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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.01.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180111013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918011101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918011101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-11
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
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UL Jahrgang Morgen-Ausgabe Freitag, den 11. Januar —. ftr Sr»e««pj>, ». Um,«». fi«» «Isfpalk. »»» X»!o»«Iz«llr r> Vs. v. a»«m. bi Vf.; «mtl. T«U kl« g,l»n,lj«ll« 80 Pf^ ». a»«» , . di« Noionkljtll« So Pf, «ulmdrtt Sü Vf^ S«schdfi«»i»S«ig«n «U Via,»,clchrlfk«, Im P««ll« «rdStzt. ,«iu Deismla-ila«, M. 7.— da« Tauf««» oallldl. V«It,«d8dr. »i»1« n«»»«k »0 Df. — So», »ad gcfli«,« l» Pf. S«*s»r«ch-«»»chi-d ««. >«««. ,«6iU »ad — V.sllch.ckdoai, 7A» SchrUiI.it»«, a»d »«IchLfi1fi.il«: Z-Haaa»«,-»« -Nr.fi» Verlag: Dr. Reinhold L Eo^ Leipzig. 1918 Vezugspreis:!.'! W..k«l,ddrUch M.fi.00. sür Ädhal.r «aa-ilich M. 1^: -Untsblatt de« Rat« und des poüreUmrtes ° <°Ä»tt.'duch v-"b«s"°-«b-hr>. SlLQt Haupkschristletter: Dr. Erich Tverth, Leipzig. »V Nr IS Die Fortsetzung der Verhandlungen Der Gang der Verhandlungen vtd. Drest-Lltowfk, 10. Januar. (Drahtbericht.) -«Ne vor- mittag 11 Uhr fand eiueDollflhuag statt, an der sämtlich« Dele- gLlioaen und die ukrainischen Vertreter iellnahmen. Grotzwestr Talaal-Pascha eröffnete die Sitzung und Übergab den Vorsitz an den Etaalssekretär von Kühl manu. Staatssekretär von Kühlmann nahm daraus das Wort zu folgende« Ausführungen: .Die für die bisherigen Sitzungen matzgebenden Formalleu werden, wie ich annehme, mit allgemeiner Zustimmung auch weiter als matzgebend betrachtet werden. Da in der Zusammensetzung einzelner Delegationen Veränderungen vorgekommen sind, erscheint eS nicht überflüssig, am Be ginn unserer Arbeiten einen kurzen Rückblick aus die Vorgeschichte und den bisherigen Gang der Verhandlungen zu werfen. Die gegen wärtige russische Regicruag hat am 28. Rovcmber 1917 durch einen ,A» alle" gerichtete» Funksproch unter Mitteilung gewisser Beschlüsse ihre Bereitwilligkeit erklärt, mit den Kriegführenden in Friedensver handlungen einzulreten. Daraus hat der deutsche Reichskanzler, Herr Dr. Graf Her kling, iu einer programmatischen Antrittsrede vor der Vollversammlung deS Deutschen Reichstage« am 29. November 1917 erklärt: .Die russische Regierung richtete gestern voa Zarskojc-Sclo aus eia voa dem Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Herru Trotzki, und dem Vorsitzenden des RakeS der Volkskommissare, Herrn Lenin, unterzeichnetes Funkcntclcgramm oa die Regierungen der krieg führenden Länder, in dem sie vorschlägt, zu einem nahen Termin in Ver handlungen über einen Waffenstillstand und allgemeinen Frieden «ln- zutreleu. Ich flehe nicht an, zu erklären, datz in den bisher bekannt gewordenen Vorschlägen der russischen Regierung diskutable Grundlagen für die Aufnahme voa Verhandlungen erblickt werden können, und datz ich bereit bin, in solche einzulreten, sobald die russische Regie rung hierzu bevollmächtigte Vertreter entsendet. Ich hoffe und wünsche, datz diese Bestrebungen bald feste Gestalt annehmen und nnt den Frie den bringen werden." Die teilenden Staatsmänner der onderea Verbündeten gaben dem Sinne nach gleiche Erklärung«» ab. Am 3. Dezember begannen die Verhandlungen über den Massen- ftillstand, die am 15. Dezember durch Unterzeichnung deS Maffenstill- standSvertrageS erfolgreich zu Ende geführt wurden. Eemätz der Be stimmung dieses Vertrages im Artikel IX: .Die vertragschNehenden Par teien werden im unmittelbaren Anschluß an die Unterzeichnung dieses MaffenstlllstandsvcrtrageS in Frledensverhandlnngen elnlrelca', enksand- kea die vier verbündeten Mächte bevollmächtigte Vertreter nach Brest- Lilowsk, die mit den Vertretern der russischen Regierung am 22. De zember 1917 die FriedenSoerhandlungen begannen. Diese zer fielen in zwei gesonderte Teile: in die Erörterung über die Mög lichkeit eines allgemeinen Friedens, und in die Besprechung derjenigen Punkte, die unter allen Umständen zwischen den Mächten deS Vier- bundeS und der russischen Regierung zur Erörterung gestellt werden mutzten. Wie von der russischen Delegation in der Sitzung am 25. Dezember 1917 vorgcschlagen morden ist, trat eine zehntägigeUnter- brechung der Verhandlungen ein, ..damit — nach der russischen Er klärung — die Völker, deren Regierungen den geführten Verhandlun gen über einen allgemeinen Frieden sich noch nicht angeschlosten, die Möglichkeit hätten, genügend mit den jetzt aufgestellten Prinzipien eines solchen Friedens sich bekannt zu machen. Nach Verlauf der besagten Frist müßten die Verhandlungen erneuert werden, ob- gesehen davon, ob und wieviel kriegführende Staate» sich den Verhand lungen anschlictzen." DleFrifl istam 4. Januar 1S18m!kter- nachlS abgeloasen. Die verbündeten Regierungen haben darauf nachstehenden gemeinsamen Beschluß buch Funksprnch verbreitet; nach dem ihnen bekannt geworden war, datz von den Regierungen der Entente irgendwelche zweckdienliche Mitteilungen nickt eingegangen waren. In ihrer Antwort auf die Vorschläge der russische« Delegationen hallen die Delegationen LcS Vlerbundes am 25. Dezember 1917 iu Vrest-Litowsk ferrissc Leitsätze zum Abschluß eines so fortigen allgemeinen Friedens ausgestellt. Zur D rmei- duag einer einseitigen Festlegung hatten sie die Gültigkeit dieser Leit sätze aukdrücklich davon abhängig gemacht, datz sich sämtliche jetzt am Kriege beteiligten Mächte innerhalb einer augeme'fcneu Frist ausnahmslos und ohne jeden Rückhalt zur genauesten Beobachtung der alle Völker in gleicher Meise bindenden Bedingung?« verpflichten mühten. Mit Zustimmung der vier verbündeten Delezatloren war darauf von der rusj.schcn Delegation eine zehntägige Frist fest gesetzt worden, innerhalb der die anderen Kriegführenden sich mit den in Brest-Lilowsk ausgestellten Grundsätzen eines sofortigen allgemeinen Friedens bekannt machen und über den Anschluh an die Friedensver- handlvngcn entscheiden sollten. Die Delegationen der verbündete« Mächte stellen fest, datz die zehn- tägige Frist mit d«m 4. Januar 1918 abgelaofeu und voa keinem anderen Kriegführenden eine Erkläruug über den Beitritt zu denFriedensverhaudlungea bei ihnen eingegangen ist. Wie sich aus dem Inhalt der Mitteilung der verbündeten Regierun gen vom 25. Dezember 19l7 ergibt, war die wesentlichste Vorbedingung, die darin gestellt war, die einstimmige Annahme der alle Völker gleicher weise bindenden Bedingungen durch alle feindlichen Mächte. Der Nicht eintritt dieser Bedingung hat die auS dem Inhalt der Erklärung und dem Verstreichen der Frist sich ergebenden Folgen. Das Dokument ist hinfällig geworden. Die nächst« Aufgabe unserer Versammlung wäre zunächst, dl« Verhandlungen an dem Punkte wieder oufzunehmen, wo sie vor E n- trilt der WeihnachlSpaufe sich befanden. Die russische Delegation hat aber durch ein von Herrn Josse gezeichnetes Telegramm an Gene ral Hoffmann diesem mltgetelll: .Die Regierung der russischen Republik hält eS für notweudig, die weiteren Verhandlungen über den Frieden auf neutralem Bode« zu führen, und schlägt ihrerseits vor, die Verhandlungen nach Stockholm zu verlegen." und auch in einem weiteren Telegramm den Wunsch der Verlegung deS VerhandlungsorteS in das neutral« Ausland zu erkennen gegeben. Ich will auf die den Herren Delegierten bekannten Gründ«, die eS unmöglich machen, die Verhandlungen an einem anderen Orte als Brest-Lilowsk zu führen, hier nicht näher eingehea, möchte aber jetzt schon als feststehende» unabänderlichen Beschluß der vier verbündeten Mächte aoSfprechen, datz sie nicht la der Lage si»b, jetzt die hier angefangenen Verhandlungen über «inen Präli- minarfrieden an einem anderen Ort« weiterznführe«. Wie schon früher «nverbindlicherweise dargelegt wurde, waren sie aus Lourloifi« gern bereit, di« formal« Echluhverhand'ang der Unterzeich nung der Präliminarien an einem mit der russischen Delegation zu »«reiabarenden Orte vorzunehmea und über die Wahl dieses Orte« in eine Debatte einzutreten. Ls Kaan nicht unerwähnt bleiben, da ja für die Führung einer Verhandlung die Atmosphäre, in der sie pch vollzieht. von der allergrötzk«n Wichtigkeit ist, datz sM dem Abschluß deS Ge dankenaustausches vor der zeitweiligen Unterbrechung der Verhand lungen sich manches zugetragen hat, waS geeignet 'chicn, Zweifel an der aufrichtigen Absicht der rassischen Regierung zu erwecken, mit den Mächten d«S Verbundes zum Abschluß eines raschen Friedens zu gelangen. Ich möchte in dieser Hinsicht verweisen auf den Ton gewisser halbamtlicher Kundgebungen der russi schen Regierung gegen tte Regierungen der Dierbundmächle, inTbeson- dere aber auf eine Kundgebung der Petersburger Te'egraphen-Agenlur, die im Auslände als halbamtliches russisches Organ angesehen wird. Ja dieser Kundgebung — ich will, um meine Rede nicht allzusehr zu verlängern, für den Augenblick auf die wörtliche Wiedergabe verzich ten, behalt« mir aber, wenn eS nölig w:rtcn sollte, die Wiedergabe für den welkeren Verlauf der Diskussion vor — war «ine angeblich in der Sitzung vom 28. Dezember 1917 durch den Vorsitzenden der russi schen Delegatton, Joffe, gegebene Aalwort ausführlich wiedergegeben, die, wie ein Einblick in die Atrien lehrt» ledig ich aus der Phantasie deS Erfinders entsprungen ist. Diese in allen Teilen er fundene Mitteilung Hal erheblich dazu beigelragen, das Urteil über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen zu verwirren und deren Ergebnisse zu gefährden. Wenn ich trotzdem die Hoffnung nicht völlig aufgeben möchte, datz die Verkandlungea zu einem ersprießlichen Ergebnis führen können, gründet sich diese Hoffnung in erster Linie auf den unS bekannten und durch die russische Delegation in beredter Weise zum Ausdruck gebrachte« Wunsch des russischen Volkes nach einem dauernden» grsicherten Frieden und auf die Erfahrungen, die wir la den Verhandlungen mit der Arbeitsmethode der russi chen Abordnung gemacht haben. Soweit sich aus den vor der Arbeitspause gesührleu Verhandlungen «in Urteil bilden läßt, halte ich die Schwierigkeiten materieller Nalnr nicht für grotz genug, um ein Scheiterndes Friedens» erkeS und damit voraussichtlich di« Wiederaufnahme des Krieges im Osten mit seinen unabsehbaren Folgen für gerechtfertigt zu halte»." Hierauf führte der österreichisch-ungarische Miuifler de- Aeußern Graf Lzer.iin auS: .Ich habe den Bemerkungen meines deutschen Kollegen noch folgen des hinzuzufügen: Dl« Gründe, derentwegen wir die Verlegoagder Verhandlungen im jetzig«» Augenblick in ei» neutrales Land kate gorisch verwelgern, find doppelter Natur: 1. Technischer Art. Sie wie wir. find voa hier <mS mil dlrekl«, Drähten mit unseren resp. Ihren Regierungen verbanden, lägllch findet ein Meinungsaustausch von Ihnen mit Petersburg und Kiew statt, und von unS mit unseren Zentralen. Wir alle können diese« Apparat nicht missen, sollen die Verhandlungen nicht unendlrch erschwert und ver zögert werden. Noch wichtiger aber als dieser Grund ist daS zweite Motiv: Sie, meine Herren, haben seinerzeit an uns die Einladung für all gemeine FriedenSoerhandlungen ergehen lasten. Wir Haden dieselbe angenommen, und wir haben unS aus der Basis für einen allgemeinen Frieden geeinigt. Auf dieser Basis haben Sie Ihren Verbündeten ein zehntägiges Ultimatum gestellt. Ihre Verbündete» Haden Ihnen nicht geantwortet. Heule handelt eS sich nicht mehr am Verhandlungen zum Zwecke eines allgemeinen Friedens, sondern eines Separatfriedens zwischen Rußland uad dem Vlerdund«. Die Verlegung der Verhandlungen ans neutrales Gebiet würde der Entente die von ihr ersehnte Gelegenheit geben, störend ein- zug reifen. Die Negierungen Englands und Frankreichs würden vor und hinter den Kulissen alles versuch:», um daS Zustandekommen dieses Separatfriedens zu verhindern. W.r weigern uns, den west lichen Mächten diese Gelegenheit zu liefern, aber wir wären bereit, an einem noch zu bestimmende» Orte die formale Schlutzverhandlung und die Unterzeichnung dos Friedensvertrages vorzunehmen. WaS den meritorrfchrn Teil der Verhandlungen anbelangk, in dem ttebereinslimmung zwischen Ihnen und uns noch nicht erzielt ist, so Haden wir uns in der letzten Plenarsitzung bindend darauf geeinigt, diese Fragen einer nä kos zu bildenden Kommission zu übergeben, die ihre Arbeit sofort zu beginnen hätte. Alle vier Alliierten sind völlig einig darüber, die Verhandlnnzen auf der vom Staatssekretär von Kühlmann und mir entwickelten, m i den russischen Herren bereits bindend ab «machten Basis zu Ende zu führen. Wenn die Herren der russischen Delegation von den gleichen Intentionen beseelt sind, so werden wir zu einem all« befriedigenden Ergebnisse gelangen; wenn nicht, dann werden die Dinge ihren notwendigen Lauf nehmen, aber die Verantwortang für die Fortsetzung des Krieges fällt dann ausschließlich auf die Herren der ru,sischen Delega on. Großwesir Talaat-Pafcha and Justizminister Popow schloffen sich namens der türkischen und der bulgarischen Dele- galion diesen Ausführungen an. Darauf gab General Hoffmann folgende Erklärung ab: ES liegt mir hier eine Anzahl Funksprüche und Aufrvfe vor, nnkerzeichnet von Vertretern der rassischen Regierung und der russischen Obersten Heeresleitung, die teils Beschimpfungen der deutschen Heeresleitungen und der deutschen Obersten Heeresleitung, teilsAussorderuagen revolntionärenCharakters an unser« Truppen enthalten. Diese Fanksprüch« und Aufrufe verstoßen zweifellos gegen den Geist des zwischen beiden Armeen geschlossenen Waffenstillstandes. Im Namen der deutschen Obersten HeereS- eitung lege ich gegen Form und Inhalt dieser Funksprüche und Aas rufe aufs eutjchiedenfle Protest «in. Fe dmarschalleutnant Exzellenz von EsiscericS, Oberst Gant chew nnd General der Kavallerie Izzet-Pascha schlöffe» sich die em Protest im Namen deS k. u. k. Armeeoberkommandos, der bulgari chen obersten Heeresleitung und der olkomanischen Armee an. Auf Vorschlag des Volkskommissars für auswärtige An gelegenheiten, Trotz kl, wurde nunmehr die Sitzung unter- brochen. Die Machenschaften der Entente Bafel, 10. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Wie Reuter auS Petersburg unter dem 6. Januar berichtet, hat Trotzki die soforttge Schließung des JnformattonS- bureauS angeordnet, daS der französischen Militär- mtlston angeschlossen war. DaS Bureau soll falsche Be- richt« verbreitet haben, die geeignet find, die Oesfentllchkett in verhängnisvoller Weise aufzuregen. Ein junger Oss.zier, der eine unrichtige Meldung der deutschen Friedens- bedlngungen gegeben haben soll, erhielt die Aufforderung, Rußland sofort zu verlassen. Der drahtlose Aufnahme-Apparat wird alsbald aus dem üuarkier der französischen Mission ent- fernt. Die Offizier« werden auS den Gebieten, wo Kriegszustand herrscht, sofort nach Petersburg zurückbervfen. Ein Derhandlungserfolg Die Erklärungen, die der Slv-akSsekrclär vorgestern abgegeben hat, hängen mit dem augenblicklich in Deutschland geführten Mei nungsstreit darüber zusammen, ob unsere amtlich« Bericht erstattung über Brest-Lilowsk zuverlässig gewesen sei. Herr von Kühlmann hat den Rückblick offenbar nur gegeben, um den Tat- -estand in der allcrsicherslen Form, Auge im Auge mit den russi- chen Unterhändlern selbst, festzuslcllen. Er hat diesen Rückblick oweil zurückerjlreckt, um diese seine Absicht etwas zu verschleiern. seinen Worten ist ein Zweifel nicht mehr möglich, datz jene verwirrenden russischen Berichte .in allen Teilen erfunden" z>arcn. Die Russen werden aus der ernsten Versicherung, daß solche Methoden der Berichterstattung die bisherigen Ergebnisse der Verhandlungen gefährdet haben, entnehmen, daß solche Methoden in Zukunft zu vermeiden sein werden. Werden sie verstehen, waS der deutsche Unterhändler sagen will, wenn er die Hoffnungen auf ein ersprießliches Ergebnis der Verhandlungen ^n erster Linie auf den Wunsch des russischen Volkes nach Frieden" gründet. Sein Urteil, daß die Schwierigkeiten nicht grotz genug seien, um ein Scheitern des Verhandlungswerkes zn recht fertigen, bekommt innerhalb jener ernsten Erklärungen besonderen Wert, da eS offenbar nicht aus rosiger Liebenswürdigkeit oder auS bloßem Optimismus entstanden ist. Auf den Unterschied zwischen unfern Erklärungen vom 25. nnd 28. Dezember ging der Staatssekretär nicht ein. Auch fragt man vergebens, weshalb die durchsch'.agcnde Richtigstellung der falschen russischen Berichte so lange auf sich warten ließ. Sobald die Ge schicklichkeit unserer Regierung in der Behandlung der öffent lichen Meinung in Frage steht, ergibt sich ein krübeS Bild. Graf Czernin ist dem deutschen Bevollmächtigen in der ent schiedenen Ablehnung elneS Ortswechsels für die Verhandlungen ohne Rückhalt beigetreken und hat übrigens zum erstenmal in einem amtlichen Zusammenhang das Wort Separatfrieden aus gesprochen. Die beiden Erklärungen werden auch ln Deutschland gut wlrken. UnS scheint, sie passen nicht zu dem Bilde, daS man sich vielerorts von den beiden Diplomaten gemacht hat, als seien Weichheit und Sanftmut ihre einzigen Charakterzüge. Die ent schiedene Erklärung, die General Hoffmann tm Namen der Obersten Heeresleitung abgab, war tn Inhalt und Form nicht schärfer als die beiden vorangegangenen. UebrigenS handelt es sich in allen drei Erklärungen um moralische Fragen, ln denen das Recht durchaus auf unserer Seile ist. Diele Einsicht mag den Eindruck unsere- festen und geschloffenen Auftretens bet den Ruffen ebenso erhöht haben wie die Talsache, daß die bulgarischen und türkischen Hauptbevollmächligten sich sämtlichen Erklärungen der Mittelmächte onschlossen. Die Unterbrechung der Sitzung hak anscheinend keine weitere Bedeutung, da nach der Mitteilung deS deutschen halbamtlichen Telegraphenbureaus Trotzki schon vorgestern erklärt hat, daß die von der russischen Telegraphenagentur verbreiteten Darstellungen über den Verlauf der letzten Sitzungen vor der Pause unrichtig gewesen seien, und ferner, daß die russischen Delegier ten in Brest-Litowsk weikerverhandela würden. Damit ist ein glakker Sieg der Mittelmächte in dieser Frage er fochten worden. Ihre Unterhändler hatten dabei ihre Völker unterschiedslos hinter sich, und solche Forderungen lassen sich am leichtesten durchsetzen. Daß die Mittelmächte sich bereit erklärt haben, die formale Schlutzverhandlung und die Unterzeichnung des Friedensvertrages an einem anderen Orte vorzunehmen, an scheinend, damit durch die spätere Benennung deS Friedens die Gefühle der Aussen geschont würden, ist sachlich ohne Bedeutung. Im übrigen meinen wir zu wissen, daß man auf unserer Seite an einen guten Fortgang der Verhandlungen glauot, zumal auch die Ukrainer entschiedene Bereitschaft zeigen, die Verhandlungen bald durchzuführen. Nach alledem darf wohl auch die inner-deutsche Krise als er ledigt gelten. Wir haben in den letzten Tagen bereits mehrfach die Meinung ausgesprochen, daß sie im Abflauen begriffen sei. Auch die radikal-alldeutsche «Rheinisch-Westfälische Zeitung" hat sich über die .Entspannung in Berlin" melden kaffen: .Die Männer, in deren Hände vorzugsweise die Leitung der Geschicke des Reiches gelegt ist und die die höchste eigentliche Verant wortung tragen, haben geglaubt, allzu stark betonter, persönlicher Stellungnahme die Spitze nehmen zu sollen und, in der Sache zwar seslblcibend, dennoch einstweilen neues Vertrauen soffen zu sotten zu Persönlichkeiten, denen wohl nur vorübergehend die Nerven versagt haben. So ist man an entscheidender Skelle, auf deren Arbeitsfreudigkett sozusagen Deutschlands Zu kunft begründet ist, neuerdings bereit, nachdem die Richtlinien für die FriedenSoerhandlungen auch im besten Einver nehmen mit der Spitz« der RelchSleitung noch ein- mal unverrückbar festgeleqt worden sind, doch noch den Leitern der deutschen Delegation Vertrauen entgegenzubrlvgen." Ileberseht man sich dies aus der gnädigen Sprache deS rheinisch westfälischen Blattes in angemesseneres Deutsch, so bestätigt eS einen erfreulichen Tatbestand. » G BerJn. 19. Januar. fDrahtbertcht unserer Berliner Schrtftlettung.) Soweit wir unterrichtet find, bestehen Meinungs verschiedenheiten über dir Ausübung des sog«nannten Selbstbestimmungs rechtes auf deutscher Sette kaum noch. Di« Meinungsverschiedenheiten betreffen im wesentlichen die sogenannte Narewqrenze, di» aber viel weniger eine deutsch-russisch«, als eine deutsch-polnisch«, oder bester noch, «in« deutsch-österreichische Angelegenheit ist. Das den Westen aniangt, beruhten die Bedenken der Oberste» Heeresleitung vornehmlich darauf, daß daS Angebot em:s Friedens ohne Annexionen und Entschädigungen, das von unS am 25. Dezember erging, auf den Westen übertragen werden könnte. Allein auch dieser Punkt Kanu als nahezu erledigt betrachtet werden. Unsere Feind« tm Westen Haden eS versäumt, innerhalb der ihnen gestellten Frist sich auf de» Bode» des 2S. Dezembers zu stellen. Diese Frist ist jetzt »icht nur abgelaufen, die Westmächte haben auch jedes Entgegenkommen t»
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