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Lop/rixkr t>x VrrlaxiLiucalr Klonr, Klilncken / dlackäruck verbüken 8. Fortsetzung. Sogleich erscheint ein hübscher, nur sehr magerer, brau, ner Junge. Es ist Ali, der an seinem Herrn hängt wie an einem Abgott. Wie traurig war der Kleine gewesen, als ihn Georg sllr gesund erklärte. Da er dem Knaben jedoch begreiflich machte, er dilrfe hierbleiben — als sein Diener — da war das arme, verlassene Kind vor Georg nieder» gekniet und hatte, ehe dieser es zu verhindern vermocht, dessen Fiche mit dem Antlitz berührt. Schwester Frieda hatte eine Träne getrocknet, und sogar der ruppige Katz behaup tete, der verdammte heche Wind wehe einem den Staub in die Augen ... Dr. CHLtillon hat bloß spöttisch lächelnd die Achseln gezuckt, und mit ihm das übrige Personal. Der dicke Jussuf aber hegt eine unüberwindliche Abneigung gegen Ali und hat geschworen, wenn er diesen etwa in der Küche einmal beim Stehlen erwische — Ali holt mehrmals täglich den Kaffee für Georg — so schlage er dem braunen Hundesohn den verlausten Schädel ein ... Alt hat Georgs Schuhe geputzt und herbeigetragen, nun bürstet er unaufhörlich an dessen Anzug, ihn dabei mit flin ken Sprüngen umkreisend. Endlich winkt Georg ziemlich energisch ab. ..Schon gut, Kleiner. Jetzt laste mich aber. Ich gehe fort." Sofort lätzt Ali ab von seinem Dienst. Nur unsagbar ängstlich sieht er seinen Herrn an. Stammelt schliesslich scheu, da Georg schon nach der TUrklinge faßt: „Wiederkommen.. Im selben Augenblick wird hastig an die Tür geklopft, und bevor Georg „Herein" gesagt, steht Gaston Lacamore auf der Schwelle. Er streckt dem Ueberraschten beide Hände entgegen. „Mein lieber, junger Freund — ich bin glücklich, Sie gesund anzutreffen. Sie haben doch nichts Wichtiges vor? Mein Wagen wartet nämlich unten auf Sie." Georg fühlt, datz er Lacamores Einladung nicht aus schlagen kann. „Ich hatte eigentlich nur einen kleinen Bummel durch die Stadt vor, ein paar Einkäufe —" „Die erledigen wir unterwegs", erklärt Lacamore be reitwillig und führt Georg am Arm mit sich fort. „Kommen Sie, kommen Sie, Doktor! Meine Angehörigen haben näm lich keine Ahnung von Ihrem Kommen. Es sott eine Ueber- raschung werden!" Der Wagen Lacamores ist ein wundervoller Niersitzer von modernstem Typ. Nur für mitteleuropäische Begriffe etwas zu grellrot lackiert. Lacamore steuert ihn selbst, was ihm sichtlich Vergnügen bereitet. Er fährt ziemlich rück sichtslos, aber mit virtuoser Sicherheit durch das bunte Gewühl der Strasse. Ein paarmal kreischen erschrockene Weiber auf, eine blostsühige Bettlerin ballt die braune Faust und schrillt: „p<wto cko tnii" Lacamore lacht auf. „In unserer Sprache fluchen kann die grindige Brut!" Georg kauft in einem Basar Karten und Briefpapier. Das Geschenk für Eva will er ein andermal besorgen, wenn er Zeit Hal und vor allem allein ist. Lacamore betrachtet die gekauften Sachen sichtlich be lustigt. „Was haben Sie denn dafür bezahlt, Doktor? Sicher zu viel. Hier merkt man es doch gleich, wenn jemand Neu ling ist... Nun aber Tempo, wir fahren hinaus aus dem Ameisenhaufen!" Georg ist keineswegs ängstlich und bezüglich Fahrt geschwindigkeiten allerlei gewöhnt — aber das Tempo, das Lacamore nun einschlägt, reisst doch an seinen Nerven. Die Stadt lieat längst hinter den beiden. Tas Auto rast, in Staubwolken gehüllt, über die nicht allzu breite Landstrasse. Vorbei an weitläufigen Pflanzungen und exotisch üppigen Gärten, an alten Zisternen wie an Tankstellen, an halbver fallenen maurischen Bauten wie an modernen Villen. Es ist eine Sinfonie in Grün, Weist und Gelb, ein unwahr scheinlich blauer Himmel spannt sich darüber. Dazu flim mernde, flirrende Sonnenhitze und der schwüle Brodem ocs aufgewirbeltcn Staubes. „Doktor — sehen Sie dort das Echlöstchen hinter dem Palmenhain? Das ist „klon dijou" — gleich sind wir am Ziel!" ruft Lacamore und verlangsamt gleichzeitig das Tempo. Noch eine Kurve — und das Ziel ist erreicht. Ganz langsam gleitet der SLagen die endlos scheinende gelbe Park mauer entlang, um endlich vor dem schmiedeeisernen Tor, besten Eingang von zwei Laternen auf hohen Kandelabern flankiert ist, zu halten. Sogleich stürmen zwei schlanke, jilberweiste Windhunde mit freudigem Gebell herbei. „Rataplan! Bombardon!" lacht Lacamore und fährt den schmalen, feinrassigen Tieren über die Köpfe. Aus dem Gebüsch ist lautlos ein brauner Diener ge treten. Ein hagerer Mensch mit schwarzem Vollbart und Turban. Schweigend führt er die Hand an Stirne, Brust und Mund, sich dabei tief verneigend. Lacamore beachtet den Trust nicht. „In die Garage mit dem Wagen! Vergist aber nicht, ihn vorher gründlich zu reinigen", befiehlt er. Dann fasst er Georg vergnügt unter den Arm und zieht ihn mit sich fort. „Ein kleines Paradies, nicht wahr, lieber Doktor?" Ja, es ist in der Tat ein Paradies, das sich vor Georg auftut. Ein Märchengarten mit rauschenden Brunnen, grostblütigen Sträuchern, ragenden Palmen und schatten dunklen Wege». Durch das Vlättergrün schimmert in leuchtendem Weist ein wunderbarer, süulengetragencr Bau mit stolzer Kuppel und schlanken Türmchen, die an Minaretts erinnern. „Das ist unser Sommersitz — „klon bifou", sagt Laca more mit einer Handbewegung. Der Gartenweg weitet sich zu einem Platz, ein grosser, laubumbuschter Pavillon wird sichtbar. Eine Helle Mädchenstimme klingt aus: „Mein lieber Meynard, Sie sind heute nicht bei der Sache! SPas haben Sie nur? Wissen Sie, dast wir vier zu eins stehen? Wenn ich Ihnen den fünften Treffer bei bringe, haben Sie verloren!" „Wenn schon!" sagt eine männliche Stimme resigniert. „Verloren bin ich bei Ihnen immer..." Lacamore und Georg sind stchengeblieben. Eino schmale Oesfnung im Laubgerank gewährt den beiden Ein blick in das Innere des Pavillons. Eine schlante Mädchen gestalt in einem Anzug von schmiegsamer Rohseide steht mit dem Florett einem eleganten jungen Manne in der Ossizicrsuniform gegenüber. Die Gesichtsmasken, welche beide tragen, lasten ihre Züge nicht erkenne». Blitzschnell umkreist die Klingenspitze der jungen, schlan ken Fechterin jene des Gegners, bald hier, bald dort, gleich einem Flämmchen nufziingelnd, beunruhigend, hervor lockend, nach einer Blöste des anderen lauernd, um plötzlich mit einem jähen Stost auszufallen, die schmale Gestalt schmiegsam gestreckt wie eine Pantherkatze. „loueliu!" sagt Leutnant Maynard laut. „Ich habe verloren, Fräulein Simone." „Glauben Sie, dast mich ein solcher Sieg freut?" ruft Simone böse. „Sie waren mir heute ein unaufmerksamer Partner, Maynard!" Lacamore aber klatscht in die Hände und betritt lachend den Pavillon. „Bravo, Simone! Du hast deine Sache fein gemacht. Zur Belohnung habe ich dir jemanden mitgebracht — Herrn Doktor Geora Ruppert, meinen Netter." Lragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Stollen schon vor dem Fest? G. K. in D. — „Ist es nicht stillos, Stollen schon vor dem Fest zu essen? Stollen gehört zu Weihnachten. Ich möchte vor dem ersten Feiertag nicht ein Stück dieses Gebäcks essen." Das ist aber eine löbliche Enthaltsamkeit! Nur wird nicht jeder ganz Deiner Meinung sein. Schliesslich gehört auch Karpfen als Mahl für den Heiligen Abend und Gänsebraten als traditionelles Feiertagsesscn zum Fest — deshalb aber chmcckt die Gans schon zu Martini und der Karpfen noch riiher. Gemitz ist die Vorfreude die reinste Freude, man soll ie möglichst lange ausdehnen. Aber zerstört man wirklich die esttägllchen Genüsse, wenn man mit aller Unschuld und Vor- lcht einen kleinen Vorschutz auf diese Seligkeiten nimmt? Das Wesentliche bleibt wohl hier wie überall, datz man des Guten nicht zuviel tut und sich wirklich mit einer Kostprobe begnügt. Gcwitz: den Advent selbst sollte man von derartigen Vorgeniissen frei lassen. Um so reiner wirken dann auch die iiutzeren Freuden des Festes. Jetzt aber, da der Advent noch nicht begonnen hat, jedes Stück „Stollen und jeden Pfesfer- kuchen als eine Stilwidrigkeit anzusehen — das will uns doch nicht einleuchten. Folgerichtigkeit ist vortresflich, sie darf nur nicht manieriert werden. Und schlietzlich sind die wesent lichen Weihnachtsfreuden doch andere als jene, die durch den Genutz von Stollen und Gänsebraten vermittelt werden... ! Blutdruck M. N. in D. — „Was versteht man unter Blutdruck? Ist zu geringer Blutdruck eine Ursache zur Besorgnis?" — Den Blutdruck messen wird im allgemeinen nur der Arzt. Er wird Dir auch sagen, ob Dein Blutdruck zu hoch oder izu niedrig ist und wie Du Dich daraushin zu verhalten hast. »— Unter Blutdruck versteht man den vom Herzmuskel erzeug ten Druck, der das Blut durch die Adern treibt. Er ist natur« gcmätz am stärksten in den Arterien (den vom Herzen kom menden Adern), am schwächsten in den Venen (den zum Her zen zurlickfilhrenden Adern). Gemessen wird der Blutdruck gewöhnlich an der Arterie des Oberarms. Er soll dort beim Erwachsenen im allgemeinen 120 Millimeter, bet älteren Per sonen die Zahl der Lebensjahre plus 100 betragen. Erhöhung des Blutdrucks kann erfolgen durch Muskelarbeit, Erregung, kräftige Nahrungszufuhr usf. Ein überhohor Blutdruck kann zu Besorgnissen Anlatz geben; zeigt er doch, datz das Blut irgendwelche Störungen zu beseitigen sucht. (Bei Arterien verkalkung z. V. zeigt sich diese Erscheinung.) Ein zu nie driger Blutdruck braucht an sich noch kein Grund zur Besorgnis zu sei». Doch wird man die Bedeutung eines zu hohen oder zu niedrigen Blutdruckes stets nur im Rahmen des Gesamt zustandes eines Menschen würdigen können. Eine solche Aus gabe zu lösen ist, wie gesagt, allein der Arzt berusen. Filme als geistige Auseinandersetzung V. R. in L. — „Der Film bringt seit einiger Zeit beson ders gern Stoffe, die Dichtungen der Vorkriegszeit entnom men sind. So „Heimat" nach Sudermann, „Der Fall Deruga" nach Ricarda Huch, „Jugend" nach Max Halbe usf. Wie er klärst Du Dir das?" — Der Film ist eine junge Kunst. Er hat seine volle Ent faltung erst in der Nachkriegszeit, nach Erfindung des Ton films, erreicht. Nun plündert er mit einem begreiflichen Ester das grotze Magazin der Weltliteratur in der Hossnung, lite rarische Erfolge von einst in Filmersolge von heute verwan deln zu können. Diese Erscheinung ist nicht aus Deutschland beschränkt. In England l>at man sogar Dickens („David Cop perfield") und Stevenson („Die Sck>atzinsel") verfilmt. Datz bei uns wie in anderen Ländern besonders gern Stosse aus der Vorkriegszeit verwendet werden, hat daneben wohl einen besonderen Grund. Es ist die Zeit und es sind die Probleme der Generation vor uns, mit denen sich der Film da aus einandersetzt. Die Generationen, die heute im besten Mannes alter stehen, haben ihre Kinder- und Reisezeit in jenen Jahren erlebt. Wir haben von jener Generation vor uns gelernt und wir haben uns in vielen Dingen in Gegensatz zu ihr gestellt. Im Dienste dieser grotzen geistigen Auseinandersetzung, die fruchtbar iverden soll für die Zukunft, steht der Film, wenn er literarische Stosse der Vorkriegszeit ausgreist und unter den heute gewonnenen Blickpunkten gestaltet. Frlihaufstehen im Winter A. S. in D. — „Was hältst Du davon: Soll man im Sommer wie im Winter zur gleichen Stunde ausstehen? Ode» ist nicht Im Winter, da doch die Helligkeit viel spater beginnt, auch ein späteres Aufstehen am Platze?" — Die Stunde des Aufstehens wird bei den meisten Men schen bestimmt sein durch den Arbeitsbeginn. Wer sommers wie winters zur gleichen Stunde zur Arbeit antritt, wird ..Oh —!* Mit einem hastigen Griff hat Simone Lacamore die Maske heruntergcnommen und schüttelt die bläulichschwar zen Locken zurecht. Dann tritt sie auf Georg zu und streckt ihm mit grosser Selbstverständlichkeit die Rechte entgegen. „Mein Herr, ich bin sehr glücklich, Sie endlich kennen zulernen. Wir alle sind Ihnen verpflichtet für das, was Sie an Papa getan." Georg hat noch immer kein Wort gefunden. Er kommt sich plötzlich wie em Schuljunge vor. Oder wie ein welt fremder Gelehrter, der ein Leben lang über schweren Büchern gegrübelt hat und jetzt dem ersten vorwitzigen Sonnenstrahl hilflos gegenübersleht. Schweigend hält er die kräftige, bräunliche Kinderhand Simones in der seinen, schaut in das goldfarbig getönte, schmale junge Gesichtchen mit den mandelförmigen, lang be wimperten Augen, deren tiesdunkle Iris von bläulichem Weist umgeben ist. Bewundert heimlich die fast klassische Form der schmalen, geraden, an der Wurzel nur ganz leicht gebogenen Nase, über welcyer die starken, schön geschwun genen Brauen einander ganz leicht berühren. Vor dem kleinen, üppigen Mund aber, dessen natürlich leuchtendes Not ihn an die Pracht der Eranatblüten erinnert, halten sein Blick und seine Gedanken erschrocken inne... Auch Leutnant Maynard hat die Maske abgenommen und Lacamore macht die Herren miteinander bekannt. Georg blickt flüchtig in ein gutmütiges Jungengesicht mit etwas verdrossenem Ausdruck, dann wendet er sich sogleich wieder Simone zu, die sich zum Gehen anschickt. „Wohin, kleine Ausreisser!»?" fragt Lacamore. „Mich schön machen — für unseren Gast. Auf Wieder sehen, meine Herren!" Sie salutiert lachend mit der Klinge, und enteilt in flinken Sprüngen nach dem Hause. Georg starrt ihr wie gebannt nach Zweimal hat Lacamore leise Georgs Arm berührt. „Kommen Sie doch weiter, Doktor." Vergebens. Georg hört nicht. Steht still und starrt nach dem Gebüsch, hinter dessen Zweigen die Helle, schlante Ge stalt längst verschwunden ist... Da lächelt Gaston Lacamore zufrieden. Zieht ein wenig die Augenbrauen hoch und sagt mit einem Kopfnicken: „ll'ouekö.. 11. Simone. In der offenen Säulenhalle der Villa ist es angenehm kühl und lustig. Da Lacamore und Georg eintreten, sagt eine tiese, fast rauhe Frauenstimme sehr entrüstet: „Es ist wirklich nicht gut, wenn die Herren zu lange Paris nicht gesehen haben. Das afrikanische Klima macht anscheinend ungalant. Oder haben Sie ganz vergessen, mein Oberst, dass man eine Dame auch einmal gewinnen lassen sollte, auch wenn sie die Schwächere von der Partie ist? Und dann — fürchten Sie nicht das allzu viele Glück im Spiel, mein Lieber?" Ein schallendes Männerlachen ist die Antwort. „Im Gegenteil, Madame. Es beruhigt mich, dass ich so viel Glück im Spiel habe. Das schützt vor Torheiten." „Bür!" Frau Heloise Longueville würde ihrem Schach partner. Oberst Claude Mabouche offenbar noch allerlei Schmeichelnamen geben — aber Lacamore ist mit Georg eingetreten. „Liebste Heloise, lieber Oberst — hier stelle ich meinen Lebensretter vor: Doktor Georg Ruppert." „Ach, mein Gott — ist es denn möglich?" Georg beugt sich über die sehr offensichtlich zum Kusse dargebotene Hand der Longueville. Sie ist mager und ver welkt und düstet aufdringlich nach Ambra. Die Brillant ringe an sämtlichen, sehr manikürten Fingern stellen ein kleines Vermögen dar. Der Oberst ist ein stattlicher Mann um fünfzig. Er be- griistt Georg sehr höflich, betrachtet ihn jedoch in unbeobach teten Augenblicken mit misstrauischem Gesichtsausdruck. Hcloise Longueville bestürmt ihren neuen East mit allerlei Fragen, bis Lacamore dazwischensährt: „Liebste Heloise — wollen wir unseren lieben East nicht vor allem bewirten?" „Ja natürlich — mein Gott, in der ersten Freude ver-. gisst man eben auf leine Hausirauenpslichten." kForllehuna lolat.I wohl oder übel auch die gleiche Frist für das Ausstehen bei behalten müssen. Wer freilich im Winter einen späteren Dienst beginn hat oder in der glücklichen Lage ist, niemanden yin sichtlich des Arbeitsbeginnes fragen zu müssen, wird sich ent sprechend entrichten können. Gewiss entspricht cs der Neigung der Menschen, entsprechend dem späteren Beginn der Hellig keit im Winter auch später auszustehen. Wesentlicher ist, datz der Mensch das gewohnte Quantum Schlafe beibebält. Wer um 10 Uhr abends „in der Falle" liegt, kann auch im Winter ohne Mühe uni 6 Uhr ausstchcn. Die Dunkelheit wird ihn dann wenig stören. Wer aber erst nach Mitternacht ins Belt gegangen ist, dem wird die gleiche Leistung entschieden schwerer fallen. Im Winter länger zu schlafen als im Som mcr, halte ich für Unsinn — aber auch weniger als im Som mer sollte man jetzt nicht schlafen, trotz der vielen Verlockun gen froher Abcnduntcrhaltungen, an denen der Winter so reich ist. Eigentlich P. V. in L. — „Kürzlich las ich irgendwo eine Philip pika gegen den Gebrauch des Wortes „eigentlich". Ein selbst bewusster Mensch müsse es sich abgewöhnen, dieses Wort und diesen Begriff zu gebrauchen. Es dürse kein Nebeneinander geben von dem, was man „eigentlich" hätte tun sollen, und dem, was man wirklich tue, sondern man müsse unter allen Umständen das als richtig erkannte tun." — Dieser Gedanke ist sicher völlig richtig, wenn es sich um moralische Fragen handelt. Anders aber ist es wohl, wenn mit dem Worte „eigentlich" der Abstand angedcutet wird, der zwischen der Ausgabe liegt, zu der wir uns berufen glauben, und jener, die uns praktisch in unserem Berufe zugesallen ist. Man wird nicht verlangen können, datz ein Mensch, -er in sich die Berufung zu einer höheren Aufgabe sühlt, auf den Gedanken daran verzichtet, nur weil er ihn augenblicklich nicht verwirklichen kann. In solchem Sinne zu sagen: „eigent lich" — das ist keine Ausrede, sondern ein Vorsatz. Ausdruck des Willens, alles zu tun. um jenes Wirken in einem höheren Sinne zu crrreichcn, von dein man träumt. Ein solches „eigent lich" entwertet auch nicht die Bcrussausgabcn, die der Betref fende vorläufig zu lösen hat, sondern gibt ihnen eine höher« Weihe durch das Bewusstsein, dass ihre Lösung -ie Vorstufe bedeutet zu der höheren Leistung, die man erreichen will. Maraöu. Hauvlschristleiter: Georg Winkel. verantwortlich PN Inhalt und VNder! Georg Wlokal tn Dreadan. Verantwortlicher llnjeigenletter: Ihaooor Wlnkal lo Dreoden. Dru« uu» vertag! verwant, vuchdruckeeel Lreode». vollerltratz« N. D. A. X. 88: über 4300. - I. Zt. ist Preisliste Nr. 4 gültig.