162 Chronik Bertholds. und unerschrocken entschlossen, mit dem gleichfalls sehr großen Heere seiner Ritter ihm zu begegnen und eine Schlacht zu liefern. In dieser Absicht zog er ihm mit den Schrecken des Krieges kühn entgegen und konnte es kaum erwarten, mit ihm zusammenzustoßen; denn er war von so glühendem Eifer für Gott beseelt, daß er keine Gefahr und selbst den Tod nicht gefürchtet hätte, wenn er dadurch das Heil der heiligen Kirche und sein gutes Recht hätte erlangen können. Heinrich dagegen, der seine Ritter mit gewohnter List und Falschheit bethörte, versprach ihnen und betheuerte es, wie man sagt, mit einem Eide, daß das sächsische Reich ihnen ohne Schlacht und ohne irgend welchen Widerstand offen stände und sein Feind Rou- dolf mit den Seinigen durch die sächsischen Großen selbst, Welche er sich fast alle eidlich verbündet hätte, ganz leicht ge fangen und ihm ausgeliefert werden würde; es drohe ihnen daher keinerlei Gefahr oder Schwierigkeit, vielmehr wäre der Augenblick ganz nahe, daß sie nach ihrem so lange gehegten Wunsche zugleich mit ihm, für welchen sie sich so vielen Be schwerden unterzogen, herrschen würden. So machte er die leicht zu täuschenden allzu vertrauensselig und trieb sie gewis senloser Weise in die Todesgefahr. Sie waren nämlich un versehens fast schon auf König Roudolf mit seinem sehr großen und zur Schlacht ganz bereiten Heere gestoßen. Als dieser durch seine Kundschafter erfuhr, daß sie ihm so nahe gekom men wären, ergriff er, als fürchtete er sich vor ihnen, eine verstellte Flucht und machte ihnen, listig mit den Seinen zu rückweichend, Platz, in die Provinz einzurücken. Er hatte sich aber in der Absicht verstellt, damit sie ihm, wenn es zur Schlacht käme, um so weniger in gewohnter Weise zu ent fliehen vermöchten, je leichter sie innerhalb der Grenzen jenes Landes mit Gottes Hilfe von allen Seiten angegriffen und umringt werden könnten.