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Freitag, 11. November 1SZ8 Im Fall, o°n h»h«r«, Dewolt, B«rb»t, »lnli«l»n»«» B-NXk»» PSninzen hat d«r Bezieh«« »der Weibungtreibend« tetiu «njplüch», lall, »I» gettunz tn be>chlSn!I«m Umlang», »— IpSIet adei nicht «ilcheint. <r«tllll»nz»,rt Ist L»« » » » » Schilltleltung: DiesLen-A., PoNtlstiatz« 17, geiniul Mil ». »l0l2 Leichcistsftell«, Druck und Beklag: Eeemania Buchoeuckeeet und Verlag Ih und D. Winkel, Polierstratz« 17, 8«rnru> »1012, Paiilcheck: Nr. 102Z, Bank: Stadtbank Dreien Nr. 01707 verlagert Dre»dt». Nnzeigenpreil«: dl» Ilpaltig« mm dreit« geil» t Bit, sllr Familienanreigen 0 B!» Fllr iplatzwllnlch» anne» »l, bin» SewLH, l»P»u. krlchelut » «<U «Schrnilich. vkanatNcher vezugigrit, durch Triiger »InW. 20 BIO bz«. M Psg Trlgerloha 1.7V; durch dl» Post 1.70 «inlchliehlich Pastüberweilungsgebllh,, zuzüglich « Bl». Post-Bestellgeld. Elnzel-Nr. 10 Bl».. Sonnabend, und F«sttag,.Nr. 20 Bl», «bbestellungen müllen lditesten, «lne Woche vor «blaut de» «ezuz^elt lchrlltlich beim Verlag eingegangen leid Unter» L«I»« dllileu tein» «lbbepellunge, «nigegennehmeu. .. . Nummer 285 — 37. Iahrg SachMe volkssettung Der neue Staatspräsident der Türkei Ismet Inönü der Nachfolger Atatürks Formaler Rücktritt des türkischen Kabinetts erwartet DRV. Istanbul, 11. November. Dao tilrbische Parlament hat am Freitag Ismet Inönii zum Staatspräsidenten gewählt. * Dao türkische Parlament hat in Ismet Inönii einen Mann zum Staatspräsidenten geiwylt, der wie sein Vorgän- ger und Weggenosse Atatürk sein ganzes Leben in den Dienst seines Volkes gestellt hat. Ismet Inönii früher unter dem Namen Ismet Pascha bekannt, wurde 188-1 in Smyrna gebo ren. Er wandle sich der militärischen Lausbahn zu und war bereits mit 22 Jahren Hauptmann im Generalstab. Er betei ligte sich an der j u n g I ii r k i s ch e n Revolution von 1908 und nahm an allen späteren Kriegen der Türkei in füh render Stellung teil Nach dem Weltkriege schlaf; er sich der von Atatürk geleiteten anatolischen Volkserhebung an und wurde von der Nationalversammlung in Ankara zum Gcne- ralstabschcf gewählt. Sein heutiger Familienname Inönii wurde ihm verliehen zur Erinnerung an seinen Sieg über die Gri-chen auf den Höhen von Inönii. 1921 übernahm der General den Vorsitz im türkischen Kabinett, trat bald daraus vorübergehend zurück«, um diesen Posten im Frühiahr 1925 erneut zu übernehmen. Von 1925 bis 1927 war er ohne Unterbrechung Ministerpräsident. Der unter seiner Regierung verfolgte Weg führte auhen- und in nenpolitisch zu einer Erstarkung der türkischen Position. * Aus Ankara wird gemeldet, im Auschlus; an die Neuwahl des Präsidenten der Republik werde mit einem formalen Rück« tritt des G e s a m t k a b i n e t t s gerechnet. Mi nisterpräsident Celal Bayar werde dann erneut den Auftrag zur Kabinettsbildung erhalten. Die Regierung werde in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung unverändert bleiben. Einbalsamierung der Leiche Atatürks Dreitägige öffentliche Aufbahrung. — Trauerscier Mitte nächster Woche. Der Leichnam Atatürks wird am Freitag einbal samiert nachdem am Donnerstag schon Gipsabdrücke des Gesichts und der Hände des Toten genommen worden waren. Es ist beabsichtigt, die Leiche am Sonnabend im Palast von Dolma Bagtschc für drei Tage feierlich aufzu bah ren, um der Bevölkerung von Istanbul Gelegenheit zu ge ben. einen letzten Abschied von dem Retter der Türkei zu nehmen. Die Ueberführungszeremonie beginnt dann in Istanbul, wo die Leiche unter Beteiligung der Kriegsflotte über den Bosporus nach der anatolischen Seile gebracht wird und dann in langsamer Fahrt nach Ankara. Mit Rücksicht auf die zu erwartenden ausländischen Trauergästc wird der Staatsakt der Beisetzung in Ankara nicht vor Mitte näch ster Woche erfolgen. Als Beisctzungsort ist der Residenz hügel von Cankaya in Ankara in Aussicht genommen, ivo das Haus steht, von dem aus Atatürk im Dezember des Jahres 1919 den militärischen und kulturellen Befreiungskampf des türkischen Volkes und dessen Wiederaufstieg leitete. Wieder starkes Kernbeben ausgezeichnet Der Herd wahrscheinlich in Rordchtna — Mit größten Zerstörungen ist zu rechnen Stuttgart, 11. November. Am Donnerstagabend wurde au den mürttembergischen Erdbebenwarten Stuttgart, Ravensburg und Mes st e 11 e n wieder ein ausserordentlich starkes Fern beben ausgezeichnet. In Stuttgart traf die erste Vorläuscr- wellc um 21 Uhr 30 Min. 29 Sek. uud die zweite Vorläufer welle um 21 Uhr 10 Min. 17 Sek. ein. Daraus errechnet sich eine Herdentfernung von 8500 Kilometer. Die Richtung nach dem Herd weich« non der Nordrichtuug um rund 5 Grad nach Osten ab. Der Bebenherd liegt demnach im südwestlichen Teil des Berinameeres, rund 3000 Kilometer von der Stelle ent fernt. von der die starken Erdbeben am Sonnabend, Sonntag und Montag nusgeaangen sind. Um 23 Uhr 3z Min. 55 Sek. wurde In Stuttgart noch ein Nachbeben ausgezeichnet, das aber bedeutend schwächer war als das Hauplbcbcn. Jena, 11. November. Ein Fern beb en aller schwerster Art verzeichneten die Seismometer der Reichs anstalt für Erdbebenforschung in Jena am Donnerstag, dem 10. November, um 21 Uhr 30 Min. 20 Sek. Der Herd des Erdbebens liegt in einer Entfernung von 8200 Kilometer und Ist wahrscheinlich In Nordchina zu suchen. Sollte der Erd bebenherd in einer dichten besiedelten Gegend aeleaen sein, dann mutz mit Zerstörungen grötzten Umsanges gerechnet werden. In Jena hielt die vom Erdbeben verursachte Bodenbewe- gnng über 5 Stunden an. so datz die im Herde ausgelösten Erdbebenwellen die Erde mehrere Male umkreist haben. Um 82 Uhr wurden die grötzten Bodenbewcgungen beobachtet, wo bei in Jena noch Bodenschwankungen von mehr als 2 Millimeter Weite erfolgten, so datz dle Pendel Her Seismometer gegen die Hemmschraube anschlugen. Reich-Minister Rust in Linz Linz, 11. November. Ncichsminisicr Rust besuchte am Donuerstaguachmittag die Stadt Linz a. d. Donau. Er besprach mit Gauleiter Ei- gruber und seinen Mitarbeitern kulturelle Aufbauplänc des Gaues uud besichtigte in Linz Einrichtungen des mittleren Schulwesens. Bombenwürfe und Säusersprengungen ohne Ende in Palästina Jerusalem, 11. November. In Nablus sind am Don nerstag zwei Häuser in die Luft gesprengt worden, nachdem am Vortage bereits zehn Gebäude mit Dynamit auscinandcrgespreugt worden waren. Zur Gegenwehr wurden von Arabern Bomben gestern und heute auf das Hauptlagcr des britischen Militärs in Nablus geworfen. Die von Militärgerichten gegen sechs Araber ausgesproche nen Todesurteile sind in lebenslängliche Gefängnisstrafe umge- mandelt worden. GebinMa-sBlkwSiMe des Führers an Viktor Emanuel Berlin, 11. November. Der Führer und Reichskanzler hat Seiner Majestät dem König von Italien und Kaiser von Aethio- pien zum Geburtstag drahtlich seine Glückwünsche über mittelt. Minister pirow kommt nach Berlin Berlin, 11. November. Auf Einladung der Reichsreglerung trifft der südafrika nische Berteldlgungs- und Jndustriemlnister Pirow Mitte nächster Woche zu einem Aufenthalt von einigen Tagen in Berlin ein. Der erste deutsche Gesandte tn Sftngking eingetroffen Am Sonnabend Ueberreichung des Beglaubigungsschreibens. Hsingking, 11. November. Dr. Wilhelm Wagner, der erste deutsche Gesandte tn Mandschukuo, traf am Donnerstag in Hsingking ein und wurde auf dem Bahnhof von Vertretern des Autzcnamtes, Mitgliedern der deutschen Gesandtschaft und führenden Bür gern der Stadt bcgrützt. Dr. Wagner wird am Sonnabend morgen vom Kaiser zur Ueberreichung seines Beglaubigungs schreibens in Audienz empfangen werden. Ein Aufruf Or. Goebbels' „Keine weitere« Demonstrationen und Aktionen gegen da» Judentum* Oliv. Berlin 10. Oktober. Reichsministee Dr. Goebbels gibt bekannt: Di, berechtigte und «ritändlich« Sn^örung de« deutschen Bottes Uber den feigen jüdischen Neuchetmord an einem deut schen Diplomaten in Pari» hat sich i« der vergangenen Nacht in umfangreichem Maste Luft verfchafft. An zahlreiche« Städten «ud Orten des Neiches wurden Bergeltungsaktionen gegen jiidisch« Gebäude und Geschäfte »orge«omm«n. Ss ergeht nunmehr an di« gesamt« Bevölkerung die streng« Ausforderung, von alle« wettere« Demonstrationen und Ak tionen gegen da« Judentum, gleichgültig welcher Art, sofort abzufehen. Di« endgültig« Antwort aus da» jüdische Attentat in Paria wird aus dem Weg« der Gesetzgebung bzw. der Ver ordnung dem Judentum erteilt «erden. Kemal Atatürk Unter den grossen Führergestalten der Nachkriegszeit, die durch die Kraft ihrer Persönlichkeit ihr Bolt innerlich und äutzerlich völlig gewandelt haben, wird Mustapha Kemal Atatürk für immer einen besonderen Platz einnehmen. Mit ihm verliert die neue Türkei ihren Schöp fer und Organisator. Das heutige Gesicht des nahen Ostens ist entscheidend durch diesen Mann bestimmt worden, der aus dem soldatischen Leben kam, sich durch seine militäri schen Leistungen im Weltkriege bei der Vertreibung der Engländer von der Halbinsel Gallipoli unter dem Ober befehl des deutschen Generals Liman von Sanders einen Namen gemacht hatte, und den man damals in Konstan tinopel allgemein als den Sieger von Anasorta, der blu tigsten Schlacht aus Gallipoli, kannte. Wer aber hätte vor zwanzig Jahren, als Kemal Atatürk als stellungsloser Ge neral nach Konstantinopel zuriictkehrte, geahnt, Lag in diesem Manne die Kräfte und Fähigkeiten verborgen lagen, die aus dem zusammengebrochenen osmanischen Vielvölker reich ein neues kraftvolles, auf dem Nationalitütenprinzip ruhendes Staatswesen zu schaffen vermochten? Und es ist bekannt, datz der jungen Türkei dieser Ausstieg aus dem Chaos, das der Weltkrieg hinterlassen hatte, nicht leicht gemacht worden ist. Konstantinopel war von alliierten Truppen besetzt, in Smyrna regierten die Griechen und in Andalia die Italiener. Der Irak, Syrien und Palästina waren in fremder Hand. Der damalige Sultan Waheddin dachte ernstlich an die Verewigung einer Schutzherrschaft der Engländer oder Franzosen über sein Land. Im Mai 1919 schickte die Regierung Kemal Atatürk nach Anatolien, weil es dort zu besorgniserregenden Unruhen gekommen war. Hier stand dieser Mann, der sich in politischen Dingen vor her sehr zurückhaltend gezeigt hatte, binnen kurzem an der Spitze einer neuen nationalen Bewegung, und als ihn die Negierung unter dem Druck der Alliierten, die die Bedeu tung der Ereignisse zu ahnen begannen, abberies, drahtete Atatürk lakonisch kurz nach Konstantinopel: „Ich werde in Anatolien bleiben, bis die Nation ihre Unabhängigkeit er langt hat." Dieses Telegramm hat man als die Geburts urkunde der neuen Türkei bezeichnet. Fast vier Jahre lang hat Kemal Atatürk jedoch noch kämpfen müssen, ehe die Freiheit und Unabhängigkeit der neuen Türkei nach innen und autzen sichergestellt war. Knapp vor den Toren von Ankara, an den Usern der Sakaria, gelang es ihm erst, den Ansturm der griechischen Truppen, die von den anderweit beschäftigten Alliierten vorgeschickt worden waren, und die damals die Erfüllung ihrer kleinasiatifchen Hoffnungen er reicht zu haben glaubten, zum Stillstand zu bringen. Von diesem Siege im September 1921 an, begann Atatürks Stern endgültig zu steigen. Ein Jahr später schon stehen seine Truppen im brennenden Smyrna und sehen die letzten Griechen auf ihren Schiffen aus Kleinasien flüchten. Jetzt erst hatte Atatürk freie Hand, feine innerpolitischen Fiele zu verwirklichen, die staatsrechtlich in der Errichtung der Republik gipfelten. Am 17. November 1922 bestieg der letzte Herrscher aus dem Hause der Osmaniden. Sultan Waheddin, in Konstantinopel ein britisches Kriegsschiff, um ins Exil zu gehen. Im Frieden von Lausanne erhielt die Türkei im wesentlichen die Grenzen zugesprochen, die Kemal Atatürk mit der Waffe in der Hand behauptet ha'te; die Kapitulationen fielen und die Meerengensrage wurde zunächst im englischen Sinne gelöst. In einem beispiellosen Tempo ging nunmehr Atatürk an dis inneren Reformen. Er war der Meinung^ datz er sie nur durchführen könnte, wenn er unter die Vergangen heit einen völlig klaren Schlutzstrich zog. Mit rigoroser Schärfe wurden denn auch in den folgenden Jahren alle Verbindungen zerschnitten, die zu den dynastischen und legitimistischen Traditionen des Sultanats zurückführten, und eine Verfassung mit ganz neuen Staatsbegriffen auf gerichtet. Atatürk kümmerte es nicht, datz damit Jahrhun derte grotztllrkischer Geschichte mit einem Federstrich aus gelöscht w,urden, und datz die Hohe Psoxtr mit einem Schlage ibre weltliche und religiöse Vormachtstellung verlor. Er wollte mit seinen Reformen nicht nur iiutzere Veränderun gen herbeiführen, vielmehr kam es ihm daraus an, die Brücken zur Vergangenheit möglichst gründlich abzubrechen, um die Gedanken und Kräfte seines Volkes auf eine ganz neue Zukunft auszurichten. In jungtürkischen Kreisen, denen Atatürk von Jugend aus nahestand, hatten sich die alten Ueberlieferungen des Islam schon lange gelockert; man legte dort Wert auf die Feststellung, datz beispiels weise der Fez keine ursprünglich türkische Angelegenheit, sondern ein griechischer Importartikel sei, und datz der Islam ja nicht von den Türken, sondern von den Arabern stamme. So begannen die grotzen Reformen Atatürks da mit, datz Fez und Schleier, die Symbole der islamitischen Welt, unter Todesstrafe verbannt wurden, der Harem vcr<- fchlvand, die Mönche vertrieben oder laisicrt, die Koran- jchulen geschlossen und die arabische Schrift, die Sprache des Koran, der leuchtende Schristschmuck der Moscheen beieitigt