Volltext Seite (XML)
Mönche und Einsiedler. 105 wohl durch Arbeit aufgerieben, durch Nachtwachen erschöpft, durch Fasten geschwächt, nach Art der Cieaden, die mehr zu zirpen Pflegen, wenn sie hungrig sind, fast die ganze Nacht mit dem Gesang von Psalmen, Hymnen und geistlichen Liedern wachend zu. Sie Hausen aber am zahlreichsten, wie einst in Aegypten, so jetzt in Frankreich und Deutschland, so daß man sich über die Uebertragung der Macht und Weisheit vom Morgenland auf das Abendland nicht wundern darf, da ja offenbar bei der Religion der gleiche Vorgang zu beobachten ist. Außerdem giebt es an verschiedenen Orten eine heilige Genossenschaft von Anachoreten und Einsiedlern — an Zahl zwar geringer, an Strenge des Lebens aber jenen gleich oder noch überlegen — welche geistlich gerüstet sind zu einem Eiuzelkampfe in der besten Art der Schlacht. Die Einen von ihnen bewohnen unter einem Oberen in abgelegenen und verborgenen Gegenden einzelne Zellen wie Grabstätten, leben von ihrer Hände Arbeit, empfangen, mit mäßiger Speise zufrieden, ihren Mundvorrath für die ganze Woche am Sabbath, und gänzlich menschlichem Zuspruch entzogen, lassen sie nicht ab von göttlichen Gesprächen und vorn Gebet, kommen nur an Sonntagen in den, gemeinsamen Bethause zusammen und kehren von dem Worte heiliger Ermahnung durch den Oberen gestärkt und durch die gottgeschaffenen Mysterien zu ihrem Heil erquickt, in aller Frische wieder zurück. Andere wollen nur Gott zum Zeugen ihres Lebens haben, schließen sich ein in Höhlen, Grotten und Mauern, und man glaubt, daß sie um so gebührender dem Himmel zugewandt den Sabbath feiern, je mehr sie ledig aller menschlichen Genossenschaft gefunden werden. Manche auch suchen den Schmutz der Einöden, scheuen nicht die Genossen schaft der wilden Thiere, nähren sich von Kräutern, bedienen sich der Thierfelle als Decke, sind durch den Frost der Nacht und durch die Gluth der Sonne wie die Aethiopier geschwärzt, werden hart wie eine Hanvtrommel, und unterirdisch in einem Erdhause woh nend verschmähen sie es sich einzuschließen; nur der Himmel ist ihr Dach und sie zeigen damit au, daß sie nicht sowohl Menschen als Genossen des himmlischen Reiches sind. Alle diese, welche von dem