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Montag, 8. Oktober 1988 Sächsische Volkszeitung Nummer Mr. Seite 7 «Aoma/r von Echlust. Oie Besetzung der Zonen I und II Frauen und Männer, Bauern und Arbeiter standen ergriffen an der Strahe, deckten die Fahrzeuge und die marschierenden Kolonnen förmlich mit Blume» zu. Wie ein einziger Schrei der Befreiung klangen ihre Rufe. Ueberall hallten die ehernen Klänge der Kirchenglockcn über Täler und Hügel. Donnernd zogen die ersten Maschinen der deutsche» Lustwassc über sudetcndeulschcm Boden ihre Bahn. Augenblicke, die unauslösch lich bleiben — das Eudetenland ist srei! Reichenau, 3. Oktober. In der Lausitz war am Sonntag alles auf den Beinen, den Ausbruch der Truppen mitzucrlcben. Am Schlagbmmi, bisher die Gcivnllgrcnze zwischen zwei deutschen Land- Berlin, 3. Oktober. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Deutsch« Truppen unter Führung des Generalobersten von Bock haben am 2. Oktober um 13 Uhr die ehemalige deutsch- tschecho-slowakifche Grenze in der Oberlausitz bei Rumburg und bei Friedland überschritten und mit der Besetzung des im Abkommen vom 29. September sestgelegten Gcbietsabschnlttes II begonnen. Die Truppen des Generalobersten Ritter von Leeb lind Sonntag um 13 Uhr zum Bormarsch über die Moldau ange- Ireten. Ihre rechte Flügelgruppe geht von Oberhaid aus Rosen berg, ihre linke, die erst gegen 1« Uhr antritt, vom Zwiesel aus Stubenbach vor. Im Zuge der Besetzung der sudctcndeulschen G biete durch das Heer werden di« Anlagen der Mili'ör- und Zivil luftfahrt durch Teile der Luslivasse belegt und in Betrieb genommen. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt weiter bekannt: Die Truppen des Generalobersten Ritter von Leeb haben am 2. Oktober abends ihr Tagesziel erreicht. Die Stadt Wallern wurde unter dem Jubel der Bevölkerung besetzt. Die Truppen des Generalobersten von Bock haben am 2. Oktober lhr Tagesziel, die Linie Reichsgrenze ostwärts Hinterhermodors—St. Georgenthal und Herrnsdors südwestlich Friedland—Weitzbach erreicht. Di« befreite Bevölkerung der Ortschaften im Rumburger und Friedländer Zipfel bereitete der «inrückenden Truppe einen begeisterten Empfang. um der . , . ... ..... „ , strichen war, zag Punkt 13 Uhr die erste Formation vorbei. Pionier« hatten 4 noch vorhandene Sperren gesprengt und die Kontrolle durchgesührt, ob die von den abgezogenen Tschechen vorbereiteten Sprengladungen beseitigt waren. Es gab noch schwere Arbeit, als kurz vor Friedland eine von den Tschechen zur Sprengung vorbereitete Brücke gesichert ivcrden muhte und aus den Sprcnglöclzern hier von den deutschen Soldaten mehrere huirdert Kilogramm Sprengstoss beseitigt werden muhten. Am Schlagbaum in Reichenau standen die ersten der befreiten Brüder, kurz vor Kunncrsdors lagen mitten ans der Slrahe noch die Zeichen endlich gcbroäzcner Gewalt: drei rie sige Zementblöcke wechselseitig hintereinander, die einmal den Zweck haben sollten, dem deulsclicn Heer den Zutritt zum geraubten deutschen Boden zu wehren. Heute an diesem Fest tage stehl Sudclcndcntschlands Jugend aus diesem Wahrzeichen entthronter Tyrannei nnü jubelt den Soldaten zu. lieber die ganze Flüche icder dieser Blocks ist weithin leuchtend zu lesen: Ein Volk, ein Führer, ein Reich. Weiter vorwärts schiebt sich die Kolonne durch das Land. Eine Welle überströmender Begeisterung strömt der Truppe entgegen, als sie nachmittags dann Friedland, die Stadt Wallensteins, erreicht. Hoch vom Schloss leuchtet den marschie renden Kolonnen schon der Schmuck der Fahnen entgegen, und als die ersten Abteilungen in die Stadt einrücken, er klingen auch hier, wie in den bereits durchschrittenen Orten, die Glocken aller Kirchen. In ihren elzerncn Ruf mischt sich der Jubel der befreiten Menschen. In Friedland gleichen die Strahcn zum Markt einem Blumcnleppich. Bätcr und Mütter halten auf den Armen ihre Kinder, deren Augen sich nicht satt sehen könne» an all dem Unbekannten, was dort an ihnen vorübcrzicht. Die Soldaten selbst werden milgerissen von dieser Stimmung, sie winken und geben vielfältig die Rufe der Freude zurück, die ihnen cntgegenschallcn. Schwarz ist die Strah« zu beiden Seiten von Mensche». Rot leuchten die Häuser unter dem reichen Schmuck der Fahnen. Das auf dem Marktplatz stehende Denkmal Wallensteins scheint Leben bekommen zu haben. Friedlands Jugend, die jedes Maucrsims, jede Laterne erkletterte, hat auch das Wallenstein-Denkmal erstürmt, das Standbild aus Erz ist verdeckt von winkenden Oopyrlgkt d> Kari Xüklor L Oo., Sorlln » ktavkckruvle vorboton Der Einmarsch aus Sachsen Jubelnder Empfang der deutschen Truppen im befreiten Sudetenland Löbau. 3. Oktober. Am Sonntag, 2. Oktober, begann der Einmarsch in die Zone II. Die Truppen rücken auf füns Marschstrahen vor, und zwar über Reichenau in das Gebiet von Friedland, ferner Weigsdorf und im östlichen Teil über Sohland in Rich tung Schlucken»», über Ebersbach auf Rumburg und Schön linde und über Scishennersdors in den Warnsüorscr Bezirk. Vor dem Zollamt in Reichenau auf deutschem Boden hielten der Oberbefehlshaber Generaloberst von Bock, der Kommandierende General, der Divisionskommandeur sowie eine gröhcre Anzahl höherer Offiziere. Punkt 13 Uhr hob der Schlagbaum, und unter dem Jubel der Bevölkerung, die sich an der nun gefallenen Grenze eingefundcn hatte, rückten die ersten deutschen Truppen in das befreite Sudctcnland, an der Spitze eine motorisierte Abteilung mit wehender Standarte. Die Bevölkerung auf den Landstratzen und in de» reich geschmückten Dörfern und Städtchen bereitete unter dem Iubelrus „Die Soldaten unserer Führers kommen!" den Trup pen einen geradezu überwältigenden Empfang. Jung und alt. Veit Stotz zahlt keine Steuern Der berühmte Krakauer Altar des deutschen Meisters ist bei uns lange nicht so bekannt, wie er es verdient. Um so be merkenswerter ist eins Veröffentlichung von Dr. Gerhard Sappok im Oktoberheft von Velhagen u. Klasings Monats heften. Hier sieht man in sorgfältiger Wiedergabe nicht nur den Gesamtausbau des grotzcn Werkes, sondern auch eine An zahl Einzelheiten. Es war ein Riesenwerk, das der Nürnberger In der Krakauer Marienkirche zu schassen hatte. Zwölf Jahre hat er dazu gebraucht. Als der Altar 1433 im Rohbau fertig war, wurde dem Künstler „um seiner Tugend und Kunst willen" vom Rat der Stadt Steuerfreiheit und das Amt eines Bau sachverständigen für Kirchen und öffentliche Gebäude verliehen. Am 25. Juli 1489 war der Altar vergoldet und bemalt, und konnte an diesem Tage der Gemeinde übergeben werden. Der Eindruck des fertigen Werkes mutz ungeheuer gewesen sein, und tatsächlich ist dieser Marienaltar der grötzte gotische Schnilzallar, der überhaupt auf der Welt je vollendet worden ist, und es ist sicher nicht zu wenig gesagt, wenn Johann Heydeke am Ecklutz der Altarbauurkunde berichtet, datz der Ruhm des Meisters „bald die ganze Christenheit erfüllte". Der Welt nördlichstes Hotel eröffnet Das erste Nordpolhotel ist dieser Taac in Kingsbay auf Spitzbergen eröffnet worden. Dieses Hotel ist zugleich das am nördlichsten gelegene Hotel der Welt überhaupt. Das Interesse für Spitzbergen steigt von Jahr zu Iabr. Bisher konnten die Besucher nur in schwimmenden Hotels, d. h. auf Schissen, die In einer geschützten Bucht vor Anker gingen, untergcbracht werden Das neue Hotel in Kingsbay mar früher eine Arbeiterbaracke. Es bietet jetzt Raum für zwölf Gäste und hat modern eingerichtete Zimmer. Die Umgebung ist ein Dorado für alle Touristen. Es ist Gelegenheit zum Klettern, zum Fischen, zum Seehundfanqen und zur Entenjagd. Motor boote führen die Besucher zu den Eisfeldern und zu Eisbergen. Mit dein neuen Hotel ist auch den Wissenschaftlern ein grotzcr Dienst erwiesen worden, die Jahr für Jahr zu Studien zwecken Spitzbergen besuchen. Der norwegische Staat interessiert sich ebenfalls sehr für sein nördlichstes Hotel. Die Geburten-Statistik in Europa Ein internationaler Vergleich der Gebnrtenentmicklung in Europa zeigt, datz bei weitem nicht alle Länder einen so kla ren Bevölkerungswachstum aufzuweisen haben, wie er bei uns in Deutschland während der letzten Jahre im Werden ist. In Deutschland wurde im letzten Jahre auf 1099 Einwohner je 18.3 Lebendgeburten gemeldet im Vergleich zu nur 14.7 im Jahre 1933. Auch England und ferner die drei nordischen Länder haben einen leichten Zugang der Geburtenziffer zu verzeichnen. Sonst jedoch geht die Bcvölkerungskurve im ganzen Europa ab wärts: In der Schweiz von 164 auf 16,9, in Belgien von 16.5 auf 16,2, in Holland von 29,8 auf 19,8. in der Tschecho-Slowakei sogar van 19,2 auf 17.2 und in Frankreich von 16.2 auf 14,7. sEngland: Steigerung von 14,9 ans 15.4. Schweden von 13.7 ans 14,3, Normcaen von 14,8 auf 15,3 und Dänemark von 17,3 auf 18,9 seit 1933.) MrwFS «v/sFs ß /-r sZnsT* a/Zs-r ganz kn sich Serfünken aus einem Stuhl und macht elnen krummen Buckel wie ein Kater. Vor sich hat er das Glas Bordeaux stehen, und er scheint sich darin zu spiegeln. „Der Wein", beginnt er, „den mein Corpsbruder Steinsieder so verliebt betrachtet, wird uns darüber hin weghelfen, dast ein jedes Ding seine Zeit hat . . . Wir Menschen kommen und vergehen, wir ersüllen eine Zeit mit unserm Geschrei, wir erfinden uns Aufgaben und er- füllen sie. Dann kommen neue Menschen mit neuen Auf gaben . . . Wir brauchen nicht düster zu blicken, wenn der eine früher als der andere . . . ausscheidet . . . nun ja, ausscheidet, weil er den Aufgaben nicht mehr gewachsen ist. Dann mutz eben der nächste in der Reihe für ihn sorgen .. „Ich weist ja!" wirft Brigitte ungeduldig ein. „Nicht doch, Kind", antwortet Dr. Lehmann nach sichtig, „ich spreche von etwas anderem ... Ich war heute nachmittag mit dem Rad drausten auf einem einsamen Holzplah —, ihr kennt das Spukhaus, ja? — Nun also, da war ich. Und da habe ich am Tor geklopft — und es hat lange gedauert, bis man mir auftat. Was meint ihr, wer da wohnt? Haeberlein . .. und eine gebrochene Frau, Maria Maier heistt sie . . . Vielleicht Heist» sie anders, mir wollen's heute gar nicht mehr wissen. Und da habe ich gesehen, wie ein Leben versandet . . . Soll ich s erzählen? Also ja . . . Jetzt sitzt der Haeberlein. von seinem Uttersen befreit, in einem stillen Winkel bei Büchern und Bildern » . . und er wird langsam immer mehr verblassen und jchliehlich in Dunkelheit erlöschen, auch wenn er körperlich noch zu leben scheint. Bei ihm aber ist eine Frau, stark, gesund, primitiv . . ., die will bei ihm bleiben, obwohl er nur noch ein Wrack ist.. . Ausgebrannt wie ein Krater . . . Diese Frau hat ihn ihr Leben lang verfolgt — sie selbst hat es mir gesagt heute —, und er hat sich nichts aus ihr ge macht. Einmal hat er geliebt, und die Frau starb an der Lunge. Innerhalb weniger Tage. Da wollte diese Maria den Haeberlein aus der Lethargie herausreitzen, wollte ihn retten; cs war umsonst . . Haeberleins Geist verflackerte . . Die Frau — ich meine Maria — glaubte, es sei gut, wenn er aus Donauwörth wegkäme . . . hier, in der neuen Um gebung, sollte er sich wieder erholen, auf neue Eedanlen kommen und wieder Lust zur Arbeit bekommen . . . Aber auch das mistlang: Haeberlein wollte nichts von ihr wisse». Da lernte die Frau den Uttersen kennen und geriet in seine Macht. Und Uttersen erfuhr von Haeberlein und seiner schwindenden Kraft. Da entstand nun der Plan, dessen Ausgang wir heute erlebt haben: Uttersen bewarb sich mit falschen Papieren und Empfehlungen hier um den Posten eines Stadtrats, und nie sind Papiere so gut, wie wenn sie gefälscht sind. Er siedelte hierher Uber und brachte endlich Maria Maier als Wirtschafterin — oder wie wir „Herr Scheffler —" sagt Brigitte Meister, und ja: sie wird Uber und über rot; es ist fast so, als hätte sie meine Gedanken erraten . . . „Herr Scheffler, Sie dürfen nicht denken, datz ich ein oberflächliches Ding bin —" „Aber Fräulein Meister", wende ich ein, „hier vor so vielen Zeugen brauchen Sie mir doch nichts zu sagen . . ." „Sagen Sie wieder Brigitte zu mir", antwortet sie. „Und wenn ich jetzt nicht weiter reden soll, so werde ich das ein anderes Mal nachyolen. Ich weist schon. Sie bleiben in der Stadt wohnen . .." Dr. Lehmann hat uns Zeit gelassen, datz wir uns erst fetzten. Dann schaut er von einem zum andern, und er bemerkt auch, datz der Detektiv seiner Frau etwas ins Ohr flüsterte, was an sich wahrscheinlich ungehörig ist... Dann aber steht er mich an, als ob er von mir das meiste Mit wissen erwartete, und fragt: „Wollen Sie uns etwas sagen, Herr Scheffler?^ Ich fahre mit der rechten Hand über die Stirn — es ist eine Geste der Verlegenheit von mir, aber ich kann sie mir nicht abgewöhnen —: „Ja, nicke ich, „aber ich möchte nicht, dast die Nachricht die Stimmung verdirbt. .." „Also doch!" sagt die Gattin des Arztes. »Ja", — >ch hebe die Schultern — „bis jetzt steht noch nickt fest, wie die Sache ausgeht. . . Aber wollen wir uns nickt genug sein lasten daran, dast er ein Held nur im Bösen war, nicht im Guten, und dast unser Mitgefühl den Guten vorbehalten bleiben muh?" „So ist es", sagt Frau Steinsieder. „Erschossen?" fragt der Arzt. „Nicht doch", sage ich, „er sprang aus dem Wagen, in dem er mit Handschellen fast. Unser Wagen, der hinterher fuhr, ging über ihn weg . . . Vor einer Stunde — oder vor anderthalb Stunden erst —" „Das war sein Eingeständnis!" sagt Frau Lehmann. „Und doch bezahlt er teuer..." „Und wenn ihm nun der Betrug auch noch hier geglückt wäre?" wirft Sebastian ein. „Kann jemand Betrug zu teuer bezahlen?" Ueber Frau Steinsieders Gesicht zuckt ein kleiner Aerger, doch sagt sie nichts. Ich kann mir denken, was sie böse macht: die Selbstgerechtigkeit Sebastians . . . Aber, ach, find sie nicht alle selbstgerecht, diese Jungen? Und sind sie nicht immer ohne Mitleid? Die Natur ist grausam, dast sie diesen Grundsatz hat; aber vielleicht wären wir alle nicht, wenn wir schon in der Jugend weise und nachgiebig wären ...! „Ich möchte auch noch etwas sagen", wirst Dr. Leh- mann ein. „Dreh auf, Bruderherz", sagt Steinsieder. Er bockt es nennen wollen — in unsere Stadt. Das Vkeltcre ist leicht zu erraten: er gewann die Herrschaft auch über Haeberlein. der Recht und Unrecht nicht mehr unterschied, — ja: in unserer Stadt wurde der fortschreitende Verfall Haeberleins kaum bemerkt, weil Uttersen ihn zu Haule säst einschloh ... Und der Bctrugsvcrsuch an Fräulein Meister wurde geschickt ekngesädelt. In vier Wochen märe der An schlag geglückt, und Brigitte Meister wäre Geld und Boden los gewesen. Erleichtert wurde der Versuch durch den Zu- stand der Natsschreiberswitwe, aber gerade darum fügte sich bei diesem Anschlag ja alles so schön aneinander. — er konnte gar nicht fehlschlagen . . . wenn nicht dieser Mister Scheffler urplötzlich aufgetaucht wäre . . ." - „Lieber Herr Scheffler —" sagt Brigitte zu mir. „Einen Augenblick noch", sagt Dr. Lehmann. „Diese Maria also lebt jetzt drausten auf dem Holzhos, im Spuk haus, das sie selbst für diesen Zweck eingerichtet hat. Ihr Leben hat sie sich nach diesem Augenblick zeichn« . . Run ist der Augenblick da, und sie dars bei il, n. Er >ldet sie jetzt . . ." „Aus!" brummt Steinsieder. Und auch ich sag«: „Ja. aus . . . Wie aöen jetzt ge nügend Betrachtungen angestcllt . . . und wir tun gut, uns wieder erfreulicheren Dingen zuzuwenden ..." „Zum Beispiel — ob der Regen von langer Dauer sein wird —" meint Frau Steinsieder Und der Arzt macht gleich seine Bemerkungen dazu, um das Gespräch auf jeden Fall abzulenlen. „Man könnte", lacht er. „bei gutem Wetter den Wagen unseres Hof- Detektivs probieren ... Er wurde heute nachmittag aus dem Graben gezogen. Ich kam gerade vorüber, als oben vier Pferde zerrten und purrtcn . . ." „Das ist doch Arbeit für mich", fällt Sebastian ein. „Ich nehme morgen noch den Motor auseinander und sehe nach, ob Schlamm eingedrungen ist ..." „Einverstanden", sagt Steinsieder. „Ich habe jetzt zwei Tage Urlaub —. und wenn Sie Erfolg kabeii. Sebastian, dann kann ich in diesem Wagen sogar wieder nach Hause fahren, was?" „Sie haben mich zwar reichlich zusammengestaucht beute", erwidert Sebastian, „aber ausnahmsweise will ich die Be stellung aussühren . . ." Da kommt die dicke „Tilly"-Wirtin zu uns an den Tisch. „Herr Scheffler", sagt sie leise, „das Krankenhaus ruft an und verlangt Sie zu sprechen ... Es hat schon in Ihrem Gasthof angerusen . . ." „Sofort —" sage ich und springe auf. Und dann horch» ich hinein in die Musthel: Utt 'r^n ist is lnn »'Narbe» Ich mag nicht mehr zu den Freunden zuriickkehren; ick laste Mantel und Hut hängen und gehe gleich hinaus auf die Straste; die Wirtin soll mich in einer Viertelstunde ent schuldigen ... So gehe ich also durch die blinkenden, nassen Gassen meiner Heimatstadt ... In Unruhe ging ich fort, zur Ruhe kam ich zurück . . . Aber nun soll die Ruhe kom men. Das langsame Einschlafen. Im Umtreiie dieser Kirche. Auch ihr Schutzpatron. St. Jacobus, war ein Krieger, ein Unruhiger. Ich passe zu ihm . . . Durch dis Strassen wandere ich, und der Sprühregen feuchtet mir die grauen Haare... Freut euch, ihr Jungen! ... Auch ihr werdet graue Haare haben!... Freut euch! . . . Und seid, wie ihr sein müstt: bedenkenlos und töricht . .. Und nur auf euch bedacht . . . Auch ihr werdet alt. und ihr werdet weich im Herzen werden, wie wir Alten heute sind « . . Und ihr werdet bisweilen auf die Jugend schelten . . . und werdet doch genau so gewesen sein, wie wir gewesen sind . . . Und ihr werdet enden, wie alles Alter vor euch endete: klug und mit dem grasten Wissen, das uns still macht und nachsichtig. Meine Taten sind abgeschlossen. Jetzt seid ihr an der Reihe . . . — Ende. —