Brief Heinrichs IV. 117 Nachdem ich nun einige Zeit dort verweilt und mein Sohn in derselben hinterlistigen Absicht mir anbefohlen hatte, ihn dort zu erwarten, warnte mich eine plötzlich ankommende Gesandtschaft einiger meiner Getreuen, daß ich entweder zu beständiger Gefangen schaft geschleppt oder ebendaselbst enthauptet werden würde, wenn ich noch länger daselbst bliebe. Auf diese Botschaft hin baute ich wenig genug mehr auf mein Leben. Und ich floh alsbald, fliehend kam ich nach Köln, und nachdem ich mich einige Tage daselbst auf gehalten hatte, kam ich nach Lüttich. In diesen Orten habe ich treue und allzeit in Treue zum Reiche stehende Männer gefunden. Ihrem Rathe und dem der anderen Getreuen des Reiches folgend, klage ich mit besserer Zuversicht und Ehrbarkeit Euch all mein Elend, mit Zuversicht wegen der Verpflichtung, die gegen seitige Verwandtschaft und alte Freundschaft auferlegt, ehrbarer aber wegen des ruhmreichen Namens eines so großen Reiches. Ihr mögt nun, bei der Treue, bei der Freundschaft gebeten, in meiner großen Bekümmerniß, gleich als wäre sie die Eure, einem Verwandten und Freunde rathen. Und wären auch nicht diese Bande der Treue und Freundschaft zwischen uns, so ist es doch Eure Pflicht, wie die aller Könige der Erde, die uns angethane Unbill und Schmach zu rächen und das Beispiel so schändlichen Verrathes und solcher Gewaltthat von der Oberfläche der Erde auszutilgen.