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114 Brief Heinrichs IV. sich schon recht die Zahl seiner Bewaffneten. Jetzt schien die List sich selbst zu enthüllen. Und es sprach der Sohn zu mir: „Vater, Ihr müßt Euch in die nächste Burg sBöckelheimj begeben, denn weder will der Mainzer Erzbischof Euch, so lange Ihr im Banne seid, in seine Stadt zulassen, noch wage ich, Euch als einen noch friedlosen und unversöhnten Mann mitten unter Eure Feinde hineinzuführen. Dort mögt Ihr das Weihnachtsfest in Frieden und Ehre feiern und um Euch haben, welche Ihr wollt. Ich will indeß so schleunig und so treu wie möglich für uns beide wirken; denn ich achte Eure Sache auch für die meine." Ich aber sprach: „Mein Sohn, Rickter und Zeuge der Reden und des Schwurs zwischen uns am heutigen Tage sei Gott, der allein weiß, wie ick Dich zu einem Manne und meinem Erben herangezogen, mit wie viel Mühe und Trübsal ich für Deine Ehre gesorgt, wie viele und wie große Feindschaft ich um Deinetwillen ausgehalten habe und noch aushalte." Er aber versprach wiederum, jetzt zum dritten Male, unter demselben Schwur und Treueid, daß er, falls nur die geringste Gefahr Hereinbreche, mit seinem Haupte für das meine hafte. Nachdem er mich so in dieser Burg eingeschlossen hatte, zeigte klar der Erfolg der Dinge, wie er Alles mit doppeltem Herzen *) gesprochen hatte. Zugleich mit mir waren drei Begleiter einge schlossen, und kein Anderer konnte zugelassen werden. Als Wächter waren bestellt, welche gar heftige Feinde meines Lebens waren. Gepriesen sei Gott in Allem, der allmächtige König, der erhöht und erniedrigt, wen er will! Während nun an dem hochheiligen Tage seiner Geburt für alle seine Erlösten der allerheiligste Knabe geboren worden war, ist mir allein jener Gottessohn nicht gereicht worden (d. h. im Abendmahle). Denn um zu schweigen von den Schmähungen, den Beleidigungen, den Drohungen und den Schwertern, die gegen meinen Nacken gezückt waren, wenn ich nicht Alles, was mir be fohlen, thun würde, auch zu schweigen von dem Hunger und Durst,