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Starhemberg die Geradheit und Rechtschaffenheit selbst. Jahr zehnte hindurch Präsident der Ministerialbancodeputatlon und oberster Leiter jener Wiener Stadtbank, die allein den öster reichischen Kredit während des spanischen und zweiten türkischen Krieges und weiterhin getragen hatte, musterhafter Verwalter seines eigenen Vermögens, galt er als unbedingte Autorität in allen Finanzangelegenheiten. Sinzendors, dem Führer der spanischen Partei, entgegen, war er stet» an der Seite des Prin zen Eugen für die Beibehaltung des „alten Systems" des Bünd nisses mit den Seemächten, erweitert durch den Beitritt der emporsteigenden Oststaaten Rußland und Preußen, eingetreten, allerdings gerade über das Verhältnis zu Preußen schließlich zum Prinzen In Gegensatz geraten. Aber die großen politischen Assärcn waren doch seine Sache nicht. Er beschiel» sich zumeist mit oft nicht freundlichen und auch nicht sehr respektvollen Be merkungen dazu. Maria Theresia wußte auch dies. In die Rcgicrungsgeschäfte hatte Sinzendors sie eingeführt; dann wurde Starhemberg der Mann ihres Vertrauens, „ein großer Mann und gerader Deutscher". Natürlich, daß der Gegensatz der beiden Männer, durch den Eigensinn de» Alter» gesteigert, sich noch mehr vertiefte. Ausgleichende Persönlichkeiten, deren er so sehr bedurft hätte, waren nicht da. Der Landmarschall Graf Herberstein, bislang Obersthofmeister des großherzoglichen Hofstaates, war rin ehrenwerter und „capabler" Mann, aber ohne politische Interessen, die beiden Brüder Harrach, Alois Raimund, der.Ge sandte in Spanien im schicksalvollen Sterbejahr König Karls II. und hernach Vizeköntg von Neapel, und Joseph, von Karl VI, „weil auch keine große Wahl habe", zum Hofkricgsprästdenten berufen, endlich Eras Königsegg, einer der Unglücksgenerale des letzten Türkenkrieges, von dem man nie wußte, welcher Meinung er sei, sie alle, bejahrt, zaghaft, ohne Selbstvertrauen und miß trauisch gegen'die anderen, schienen nur dazu da, den Wirrwarr und den Widerspruch zu vermehren. Johann Christoph Barten- stein aber, dem die Königin zusammen mit Haugwitz die Erhal tung der Monarchie schuldig zu sein bekannte, gegenüber den hochmögenden Ministern immer nur ein kleiner Herr und seiner ganzen Anlage nach kein Mann des Ausgleichs, war auch nur ein gewiß im besten Sinne helfender Beirat, kein führender Helfer. Straßburger Prosessorensohn, nach Art anderer juristi scher Talent« aus dem Reich nach Wien gewandert, hatte er sich im Staatsdienst rasch emporgedient, war noch nicht vierzigjährig Hofrat, dann Freiherr geworden. Was er schon der Regierung Kaiser Karls wert war, verrät in köstlicher Derbheit ein Brief des Feldmarschalls Prinz von Sachsen-Hildburghausen vom August 1737 an ihn: „Wahrhaftig, wenn der Kaiser Italien verlöhre, könnte er'» eher verschmerzen, als wenn er Dich Bestie einbüßen täte, gula es dona dostia, dostla ckocta ot asluta, ceierrima, ot quock summum est, tlllolissima ot konvstlssima destia." Al» Mitglied der Hofkanzlei, vortragender Rat beim Kaiser und Protokollführer in den Konferenzen gewann er, außer ordentlich als Arbeitskraft, «in« unendlich« Geschäftskunde. Gerade und charaktervoll, glaubte er beim Regierungsantritt der Königin, deren Bräutigam «r einst rücksichtslos begegnet war, Beweise ihrer Ungnade nicht erst abwarten zu sollen. Aber die Fürstin beantwortete die Bitte um seine Entlastung mit dem berühmt gewordenen Wort, jetzt fei hierzu keine Zeit. Er solle fortsahren, nach seinen Kräften Gutes zu tun; Böses zu tun, würde sie ihn zu verhindern misten. Er war ein Mann, wie sie ihn brauchte, und sie versah sich seiner, nahm es hin, daß er nicht „der beste Courtisan" war, daß „jedermann sich schreckte, mit ihm in Verhandlung zu treten", „und daß er sich auch ihr selbst gegenüber In galligen Widerspruch und lauten Zorn hineinzureden imstande war"; erkannte wohl, daß er bei allen Kenntnissen und Leistungen doch Innerhalb der Grenzen blieb, die zwischen Aktenarbeit und staatsmännischer Umsicht ausgcrichtet sind. Sie ließ sich manches Ungemach gefallen, das seine streitlustige Feder angerichtet hat, ertrug geduldig die Endlosigkeit seiner Erläuterungen und seine Verliebtheit in f«ine Konzepte. Denn er war. die Treue selbst, und vorerst wenigstens kam ihm kein anderer gleich. Als sie aber zehn Jahre später «inen wirklichen Staatsmann sand, mußte Barten stein bet aller Wertschätzung den Weg ins Halbdunkel der hohen Bürokratie antreten. Halbwegs zur Erkenntnis dieser Gegensätze und Richtungen gekommen, war die Königin doch nicht gewillt, sich von diesem Greisrnregiment gewaltsam zu befreien. Eie wollte warten, bi» Gott selbst damit ein Ende machte, und bi» dahin schon «inen Weg finden. Im übrigen drängte sich ihrer klugen An« schauungskrast bald genug die entscheidende Erkenntnis auf, daß alle Schwierigkeit nicht so sehr in den Menschen als in den Dingen lag. und nicht durch den Widerstreit der Personen, sondern durch die Unklarheit der Umschreibung der Amts bereiche, durch den Parttkularismus der Länder und durch den großen Gegensatz zwischen Zentral- und Landesgewalt, zwischen Krone und Ständen stet» neu geboren werde. Alles das zu überwinden, sand sie in der Stärke ihrer Seele, in dem fast kindlichen Vertrauen aus Gottes Wunder für das Haus Öster reich den Hort ihrer Kraft. Es war rein« Eottgläubigkeit im Sinne beschaulichen Eeschehenlastens: Gott werde schon weiter helfen. Es war eine Eottgläubigkeit, die vcrpslichtete, zu Tat und Werk drängte, das Herz der jungen Frau mit Standhastig- Abende um so länger. Die Abende, die mit einem guten Tropfen zu stiller Selbstbetrachtung einladen . . . Dein Brief, mein Guter, klingt ein wenig nach der Weise jener Leute, die wir als fröhliche Studenten einst „Philister" nannten. Nun scheinst Du selbst in jene trübe Gesellschaft geraten zu sein, die gerne alles grau in grau sieht und für die ein paar Regentage genügen, um gleich de» Weltuntergang zu erwarten. Fast hat es den An schein, als ob Dir nicht nur der Regen, sondern auch sonst einiges über die Leber gelaufen ist. Da möchte ich Dir doch raten, schon im September das Oktober-Lied vom alten Theodor Storm zur Beherzigung nachzulesen: „Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich: Ist doch die Welt, die schöne Welt So gänzlich unverwüstlich! Und zittert manchmal auch das Herz: Stoß an und laß es klingen! Wir wissen doch: Ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen." Wenn uns die Schauer des Herbstes über den leicht erkälteten Rücken laufen, dann wollen wir nicht melan cholischen Grübeleien nachhängen, sondern mit Optimis mus und einem guten Tropfen die Anfälle von Kleinmut überwinden. Ich stoße tm Geiste mit Dir, Genosse so mancher frohen Stunde, an: Auf die Herzen, die gar nicht umzubringen sind! Chrysostomus. Lieber Chrysostomus! Ein gutes Wort zur rechten Stunde ist von un schätzbarem Wert. Darum herzlichen Dank für Deinen Oer bierr von Arnnier 269 Zlmerlkaniscke Qroteske von Nelnrlck K!e6el In der Psörtnerloge des riesenhaften Hotels „Metropolis" clingelle es. Der weißbärtige Pförtner nahm den Hörer in die Hand. „Hoh, sagen Eie mal", klang es daraus, „schicken Sie mir doch mal gleich einen Barbier aus m«tn Zimmer! LOS. Bosco." „Sofort!" Eine halbe Minute später setzte sich einer der Gehilfen aus dem Frisiersalon mit seinem Handwerkszeug in Trab und in den Lift, der ihn zum zweiten Stock emporhob. Im Zimmer 208 empfing ihn ein großer schlanker Herr und sagte, er wünsche rastert zu werden. Er hatte bereits einen Frisiermantel umgeworsen. Der Friseur seist« ihn ein und rasierte Ihn. Dabei machte der Hotelgast eine plötzliche ungeschickte Bewegung und der sonst sehr gewandte Barbiergehilfe schnitt thn ein wenig in den Hals. Ts blutete ziemlich und wollte trotz des Alauns nicht gleich aufhören. „Wird schon aufhören!" sagte schließlich der Fremde. „Drau ßen auf dem Gang ist ein Wasserhahn. Da können Sie sich In Ruhe die Finger waschen. Dann können Eie nochmal nach, sehen." Der Friseur ging auf den Gang und wusch sich in Ruhe die Hände. Als er aber wieder Ins Zimmer trat, erschrak er bis in den Tod. Er wollte schreien, aber die Stimme versagte ihm. Der Anblick, der sich ihm bot, war auch wirklich schrecklich. Da saß Herr Bosco, der eben noch so freundlich mit ihm gesprochen, nnt abgeschnittenem Kopf da. Der Körper war in den Sessel zurück, gesunken. Aus dem Frisiermantel ragte der blutende Hals grausig hervor. Das Blut strömte über den Mantel und der Kopf selbst lag blutig und blaß neben dem Sessel aus dem Teppich. Der Friseur löste sich endlich aus seiner Erstarrung und rannte schreiend den Gang entlang und die Treppe hinunter. Die Gäste und das Personal wurden schnell aufmerksam und liefen zusammen. In der Pförtnerloge sank der Friseur aus einen Stuhl und stammelte unzusammenhängende Worte, aus denen erst nach einiger Zeit das Ereignis klarer hervortrat. Der fixe Reporter der „Amerika-Post", der zufällig auf der Jagd nach Neuigkeiten in der Halle des internationalen Hotels anwesend war, macht« sich «Isrlg Notizen und stürmte davon. Die Nachricht kam gerade noch für sein Blatt zurecht. Ei« erschien vierspaltig auf der ersten E«ite. mit großen Ueberschristen: „Grauenhafter Rasiermesser-Mord tm Metropolis! Kopf abge schnitten. liegt neben dem Toten. Barbiergehilse geistesgestört?" Inzwischen hatte man Im Hotel zur Polizei telefoniert, und der Direktor und seine Leute sowie ungefähr hundert Hotelgäste stürzten zum zweiten Stock empor Oben riß man die Tür zu Zimmer 268 aus. Da — saß Bosco, tadellos rasiert, mit graziös gekreuzten Beinen in einem Sessel und rauchte eine Zigarette. „Erklären Ei« uns das bitte Herr Bosco!" sagte der Di rektor mit unsicherer Stimme. „Er sagte, Ihr Kops hätte aut dem Fußboden gelegen!" „Warum nicht auch mal das?" entgegnete Bosco und offen barte ein leises Erstaunen. „Wenn der Rumps noch dran ist, kann «s ihm nicht viel schaden." „Dars ich um Ihren Namen und Vornamen bitten?", nahm einer der Herren von der Mordkommission, die soeben angekom men, das Wort. Bosco gab Auskunst. „Ihr Berus, bitte?" „Zauberkünstler." „So. so. Und wie erklären Sie sich die Aussagen de» Friseurs?" „Herr Kommissar, die Polizei hat ihre Geheimnisse; wir Zauberkünstler haben die unsern. Im übrigen bin Ich gesund und erstatte keine Anzeige. Vielleicht .. hat er eine Sinnes täuschung gehabt und ich habe in Wirklichkeit gerade nach mei nem Kragenknops gesucht. Wer weiß das hinterher alles so genau?" Und Bosco lächelte, vielsagend und unergründlich. Und e» gelang weiter nichts mit ihm anzustellen. Da aber der Barbiergeselle Stein und Bein schwor, daß er den Hotelgast mit abgeschnittenem Kops gesehen habe und der entsprechende Bericht der „Amerika-Post" inzwischen die ganze Stadt alarmiert halte, so waren die Vorstellungen Bosoos, der außerdem vorzüglich zaubern konnte, zwei Monate hindurch aus verkauft. Denn niemand konnte sich den unheimlichen Vorgang erklären. Bosco schwieg. leit erfüllte, „als wenn auch in den größten Nöten die Sachen sie selbst gar nichts angingcn", und jenes Pflichtgefühl in ihr ausries, aus dem heraus sie über Familie und Kinder hinaus ihrer Länder „allgemeine und erste Mutter" sein wollte. Es war gut, daß sie sich also zu wappnen wußte. Denn in ihrem Ministerrate sah man sich schon von allen Seiten, von Türken und Sachsen und Bayern und vor allem Franzosen und dazu noch von rebellischen Ungarn, angegriffen. Nn ^3U8 SU8 ^e!tun88p3pier In Amerika, im Staate Mastachustets, hat ein gewisser Mr. Steman ein neues Baumaterial entdeckt. Die Erfindung ver dankt er einer seltsamen Leidenschaft! Wenn er morgens die Zeitung gelesen hatte, konnte er sich nicht entschließen, sie wegzu. werfen oder sie zu verbrennen. Die Zeitung als Altpapier zu verkaufen, lohnte sich nicht. Also hob er sie auf. Nach einem Monat besaß er schon einen ansehnlichen Stapel. Nach einem Jahr war in seinem Zimmer ein kleiner Berg aus Zeitungen ge wachsen. Und nach zwei Jahren mußte er mit den Zeitungen bereits in einen großen Schuppen übersiedeln. Schließlich siel ihm ein, daß er sich doch aus den Zeitungen ein Haus bauen könnte. Er zog Bausachleute und Wissenschaftler zu Rate und siehe da: «r hatte Glück. Das Zeitungspapier eignete sich zum Hausbau. Im Jahre 1922 begann Steman mit dem Neubau. Die Mauern bestanden aus Papier. Ihre Dicke betrug 218 Vogen. Nur für den Fußboden und die Decke, die.Türen und die Fenster rahmen mußte er anderes Baumaterial nehmen. Alles übrige bestand aus Zeitungen. Insgesamt verarbeitete er hundert tausend Ezemplare. So kam er zu einem billigen Haus. Aber nicht nur das. Er hatte sich gleichzeitig auch mit einer interessanten „Kultur geschichte", mit einer Art Bibliothek umbaut. Sein Arbeitszim mer tapezierte er beispielsweise nur mit solchen Zeitungen, die Berichte über die erste Ozean-Ueberquerung Colonel Lindberghs enthielten. Sein Schlafzimmer dröhnt gleichsam von Schlachten lärm. Es ist mit Zeitungen aus der Zeit von 1914 bis 1918 er richtet und tapeziert. So hat jedes Zimmer seine besondere Note. In welchem Raum er sich auch aushält und wohin sich sein Blick auch wendet, überall hat er etwas zu lesen. Das Haus aus Zei tungspapier soll sogar nach Neuyork geschasst und dort aus einer Ausstellung gezeigt werden. von so freundlichem Wohlwollen und hochgemutem Opti mismus erfüllten Brief! Ein Herz, dos gar nicht umzu bringen ist — dos knnn auch ich in diesem September gebrauchen. Wir haben es nötig in jedem Herbst, wenn uns wieder die Schauer der Vergänglichkeit anwehen. Wenn unsere Seele das Herbstgefühl bedrängt und unse ren Körper ganz nüchtern Erkältung, Grippe, Mandel entzündung und so viele andere schöne Dinge attackieren. Du hast ganz recht: Es ist sehr wichtig, ob wir diesem Andrängen der feindlichen Kräfte von außen unseren Willen entgegensetzen oder nicht. „Regentropfen, die an mein Fenster Klopfen . . ." sang man vor Jahr und Tag in den Wochen des Ueber- gangs zum Herbst. Solche Weisen versetzen in eine melancholische Träumerei, die unserer Entschlußkraft keineswegs förderlich ist. Deine Ermunterung im Sep tember soll bei mir nicht auf unfruchtbaren Boden fallen. Wenn der Himmel grau von Regen ist, will ich nach Deinem Rezept sagen: „Auf Regen folgt Sonnenschein!" Und wenn Gewitterwolken am Horizont stehen, unver zagt der dunklen Wand entgegengehen: „Durch Nacht zum Licht!" Es sind ja nur noch Wochen bis zum Einbruch des Winters . . . Und weise hat die Natur diesen Uebergang der Jahreszeiten gesetzt, dayiit wir es lernen, uns von der wohligen Hingabe an Sonne, Licht und Wasser, die unseren Körper im Sommer erfreute, uns langsam ein zustellen auf die Härte, die der Winter fordert. Schenke Dir der Himmel als Dank für Deine guten Worte son nige, ungestörte Urläubstage und uns allen einen schö nen, klaren, freudenreichen September! Marabu. Hundert jskre ker Dieses Jahr ist genau ein Jahrhundert vergangen, seit erst mals jene rotlcuchtende orientalische Kopfbedeckung geschossen wurde, die man in der Türkei „Fez", In Aegypten „Tarbusch", in Syrien und Tripolis „Taghieh", in Algerien, Tunesien und Marokko „Sheshia" nennt. Dieser „Fez" — so genannt nach der Stadt „Fez" in Marokko, wo eine Zeitlang die besten Pro dukte dieser Art geliefert wurden — wurde zum ersten Male vor hundert Jahren von einem griechischen Hutmacher dem Publikum vorgesiihrt, und er hatte sein Vorbild zweifellos in jener schwarzen, steifen Kopfbedeckung des griechisch-orthodoxen Klerus, der bis heute eine Art schwarzen Fez trägt. Dieser rotleuchtende, randlose Hut kam dem türkischen Sultan Achmed II. zu Gesicht, und dieser sand daran Gefallen. Achmed II. führte diese eigenartige Kopfbedeckung zunächst in seiner Armee ein, und dann allgemein bei seinen Untertanen, die zunächst nur widerwillig davon Gebrauch machten. Von der Türkei fand der „Fez" seinen Weg in die von der Türket unter worfenen arabischen Länder, und über Aegypten hinweg nach Nordasrika. Damit wurde er sozusagen ein Kennzeichen der Muselmanen. Das erste Land, das den Fez nach säst hundertjähriger Geschichte verbot, war das gleiche, das ihn zuerst eingesührt hatte: die Türkei. Im Jahre 1926 sprach Kemal Atatürk sür seine Untertanen ein Fez-Verbot aus. Die rote Kopsbedeckung war in Bann getan, als Zeichen der Rückständigkeit gebrand- markt. Und alles andere wollte man «her sein — als rück ständig. — Der Schah des Iran folgte nur wenig später dem türkischen Beispiel, so ist der Tarbusch auch aus dem neuen Persien verbannt. — In Aegypten gibt eine kleine Gruppe, di» heute den Tarbusch als „unmodern, rückständig und Zeichen ver gangener Fremdherrschaft" — gemeint ist die türkische — be« kämpft. Aber die große Maste der Städter — der Fellache trägt keinen Tarbusch — steht in ihm doch noch die „nationale Kopf« bedcckung". Die besten Tarbusch« werden auch heute noch — in Europa produziert. Sie kommen aus der Tschecho-Elowakei, die eigen« Tarbuschsabriken besitzt. Konkurrenten für die tschechischen sind die neugegründeten ägyptischen Tarbuschsabriken, die durch ihr« billigeren Preise de» europäischen den Rang ablausen. KÜ886 auf 6er I^snä8traüe 8in6 ^eläkrück Ein interestanter Fall kam vor dem Lodzer Gericht zur Ver handlung. In der Dämmerung ging ein verliebtes Paar auf einer der Lodzer Ausfallstraßen spazieren. Plötzlich umarmt« der junge Mann seine Beglriteain und begann sie mitten auf der Landstraße zu küssen. In dßefeen Augenblick näherte sich elir Auto, das schon 106 Meter vor der Kuß- und späteren Unsall- stelle Signale gab, die aber von dem Liebespaar nicht gehört oder beobachtet wurden. Der Thausfeur konnte das Auto nicht mehr zum Stehen bringen und fuhr in die zärtliche Grupp« hinein. Dabei wurden die jungen Leut« schwer verwundet. Bet der nachfolgenden Gerichtsverhandlung wurde der Chauffeur von jeder Schuld freigesprochen. 8em Qesckmsek Der Schweizer Dichter Gottlieb Keller liebte es, sein Mittag esten in aller Ruhe zu verzehren. D«r Wirt seines Stamm lokals reservierte ihm auch immer einen stillen Eckplatz, und die meisten anderen Stammgäste, die die Eigenheiten de» Dichter» kannten, machten um diese Zeit «inen weiten Bogen um seine» Tisch. Einmal aber erhob sich am Nebentisch ein East, ging ohii« weiteres zu Keller hinüber, stellte sich vor und nahm ohne Auf forderung ihm gegenüber Platz. Aus d«n Teller des Dichter» deutend, fragte er: „Ach, Sie essen heute auch Rehkeule? Schmeckt die nicht geradezu fabelhaft? Esten Sie st« auch am liebsten in Rahmtunke?" Mißbilligend sah Keller den Schwäher an «nd meint« mit gerunzelter Stirne: „Die Rahmtunke ist für mich nicht di« Haupt«, fach«. Ich est« die Rehkeule am liebsten in — Ruhr!"