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Morgen-Ausgabe Bezugspreis: L V vlerieN^ m» «. «L» s«r «hol« >»a«Ut<» M. L00: dsrch »»I«r, »,«»Sk! »en gNialeu «»« -«»« ^drach« »»»««Ich M. »M, »>«r««I- ährtlch Ai. »,rch dl« Voß vu>«d«td »«»tschland« uwniülck Äi, L.^>, vlerlellildkllch M. il^ü: M,rg»n-Ä»«««d« dkl. 1,7^ Ad»»d-««1,<>d« M- I/>» S»not«»1-4>,«^d« M. U^0 »»»«tllch <au«Ichll«dilch V»Pd«ft»Ii»dadl>. O»»^«I<ui«»rr: M»r^»-dli,«^id« l i Pf., Ade»d.A»d,«d« I» Db Hauptschriftletter: Dr. Erich Everkh, Leipzi-. Nr «21 VL Jahrgang -er Stadt Leipzi- Anzelgenpreis: LLLk'L SW L«s«t««» ». l» «»«l. S«U dl« N-tonelzell« 8» Pt. ». «»4» SÜpst r«».k«»^»<chl»a: NiA; kl»« An^lge« dl« g»l»»«lj«»» 3« Pf. » Pf^Paplsrn-tz-lcht«» U«d«r SU0 Z«ll«a Umf««, 30 1», ad-r svo Z«N«n: S08K. »«fchdst«a»z«lge» »>l Platz«,klchrlft», » Pr«l>« «rd»hi. Ptotz ««» »-»««-rlchrM »d« ^0«rdtn»llchk«L. D«ll^iu <S»f«»Uaof!a,« Al. 7.— d«1 I«»f«»d «ullchl. i oilg'dkdQ S«ach,r,ch.A»f<d«»dRr ldl«. »««, «»» — 0»ftlch«6.k»«t»r>» Schrlfllelt»«, „d »»schOftog«»«: 2»h«»»i<gssl« Kr. d. Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig. Sreilag, den «. Dezember 1M8 * 'M Ser A.- mH S.-Rllt gegen die WWe Regiermg Amtliche BekMtWchWN t« A.- md S.-Mer Beschluß des engerer, Ausschusses des A.- vud S-RateS Z« Leipzig. Heg«, di« beide» Verordnungen de« VoLckx-—ftragtea Fleiß« er, «Märische» Bahaverkehr »ad wirtschoftliche Demobilmachung d«. treffend, erhebt der e»gere Ausschuß schärfste» Ll»sproch,,t»- soweit sie die vom A.- und S--Rat z» Leipzig im Interest« der Allgemeta- hüt geiroffenen Mahregel» einschränkeu oder anfhebe». Die Boschlüst« des A. »»d S^Rates bleiben »ach »le vor l» fr rast. Zmowerharckümge» gogeu dies« Beschlüffe werden bestraft. Der A.- und S.-Rat z« Leipzig. Seger. Schönt»-. » Bekanutmachung. Aach dem Befchtuß des Drohen Arbeiter- and Sokdatenrates za «oeftnig vo» 4. 12. 18 hat sed« weiter« Herstellung von RSstunat-ege»- and Munition sowie auch dt« Fertigstellung »ad Teitarbetl ooa Ge^ft ständen filr Kriegszwecke ab SV. 11. 1918 z» unterbleibe«. Di« Betrieb« werden von «iner Kommtstkm kontrosiert. Der Arbeits lohn für di« aasgewendete Zeit des KontrollbieafieS der Kommisstonsmtt- güeder ist vom Anteraehmer zu bezahlen. Unternehmern, die dem Verbot zuwider welker Rüfivngsgegenstände und Munition Herstellen lasse», werden die Kohle» beschlagnahmt sowie a»ch Vas »ab elektrischer Strom gesperrt. Seger. Schöat»» * Berll», 5. Dezember. (Amtlich.) An dle Arbeiter- vad Sol- datearät« in de» Ostprovinze» diesseits der Dreaze. Der Berliner Vollzugsrat hat beschlossen, znr Stärkung »ad z»m Aasdao der sozialistische« Inkereffea im Si»»e der »e»e» Republik als Provisorium bis zmn 1«. Dezember 1918 el»e AufklSrvugszenkrale Oste« für alle dortigen Arbeiter- und Soldate»rSt« z» schaffe». Die Aas- Trostlose Ernähruugsausflchteu Eine Note des Reichsernährungsamts G Berll», S. Dezember. (Drahlbertcht »ufere» Ber- /1»er Schrifll«lt»»g^ Das RelchSer»üh«»»-sN»t hat an das Auswärtig« Amt etae Rote gerichtet, t» der es aas die unabsehbare« Folge» hi»weist, die der bevorstehend« Z»san»me»- br»ch uaserer Sraöhr»»gs»lrtschaft noch sich ziehen wird. Di« «Voss. Zig.' ist tu der Lag«, aus dieser Role die folgende» wichtige» Gesichtspunkte M veröffentliche«: Da» Rückgrat »»serer ga»ze» Kriegs«ruähruagswtrtschaft bSdete bisher di« Versorgnug mit Brotgetreide »ad Kartoffel». Infolge der Grchp«, der Aar,he». der Arbettsetafiellaag der Kriegsgesaugenen asw. ist ein erheblicher Test »»serer Kartoffelernte in der Erd« gebliebea »ad darch de» frühe» Frost »«rntchtet worden. Daza kommt die ungeheure Traasportkrtse, dl« ebenfalls dazu bel- getragen hat, bah nufer« Kartoffeloorräte richt ordnangsmähig habe« eingeliesert werde« KSaaea. Di« Folge davon ist, daß di« -«chtwoh»- bezirk« aur «och für we »lge Woche» »üt Vorräte» versehen p»d »ad nenaeaswert« Z«fuhren nicht mehr erwarte« können. Ein Durchhalle» der vorgesehenen Kartosselratim, erscheint daher schm, Heal« vollkommen ausgeschlossen, und höchstens di« Hälfte der Ratlv« wird all gemein aosgegebe» werde» könne». Di« Vetr«ldeversorg»«g »ar »ach d«r verfrüht«» Iaa»fprachnahm« der dies fährt-«» «ixheimischen Ernt« in erheblichem Maße aaf dle Anfuhr a»s dem Oste» eingestellt. 2» folge des Fortfalles dieser Zufahre» hat sich di« Lage der Reichs getreide stell« derart aagünstlg gestaltet, daß ihre Lager- bepäade a»r »och bis za» 7. Februar ISIS reiche», »ad a»ch das» »nr, wen« die täglich«, Zufahre» l» gleiche» Höh« wie im Vorjahre erfolge«. Dies erscheint aber »ach Lag« der Trcmsportverhäll- nisse völlig aasgefchlofse». Rach de« 7. Febraar würde sich also im güustigste» Falle»»» elae täglich« Kopfratt», vo» 80 Gramm Mehl, d. h. ei» Drittel der gegenwärtlge« Ratio» ver- t«ile» lasse«. Di«s« Lag« bessert stch «och da» »ich« »«sentllch, w«»» di« sei» dem 1. vezember zugepande«« Erhöh»- d«r BrotraW« wieder rückgängig gemach« wird, was aas technische» Gründe« kaum vor de« 1. Januar möglich sei» würde. Hierbei ist z» bemerk««, daß di« Er höh«,, der Beotraüm, sekovkzett «sschließfich aas poüttsche» Srüud« erfolgt ist. Sehr trübe stehl «< a»ch am dl« A«ü sichte« »«serer Fett sud Fl«lschv«rs»»ga»g aas, die »amenlNch das Darchholte» der Fettwirtschafi aaf die Zufuhr der t» Rnhlaud aagekaufi«, Oel- saate» eiagestelll hatte. Dies« Dor»«« stad aatargemätz »ich« «eh» abtransporüert worbe«. Di« «tuheMftfch« Fettwirtschaft gestattet des halb »ach dem völlige» Zasammmckrach der MSchwirtschafi »ar »och ei»e» Wlrtschafkspla» bis 1. April. Bis Z» diese« Lage steht aas der mögllchea Aafbri»ga»g a» MÜchfett »ad Mar gart» e«rz«vgnisie» »ar »och ei»« rageskopfm«»,« »»« U Gram« z»r Verfüg»»,. Die Flelsch»«rsorg»»g, die für de» größte« Lest de» vev- forgsagsberechttgt«, Bevölkerung »,r »och «i»e Wocheukopf- m«»g«,o« 100G»««« vorsteht. Kau» auch «r »»ter Zu Hilfe- »ah«« ga»r beträchtlicher Z»f»hreu «frechterhall«, w«de». Oh»e solch« Zufuhr«» ist sebe»falls Mt «i»«r starke» Herab- setzaag alle» wichtige« Lebe-snüNetralione« fp«este»s Anfang Februar z» rech» en. Was da« bede»t«n würde, geht daraus hervor, daß als- da»n der Rährwert, der setzt scho» »»r »ch «1» Drittel de« normale» D»rchfchäilltw«rt«s darstetkl. anf etwa di« Hälft« de« g«ge»wärfige« Rährwertes herabstak«, würde. Dies« Tatsache würde «i« la»g- fa«es, «Ke» sicheres Derh,,,«»« kabeut«». Truppendemoastrattonea in Vertin G Berti», S. Dezember. fDrahtkoricht ««sero» Ber- rl««r6chrtfriett»ag.) Heule nachmittag starke Lrupp««- züge »nter Führung roter, schwarBveißrot« und schwarzrotgoldener Farbe» durch di« inn«r« Stadt. Veranlassung bot dos Gerücht, daß dl« Abteilungen der Gardefmcke» and Vardefernspvachar di« Leib garde Liebknechts bild«« wollte». MN groß«» Schilden, ver seh«, die die Aufschrift trug««: ,R»rfü« die neueRegie- r»«gl', .Geschlossen für Ebert-Haase ir zog«» die Garde- kWstllll »k SWö<M-ß>LsM>ll s» AatchMG» »schal. B» HU Nmo- klärungszentrale soll für di« Soldatenräte des Ostens di« Schäftung ge meinsamer Richtlinien hinsichtlich ihrer Tätigkeit, Absichten and Ziele sowie di« Beaufsichtigung aller Behörden ermöglichen. Zu diesem Zwecke beaaftrageu wir de» Arbeiter- und Soldatenrat Thorn, alle Ardelter- uud Soldaleurüle des Ostens mit seinem Rat ln eatscheldenden Fragen zu «ulerstüheu. Der Arbeiter- und Soldalenrat steht in direkt«, Ver bindung mit de« BerNner Bollzugsrat. Die Bildung dieses Provi soriums ist für de« Zusammenschluß der Arbeiter- und Soldatenrät« d«s Ostens «forderlich, damit diese als geschlossener Block dle Interessen der Deutsche» Sozialistischen Republik vertreten können. * Konferenz der Arbeiter- und SoldakenrSte der Kreishcmpt- mannschafi Leipzig. Sonutag, den 8. Dezember, mittags 1 Ahr im Dolkshaufe, Vesell- fchafissaal, Konferenz der Arbeiter- und Soldalcnräte der Kreishaupt- mmmlcdaft Lelvria. Tagesordnung: 1. Die Aufaab« der A.- und S.-Rät«. L Die Reichskonferenz. 3. Delegiertemoahlen. Dte Zabl der Delegierten bleibt de» einzelne« Orte« überlaste». Die Delegaüouskope» sind von de» entsendend«» Orte« zu tragen. Sager. Erlaß über Errichtung eines Reichslufiamtes. Berlin, 5. Dezember. Auf Grund der Verordnung des Rates d«r Volksdeanftraaten, betreffend die vorläufige Regelung der Luftfahrt vom stü. 11. 1918 (Reichsgesetzblalt L 1337), wird hiermit «» Reichsluftcmtt «»- richtet. Dl« Leitmrg dieses Amtes wird August Ealer aus Frankfurt a« Mai» übertrage», der den Titel Anterfiaatssekretär führt. Das Reichs- kufkamt bearbeitet die Angelegenheiten der Luftfahrt selbständig «U der Maßgabe, daß dos Luftfahrtrecht »»ter seiner Mltwftck»»g vom Reichs mat des Innern geordnet wird. Staatssekretär des Inner» Vr. Preuß. Die Geschäftsstelle des ReichSlnftamteS b«fi»der stch la B«rü» V 8» Wilhelmstrahe 74. themfftvaße dogegnete» st» dem Zug« de« aas dm» Zsckms Basch ko-m- mesadvu ettvo 2008 aktiven Anteroffizier«, dw gleichfalls durch die Wucht ihrer Zahl für ihre Forderungen «ff der Straß« demonstrierten. Es km» zwischen dm sich begegnenden Trupp«» zu stürmische« kame radschaftlichen Begrüßung« Dse Unteroffizier« bögabo» stch »ach dm» Reichskanzlerposats z» Her« Ebert, d«r einer Abordnung vo» ihn« in «iner lurpze« Red« d^Dankder Regternng ausspvach. Dam» hielten st« eine Versammlung tm Schulhof« des Dorotheenstädttschen Realgymnasiums ab, uw der Führer, «in BerNner Fetdeoebel, erklärte: .Wir Pud von den Spitze» Berlins gebet« morde» i» di« Sol datenwehr etLZlltres«. Ich habe geantwortet: Rein» es geht nicht, daß wir uns unter Umständen von Preußen kommandiere» lasten. Don» bild« wir zur Unterstützung d«r Regierung ein« «»gen« Wehr. (Stürmischer Beifall.) Unter »ns find viel«, bs, vor Verdun und a» der Samar« Ihren Man» gestanden hab«», Pa werde» es t» der» uwrschen Berttn owch tun kör»«.' Dl« Versammln»- der Soldatenrät«, dlle harrt« k» Reichstage tagte, hatte fr et stch «Men erheblich radikaler«» Charakter. Dort «arde nämtich beschlosten, daß man de» Offiziere» zwar -ntvig dos aktive Wahlrecht zum 18. Dezember gewähr« «oll«, »tcht aber das passiv«, worauf verschiedene Offiziere «st Brams« t» Offizierraqg die Versammlung verließen. / Keine Reichskonferenz Berft«, 5. Dezember. (Eigener DrahtberichLf Dem Antrag des bayerischen Ministerpräsidenten, in Jena eine neue Reichskonferen'z der Bundesstaaten abzuhalten, wird von der Relchsregierung nicht stattgegeben werden, da von chr das B ü- dürfnls hierzu nicht anerkannt wirb. Unterredung mit dem früher« Kronprinz« Friedenspolitik schon nach der Marneschlacht? — Die Fehler der Generalstäbler. — Lndendorffs Kriegtpolitik. Amsterdam, S. Dezember. (Drahtdericht^ Rach einer Reoter- Meldmg a»s R « w Bork hatte d«r hiesig« Korrespondent der Astoeiated Pr«ß am Mmrtag «!»« U»t erreda»- urtt der» früher« deutsche» Kro»prt»ze« aus der I«sel Wieringe«, in der der Kro»pri«z ». a. sagt«: Er hab« aaf »lchts verzichtet und kel» Dokmneat »»t«r- zeichaet, aber wea» die deutsch« Regie«»- ein« RepudNK nach amerika nisch«» ober französischem Muster beschließ« «olle, so würd« «r sich mN d«r Stell»»- ei»«s einfach« deutsch« Bürger« vollständig zvfriedevaeb« »»d berett fei», d» Interest« sei»es Landes alles z» tu». Aus di« Frag«, was er für d« Wendepunkt im Kriege betracht«, sagt« der Kronprinz sein« Leberze»g»ng sei, daß Dotschlcmd d« Krieg A»f«»§ Okl»h«r 1914 »«rlore» habe. Er hab« die Lage Deattchlands »ach d«r Schlacht a» der Marne, di« Deutschland »tcht v«lor« hab« würden w«n» die Ge»«ralstabsch«fs aicht »ervös -««es«, wär«, für hoffmnrgslos gehalten. Er hab« damals versucht, d« Den«ralstab daz» z» bring« Fri«d«»svorichlä-e « mach«, selbst ans Kost« großer Opfer, wöbet er selbst so wett hab« -«hen »oll« Elsaß- Lokhri»-«» «tzvgeb«. Er hob« «r A»ttoort erhall«», daß er sich m» sei»« eig«« Angelegenheit« « beschäftig« «d sich a»s b« Be fehl ük«r fein« Arm« descheänk« solle. — U«b«r d« B«§i»« des Krieg«« sagte der Kronprinz: Gegenüber all« bisher im Ausland« v«röffe»tlichte» Bericht« erkläre er, daß er b« Krieg niemals gewünscht hab« «d d« A»ge»bllck für sehr »ngeeigael -ehall« habe. B« A»- fa»g « sei er sicher gewesen, daß L » gla » d « dem Kampf« teü»«hm« werb«, aber diese Ansicht sei vw» Prinz« Heinrich «d «der« Mit glied«« d«r Familie Aoh«zolle« »icht getell» worb«. Der Kroaprinz strach «ll Erbitterung Wer di« Arde» der Generalstäbler, dle, wie er sagte, für eine Anzahl «« Irrtümern verantwortlich sei«, darunter für dle -roh« Mürzotfosiv« dieses Jahre«. « b«r er i» Widerspruch z» s«t»er eig«« Uederzeugung Hobe teil»«ha»« mäst«. Er erklärt« ferner, daß L»dendorff dl« Ha»pttri«bf«ber der d«»ffchen Kriegspolilit gewes«, während Hindendnrg »»r dem Ram« »ach ber Lever gewes«» srt. L»d«dorff »nd sei» Stad hab« bi« feindliche Truppen macht während unterschätzt. Sie hätten nie aeglmckt, daß Amerika so viel« Soldaten sende» würde, wie es tatsächlich tat. Z»m Schluß er klärt« der Kr«pri»L daß er Wilso».h«w»»b«re, der, deff« s«l « ßchar, de« deutsch-« Volk« et»« gaoecht« Frted« bring« wird. Das Wesen -er Demokratie Bon Prof. Dr. Waller Goetz. Das Work Demokratie hatte bisher in Deutschland ketnetz gute» Klang. Unsere alte Staats- und Lebensordnung war voO aristokratischem Geiste durchtränkt und sie lieh uns alles Demokra tische nur zu gern unter dem Gesichtswinkel des Zersetzenden un geradezu Staatsfeindlichen sehen. Der geschichtliche Ablauf des staatlichen Lebens wurde uns sehr oft dargeftellt als ein Abstieß von den festen Orü-nnngen der Monarchie zu den sich lockernd«« und schließlich die Auflösung bringenden der Demokratie — unkeg der Massenherrschast mühte alles Feste und Heilige der Ueber«> lieferung sich lösen und jeder Staat zum Schluß zerbrechen. Aber di« Demokratie hat doch eine etwas andere Geschichte« als st« tm Spiegel einseitiger Parteianschauung erscheint. Die jenigen, die das Wort Demokratie im alten Griechenland geprägtz haben, verstanden darunter die höchste erreichbare Form des staat-i lichen Lebens, und ein gewiß ebenso kompetenter wie konserva tiven Beurteiler, Ulrich v. Wnamowih-MoeUendorf tn Berlin, sagt darüber: .Die athenische Demokratie ist die vollkommenste Ver körperung des hellenischen Staatsgedankens: Len ersten Staat, der aus Frech eit und Bürgerpflicht gegründet ist, soll die Wett mit Ehrfurcht anfchauen, so lange sie selbst diese Grundlagen an erkennt'. (Staat und Gesellschaft der Griechen, in der .Kultur« der Gegenwart'). Wenn die Geschichte uns etwas Sicheres auf diesem Gebiet« lehrt, so itt es nicht eine bestimmte aufsteigend« und> stnsonLe Folge der VerfassangSsormen, sondern vielmehr di« Er kenntnis, Latz es eine schlechtweg ideale Staatsform niemals ge geben hat und wohl auch niemals geben wird. Em jedes Volk wirft sich nach seiner Eigenart und seiner Geschichte seinen Staat bilden, und in einem Fall» wird eine Monarchie-»rm andern eine Republik» tm dritte» irgendeine Awttchenfvrm den Höhepunkt der Entwicke lung bilden. Wer den Demokraten feindlich gesinnt ist, scheint zu vergessen, daß es gute und schlechte Monarchien und Aristo kratien, gut« und schlechte Demokratien gegeben hat, und daß Staaten mindestens ebenso ost au verkommenen Monarchien wie au ausschweifenden Demokratien zugrunde gegangen find. Ruhlanb war so gut eine Monarchie wie das kaiserlich« Rom oder das Frankreich des 18^ Jahrhunderts, und mit vielen andern Haden fie gezeigt, -atz der Staat stch auch in der monarchischen Form zu Tode tebe» kann. Und wer tn der Demokratie nur den Ver fall sehen will, vergißt auch dieses: daß die höchste Blüte de-0 menschlichen Kultur in Griechenland und im Italien der Re naissance jedesmal auf einem rein demokratischen Boden wuchs. Dl« großen Philosophen des alte» Griechenlands glaubten a» den Ideakstaat und habe« chn auf ihre Weise beschriebe«. Prota- goras sah tu der Demokratie das Ideal, Plato tn einer Aristokratie, tu einer Herrschast der Weisen, der Philosophen; Aristoteles sucht» eine Verbindung von Aristokratie und Demokratie, indem er die» Regierung -es Staates tu die Hände der gereiften Männer legte, die jungen Männer aber noch ausschloß. Aristoteles verkannt» die Gefahren einer schrankenlosen Volksherrschast nicht: nicht di» bloße Zahl sollt« herrschen, sondern eine Auslese der Tüchtigsten aus dem Gesamkvolk sollt« stattfinden, und diese sollten dann «o Leitung des Staates berufen fein. Die größten politischen Denken des Altertums faßten di« Demokratie also nicht als Mastenherr schast auf, sonder« als Volksherrschast in dem Sinne, daß da- Gesamtvolk a» der Regierung beteiligt sei uxd die Tüchtigste» di« Herrschaft für daS Volk auSübten. Die englischen Staatsphilosophen des 17. Jahrhunderts habe« die Demokratie als die beste Staalsform beibehalten, fie aber mit der (freilich nur repräsentativen) Monarchie verbunden. Nach ihrer Meinung erleidet die Demokraüe keinerlei Schaden, wenn sie sich a» Stelle des Präsidenten der Republik einen erblichen Monarchen setzt, vorausgesetzt, daß dieser Monarch nur das gebundene Organ der demokratischen Verfaflung ist. Di« enMche Revoloüou von 1648 endete 1660 mit der Wiederher stellung des Königtums, und der Führer der Revolution, Oliver Lromwell, hatte ln seiner letzten Lebenszeit diese Wiederherstellung schon eingeleitet. In Frankreich verwarf von den hervorragendste» politischen Denkern Montesquieu die rein« Demokratie — die be schränkte, konstitutionelle Monarchie erschien ihm alt die über legene Form; aber Rousseau, besten Gedanken dann die fran zösische Revolution beherrschten, war der radikale Vorkämpfer einer VolkSherrschast, die sich ganz unmittelbar, ohne irgendeine Zwtschenstelle, oetättgen sollte: durch Mehrheitsbeschlüste, di« nach feiner Meinung stets daS Richtige treffen würden, sollte das Volk stch von Fall zu Fall entscheiden — ein immer zu wieder holendes Referendum also sollte stattfinden. Die Revolution zeigt« non freilich schlagend die Unzulänglichkeit derjenigen Demokratie, die sich aus Massen- und Gastenherrschaft stützte — diese Demo kratie entsprach aber auch ln keiner Hinsicht den Idealen politischer Denker, selbst denen RousteaoS nicht, wenn man ihm auch i» starkem Maße die Verantwortung zumesten darf, daß daS fran- Sflsche Volk auS einer unmöglichen Theorie die nächstliegenden Folgerungen zoa. Doch Kant hat auS Len englischen und französische» Vedankrn di« Äee LeS R echtsstaatet als daS allein Wesent liche entwickelt; ob dieser Rechtsstaat jedoch Republik oder Mon archie sei, war für Kaut ohne ausschlaggebende Bedeutuna. Lin demokratischer Einschlag liegt aber in der von Kant zugelastene» Monarchie, den» st« soll in jedem Falle unter der Herrschaft Leu von Volksvertretern gegebenen Gesetze stehen. Im IS. Jahrhundert hat daS demokratische Ideal in Deutsch land sein« Vertretung nur ix den breiteren Kreisen deS Liberalis mus und denen der Arbeiterschaft gesunde«; die geistigen Führ« vermochte» sich sicht mehr mit Ideen zu befreunden, di« tn d»r französischen Revolution ein« so verhängnisvolle Verwirklichung gefunden hatten. Deutschland wurde seit den Befreiungskriegen und fett der Romantik aaf de» Weg -es sich oogautsch entwickeln-