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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.01.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180124012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918012401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918012401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-24
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
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Sette 2. Nr. 43. Morgen-Ausgabe freien Organisationen Kat allerlei Beanstandungen erfahren und wird noch viel Beanstandungen erfahren, wie alle« Reue, dat ohne Vorgang ist. Di« vtaattregiernng aber hat mit dieser Neuerung ihres Entwurfs gezeigt, -ah sie ein klaret Verständnis hat für die -er grohen Oeffentlichkett noch nicht genügend bekannten Trieb kräfte and Erscheinungtformen unsere- moderne« Wirtschafts leben-, and sie hat auch in richtiger Erfassung -er Aufgaben einer nicht für Jahre, sondern für eine Summe von Jahrzehnten be stimmten Verfassungsänderung der lebendigen Gegenwart und der sich abzeichnenden Zukunft Rechnung getragen. Wenn sie aus diesem Teil ihres Entwurfs unerschütterlich beharrt, und wenn auch, wie zu hoffen ist, der Landtag ihm zustlmmt, wird durch die von den freien Organisationen präsentierten Vertreter das refor mierte Herrenhaus einen engen Zusammenschluß mit der preußi schen Volkswirtschaft und damit feste Wurzeln in dem Erdreich des preußischen Volkes erhallen. Kuttusdebatte im Landtage Drahtbericht unserer Dresdner Schriftleitung --- Dresden, 23. Januar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer kamen nament lich die Pädagogen zum Mort, die wirklichen und die eingebildeten. ES handelte sich um das wichtige Etatskapitel über ErziehungS- und Unterrichtswesen. Auch dieses Gebiet steht bekanntlich unter starken Rückwirkungen, die heute in längeren Behandlungen aus reichend gewürdigt wurden. Eine scharfe Wendung nahm die Beratung durch einige A n - griffe des Sozialisten Lange aus den Kultus minister. Der Philosophie dieses bekannten Leipziger Arbeiter vertreters gefällt die ganze Richtung nicht. Er steht in Dr. Beck augenscheinlich immer noch den schwarzen Mann. DaS bewiese die Berufung Pohles an die Universität Leipzig. Natürlich lieh der Kultusminister solche Auffassung nicht unwider sprochen. Er nahm in energischen Worten die Leipziger Fakultät gegen den Vorwurf in Schutz, daß sie sich bei ihren Vorschlägen für Berufungen durch andere Beweggründe als die wissenschaft- licbeg Qualifikationen leiten laste. Lange hatte auch aus den F all Ehrenberg zurückgegrisfen. Bekanntlich sollte dieser Rostocker Universitätslehrer vor Iayren unter etwas eigenartigen Umständen noch Leipzig gekommen sein. Der Kuitusminister ging aus diese Sache nicht ein. Aber man steht, daß man sich dieses Falles bei der Erörterung unseres Hochschulwesens in der Sächsischen Kammer noch immer unangenehm erinnert. Alle reaktionären Bestrebun- ger auf dem Gebiete der Schule würden selbst schon ein Verkennen der pädagogischen Notwendigkeiten in der Gegenwart bedeuten und auf die Entwicklung Sachsens sehr verhängnisvoll wirken. Man darf annehmen, daß auch vom Kultusminister diese Lieber- zeugung geteilt wird. Zum Schluß kam eS noch zu sehr ernsten Auseinandersetzungen mit dem Kultusminister über einige Fälle von Dlszlplinar- strafengegen Lehrer, bei oenen das Kultusministerium nicht eben glücklich abschnitt. Dr. Zöphel bedauert eS, daß daS Ministerium auch hier daS Verfahren seiner Räte gedeckt habe. Mildernd wirkt es vielleicht bei diesen unfreundlichen Ausein- ondersetzllngen, daß auch der Minister selbst das heutige Dlsziplinar- prafverfahren für veraltet hält und seine Umgestaltung deshalb wünscht. 18. öffenlUche Sitzung. (Drahtbericht unserer Dresdner SchriftleiluugZ 18» Ntil wl«d«r-o!i.) ---- Dresden, 23. Januar. Am Regierungstische Kultusminister Dr. B.eztz und eine Anzahl Räte. Tagesordnung: Kapitel aus dem ordentlichen Staatshaushalt, be treffend Kultusministerium, evangelisch-lutherische Landes-Konsistorien, katholisch geistliche Behörden und Unterrichtsanstallen. Bor Eintritt in die Tagesordnung teilte Präsident Dr. Bogel mit, b-ß über den dem Abgeordneten Bähr erteilten Ordnungsruf am Mon tag zusammen mit dem in der letzten Sitzung auch dem Abgeordneten Brodaus erteilten Ordnungsruf abgestimmt werden soll. Brodaus hat gleichfalls Widerspruch erhoben. Es wurde zunächst aber Rechenschafts berichte und den Geschäftsbericht des Kultusministeriums verhandelt. Berichterstatter sind die Abgg. Förster (Natl.) und Dr. Philipp (Konst). Die Uederschrcitunge» wurden bewilligt. Nunmehr tritt das HauS in die Sch!utzberatung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputatlon über nötiges Kapital des Staatshaushaltes, betreffend Kultusministerium, evangelisches Landeskonsorkium und katholisch-geistliche Behörden. Abo. Döhler (Nati.) geht ausführlich auf den Gegenstand ein, b«. richtet über Gymnasien, ähnliche Unterrtchtsanstalten, Volksschulen, Se- minare, katholische Kirchen usw. Gustav Schreck st Wieder riß der Lod «ine Lücke — nach längeren Leiden wurde LhomaSkantor Gustav Schreck in die Ewigkeit abderufen. Ein stillet Leben führte der liebenswürdig« und seines Amtes eifrig wallende Meister. Einfach wie sein AeuhereS war der Mensch, still und unauffällig sein jahrelanges Wirken, vornehm seine Gesinnung und künst lerische Richtung. Wie sein größter Vorgänger Johann Sebastian Bach, stammte auch Gustav Schreck auS dem mostksreudigen Lande Thüringen. Seine Wiege stand in Zeulenroda. Am 8. September 1849 geboren, empfing er als Gymnasiast den ersten Unterricht durch den Kantor Selle und wandle sich dann nach Greiz, um sich im Seminar auf den Lehrerberuf vorzubereiten. Auch in dieser wichtigen Zeit deS Wachsens und Werdens lpie't« die Mupk im Dasein deS Seminaristen keine kleine Rolle. Dtetel und Urban förderten nach Kräften den begabten Jüngling, der sich schließlich, aller Fesseln ledig, ganz der Musik hingab und. nachdem er bereits alS LHrer und GesangvereinSdirigent tätitg gewesen war, nach Leipzig ging, «n in den Jahren 1888 diS 1870 im Konservatorium unter Anleitung von Papparih, Platdy und IadaSsohn Musik zu studieren. Nur drei Jahre verweilte Schreck, in der Stellung deS MusiklehrerS am Gymnasium za Wtborg in Finnland 1871 biS 1874, außerhalb Leipzigs. Gr kehrte hierher zurück, wurde 1887 Theorielehrer am Konservatorium aad fckrf Jahre danach, als Rust gestorben war, Kantor an der ThomaS- fchale. Dieses Amt hatte er bis zu seinen letzten Tagen inne. Mit dem Thomanerchor war Schreck aufs engst« verbunden. Unter seinesVorgänger« Wirken hatte sich die musikalische Disziplin wohl um ein weniges gelockert: au» begann ein strafferes Regiment, und der Ruhm del in aller Welt bekannten EhoreS begann aufs neue zu steigen. Schrecks Direktions amts« hatte etwas gänzlich Unauffälliges, aber sie war von absoluter Be- sttmmthett und führte di« Sänger jederzeit, auf dem Chor der Kirche, im geistlichen wie auch weltlichen Konzert, immer neuen musikalischen Ruhmestaten entgegen. Der Kantor gab für seine jugendliche Schar auch et»« UuSwahl von .Gesängen deS TbomanerchorS' heraus, die in ihrer Art vorbildlich genannt zu werden verdient. AlS Komponist geistlicher and weltlicher Werk« entwickelte Schreck außerordentlichen Fleth. Sein Oratorium .Christus der Auferstandene' kam ft» einem Konzert deS Leipziger Gewandhauses zur Ausführung, ein« Festkantate »ar deS Künstlers Gabe zum SOOjäbrigcn Jubiläum der Universität Leipzig (1909). UederauS zahlreich sind seine Kompositionen für Männer, und gemischte Chöre, seine mannigfaltiaen, durch den Lauf bet Kirchenjahres dem Charakter nach best mmten Chorlieder sowie die Wttsitche» Etnzetg «sänge für verschieden« Stimmen mit Begleitung. Auch Ms kam Gebiete der LeArumenlalmuflk bot der nun Heimgegangene AhamaMiMÜoe manch wachere« Werk, z. B. di« Phantasie und Doppel- Leipziger Tageblatt Donnerstag, 24. Januar 1S18 Abg. Schanz (Kons.): Die D«ratung wird über sämtlich« letzten Punkte gemeinschaftlich erfolgen. Sie wird vorauSstchtiich abermals aus führlich werden, da zahlreich« Redner, darunter einig» National- liberale, sich zu» Wort gemeldet haben. Angriff auf den Kultusminister ES wird in die Beratung der etnzelnen Punkt« «ingetreten. Abg. Laug« (Soz.) spricht besonders über BolkSlchulweso«. ES find, wie vor hundert Jahren. Kräfte am Werke, unser Bolksschul- i»esen schlecht zu behandeln. Den Weltmarkt wird sich jedoch nur ein Volk mit besten Schulen erobern. Unser Vertrauen zu unserer Schul politik ist eia ganz geringes. Alles war et« Nlugea um la den letzten zehn Jahren und jetzt von Einwirkungen der neu« Aetl keine Spur. WaS ist geschehen, um den Notstand der Ge- meindeschulea zu mildern? Alte Lehrkräfte urüfsea in den Etappen Schreiberdlenste verrichten, und die Gemeinde» wissen nicht, wo sie Lehrkräfte hernehmen können. Könnte denn die Regierung hier gar nichts tun, fehlt ihr daS Verständnis für solche Zustände ganz und gar? Die Gemeinden leiden schwer unter den Schullasten. Hätte die Regierung für die Schulen ausreichend« Summen elngestkllt, im ganzen Lande wurde stch kein Widerspruch erhoben haben, aber der Regierung fehlt dazu die Courage. Rückständigkeit macht sich auch bet de» Hochschulen bemerkbar. LS besteht augenblicklich die Tenüeirz, Lehrstuhl« mit Männern zu be sehen, di« der Schwerindustrie genehm find. Diese Bestrebung.» sind nicht neu. Schon Stumm hat vor 20 Jahren nach dieser Richtung gewirkt. 3n einer ganzen Anzahl Universitäten ist «S dieser Richtung gelungen, Profi sturen zur Vertretung ihrer Interesten zu gewinnen. So hat man heule gleich der Industrie bekanntlich Ehrenberg an die lluioerfllät Leipzig bringen wollen. Auf di« Lehrstühle von Bücher und Roscher hat man Professor Pohl« aus Fraaksurt nach Leipzig berufen. Hat man denn in Dresden keine Ahnung von der Lage der Sache. Auch der zwe te Lehrstuhl für Nationalökonomie ln Leipzig ist mit Stleda, mit etnem Großagrarier besetzt. SlaalsinlaLster Dr. Beck: Der Abg. Lange hat die Tätigkeit eines Kultusministers doch mit einer stark gefärbten Brill« angesehen und ist daher zu großen opt.schcn Täuschungen gekommen. Seine Ausführungen sind mir räljelhafl. Di« Ausbildung der Tüchtigen ist auch in Zukunft das Schulprogramm der sächsischen Negierung. Der Redner Hütte wissen können, wie ost daS Kultusministerium bei dem Krisgsmintst^rium um Entlastung von Lehrer» ersucht hat. Wenn das nicht geschah, so sind militärische Gründ« dafür maßgebend, für die ich nicht veranwurtlich bin. Ich wcise die Bemerkungen des Abgeordneten Lange über bl« Be rufungen an die Universität Leipzig auf das ealschledenste zurück. Er hat lediglich wivderholt, waS schon früher in der .Leipziger Volks zeitung' gestanden hat. Auch gegen die Aeußerungen dieses Blattes protestier« ich auf dar allerschärfste. Wenn gesagt wird, daß die Furcht vor Agrariern und Schwerindustrie und nicht die Rücksicht auf wlssen- säxrf ltche Qualifikation für die Berufungen maßgebend ist, so ist daS e i a « schwere Beleidigung der Uni versttät. Der Minister legt die Vorgänge bei der Berufung Pohles ausführlich dar und betont noch mals, die Erzählung der .Leipziger Volkszeitung' sei eine krasse Un wahrheit. Abg. Dr. Philipp (Kons.): Wir sind der Meinung, daß wlr dem Kultusministerium zu hohem Danke verpflichtet sind, daß «S den Schul betrieb und die Kirche, so gut eS geht, aufrechterhäil. Ein Trommelfeuer von Verordnungen Hal sich auch über daS Schulwesen ergossen. Man sollte ei» besonderes OrdnuugSblatt für Deutschland schaffen. Wlr erkennen die Teuerungszulage an Lehrer dankbar an. Der Staat sollte sedoch noch einige Lücken dabei ausfüllen. Redner geht sehr ausführlich auf die Einzelheiten deS SchulbetriedeS «in. Er wünscht u. <u. daß daS gesamte Berechtigungswesen einer Rachprüfung unter zogen wird, und beklagt den Verfall der Disziplin in der Schule. Mil den Strafen sollte man weniger zimperlich sein. Er forderte staatliche Richt" linicn für eine Kleinkindererztehung im vorschulpflichtigen Atter, Aq der Universität Leipzig sollte ein Institut fürIuaend- Kunde errichtet werden, vielleicht in Anlehnung an eln« ähnlich« Ein richtung, die schon der LeipzigerLehrervereln gefchaffe» hat. Abg. Dr. Seyferl (Natl.) geht auf die Schulnotstände ausführlich ein. Eine gewisse Lockerung der Disziplin ist in der Schul« vorhanden. Ader gegenüber dem Unerfreulichen gibt eS eine ganz« Reibe von Er scheinungen ganz erfreut «her Art. I» den Gemeinden sollten Lr- zlehungSämter eingerichtet und für die Schulämter auch Hilfskräfte heran gezogen werden, die nicht pädagogisch vorgebtldet sind. Heute sollte man nicht kleinlich an Bestimmungen festhalten, die undurchführbar sind. Den Lehrern sollte man auch mehr Bewegungsfreiheit ft» Lehrprogramm lasten. Die Befreiung vom ForlbtldungSschulunterricht sollte nur erteilt werden, wenn es unbedingt nötig ist. Den Schulprüfungen soll man keine überwiegende Bedeutung deilegen, namentlich setzt nicht. Die Prüfung darf nicht zur bloßen Form werden. Auch Dr. Seyfert verbreitet sich sehr eingehend über Einzelheiten des Schulbetriebes. Mit einigem Humor spricht er von der Absicht, Schulreferendare und Schul- astestoren einzusühren. Abg. Sekretär Koch (Fortschr. Vpt.) bespricht die BesoldungSver- hältniste der Eeminarlehrer und trägt eine Reihe von Wünschen vor. Die BefoldungSordnung sollte geändert werden. Kultusminister Dr. Beck: Ich stelle fest, daß, abgesehen von der sozialistischen Fraktion, die Behandlung des Schuletats heute im Hause et»« recht fr«»n-Üch« war. Es ist mit Genugtuung heroorzuheben, daß wir den Ausgaben auf kulturellem Gebiet in Sachsen trotz des Krieges »och neue hinzigefügt Haden. DaS hätte auch Abg. Lang« anerkennen sollen. Di« Schulkindex-ahl hat sich namentlich ln den Großstädten ver mindert. (Zuruf: Die Furcht vor dem Kindel Sehr richtig!) Nach den Schellärzten sind di« LrnährungSwirk»»-e» bel de» Schulkindern erst t» Jahr« 191V zu beachten gewesen: auf dem Lande auS natürlichen Gründen weniger als in der Stadt. AuS Sachsen sind im letzten Jahre etwa LLLVO Ktnd«r auf daS Land geschickt worden. Allen, die dabei halfen, gebührt wärmster Dank. Bei den Lehrern konnte man alS Folge der KriegSernährung und der starken Belastung durch vermehrte Berufsarbeit und Hilfsdienst mehrfach eine Verminde rung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit feststellen. Das Kultusministerium hat aus sämtlichen Schulen Bericht über di« Erfolge der Gemeinschaftserziehung eingeforderk, die seht geprüft werden. Die - Frage derUebernahme der gesamten Schullasten auf den Staat wird in der Deputation näher behandelt. Die beachtlichen Erziehungsgrundsätze, die hier von dem Abg. Dr. Seyfert und Dr. Philipp Largelegt sind, werden im Kultusministerium gewürdigt werden. Das Dienstverfahre» für die Dolksschullehrer vor der Regelung dieses Verfahrens für di« ganze Beamtenschaft zu ändern, ist die Regierung gern bereit. Sie sieht entsprechenden An trägen entgegen. Zum Schluß sprach der Minister denjenigen, die zur Lleberwindung der außerordentlichen Schwierigkeiten während des Krieges auf dem Echulgebtete beitrugen, den wärmsten Dank der Staats regierung auS. Abg. Nltzsch« (Soz.): Bei der schlechten Ernährung der Schulkinder sollte man auf die Schulktnderspelsung das größte Gewicht legen. Die Schullasten sollten wenigstens den ärmeren Gemeinden erleichtert wer den, und der Staat müßt« dies übernehmen, wenn sie eine bestimmte Grenze d«S Gemeindeeinkommens übersteigen. Daß es den Fabrikanten gelange, ist, die Fortbtidungsschulpflicht zu durchlöchern, ist zu be dauern. Man darf nicht za viel Rücksicht auf die Industriellen nehmen. Eine fortschrittliche Schulreform Ist ln Sachsen erst möglich, wenn die Regierung zu größerer Einsicht gelangt oder die jetzige Regie rung durch elne einsichtigere ersetzt ist. Adg. Brodavf (Fortschr. Vpt.): Ein« alsbaldige Vorlegung eincS neuen VolksschulgeseheS ist in Rücksicht auf die Kriegsnotwendigkeit zu verlangen. Die Lehrerschaft muh aus der unwürdigen Steilung, die sie B. im Disziplinarstrafverfahren einnimmt, herousgehobcn werden. DieS ist eine Verletzung für den Stand, dem der Kultusminister auch heut« ein so glänzendes Zeugnis für sein Verhalten im Kriege ausstellte. Redner dringt u. a. den Fall des Oberlehrers Fromm hold ln Plauea znr Sprache, gegen den unter Billigung des Ministeriums ein sogen. BesserungSversahren etngelettet wurde, weil er wahre Tatsachen be hauptete. Redner wird auf der Linken oft durch Entrüsiungsrufe und .Hört, hört!' unterbrochen. Abg. Rentsch (Kons.): Der Unbotmäßigkeit der Jugend muß mehr entgegengetreien werden. DaS Betragen der Forlbildungsschtiler erregt mancherlei Acrgernis. Abg. Dr. Zöphel (Natl.): Es ist offenbar, dah unser Schulbetrieb anker dem Krieg stark leidet. Vieles ist unerträglich geworden. Die Lage der Handarbeitslehrerinnen sollte man erleichtern. Die Rolle, die im StreltFrommhold die Behörden gespielt haben, ist recht trübe. Wenn man so parteiisch Licht und Schatten verteilt, wie hier, wird der Autorität der Behörden geschadet. Keiner im Hause wird sich dazu 'öerskhiin, hier 'dÄis Behörden sein Plazet zu erteilen. Redner verzichtet auf «eitere Ausführungen und will auf das Thema bei der Beratung... über die Universität zurückkommen. Adg. Laug« (Soz.) legt nochmals die Gründe dar, warum seine Fraktion kein Vertrauen zum Kultusministerium hat und schneidet den Fall Pohle nochmals an. Kultusminister Dr. Beck: Ich hab« zu dem, was ich über diePro fessur Pohle gesagt habe, nichts hinzuzusügen und davon nichts binwegzunehmen. In bezug auf das D szipllnaroerfahren gegen den Lehrer Frommhold bestreike ich, daß parteiisch Licht und Schatten verteilt seien. Zu einer Reform des Dienststrafverfahrens sind wir bereit. Heute besteht eS noch, und danach haben wir unS zu richten. Abg. Dr. Zöphel (Natl.): Ich habe den Fall Frommhold mit ver schiedenen anderen besprochen, und wir alle waren empört über daS Verfahren. Wenn der Kultusminister «ine andere Auffassung bat, so bedauere ich daS. Schließlich werden die Etatskapitel nach den Vorschlägen der Depu tation, einzelne gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Nächste Sitzung: Freitag, 24. Januar, 12 Uhr. Tagesordnung: Eisenbahnsachen. fuge für Orgel und Orchester» ein BlaSnonett, je eine Oboen- und Fagottsonate, mehrere Sachen für daS Klavier u. a. mehr. Immer erwies stch Gustav Schreck als tüchtiger, mit ausgezeichnetem Können und hervorragendem Wissen auSoestatteter Lonsetzer, dessen Wirken und Streben im Zeichen des musikalischen Konservatismus stand. Er ähnelte hierin seinem einstigen Kollegen Moritz Aauplmann, der ihm vor nunmehr fünfzig Jahren, am S. Januar 1888, im Tode voranging. Nur daß sein Wirken vielse tiger stch erwies, vielleicht auch im Verhältnis noch mehr auf das Praktische gerichtet war. Eln ehrenfester Meister schied in Gustav Schrecks Person von uns, einer von jenen, die man ihrer Kunst und ihres Charakters halber jederzeit hochzuschätzen Ursache hatte. Lugen Segnitz. HasencleverS „Sohn" la Mannheim. AuS Mannheim wird »nS ge schrieben : Wir Haden eS der Einsicht der hier seit Jahr und Tag mit sicherem Gesühi für das Richtig« — nach trefflicher OrtSfltle von etnem im allgemeinen Ansehen der Bürgerschaft stehenden Bürger — auS- geüdien Eiückeprüfung zu danken, wenn das Hostheater in Mann heim, trotzdem es ebenfalls lange genug damit zögert«, jetzt von Waller HasencleverS «Sohn" die erste öffentliche Aufführung in Reichsdeuischiand veranstalten konnte. Und da di« vorangehenden Ver suche an Gründlichkeit der Vorbereitung teilweise allerhand zu wünschen übrig ließen, so konnte erst die hiesige Inszenierung dem Werk sozusagen seine geistig« Uraufführung bereiten, wo Richard Weichert in wochenlanger Arbeit, von der Lese probe ab allmählich aufdauend, auS dem Stile der Dichtung feine Interpretation entwickelte und jene durch diese zum Siege führte. Der anwesende junge Dichter wurde von dem ausverkauften Hause am Schluß viele Male mit großer Herzlichkeit auf die Bühne gerufen. Man wußte in Mannheim den richtigen Grundakkord aufzvspören und festzuhallen. In Dresden spielt« man das Drama überwiegend realistisch, manche Anlehnung dadurch gewiß verdeutlichend, in Mann heim rein symbolistisch. Hafenciepers Grundidee wurde auch die Grundidee der Inszenierung. DaS Drama gibt, wie erinnerlich, di« innere Entwicklung des ZüngUag« z»m Alan» in der Form wieder, daß die Gestalten rund um den Sohn die SpiegelungenseineS zerrissenen vielgespaltenen Selbst sind. Die Dichtung hat gleichsam Monoiogcharakter, der sich dramalechnisch auch dadurch auSdrückt, baß der Sohn den Schauplatz saßt nicht verläßt und dort, wo eS geschieht, er ihn auch in- direkt beherrscht. Herr Weichert Zieht, gescheit, aus HasencleverS Leitgedanken die Konsequenz und stellt den Sohn — als die eigentlich einzige körperliche Erscheinung — auch auf der Szene räumlich in den Mittelpunkt, der gleichzeitig zum Brennpunkt auch sinnlich wirb, in dem er auf ihn das Licht des Scheinwerfer« sa»»ett. Um ihn herum die zum Leben erweckten Visionen, als Haide Schatten durch da« Spiel gehend. Man eriedt also gleichsam Zwiegespräche deS IänaUnas mit seinen Inwendigkeitea. Die bei aller dustersten Streng« der Stilisierung nicht tote Bttdgestnttung Ludwig Slevert« wyr kewuht un- farbig, in Schwarz-weiß gehalten »nd Hal, Stanislawskis ge»ial«n Einfall ausgreifend, -en durchweg modern« Zimmer verlangenden Spielraum nicht fest umgrenzt. Auf eine subtile Ausarbeitung von Wort und Geste war großer Wert gelegt. Die letztere blieb bei den Umwelterscheinunaen, denen die Wandlosigkett des Spielraums Zutritt wie aus dem Ungefähr ermöglicht«, säst aufgehoben, das Wort dagegen, begleitet von ruckweise großen Bewegungen, dann um so markanter gestaltet. Di« Darsteller fügten sich dem Zwange des Neuen mit großem Gefchlck. Herr Odem ar jr. köstlich, blond, bubenhaft mit verträumtem, gramvollem Blick, kommt mit seinen schönen Anlagen und fleißigster Arbeit des Dichters Inienfionen in warmer Beseelung ganz nahe. Thila Hummel von Wiesbaden, in das ihr vertraute Mannheimer Ensemble eintretend, war voller mädchen-mülterlicher Reinheit und GefühlSschönhett als Erzieherin. Ausgezeichnet auch die Herreu Gründers als Freund, Alberti als Poiizeikvmmissar, Gob eck als Hauslehrer, Garrison als Vater. » Musik. 3» Hoftheater zu Hannover dirigierte Eugen d'Albert vor kurzem seine Oper „Tiefland" und brachte ein« Auf- führuna von hoher Vollendung zustande. AiS Solist des 5. Abonne- meatS-KonzerteS deS Königlichen Orchester« erzielt« er mit der groß- angelegten Wiedergabe de« „Totentanzes" von Liszt sowie des C-Dur- Konzertes von Beethoven eindringlichst« Wirkungen. Zu einem ge waltigen Lrsolg führte der neue 1. Kapellmeister Richard Lert, ein Bruder unseres OdersvielleUerS der Oper Dr. Lert, die ,8xwpkoni» äomootlea" von Strauß. » La '.Trara. Durch Musik und Lebe« tm Dienste de« Ideals. (Verlag von Brettkopf L Härtel in Leipzig.) La Mara (Marie LipstuS) übergibt uns ihre Ledenterinnerungen. Schicksal und Beruf haben sie in Beziehung zu de» bedeutendsten Persönlich kette« ihrer Zett, nicht nur den musikalischen, sondern auch zu solchen der verschiedensten Gebiet« gebracht. Von ihnen, in deren Mittelpunkt . Ltfzt steht, gibt pe in Schilderungen, Gesprächen, zahlreichen Briefen Kunde. Sie legt Rechenschaft ab üver ihre Lebensarbeit und die Etnfiüff«, unter denen dies« stch vollzog. Sie berichtet von den musikalischen Ereignlffea inner- und außerhalb ihrer Vater stadt, deren Zeug« sie seit den fünfziger Jahren des verflossenen Jahrhundert« gewesen. Als Leipziger Kind gewährt sie, unter Voranftellung der mufikalischea Vorkommnisse daselbst, auch den allae- mein künstlerischen und geselligen Raum, auf dies« Weis« eln« Art Leipziger Chronik dieser Zelt darbtetenb. Gleicherweise mit dem Wiener Konst- und SesellschaftSleben vertraut, lehrt sie uns diese« samt seinen hervorragendsten Vertretern kennen. Bald der Kunst, bald der Natur »gewandt, begleiten wir die Verfasserin nach den deutschen und itattenischen Kulturstätten wie nach dem Hochgebirge, vorzugsweise nach ihrem Winterparadte« Schloß Friedstein, wo st« al« Gast der Fürstin Hohenlohe weilt, lieber Einförmigkeit dieses Lebensbildes wirb man sich nicht zu deklagea haben. Denn La Mara schreibt u»- aeoretn aaschaullch. Di« beiden Bände waren «in« schön« Festgad« zur Feier de« 80. Geburtstag«« der Verfasserin. L. ». Don D Schulst die Zensu Vpb) «iu Kanzler z» Erschein», gehoben v Vertreter Glauben < Masi eignet, d« den milit« statt, um Die Geschäft« gestern lr KriegSzus zurück, d< über den' habung i Reichskai Hier, In d mit, daß nachdem i den Ergcl Der über d« ändern, d angeküNL militärisch Versamm sichtSMe nungen a sammlung stelle sein langt Auf Abg. des Uniei Ge.^n-r l Art kel g sehen mö Personen tagsmchr! Mm nen Behc Abg. heben, ge muß in d geeicht ist Kanzler, gefährdet Änk ag d ganz unt« Abg. vaganda treiben d» Masi seien. 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