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König Konrad. 21 17. Von da ab rechnen einige nach dem Reich der Franken das der Deutschen, und sagen, daß deshalb Papst Leo in den Erlassen der Päpste den Sohn desselben Otto den ersten König der Deutschen genannt habe. Denn dieser Heinrich, von dem wir handeln, soll die ihm vom Papste angebotene Würde abgelehnt haben.') Mir aber scheint das Reich der Deutschen, welches man jetzt im Besitze von Rom sieht, ein Theil des Frankenreichs zu sein. Nämlich, wie aus dem vorhergehenden erhellt, ist Hur Zeit Karls ganz Gallien, d. i. das Keltische, Belgische und Lugdunensische, und ganz Ger manien vom Rhein bis nach Zllyrien des Frankenreichs Grenze gewesen. Dann wurde, nach der Theilung des Reiches unter die Söhne der Söhne das eine Ostfranken, das andere Westfranken, beide aber doch das Reich der Franken genannt. Im östlichen Reiche nun, das Deutschland genannt wird, folgte beim Erlöschen des Geschlechtes Karls, während noch im westlichen Franken Karl aus dem Stamme Karls blieb, Heinrich aus dem Volke der Sachsen. Sein Sohn Otto, welcher auch das von den Longobarden ange maßte Kaiserthum den deutschen Ostfranken zurückbrachte, ist viel leicht der erste König der Deutschen genannt worden, nicht weil er der erste war, der bei den Deutschen herrschte, sondern weil er der erste war, welcher nach denen, welche nach Karl Karoler oder Karolinger genannt wurden, wie die Merowinger nach Merowech, aus anderm, nämlich Sachsenblut entsprossen, das Kaiserthum zu den deutschen Franken zurückgebracht hat. Wie aber beim Er löschen der Merowinger und der Nachfolge der Karolinger doch das Frankenreich blieb, so traten auch, als die Karolinger schieden, die Ottonen in das eine Reich ein, wenn sie auch von anderer Familie und Zunge waren. Solcher Wechsel, der die Hinfälligkeit menschlicher Dinge zeigt, spielt sich von Anbeginn der Welt bis dem einstigen Gegner die Insignien der königlichen Würde zu überbringen. Die Sag! von Heinrich „dem Finkler" gehört bekanntlich einer spätern Zeit an- 1t Eine stricte Ablehnung ist nicht erfolgt. Kurze Zeit vor seinem Tode soll Heinrich eine Reise nach Rom geplant habe», ob zur Kaiserkrönung oder zur Erfüllung eines kirchlichen Gelübdes muß dahingestellt bleiben. Körperliche Schwäche hinderte die Ausführung.