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1075. 37 durch Geschenke zusammenbrachte, und betrat sehr listig und zu ungelegener Zeit die noch zu unterwerfenden und nach seinem Belieben zu knechtenden Theile Sachsens mit einem zugleich drohenden, zugleich viel verheißenden Aufrufe. Er erklärte, von jetzt an und künftig werde er sich gewiß gütig, mild, versöhn lich und freigebig erweisen und Allen, die ihm gehorchen wür den, nach ihren väterlichen Gesetzen und Gerechtsamen ein ge rechter Richter und Herr sein, und versprach dies, wie man sagt, um sie zu verlocken mit einem Eide; würden sie aber im Gegentheil als Empörer seinen Worten keinen Glauben schen ken, so sollten sie, wie er mit schrecklicher Drohung beifügte, erfahren und ertragen müssen, daß er ihnen zeitlebens hart und quälerisch begegnen, ihnen nirgends Ruhe lassen und sie, auf ihren Untergang bedacht, wie ein Feind ausplündern würde. Durch solche und ähnliche Drohungen und Versprechen, welche zungenglatte und verführerische Zwischenträger bei beiden Par teien* jedem Einzelnen in listigster Weise mittheilten, wurden sie, da der König sich auch den Schein gab, als bereue er den vielen ihnen zugefügten Schaden, allzu leichtgläubig und ver trauensselig, vorzüglich weil man ihnen auch noch, wie es heißt, von königlicher Seite heimlich auf's Heiligste und eidlich zu sicherte: erstlich die verlangte Sicherheit für Leib und Leben, dann ein unverbrüchliches, aufrichtig gemeintes Friedensbündniß und endlich vollkommene Freiheit in ihren väterlichen Gerecht samen und Gesetzen, wenn sie nur nicht Anstand nehmen wür den, sich dem König zur Unterwerfung zu stellen, ohne daß die Bedingungen öffentlich bekannt gemacht wären, und so ihm die Ehre gäben. Endlich, da sie nach mehreren ähnlichen, den Schein von Treue und Glauben tragenden Zusagen nichts we- *> Die Sachsen waren nach der Niederlage bei Homburg nicht mehr so einig wie früher, ein Thetl ihrer Fürsten war zum König übergegangen, andere schwankten und auch der Bauernstand war schwierig geworden.