Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.01.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180125015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918012501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918012501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-25
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
r 1918 wlrd — del aller» sehr bemerkenswerten und gerade tn der Ver schiedenheit ihrer MMel feinen Diplomatie, die diese Rede zeigt — nicht bloß laviert, sondern Kurs gehalten und geradeaus gesteuert. D Bersin, 24. Januar. (Drahkbe richt unserer Berliner Schrlftlettung.) Der HaupkauSschuh des Reichstages trat heute Donnerstag 3 Uhr zusammen. Außer den Milgliedern waren viele AeichstagSabgeorduete erschienen. Reichskanzler Graf Hertling kam in Begleitung der meisten Staatssekretäre und zahlreicher anderer hoher Regierungsoeamlen. Er begann sofort nach Eröffnung der Sitzung mit seiner Rede. Die wichtigste Stelle aus der gestrigen Rede des Reichs kanzlers (stehe Seite 2) lautet: Ich komme nunmehr zu Wilson, meine Herren. Auch hier erkenne ich an, datz der Ton ein an derer geworden ist. Es scheint, daß die damalige einmlltige Zurück- Weisung der Versuche Wilsons, in der Antwort auf die Papstnote zwi schen der deutschen Regierung und dem deutschen Volke Zwietracht zu stiften, ihre Wirkung getan hak. Diese einmütige Zurückweisung konnte Wilson schon auf den rechten Weg leiten, und der Anfang dazu ist vielleicht gemacht. Denn setzt ist wenigstens nicht mehr die Rede von einer Unterdrückung des deutschen Volkes, von einer autokratischen Regierung, und die früheren Angriffe ans das Haus Hohenzollern sind nicht wiederholt. Auf schiefe Darstellungen der deutschen Politik, die sich euch jetzt noch in Wilsons Botschaft finden, will ich hier nicht eingehen, sondern im einzelnen die Punkte besprechen, die Wilson vorträgt. Es sind nicht weniger als 14 Punkte, in denen er sein Friedensprogramm formuliert. Ich bitte um Ihre Geduld, wenn ich diese 14 Punkte hier so kurz wie möglich zum Vortrag bringe. I. Keine geheimen internationalen Vereinbarungen. Der erste Punkt verlangt, «S sollen kein« geheimen internationalen Vereinbarungen mehr flatkslndeu. Mein« Herreu, die Geschichte lehrt, daß wir uns am ehesten mit der weitgehenden Publizität der diplomatischen Abmachungen «in- verstandeu erklären könnten. Ich erinnere daran, daß unser Defensiv bündnis mit Oesterreich seit dem Jahre 1889 aller Welt bekannt war, während die Ofsenpoabmachunge« zwischen den feindlichen Staaten erst lm Laufe des Krieges und zuletzt durch die Enthüllungen der russische» Geheimakten das Licht der Oeffentlichkelt erblickten. (Sehr richtig!) Auch die Verhandlungen in Drest-Lilowsk können vor oller Oeffenlüch- kett beweisen, daß wir durchaus bereit sein könnten, auf diesen Vorschlag etnzogehen, und die Publizität der Verhandlou- gen als allgemeinen politischen Grundsatz zu erklären. ll. Freiheit der Meere. Im zweiten Punkt fordert Wilson Freiheit der Meere. Die vollkommen« Freiheit der Schiffahrt auf dem Meere im Krieg und Frieden wird auch von Deutschland als eine der ersten und wichtigsten ZoknnfiSsordervngen ausgestellt. Hier besteht also keine Meinnngs- Verschiedenheit. Die von Wilson am Schluß eingeführte Ein schränkung — ich brauch« st« nicht weiler anMführen — ist nicht recht verständlich und erscheint überflüssig, würde also am besten wegfallen. Im hohen Grade aber wichtig wär« es für die Freiheit der Schiffahrt in Zukunft, wenn auf die stark befestigten Flottenflützpuukte an wichtigen internationalen Derkehrsflrahen, wie sie England in Gibraltar, Molta, Aden, Hongkong, den Falkland inseln und an anderen Stellen unterhielt, verzichtet werden könnt«. Hl. DK Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranke«. Auch wir sind mit der Beseitigung wirtschaftlicher Schranken, die den Handel in überflüssiger Weise einengen, durchaus einverstanden. Aach wir vernrtellen einen Wirtschaftskrieg, der un ausweichlich di« Ursache künftiger kriegerischer Verwickelungen in sich tragen würde. IV. Beschränkung der Rüstungen. Wie schon srüher von uns erklärt wurde, ist der Gedanke einer Rüstungsbeschränkung durchaus diskutabel. Die Finanzlage sämtlicher europäischer Staaten noch dem Kriege dürft» in befriedigender Weise dem wirksamen Vorschub leiste« (Sehr richtig!» L» fa besser, «eine Herren» lieber die vier ersten Prazrammpnnktr könnte man ohne Schwierigkeiten za einer Verständigung gelangen. Ich wende mich dem fünfte« Punkte zu. V. Schlichtung aller koloniale« Ansprüche und Strettigkeiken. , Die praktische Durchfährung des von Wilson hier aus gestellten Grundsatzes in der Well der Wirklichkeit wird einigen Schwierigkeiten begegnen. Jedenfalls gkmbe ich, datz es zu nächst dem großen Kolonialreich — England — überlasse» bleiben Kano, wie es sich mit diesen Vorschlägen seines Verbündeten abfinden will. Bei der onbedingt auch von uns geforderte» Reogestal- kang des Wellkolonialbesthes wlrd von diesem Programmpunkl seiner- zeit zu reden fein. Wir werden dann sehen, was auf grundsätzliche Ver einbarungen zwischen England und Amerika, etwa bei Frleüensvcrhand- luagen auch unsererseits, da auch wir durchaus für eine Neu gestaltung des Weltkolonialbeslhes eintreten werden, zu erreichen ist. Vl. Räumung des russischen Gebiekes. Nachdem die Enlenlestaaken es abgelehnt haben, innerhalb der vo» Rußland und den vier verbündeten Mächten vereinbarten Frist sich den Verhandlungen anzuschllehen, muß ich im Namen der letzteren eine nachträgliche Einmischung ablehne». Wir flehen hier vor Fragen, die allein Rußland und die vier verbündeten Mächte angehen. Ich halte an der Hoffnung fest, daß es unter Anerkennung der Selbsl- bestimmong der westlichen Randvölker des ehemaligen russischen Kaiser reiches gelinge« wird, zu eiaem guten Verhältnis sowohl mit diesen als auch mit dem übrige« Rußland zu gelangen, denen wir aufs dringendste die Rückkehr geordneter, di« Ruhe und Wohlfahrt des Landes gewähr leistender Zustände wünschen. VII. Die belgische Frage. Was die belgisch« Frage betrifft, so ist vo» meinem Amlsnorgänger wiederholt erklärt worden, daß z »keiner Zeit während des Krieges di« gewaltsam« Angliederung Belgiens an Deutschland einen Programmpunkl der deutschen Politik gebildet hak. Die belgische Frag« gehört zu dem Komplex von Fragen, di« in Einzel heiten durch di« FrieLeasoerhaadlunge« zu orduea sein werden. Solang« sich nicht uusere Gegner rückhaltlos auf den Boden Deutschlands Nellen, daß dl« Integrität des Gebietes der Verbündeten di« einzig mög llch« Grundlage von Friedensbesprechungen bieten Kana, maß ich an dem bisher stets eingenommenen Standpunkte festhalten und eine Vorwegnahme der belgischen Angelegenheit aus der gesamten Diskussion ablehnen. VIII. Befreiung deS französischen Territoriums. Di« okkupierten Telle Frankreichs sind ein wertvolles Faustpfand in unserer Hand. Aach hier bildet die gewaltsame Angliederung keinen Teil der Mittel deutscher Politik. Di« Bedingungen und Modalltäten der Räumung werdea dem vitalen Interest« Deutsch lands Rechnung tragen müsse»; sie find zwischen Denlschland and Frank reich za vereinbare». Ich kann nar nochmals ausdrücklich betonen, daß von einer Abtrennung von Reichsgebiet nie and niemals di« Rede sein kann. Das Reichsgebiet, das sich seither immer mehr dem Deatschlum innerlich angealicdcrt hat. das sich in hoch erfreulicher Weise immer mehr wirtschaftlich sortentwickelt, pon d«m mehr ats 87 Prozent dl« deutsche Muttersprache sprechen, werden wir uns von den Feinden unter irgendwelcher schöner Redensart nicht wie der abnehmea lasten. (Lebhaftes Bravo!) IX, X und XI. Italienisch« Grenzen, Nationalitätenfrage der Donaumonarchie, Balkanstaaken. Was di« von Wilson unter 9, 10 und 1 l behandelten Fragen betrifft, so berühre» sie sich sowohl mit den italienischen Grenzfragen als auch mit denen der künftigen Entwicklung der österreichisch-ungarischen Mon archie und den Froaen der Zukunft der Balkanstaaten. Punkte, bei lenen zum größten Leit« di« politischen Interesten unserer Verbündeten Oesterreich-Ungarn^ überwiegen. Wo deutsch« Interessen im Spiele sind, werden wir sie aus das nachdrücklichste wahren. Doch möchte ich die Beantwortung der Wilsonschen Vorschläge in diesen Punkten in erster Linie dem auswärtigen Minister der öflerreichifch-on- garischen Monarchie überlassen. Di« eng« Verbindung mit der verbündeten Douaumonarchic ist der Kernpunkt unserer heutige« Politik und uu»i b< Richtlinie für die Zukunft sein. Di« »reu» Waffe«. michel, »t« sich t» «eünge ta «iänZen- bewährt hat, omß auch i« kr - Klin. -vai-bung ä« bohr »Mem , tu U trüber kte» «nrsn 'eite-r Pulver '<j lolrdt si> U8trslisr Klüse igt; Laro dUsdon vcnrsu otm» rss OescLLkt. sicck L. 6. irsuä pslteu eoskNou tev narsu 8 vmbsrg. 's sekr matt. ;r oioärixsr. ck äsr Istri- reo tast, 'eutall H Ullä UllKL- ilULrict kalte llror. 2,05 Nu-. u K s l 8 c Ir 6 günstig be- UL. Jahrgang Morgen-Ausgabe -er Stadt Leipzig Bezugspreis: L M «tsrishSdrUch M. 1.00: sie Bdd-lee «osatllch M. 1.7S: S» ssllläls» !»« H«»« gedracht »osslltch M. Up, »isrtsl- lehrlich M. «L0: durch di« p»ft Isserhsld Deolichlandl G»s,ml-sli«,ad« »»»»iich M. r^S, vlerleildhrlich M. G.7L; Msraen-Asdgst« M. l>g, sltesd-Astgsd« M. O.SV, Ssnatsßl-Ästgad« M. 0H0 »susiUch sastlchUsKUch p»std«stell,r»lhk). Hanptschrtftletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Anzeigenpreis: LW AnzeiD« ». BstzArdsn Un «mtl. L«ii di« N»I»o«lz«iI» w Pf. ». «««» p^: kl»«»« Lnzel^n di« Nslonelzeil» Ni Pf, «»«wart« SS Pf« O»schast««»z,tg,, «It piatz„richrisie» im Preis» erhöbt. B«ti«g««: Selsmisnsi«,« M. 7^- da« La»s«nd »»«Ichi. poftgtblhr. ai»j«l»»NU»«r I> Pf. — S»»x- >»t geßta», iS Pf. -«r»tp«ch-A»fchi»tz Mr. idöir. i«ö« »,d »««»«. — Postschtckdont» 7WT Vchristlriin», «d Veschasitsleü«: S»b»»»i«gals« Mr.«. Verlag: Dr. Reinhold L Co^ Leipzig. Rr 45 1S18 Freitag, den LS. Januar Hertling und Czernin an Wilson mg. ^Vessui- iNts drik rroi, Voat- srlr, iareikt, ks, Teitrsr ut-obs 6u6- örä<Z«utsoko üodi Klelek- i luäu-»1ri«> ! Liier 82-18 «o vc»o ^1u- 8 oo ä o r- sruer IsZt« ^üick«r L t drück slttzu rk ab. ?o- Sokosi- i L kllr. sHgkll iLßbll lvpkon Ullcl . ^Vskrenü cd« L«mm s LllLllSSll, ullcl >Vei6- - VVoMLm- ssr äur-i k Esseds uuä Wurrener »dröckskeu. rso kLwdn LUwLllll s k,eip- «rtsn sied isitr uoä sms vsul- olt vupäey rpts sw« gskLlläeli-, » StLät- sr ins 6 s- !v rvuräsu I^llävirds o u gw^c u uns uusor vsrlsutsi, isostsllsaä isg 6 llsn b s c d r o i- )is 9 prc«. !6 wuixlso isimekwso, st, srÄsIis so keio- rsrgLUA bsrnisLso, 45 000 (0) uoä u. «. meo Is^so roull« svu äss VVsrk iso, 8sol<- äLtsrisIleu iÄereo ist i Vrvsäsn s b r s o s. ss ^Vorsn > dauton boIiobs so 8oräs sioä, äsm Usdvr- i ä«o 8s- slimso. isderg- >ruog jsirt wts- ksllsn Os- derieblvt leoer 6s- e« man Pch Handikapper' ssprachc ent brennen s>tr sür Trainer «Ingesahrii. Aostraa für !», Sialleiler ndtakeit für sich gewiss« weitere« mit bni« erzielt, >en. »ortplatz mit « ipzl> » e Laustem N. itein l »nd da« zweite l». » TaU. ,Siw««' «1, »ni-w-sv' der Da»«w VUeig. , Die Rede des Reichskanzlers Die lang erwartete Rede des Reichskanzlers wird auf manchen — nicht aus allen — Seiten enttäuschen. Zwar daß die Regierung die Hoffnung hat, in Brest-Litowsk auch mit den Austen zu gutem Ende zu kommen, wird man fast überall gern hören, wenn auch in manchen Blättern gerade in den letzten Lagen gefordert worden ist, daß die ganzen Grundlagen der Ver handlungen und überhaupt die bisherigen Friedensziele der Re gierung geändert würden. Das hat offenbar auf die Regierung wenig Eindruck gemacht. Wenn der Kanzler erklärte, wir hätten nach Westen wieder freie Hand und seien nicht mehr an die den Westmächten um die Jahreswende gestellten Bedingungen ge bunden, da sie die Frist haben verstreichen lasten, so kannte man auch Las schon als Auffassung der Regierung. Die allseitig erwartete Antwort an Lloyd George und Wilson ist gegeben worden, und sie machte einen deutlichen Unterschied zwischen beiden. Daß beide ihren Ton bereits etwas gemildert haben, erkannte Graf Hertling an, wies dann aber die moralische Ueberheblichkelt des Engländers zurück und ging auf seine Kriegs ziele im einzelnen nicht ein, sondern gab an dieser Stelle der Rede nur einen Rückblick auf die Zett vor dem Kriege, der wenig Neues brachte. Dagegen vertiefte sich der Kanzler in Wilsons Pro gramm Punkt für Punkt. Er nahm es allo ernster als das eng lische. Und hier lagen nun die bedeutsamsten Stellen der Rede. Bei einer Reihe von Punkten stellte sie fest, daß keine Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und Wilson vorliegen. «Uedec die vier ersten Programmpunkte (darunter auch eine Be schränkung der Rüstungen!) könnte man ohne Schwierigkeiten zu einer Verständigung gelangen? Die folgenden Punkte wurden zum Teil abgelehnt, z. B. Punkt 6, der -le Räumung des russischen Gebietes betrifft. Der Standpunkt der deutschen Re gierung ist einfach der, dah die Westentente sich da nicht ein mischen dürfe. Anders natürlich bei der belgischen Frage, Ll: die Westentente nahe angeht. Graf Hertling verwies auf die Erklärungen seiner Vorgänger, Laß wir Belgien uns nicht gewalt sam anzugliedern gedächten; flandrische Probleme bleiben also, vifen, im'übrlgen könne die belgische Angelegenheit nicht aus dem Gesamtrahmen der Friedcnsverhanülungen herausgehoben und vor weg behandelt werden, jedenfalls nicht früher als bis die Feinde die Unversehrtheit des Gebietes der verbündeten Mächte anerkannt hät ten. Das war eine neue Wendung. Und einen entschiedenen Schritt vorwärts bedeutete die Erklärung zu Punkt 8, datz wir auch kein französisches besetztes Gebiet gewaltsam angliedern wollten. DaS wrrd in manchen deutschen Kreisen sehr enttäuschen, denn daß man sich mit Frankreich auf dem Wege der Verständigung, z. B. über daS Erzbeckcn von Briey, einigen könnte, glaubt wohl kein Mensch. Natürlich sprach aber der Kanzler nicht nur von Modalitäten der Räumung, sondern auch von Bedingun gen, und Wilson gegenüber erklärt er, daß diese Fragen nur Frankreich und Deutschland angingen. Datz aber auch bei einer Einigung mit Frankreich allein eine Abtrennung vom Reichsgebiet in Elsatz-Lothringen niemals in Frage kommt, daran ließ der Kanzler keinen Zweifel, indem er zum zweiten Mole in derselben Rede auf die elsah-lothringsic,. Angelegenheit einglng. In der polnischen Frage wurde eine Einmiscbung der gesamten Entente abgelehnt, auch von einer Vereinbarung mit Rußland über die genauere Gestaltung der pol nischen Dinge war keine Rede, sondern nur von Abmachungen zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Polen, die übrigens auf dein besten Wege seien. Diese Ausschließung Rußlands wird bet unseren Anhängern der .östlichen Orientierung' Bedauern and wohl auch Unwillen Hervorrufen. Leider erfuhr man über die polnische Lösung nichts mehr. Da bleibt also ein großes Frage zeichen. Den letzten der für Deutschland wichtigsten Punkte bilden , die Kolonien. Die Worte des Kanzlers, oah wir eine Neu- gestaltung des Weltkolomalbesitzes erstreben, wird man durch die kürzlich hier mitgetellten Ausführungen deäKolonialstaatssekretärS näher ausdeuten müssen; Wilson aber mit seinen Vorschlägen wurde vom Grafen Hertling zunächst an England verwiesen. Die übrigen Ausführungen bezogen sich auf Angelegenheiten der Bundesgenossen. Ihnen allen versicherte der Leiter der deut schen Politik, daß das Reich sich auch ihrer Interesten annehmen werde. Die Integrität der Türkei und die Sicherung ihrer Haupt stadt bei der Lösung der Meerengenfrage wurde als ein deutsches Interesse bezeichnet. Ganz besondere Bedeutung lag in den Worten, die der österreichisch-ungarischen Monarchie galten; man denkt an die Vorgänge der letzten Tage, wenn man die Worte liest: «Die enge Verbindung mit der veroündeten Donaumonarchie ist der Kernpunkt unserer heutigen Politik und mutz die Richtlinie für die Zukunft bleiben." Nachdem der Kanzler dann zu dem letzten Punkte WilsonS, der Idee des Völkerbundes, seine Bereitwilligkeit, nach Regelung aller schwebenden Fragen auf die Prüfung der Grund lagen eines solchen Bundes einzugehen, erklärt hatte, sprach er von den F r ic d en S a u s s t ch te n im allgemeinen. Er steht in den Reden der amerikanischen und englischen Staatsmänner nur Ansätze zu Möglichkeiten, betont aber die Notwendigkeit einer nochmaligen Revision ihrer Programme. Mit dem Tröste, der zu gleich eine Mahnung zur Einigkeit war: .Ein guter Friede mutz und wlrd kommen", schloß die Rede, die jedenfalls die Erörte rung der Friedensfrage ein gutes Stück weiterbringen wird. Ob sie damit den Frieden selber schon nennenswert näherrückt, bleibt leider eine Frage. Aber welche mögliche Rede eines deutscyen Staatsmanns wäre heute dessen fähige Dennoch sind wlr für unser Teil von der Rede nicht enttäuscht, denn wir sehen keiner lei Schwenkung in dem Kurse der Regierung, und wir würden eine Schwenkung in diesem Augenblicke für das schädlichste halten, was hätte eintretcn können. Ls liegen mancherlei Umstände vor, die der deutschen Regierung stetige Festigkeit gerade seht dringend nahelegen. Wir sehen aber den Grasen Hertling auf seinem Wege auch entschlossen vorwärtSgehen. Ls ist kein Stillstand da, ai Eine Schlacht zwischen Raffe» und RumSuen Die Rosten geschlagen auf unser Gebiet übergegangen. DBerIi», 24. Januar. (Drahtber. unserer Berliner Schrlflleitang.) Bei den schweren Kämpfen bei Galatz zwischen Russen und Ramanea, bei denen die Russen onlerlage», sind 3200 Russe» mit 22 Geschützen, 57 Maschinen gewehre», 53 Feldküchen und 1200 Pferden auf unser Gebiet ü d e r g e g a » g e n. « > »E Protest Mcheilseos gegeo »»menschliche VehaadlW der Kriegrgesallseae» Von viertausend deutschen Gefangenen nur noch dreihundert am Leben. Wien, 24. Januar. (Elg. Draht bericht.) Generalfelb- marschall Mackeuseu richtete, wie der Budapester «Az Est" meldet, an den Oderkommaudierendea der rumänische» Armee, General Pressm, einen geharnischten Protefl wegen der de» öfierrelchisch- »ngarischen und dcvtschen Kriegsgefangenen von rumänischer Seit« zuteil gewordene» »»menschlichen Behandln« g. Der Anlaß M diesem Protest ergab sich aoS den nnler Ei- gegebenen Au^ sagen deS aus rumänischer Gefangenschaft zarückgekehrlen Direktors Simon und d«S G-emeindenotarS Esato. Die beiden ehemaligen Internierten gaben zu Protokoll, daß von 370 Geißeln insgesamt nar 83 am Leben gebliebea sind. Don 17 000 österreichische» Kriegsgefangenen deS Llpoter Gefangenlagers blieben bloß noch 4000, die andern sind der rumänischen Brutalität zum Opfer gefallen. Am furchtbarsten richtete sich di« Wal der Rumänen gegen dl« deutschen Sold«»«». Mit armdicken Knüttel« wurden sie von dem Komwaadeur des GefaagenlagerS geschlagen. Don, 4000 deotschen Gefangenen kamen nicht mehr als 200 bis 300 mit dem Leben davon. Die meisten sind am Hungertyphus oder Flecktyphus zugrunde gegangen. Umbildung des englischen Kabinetts? Köln, 24. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Der Genfer Korrespondent der .Köln. Volksztg.' drahtet: .Progrds de Lyon' drahtet aus London, daß eine gründliche Um bildung des Kabinetts bevor st ehe. Chef bleibe Lloyd George. Der Arbeiterkorrgreß von Nottingham Köln, 24. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Nach der .Köln. Ztg." wurde auf dem Arbeiterkongreß in Nottingham ein von Henderson eingebrachter Antrag angenommen, der die Regierungen der Verbandsländer um Angabe einer Er klärung über die Kriegsziele ersucht, die Mahregeln zur Abhaltung einer Konferenz in London am 20. Februar gut heißt und die englische Regierung darum angehk, Arbeitervertretern den Besuch eines in einem neutralen Lande, am besten in der Schweiz, zu veranstaltenden internationalen Kon gresses zu ermöglichen. Der Abendberlcht vtd. Berlin, 24. Januar. (AmMch.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oesterrekchlfch-ungarischer Heeresbericht W le u, 24. Januar. AmMch wird gemeldet: Die Lage ist unverändert. Der Chef des Generalstabes. (W.T. B.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite