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116 Brief Heinrichs IV. Leben sicher und unbesorgt sein dürfe, da anwortete des apostolischen Stuhles Gesandter, ^) der dort zugegen war — ich sage nicht, der Alles dies angeordnet hatte — ich könne keineswegs dem Tode ent gehen, wenn ich nicht öffentlich bekennen würde, daß ich ungerechter Weise den Hildebrand (Gregor VII.) verfolgt, Wiepert (Clemens III.) ungerechter Weise an seine Statt gesetzt, und bisher eine ungerechte Verfolgung gegen den apostolischen Stuhl und die ganze Kirche geübt habe. Da warf ich mich in der großen Trübsal meiner Seele nieder und begann bei Gott und der Gerechtigkeit selbst zu bitten, man möge mir Ort und Zeit bestimmen, da ich mich in Gegen wart aller Fürsten nach aller Urteilspruch von dem reinigen wolle, woran ich unschuldig wäre. Und für das, worin ich mich schuldig erkennen würde, würde ich nach Aller Gutdünken die Buße und Genugthuung, die ein vernünftiger Spruch fordere, zu leisten suchen, wie sie beföhlen, und dann aus unseren Getreuen unter den Fürsten des Reiches die als Geißeln stellen, welche sie wollten. Aber eben der Gesandte weigerte mir Zeit und Ort mit den Worten: Es müsse hier entweder Alles entschieden werden oder mir bleibe keine Hoffnung loszukommen. Als ich nun in dieser trübseligen Lage fragte, ob, wenn ich Alles zugestände, was sie forderten, mein Bekenntniß, wie billig, Gnade und Absolution mir bringen würde — da sagte der Ge sandte, es sei nicht seines Amtes, mich vom Banne zu lösen. Und als ich darauf erwiederte: „Wer eine Beichte anzunehmen wagt, der muß auch den, der gebeichtet hat, absolvircn," da antwortete er, wenn ich Absolution erlangen wollte, so möchte ich nach Rom gehen, dem apostolischen Stuhle Genüge zu thun. So ließen sie mich trostlos und beraubt — denn die Burgen und meine Erbgüter, und was ich sonst im Reiche erworben, hatten sie mit gleicher Gewaltsamkeit und ihrer List mir abgepreßt — in jenem Ort zurück.