1. Leben Herimanns von Reichenau.' Her,mann, auch heerer Mann 2, ein Sohn des frommen Grafen Wolverad, war seinem äußeren Menschen nach infolge eines Gichtleidens von früher Jugend auf an allen Gliedern gelähmt, innerlich aber durch geistige Begabung über alle Zeit genossen wunderbar erhaben, und bewältigte aus sich selbst und mit seinem Verstände die Schwierigkeiten jeglicher Wissenschaft, sowie die Feinheiten des Versmaaßes. Von seinen ersten Jah ren an ^ fortwährend und ohne Unterlaß solchen Studien hin- gegeben, wurde er groß durch eine so vollständige Kunde gött licher und weltlicher Gelehrsamkeit, daß ihn Alle, die von ver schiedenen Seiten zu seiner Unterweisung und Lehre zusammen strömten, anstaunten und bewunderten. Er war aber in so hohem Grade an allen Gliedern gelähmt, daß er sich von der Stelle, wo man ihn hingelegt, ohne fremde Hülfe weder fort zubewegen, noch auch nur auf die andere Seite zu wenden vermochte, und nur in einer Art Tragsessel, auf welchen ihn sein Diener niedergelassen hatte, mühsam und gekrümmt sitzen konnte, um irgend etwas vorzunehmen. Auf demselben war dieser tüchtige und wunderbare Zögling heiliger Verrichtung, obgleich er mit seiner lahmen Zunge und Lippen nur gebrochene und schwer verständliche Laute, so gut es eben ging, langsam r) Diese vom Anonymus Melltccnsis als besondere Schrift angeführte Lebens beschreibung bildete, wie der Inhalt zeigt, den Uebergang von HerimannS Chronik zu Bertholds Fortsetzung. In Sichards Handschrift ganz verkürzt, ist sie uns glücklicher Weise in der Compilation von Sanct Blasien erhalten. 2) Der lateinische Text hat hier das Wortspiel: Leriroannus — dsros nmMus. 2) Geboren am 18. Juli 1018, wurde er bald nach zuriickgelcgtem siebenten Lebens jahre der Schule übergeben.