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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.12.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19181207018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918120701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918120701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-12
- Tag 1918-12-07
-
Monat
1918-12
-
Jahr
1918
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HL. Jahrgang Morgen-Ausgabe der Stadt Leipzig >«»e«genprels: LLL>L A»L,«»«!> ». t« aioU. Teil dl« x,lo,«lj<ll« 80 Vs, ». »-»4M. «i V>- T,»«r»s«»,sch1««: »!,«»« »<« K»l»»«Ij«N, >0 Vs, «»»«drtt « Vs.: V«p>«n»,lzolchl<>g: U«d«r 200 Zellen Ums«»> w«k, Ib«k rau Zeil«»: lö»^. Lelchdst««»,eigen «lt v>«li»»ll<t>lifl«» l» Viels, «ed»v>. Vlag »od D,««»v»kichri,i »tz», Berdlndlichd«»». ^«lla,«»: D«sa»ta»il«^ Al. 7.— da« !la»l«ad anllchl. t'»>l««!»^ir. SeMln»«*-«»«*«»!,«».,««» >«m» »ndv»st,ch«^d°»i»rriia ö«h»isll«li»»d »«d Veschastlslell«: Zobanallza«, Ar. 8» Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig. ve,na«,rei«: S W» »deeiilllbrllch Bl. lU>U sie Adh,l«r »enakllch Ml. 7XX), d«ech »»sei« a»S«tr>la«» FlU«l«» I»- H«»1 ^deech» «esaMch M. LM dieetei l«bkUch Bl. 7^0 d»ech dt» V»ß «eu—edal» v«»llchl«»d« »«saMl Aeiaad« «WWill» Bl. 2 75. elekleNIHellch «. «Lb; Ml»eae» M»««»»« M. l,7>d Abead-AstOad« Ml. I/>ä Sdnnlaad-Mitaad« Ml. «w »»atUch ,<,.«l<Aledllch vßbe»,»,«»»»'». UNWitWEEr: M»r^,-Ä»«««d« l5 Pt, Md,n»-B,«^>de l« Dd Aoapsschrifsleiser: vr. Erich Evert-, Leipzig. Nr. S2S Sonnabend, den 7. Dezember 1M8 Mißglückter Putschversuch in Berlin Amtliche Bekanntmachungen , Heimkehrer und SiedelungSpolitik. BerÜn, 6. Dezember. (Drahlbericht.) An die vom Kriege stetm- kehrenden Landarbeiter! An alle, di« vor dem Kriege auf dem Lande tLlig waren, ergeht erneut der dringende Ruf, nicht in die Städte und Industriebezirke zu gehen, wo eK an Wohnungen fehlt und di« Arbeits gelegenheit knapp ist. sondern aufs Land, wo eins durchgreifende Um gestaltung der Besihverhältniss« im Gange Ist und wo Hunderttausend« von selbständigen Bauernstellen geschaffen werden sollen. Die Ausnahmegesetze gegen di« Landarbeiter sind aufgehoben und für di« Herstellung der nöligen Wohnungen für Pachtland wird durch Gesetz gesorgt. Wer sich auf die Landwirtschaft versteht oder willens ist, sie zu erlernen, sollte aufs Land gehen. Wer Arbeit auf dem Lande sucht, wend« sich erstens an seine alte Stell« oder zweitens an den Arbeitsnachweis seines HeimakdezlrkeS — ein solcher Arbeits nachweis befindet sich in jeder größeren Stadt — rder endlich drittens an seine Gewerkschaft, und zwar: s) Landarbetterverband Berlin 80 16, Mlchael sktichplatz t, d) Zenkralverband Berlin 80 16, MtchaeliSkirch- platz, c) Zentralverband der Forst-, Land- und Weinbergsrdelter, Biele feld, Gütersloher Straße 4S. Wer sich als selbständiger Be sitzer oder ländlicher Handwerker ansiedeln wll, wende sich unter I Angabe seiner Wünsch« and BermvgenSverhMnlsse an eine der gemein nützigen Ansiedlungsgesellschafken. Der Staatssekretär des ReichSarbellSamkS. Bauer. » Nene Vorschriften für da» Bäckerei- und Konditoreigewerbe. Berlin, 6. Dezember. (Drahlbericht.) Für das Bäckerei- und Konditoreigewerbe bringt dt« am 15. Dezember in Kraft tretend« Verordnung deS Rates der Volksbeauftragten vom 2. Dezember wichtige neue Vorschriften. Den Arbeitgebern wird untersagt, wegen der Einführung deS Achtstundentages Lohnabzüge zu machen. Bei Stücklohn erhöhen sich di« Lohnsätze soweit, daß in acht Arbeits stunden der bisherige Tagesverdienst erzielt wird. Die für die Mehl- vert«llung zuständigen Kommunalverbände haben Fachausschüsse zu errichten, dl« aus einem unparteiischen Vorsitzenden und je drei Bei sitzern aus dem Kreis« der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer bestehen. Diese Fachausschüsse sollen von den zuständigen Behörden vor Erlaß wichtiger Anordnungen gehört werden und haben bei der Regelung des LehrlingswesenS mltzowlrken und Mißstände auf diesem Ge biete, nötigenfalls unter Anrufung der G.werbeaufsichtsbeamten, zu be seitige». Auch i» übrigen können sie Wünsche und Anträge, dt« sich auf das Bäckerei- und Konditovetgowerbe beziehe«, beraten und zur Kennntnis d« Behörden bringe». Widerrechtliche Verhaftung de« Vollzugsausschusses Bersin, 6. Dezember. (D>nhtdericht.) Der VottzugSanS- sch» ß deS Arbeiter- mrd SoldakenrateS teilt mit: Kurz »ach Beginn der Atzung um 4,30 Uhr wurde mitgekeilt, daß eine größere Trug- penmacht, bestehend aus den Franzern, Gardepionieren und Flam menwerfern, Marine-Infanterie and Landfliegern, sämtlich« AuSgänge deS Hauses besetzt hätte und im Begriff fei einzvdringen, um den DollzugSral zu verhaften. Di« bereits begonnenen Verhandlungen über den ersten Punkt der Tagesordnung wurden fortgesetzt und nur eine» der Mitglieder abgeordnet, um den Tatbestand festzustellen. Kurz darauf drang dann ein Feldwebel der Garde Pioniere mit etwa SO Mana (meist sehr junge Leute) ein und erklärte de» VollzagSrat für verhaftet, and zwar im Namen der Reichsregierung. Auf da» Ersuchen deS Vor sitzenden, eine schriftliche Vollmacht vorzulegen, erklärte er, daß er eine solche nicht habe und daß er nur dem Befehl feiner Vorgesetzten folg«. Auf dt« Frage, wer dieser Vorg«s,tzt« sei, lehnt« er dl« Ant- wort ab. Gr ließ die Tür zum Sitzungssaal schließ«», stellt« Posten davor auf, und der Offizierstellvertreter von den Franzern gab den Be fehl, zunächst 6 Mann vom Vollzugsausschuß und alsdann weitere Grup pen von je 6 Mann ab z »führen. Da die Mitglieder des Vollzugs- rakeS energisch protestierten und die Mannschaft sich unentschlossen zeigte, zog sich die Ausführung dieses Befehls hin. Inzwischen erschien der Volksbeauflrogte Barth und erteilte dem Feldwebel lm Ra men de» Rate» der Volksbeaoftragten den Befehl, mit den Mannschaften den Saal sofort zu räumen. Rach anfänglichem Sträuben führte dieser schließlich den wiederholten Befehl au». Inzwischen hakt« sich daZ Abgeordnetenhaus mit einigen hundert Mann Verhaftungs trupp« gefüllt. Gleichzeitig waren auch mehrere tausend Mana Matrosen zum Schutz des VollzagSrat«« > erschienen, ferner größere Masten Arbeiter. Dies« wurden vom Dov- zugsrat wieder fortgeschlckt. Kurz darauf erschien auch der Stadt kommandant WelS, den der Vollzugsrat ersuchte, die Absperrung der Linden, die inzwischen erfolgt war, sofort wieder aufzuheben. Ferner ordnete der Dollzugsrat dle Verhaftung deS Feld webels der Gardepioniere und deS Offizterstellvertretert «nd einer Reih« weiterer Personen wegen dringende« Verdachtes gegenrevolutionärer Umtriebe an. In dem sogleich vor genommenen Verhör wurde festgestellt, daß den Mannschaften 5 pro Person versprochen worden war, wenn sie sich au dem .Umzug', von dem dle Führer lediglich za ihnen gesprochen hatten, beteiligten. Ebenso wurde ein gew'ster Franz verhaftet, der vorgeführt wurde unter der von thm zugestandenen Beschuldigung, an der Spitze eines Trupps Soldaten in dle Redaktion der .Roten Fahne' einge- drnngen zu sein und eigenmächtig diesen Betrieb aufgehoben zu Haden. Ls gelangte im Namen de» Rates der Voiksbeauftragten folgend« Erklärung zur Verlesung: Der Rat der VolkSdeaustragten hat nicht den Auftrag erteilt, irgendein Mitglied deS Arbeiter- und Sol- datenrateS zu verhaften. Di« Soldaten werden zu konterrevolutio nären Zwecken mißbraucht, wenn sie zur Durchführung eine» an geblichen Haftbefehls verwendet werden. Der Dollzugsrat setzte als dann sein-: Beratung fort, di« mit dem Beschluß endigte, sofort eine gemeinsame Sitzung mit der ReichSlettung adzuhalten. * Die Entente gegen die A.- und S.-Räte D Berlin, S. Dezember. sDrahtbertcht unserer Berliner Schrlftlettong.) Wie die «Nationalzettung' von golunterrtchteler Selle erfährt, sind in Berlin verläßliche Nachrichten darüber eingelanfen, daß die Entente die Absen dung einer Note an di« deutsche Negierung plane, in der di« umgehende Auflösung der Arbeiter- und Soldaten räte gefordert wird. Die Forderung soll befristet seih, so -aß also der Note der Lharakter eines Ultimatums beizugehen wäre. Für den Fall, daß die Ford«rong -er Entente nicht er füllt werd«, wird damit gedroht, daß Deutschland keine Le bensmittel erhalten werde und die Entente sich frei« Han- für einen eventuellen Einmarsch vorbehalten wolle. Begründet soll die Forderung der Entente damit lein, daß sie bei Aufrechterhal tung der Nätereaierung einen schnellen Zerfall deS deutschen Wirt schaftslebens befürchtet, wodurch Deutschland späterhin außer- Hände gefetzt werden könne, di« FriedenSbedtngungen finanzieller «nd wirtschaftlicher Natur zu erfüllen. Ferner hört di« «Nallo- nalzeituag, daß gegenwärtig in Spa di« Verhandlungen über WrSsühruna det Waffenstillstandes «och andaoern. Erzverger nimmt an den Verhandlungen nicht teil, sondern befindet sich in Berd» Die Verhandlungen werden von den Entenkevertreter» Durchaus Korrekt ««führt, d« Ton ist sachlich »nd gemeßen ge ¬ wesen. Di« Herren befleißigten sich der größten Zurückhaltung und tragen den deutschen Delegierten gegenüber eisige Kühle u»r Schau. Außerhalb der Verhandlungen findet kein persönlicher Verkehr oder Berührung statt. Ebert von Matrosen znm Präsidenten der Republik ausgernfe« Berti», 6. Dezember. (Drahiberichl.) In de» heutig«« Abe»d- stondea pellte» sich vor der Reichskanzlei mehrere Kolonne» Matrose» «»- Soldat«» o»f, doS Bewehr s«p i» der Hmck« Bo» «ine« primitiv«» -olzdlock <wt richtet« ihr Führer Spiro folge»-« An sprache an die Truppen: Deutschland sieht ft» unermeßliche« Anglück einer Wcltkatastrophe, dl« nur durch Zusammenfassung aller Kräfte »nd freiwillig« A»tervrd»ong jede» einzelnen unter de» gemeinsame» Wille» äderwande» werde» Kan». Deshalb verlang«« wir, daß i» d«r kür zeste» Zelt -i« Vertreter de» deutschea Volke« prfamm«»lrek«k daß dle Ratlo»alverfamml»»g auf de» 20. Dezember e lo dern ft» werd«» soll. Der VollzagSrat darf »icht mehr mit linkische« Hände» l» dle Regienmgtmaschine «iagreifen »ad die Rqgleruag rmter Druck setze». So bringe ich den» do« Hoch auf dle deutsch« Republik und de» Genosse« Fritz Ebert an«, -«» ich hier k» Ihrer Mitte, ge stützt aas dle ganz« Macht und lm Bewußtsein, für dle Ratio» z» sprechen^ zum Präsident«» der Republik «nSrufe. Die deutsch« sozialistische Republik and ihr erster Präsident Fritz Ebert: Hurrat Hurral Harro! (Brausender Beifall. Trommelklang^ Do» Jabel begrüßt ergriff der Dvlksdeauftrag« Ebert da« Wort: Wir siebe» vor ungeheuren Schwierigkeiten, die der Krieg «md die Wafftnfiillstaadldedlngunge» unserem Volk auserlegt hab«». Aaser« Volkswirtschaft ist der Grundstock »nsere« Leben«. Roch schwerer wird »nser Wirtschaftsleben bedroht, wen» elaenmächllg« Maß nahme« in de» el»zelae» Betriebe» zum schließliche» Schade» der Arbeilerklafse getroffen «erde». Wir wolle» »aser sozialistische« Programm nicht »ul Experimente», sonder» mit einer -roße» Reich«gesetzgebaaa durchführen. Ei» einheitlicher Will« muß die Geschick« de« ganzen Reich«« leite». Di« Führung der Geschäfte muß fest t» der Haad der Reichsleiluug liege» Auch mit dem Vollzug«,»«- schuß vo» Berll» habe» wir uns versiäattgt. Wen» wirklich« Differenz«, bestäube», so dürste unter betaea Umstände» vo» draußen ein- gegriffea werbe». Da« müht Ihr »»« überlass«». Wen» Zbr stürmisch die Einberufung der Nationalversammlung verlangt, f» vergeßt »icht, daß eure Kameraden, di« erst aus dem Rückmarsch find, und die nut euch alle Krftgdnöte geteilt habe», auch wählen wolle». Geduldet euch bi« zur Tagung aller Arbeiter- and Solbalearäte am 16. Dezember, dle sich über den technische« früheste» Termin der Nationalversammlung schlüssig werde» soll. Heule fordere lch euch auf, größt« Disziplin zu wahre», «tue geschlossen« Trupp« unter einheitlicher klarer Führung z» bilde«, di« der Grundstock der Macht ist, aus dl« sich Deutschland« Zu kunft und Glück an« de» Abgründen deS jähen Falle« »e» aufbaneu soll. Ihr sollt die Stützen eine« neuen, freien Deutschland« werden. Di« ftmg« Rqmbllk Deutschland leb« Hoch! Hoch! Hoch! (Brausender Beifall.) Rach de« VolkSdeaustragten Ebert sprach «i» junger Student, der der Regierung im Nameu der geistige» Arbeiter voll« Un terstützung versprach. Dona schwaug sich ein Matrose au« Kiel aus dft Red»«rtrtbün« und sagt«, -ah die Soldaten »icht« weiter wollten at« R»h«, Feie- -e», Brot »»- Arbeit. Dl« Leute, di« -a« Volk l» diese» sü»e» erste» »nd elemeutarfie» Wünsche» stören, gehöre» hinter Schloß »ad Rlegel. Jetzt aber hab« lch a» Herrn Ebert die klar« Frage zu richte»: Herr Ebert ist fetzt zu« Präsident«, der deutsche» Republik «nsgerufe». Folgt «rdiefemRuse »der nicht? Ja »der Rei»! Mik «Higer, fester, durchdringender Stimme antwortete Ebert: Kamerad« und Genossen! De« Ruf, der an mich ergangen ist, Kan, und werd« ich nicht aauehmea, ohne mit meinen Freunde» i» der Re gierung gesprochen zu habe». Da« ist eine hochwichtige pollttsche F«V» deren Entscheidung allein in der Hand der Reichsleilnng liegt. Dan» nahm der Führer Spiro wieder da« Wort and fordert« die Matrose, und Soldaten auf, in geschlofle»«« Zug« adznmarschter««. Im tiefe» Gran de« Rovembeuadeud« v«rkla»g der schwere Schrift -ee admarschierendea Truppe». Die Heimkehr der deutschen Rnnlandtruppe« Helfingftr«, 6. Dezember. (Drahlbericht.) Der «rste Transport der von Finnland hetmkehrenden deutschen Truppen vertätzt heut« Hangö. Weiter« Transporte werden l» d«n nächste» Tagen folge». Man rechnet damit, aß di« Abbeförderung gegen Mitte de« Mo nats d«e»d«t sein wttö. A»f Grund der nuferen Unterhändlern t» Spa gegebene« Zusicherungen genießen dte Truppentransport« frei«« Geft't über di« Osts««. Mila», 6. Dezember. (Drahtde richt.) Der Zentralsoldatenrat der 8. Arme« tu Riga hat «tu« V»ttz»gsgarde erricht««, dte gegen di« D szipiinlosigkelt von Kameraden, di« die Demobilisierung »nd den geordneten Abtransport stör«, »At WaffmegeunM ck»zufchi»«ckm bo- «U ist Der Parlikularismus Die deuksche Revolution hak die deutschen Fürsten davon gejagt, von denen Bismarck einst einen relchsgcfährlichen Par- tikularlSmus befürchlete, dem er ein Gegengewicht in dem Reichs tag -eS allgemeinen Wahlrechts geben wollte. Jetzt aber ist zu gleich mit dem Abgang der Fürsten das bundesstaatliche Gefüge des Reiches erschüttert worden. Der Bruch in der Struktur deS Reiches stellt geradezu seine Einheit in Frage, um so mehr, als seine Grenzen mit dem Kriegsende und mit der Proklamation der WUsonschen Grundsätze für die neuen Staatenbildungen fließen geworden sind. In dem gleichen Augenblick, in dem das Volki allein als Einheit des Blutes und der Sprache zurückgeblieben ik und nur die Gesamtheit des Volkes sich souverän fühlen dar^ ist der Partlkularismus der einzelnen Staaten und Länder zs neuem Leben erwacht und wie ein böses Verhängnis über dem nächsten Tage hängt. Wir hören von separatistischen Be- strebungen im alten Reich ebenso wie in den deuksch-öfterreichtscherr Ländern, und es ist notwendig, dle Bedeutung dieser Vorgän-ü zu prüfe» und Heilmittel gegen sie ouszudenken. Eino besondere Stellung in diesen Bestrebungen nimmt Bayern ein. Bayerns innerstaatliche Rolle in der Geschichte deS Deutschen Reichs von 1866 bis 1918 war kaum glücklich uno erfreulich. ES blieb stets der Besiegte von 1866, der Staat, der im Grunde immer noch gekränkt und durch Reser^atrechte wenig versöhnt, sich nur mit Mühe und Widerstreben mit dem Reich aiS übergeordneter Einheit ab fand. Der Preußenhaß charak-- tertsiert das Denken Bayerns bis auf diese Stunde. Wenn rott in diesem Zusammenhang von «Bayern' sprechen, so sind wir unD durchaus bewußt, mit diesem Sammelnamen großen Bestandteile» des bayerischen Bundesstaates Unrecht zu tun, den Teilen, die ähnlich wie es gegenüber «preußischen* Londesteilen von selten! der brandenburgischen Zentralmacht geschehen ist, durch München, also durch -aS alte Herzogtum Bayern, oder um es klarer zu sagen, durch die Dynastie der Wittelsbacher vergewaltigt worden sind. Jener stets beleidigte und eifersüchtige PartikulariSmus. ten« reichsmißoergnügte Politik war und ist wesentlich eine dyna stische, jedenfalls nur eine ober- und niederbayerische, ein» Münchener Erscheinung, für die man nicht verantwortlich machen kann Bayreuth und die Oberpfalz und noch weniger die herrlichen fränkischen Länder und Stämme, die Bayern als Preis für den deutschen Verrat seines Fürsten zugleich mit dem Königs hut von Gnaden Napoleons l. erhalten hat. Wir sind daher weit entfernh mit unserer Klage über Bayern etwa Franken und di« Pfalz za treffen. Es ist weiß Gott notwendig, daß Städte wie Würzburg und Bamberg, Nürnberg und Regensburg wieder l» ihre Rechte eingesetzt werden und eigene Bedeutung gegenüber München wieder gewinnen. Wie wir hören, stehen Veröffentlichungen bevor — diesmal allerdings nicht von bayerischer Seite —, die dem deutschen Volk di« Tatsache enthüllen werden, daß wieder und wieder sogar noch in den letzten Tagen vor der Revolution König Ludwtg von Bayern versucht hat, gegen das Reich zu konspi rieren. Nicht nur, daß di« Gerüchte über den Plan eines füd- südwestdeutschen Rheinbundes sich als wahr erweisen wer den, noch weiteres ist von diesem schuldbeladenen deut schen Fürsten gewagt worden. In seiner Eifersucht auf Nord deutschland soll er «S gewesen seln, der den Mut hatte, in der Stunde der höchsten Not dle Einheit des deutschen Volkes z» verraten, um das Heilig« Römische Reich Deutscher Nation als katholisch-süddeutsches Reich wieder erstehen zu lassen und für diese StaatSneugründung den Separatfrieden durch Preisgabe Norddeutschlands zu erkaufen. And wenn jetzt der land- und fiammessremde Journalist, der sich durch dle Münchener Revolution vom 7. November diese- IahreS zum Herr» des bayerische» Staates aufgeschwungea hat, bayerische Sonderpvlltik treibt, so stehen wir andere« Deutschen vor der unbegreiflichen Tatsache, wie unpolitisch dies München, Ober- und Niederbayern noch immer sein mußk wenn «S feine Revolution, die, gegen seinen König gerichtet, wirk lich verständlich war, wenn es diese Sache in di« Hände einet wenig« Jahr« erst dort ansässigen Mannes gibt, der es durch nichts anderes beherrscht als durch die Auspeitschung der eifersüchtigen Gefühle gegenüber Preußen-Berlin. Bald hört man, daß Mün chen-Bayer» sich gegen die Diktatur der Anabhängigen und be sonders der SpartakoSgrupp« wehrt, bald aber ist es der Hah gegen den Wasserkopf Berlin, und dann wieder gehr es gegen die «belasteten* Männer des alten Regimes, die in der Regienmg verbltebe» sind. Anter diesen Motiven mag in vielen demokratischen Kreisen Bayernt daS eine mit vollem Ernst gemeint und schmerzlich emp funden selm der Protest gegen die Gewaltherrschaft der Radikalen lm Berliner Dollzugsrat der Arbeiter- und Soldatenräte, der Wunsch nach wirklicher Demokratie lm neuen Deutschland. Aus« fchlietzkich bewegt aber dieses Gefühl die Masten im eigentlichen SüdwesÄcrtschland, in Württemberg, Baden und Hessen, sowie im Rheinland. DaS südwestdeutsch« Volk ist rum mal seit mehr als 100 Jahren der Vorkämpfer in Deutsch land für die Demokratie. Es hat in viel stärkerem Maße alt andere Telle unseres Volkes im Bannkreis der demokratischen Ideologie gelebt und hat lange vor dem übrigen Deutschland an mehr alt dieses demokratisch« Freiheit genossen; daher sei» un vergleichlich vewegteS geistiges Leben. Di« sogenannten Sepa- rationSbestrebungen Südwesweukschlonds sind in der Tat nicht be drohlich für die künftige Einheit d«S deutschen Volkes. Von hier aoS wtrd gegen diese Linhett des Volkes kaum je konspiriert wer de», Mr dürfen dies« Bewegungen ruhig als rrveüuttonär« R«foinw«fache det innerpvltttschen Lebens in Deutschland be- rrten. SchleSwIg-Holstelv hat sich als selbständige Repatzstt Rah»« -et -entsch« Volkes konstituiert. Mir höre» welkG
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