschuldige mich, in diesen, Punkte bin ich altmodisch. Ich bin nicht der Meinung, daß man unbedingt an jeder nur möglichen Stelle einen Reißverschluß anbringen muß. In der Vielfältigkeit der Verwendung ist der gewiß sehr praktische Reißverschluß dem von Dir verlästerten Knopfe nicht in jeder Beziehung ebenbürtig. Der Reißverschluß eignet sich nur sür solche Oessnungen, deren eines Ende stets scst verschlossen bleibt, denn sonst würde ja das Führungstcil des Verschlusses aus springen. Bei Taschen, an Sporthemden, selbst an Hosen mag der Reißverschluß zu verwenden sein. Bei Jacken und Westen dagegen wird es bis zur Erfindung von etwas Besserem nach wie vor bei den guten alten Knöpfen bleiben müssen. Und das Ist in mancher Hinsicht ein Vorteil. Denn während heute ein vergnügter Herr einen „aufgeknöpften Eindruck" macht, würde man bei allgemeiner Einführung des Reißverschlusses sagen wüsten, daß er als „nicht mehr reißverschtofsen' wirke — und das märe doch scheußlich, nicht? Marabu.