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Unglückliche Kreuzfahrt. 63 Die Geschichte dieses Vorganges hat erbarmungswürdig und licht voll wie eine Tragövie einer von ihnen, der nach seinem eigenen Zeugnisse diesem Zuge beiwohnte, geschildert. Ergriffen wurde unter Anreren auch der ehrwürdige Bischof Thiemo und, wie man berichtet, zum Götzendienst gedrängt. Er erbat sich Aufschub, ging in den Tempel, der stärkste Mann an Kräften des Geistes wie des Körpers, und schlug, um zu zeigen, daß die Götzenbilder, die er anbeten sollte, nicht Götter, sondern Machwerk der Hände wären, diese in Stücken. Deswegen zur Verantwortung gezogen wurde er nach ausgesuchten Martern unv Folterqualen aller Art mit der ruhmreichen Märtyrerkrone geziert. Daß er solches ob seines Glaubens-litt, berichtet die treue Kunde; daß er aber die Götzen bilder zertrümmerte, kann man deshalb schwer glauben, weil be kanntlich die Gesammtheit der Saracenen Verehrer eines Gottes ist, die Bücher des Gesetzes sowohl als die Beschneidung annimmt, auch Christus und die Apostel und die apostolischen Männer nicht verwirft und nur darin weit vom Heile entfernt ist, daß sie leugnen Jesus Christus, der dem Menschengeschlecht Erlösung gebracht, sei Gott oder Gottes Sohn, und den Verführer Mahomet, von dem oben die Rede war, wie den großen Propheten des höchsten Gottes verehren und anbeten. Der Anfang seiner Verführung und, wie er selbst lügnerisch es nennt, feiner Predigt bei ihnen soll folgender Maßen lauten: „Das ist der Anfang des Evangeliums Mahvmets, des Sohnes Gottes, des höchsten Propheten: „Waschet euch, seid rein!" Diese Vorschrift beobachtet genanntes Volk in thörichter Weise und pflegt täglich die geheimeren Theile des Körpers abzu waschen. 8. Im Jahre 1103 seit der Fleischwerdung des Herrn 2) feierte Kaiser Heinrich das Geburtsfest des Herrn zu Mainz und verkündigte dort, nachdem er seinen Sohn Heinrich zum Könige I) Dieser Bericht ist nicht erhalten)-aber mehrere wenig spätere Bearbeitungen der Leidensgeschichte des Thiemo, deren Unglaubwiirdigteit Otto ganz treffend nachweist. — 2> Nach heutiger Rechnung 1102. Damals begann man das Jahr mit Weihnachten. Die Ankündigung des Zuges erfolgte 6. Januar 1IVS im Dome zu Mainz.