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84 Chronik Bertholds. nicht, ihn bei dem erwähnten Zuge nach Ulm als gehorsamer und treuer Anhänger zu begleiten. Als er daselbst das Meß opfer bis zur Communion verrichtet hatte, wendete er sich gegen den König und die übrigen Anwesenden, sprach in schmeich lerischer Rede Einiges über die schwebenden Streitfragen und erkälte freiwillig vor Allen, er wolle das heilige Abendmahl zum Beweise und als Gottesurtheil nehmen, daß die Sache seines Königs Heinrich die gerechte, jene Roudolfs aber die ungerechte wäre. Und nachdem er, wie es bei Gottesurtheilen üblich ist, diese eidliche Erklärung vorausgeschickt, daß nämlich der Empfang des Leibes und Blutes des Herrn ihm so zum Heile des Leibes und der Seele gereichen möge, wie seines Herrn, des Königs Heinrich, Anspruch auf die Regierung ge recht und wohlbegründet wäre, communicierte er darauf, indem er sich in seiner Dreistigkeit zum Richter aufwarf, um vor dem Volke über das Recht zu entscheiden. Darauf wurde er ohne Verzug von einer tödtlicheu Krankheit befallen und siechte un ter täglich zunehmenden Schmerzen hin, bis er, nach Gottes gerechtem Urtheil erbärmlich gepeinigt und nachdem er bekannt hatte, daß er der Strafe für die berichtete Dreistigkeit verfallen wäre, bald darauf seine Tage, von hartem Tode hinweggerafft, beschloßt Dieses Gottesurtheil ließ Herzog Welf dem Herrn Papst sogleich mittheilen, welcher ihm, nicht als Lügenprophet, zurücksagen ließ, er hätte es wahrhaft voraus gewußt, daß die ser Bischof von den neuen Früchten dieses Jahres nichts mehr genießen würde, was bald darauf der Erfolg bestätigte, wie der apostolische Herr geweissagt hatte. Obgleich aber das Volk durch diese und ähnliche Zeichen hinreichend und mehr als hinreichend gemahnt war, daß die Wahl Roudolfs um des Vortheils der Kirche und seiner eigenen Bekehrung willen eine wünschenswerthe und vollkommen gerechte wäre, so war doch