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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1921
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210117028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921011702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921011702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-01
- Tag 1921-01-17
-
Monat
1921-01
-
Jahr
1921
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Abend-Ausgabe US. Jahrgang 1S2L Rr. 27 Montag, den 17. Zanuar Da« L ei»,tue, Diaebka« «MM« dt« «uMchen »ekmnmuachuuae« de» «a«r» und de» Palliciamtr» der Stadt «etdzta, re» «»t»,rr«cht» »ei»»i«, «owie »erscht»««» »«der« Drhtrd«». Vriands Wiedergirtmachrmgsprograrnm Paris, 17. Januar- Briand Hal sein Programm den parlamentari schen Kollegen mal folgenden Worten vorgelegl: Wir können uns nicht mit einer langfrist-gen PoliM befassen; wir müssen die jetzige Loge zur Sesvndvng zu bringen suchen. ES ist daher nötig, möglichst rasch die Summ« zu bestimmen, di« Deutschland zo bezahlen hat, sowie den Be trag -« Jahresrate«» i» Waren und Geld and den Anteil am Gewinn der bratschen 3n d ust rtrgeifettschaft« n. Bor allem aber sind Vereinbarungen mA den Alliierten zu treffen, um Sie von Deutschland auszustellenden Wechsel auf diese ode? jene Weise Bezugspreis: MLiLL.^.7. LLLÄ.L »snatt. vlerlel SdrI. < s»r Abd-ler wouoil. Ai. »L0 M-cgeu.Autgade aUet» M. 7« »»»atlich, Äid«»d-»»«gab« «>«t» « «snalltch. »«rch »,s«r, .»«wSrl^«, Jtllaieu UM -««s bracht Monatlich M. »j«nel,«britch d.rch die Poft wnerdsld Leutichtand«, fr.t I»« Han« Wichser«, »olsmi-Anigad« Monatlich M. äi—, »iortellLdriich M. 27^-. Anslonioverland: monatlich M. IL— »ad Brucklachen-Porlm Li»,,lu»»»«rn: Morae». Antgad» Ai Bvend-Aatgad« Pt- SonntagS-AnSgad» 111 P«. Anzeigenpreis: L^.ÄWi. V7E..7.«!. «. LL»; >üi>z«lg«n »»» Aedtrden t» amtlich,» T«U dl, A,»p»r,lll«z«tl, Lk.»cha ».a»4». M.S.—: »l,tn« A,z,t,en di« A,npar,lU,z,ll« M »»» a»«»«rt« Atk. 1L0,ch«lchLN«»»j,lg«» mit Plaboorlchrls«,» t» Pr.il, rrtzddt. Platz »ad V,t««,»klch,tst »da« V«rtzlndlichl»«ll. 0,ll«^npr,ll, sie »t, <v«Ia»t»»lla,, Ml,. «L- a«tt», fllr r,il,»slag« Md L— »«tto »r» M>>«, Postaislag« Pop-edahr «rtra. S«r»sprech-d»lchl»tz eir.I««»r. t«S-z. 14i>»4. — P,stschm«>k»n,,7r<iu. Schelf,I«l,»na »ad ch,sch«»Uft,I^ r*tpz>«, »atzaaattgatz, R«. ». -v,riog Dr. «»iatzold ch Sa : r«t»,l» Berlin. 17. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Wie «lr erfahren, wird die Reichsregterung der Wieder- stntmachungskvmmission ein« genaue Aufstellung der bisherigen Leistungen, die nach dem Versailler Vertrag und nach allen anderen Abmachungen in Betracht kommen, zu gehen lasten. Die Leistungen werden in drei Gruppen eingeteilt. Unter -en ersten beiden befinden sich die Lieferungen von Eisen- bahnmaterial, die Auslieferung der Handelsflotte, der Seekabel, Ke Abgabe landwirtschaftlicher Maschinen, Farbstoffe, Chemi kalien, außerdem die Lieferung von Deren aller Art. Diese Lieferungen sind nach -em von gegnerischer Seite ausgestellten Umrechnungskurs mit 18H MtlUarden Goldmark berechnet. Wettere Ziffern beziehen sich auf die für die Besatzungstruppen «fgewendeken Gelder und ähnliche Ausgaben, die bei der Leistung -ar ersten 20 Milliarden vertragsgemäß auf die Wiedergut- machllngsleistungen angesehen werden können. Anter anderen Drrd auch sechs Eisenbahnbrücken über den Rhein angeführt, die ffrLber nicht zum Elsaß gehörten, die aber mit abgetreten werden den Stimmberechtigten abstimmen werden. Es fehlt nur noch -le amtliche Bekanntgabe an das deutsche' Auswärtige Amt. Die unhaltbaren JustSnde in Oberschlefien Eine Eingabe der deutschen politischen Parteien Oberschlesiens an die Interalliierte Kommission. Kattowitz, 17. Januar. Di« deutschen politisch itn Par teien in Oberschlefien haben der Interalliierten Kom mt s s i o n am 7. d. M. eine Eingabe überreicht, die nunmehr ver öffentlicht wird. Die Eingabe erinnert daran, daß die Kommission bei llebernahme der Regierungsgewatt am 11. Februar 1920 den Oberschlesiern eine .neue Aera der Freiheit und-Gerechtigkeit' angekündigt and versprochen hat, alle Unruhestifter rückstchts- und gnadenlos zu verfolgen, wer sie auch seien und was für Unheil sie auch stiften mögen. In den fast 12 Älonaten leit dieser feierlichen Proklamation der .neuen Aera der Freiheit and Gerechtigkeit' habe aber die Unsicherheit in Ober schlesien einen bisher nie gekannten Umfang ange- nommen. Der friedlichen Bevölkerung wurden die Waffen genommen, >as Banditentum aber kehrt sich nicht an Verordnungen, sondern triumphiert über die friedlich« Bevölkerung. Die Eingabe verzichtet darauf, an die furchtbaren Gewalttaten des polnischen August-Aufstandes zu erinnern, gegen die die Kommission ihre Machtmittel nicht eingesetzt hat. Sie besagt aber, daß allein seit dem 1. September 1920 55 Menschen m Abstimmungsgebiet ermordet wurden, darunter allein im September 10. Ferner führt sie eine Anzahl besonders krasser Fülle des Raubes an und hebt hervor, daß die Grenze nach Polen, wo die Verbrecher nach- ivetslich zum größten Teil Unterschlupf juchen, offen und unbewacht da- iegt und nennt das Zustände, die eine Verhöhnung der staat lichen Autorität darstellen, die in den Händen der Kommission liege. Weiter hebt Sie Eingabe hervor, daß die Kommission über 15 000 Mann Truppen, über 5500 Mann Abstimmungspolizei und in der Land gendarmerie und Blauen Polizei mindestens über 1000 Mann verfügt. DaS ist zusammen mehr als ein Siebentel der Truppen und mehr als ein Vierzehntel der Polizeimacht des ganzen Deutschen Reiches. Deshalb legt die Eingabe die Verantwortung für die Zustände in Oberschlesien der Interalliierten Kommission zur Last, der es bei ernstem Willen wohl möglich sei, den Zuständen ein Ende zu machen, denen die fnedtichen Ein- wovner deutscher und polnischer Zunge schuh- und wehrlos preisgegeben sind. Am Schluß erinnert die Eingabe die Interalliierte Kommission an ihre Pflicht, diesen Zuständen ein Ende zu machen. — Em« Abschrift der von »er Katholischen Volkspartei, der Deutsch-Demokratischen Partei, der Sozialdemokratischen Partei und der Deutsch-Rationalen Partei unkerschriebnen Eingabe ist auch der Botschufterkonserenz in Paris übermittelt worden. Vie pariser Konferenz am 28. Jairuar i-wUon, 17. Januar- Der .SveSitna Standard' berichtet, -aß die Vee?s*lättfia§wtz.* 9ba,si«, Rates a» 2S. Sannar iu Vie Pariser Presse und -ar neue Ministerium Parts» 17. Januar. Die Pariser Press« begrüß das neue Mini- VeUam Briand nicht gerade mtt Enthusia s-m u S- Man «nacht battwf ausmerksam, daß es «mndestens zehn Anläufe gebraucht hat, bis es zustande kam. Man macht Briand auch zum Vorwurf, daß er «st linkt »ersucht hab« und sich schli«ßlich nach erfolgtem Mihtlnaen nach rechts wandle. DaS Kabinett kann jedenfalls nicht als gelungener Versuch der nationalen Einigung auftreten. Einen gewissen Eindruck Wacht nur daS DreigeDrn Brtand-Barthou-Loacheur. Gegenüber Briand spricht sich die Presse überwiegend sympathisch Wut. Man rechnet namentlich aus seine Geschmeidigkeit, mtt der er sich Demi- Lloyd George gewachsen zeigen wird. Am Dienstag wird daS ßladtnett sich ln der Kammer vorfiellen und die RegierungSerklürung ab geben. Es Kana sich dabei auf verschiedene Interpellationen gefaßt wachen. — Pertlnaz legt im .Echo de Paris' dem Kabinett bereits drei Fragen vor: Welche Politik wird Briand treiben: die sogenannte Politik der Wiedergutmachung, oder die Politik der fünf Annuitäten ode» die Pauschalpolilik bon Boulogne? Für Pertinax kommt nur di« Pauschalpolitik von Boulogne in Betracht Sie allein könne Frankreich »vr einer völligen Isolierung gegenüber Deutschland schützen, zu der die Politik der Wiedergutmachung führen würde, und sie allein könne Frank reich vor einem neuen Unterliegen gegenüber Deutschland bewahren, wozu di« Politik der fünf Annuitäten führen würde. Erfolg der Ukrainer über die Sowjettrrrppen «Genf, 17. Januar. Die aufständischen Ukrainer haben zwei der besten bolschewistischen Divisionen umzingelt und vollständig aufgerieben. Anter den Truppen befmid sich ein ausschließlich aus Offizieren der Petersburger ÄMtärykademie zusammen- äesehtes Kontingent, das die Elite der Roten Armee dar stellte. Die Aufständischen haben die Gegend von Iekaterlnoslaw- Nikolajewsk und Alexandrowsk besetzt. Ausdehnung der Schweizer Wirtschaftskrise Paris, 17. Januar. (E i g e-n « r D r a h t be r t ch t.) Auch ln der Schweiz nimmt die Wirtschaftskrise immer größere Aus dehnung an. Heute teilte eine der größ'en Glasfabriken der Schweiz, «nrd zwar diejenige von St. Prä mtt, daß sie ihre Oefen ausb äsen und den Betrieb Ende nächster Woche elnstellen werde. Die Papierfabr'k von Balstal, ein« der bödeutenbsten iu der Schweiz, stellt ihren Betrieb ein. Einige crnber« Schweizer Papierfabr Ken haben die Hälfte ihres Personals enilassen. Diese Folgen verschlimmern sich. Zahlreiche Ein gaben wurden an d»e Bundesregierung gerichtet, gee gnete Maßnahmen gegen bestimmt« Einfuhren za treffen, da die Schweizer Industrie gegen di« Aeberschwemmung mit deutscher Manufaktur nicht mehr ankämpfen könne. Die Schweizer Regierung sei aber entschlossen, darauf nccht ein zugehen. Sie stellt infolgedessen eine erhebliche Erhöhung des Zolltarifs in Aussicht. Die Uebertragung der Wasserstraße« auf das Reich Dresden, 17. Januar. (Drahtbericht unserer Dres dener Schri fkleitung.) Amtlich wird mitgeteilt: Die Verhand lungen zwischen den Vertretern der Reichsregierung und der Länder über Uebertragung der dem allgemeinen Verkehr dienenden Wasserstraßen auf das R e t ch, die am 10. Januar in Dresden begannen, sind ununterbrochen bS zum 15. Januar fortgesetzt worden und haben nunmehr einen vorläufigen Abschluß gefunden. Bei der überaus großen Schwierigkeit des Stoffes und namentlich im Hinblick auf di« weitgehende Verschiedenartigkeit der wasserrechtlichen Be stimmungen in den beteiligten Ländern war es nicht möglich, über all« Einzelheiten schon jetzt volles Einverständnis zu erzielen; jedoch ist in den Hauptpunkten eine Einigung gelungen, und dde Durchführung der Bestimmung der Reichsverfaflung, wonach die dem allgemeinen Ver- kehr dienenden Wasserstraßen spätestens am 1. April 1921 auf dc»j Reich überzugehen haben, kann als gesichert gelten, vorausgesetzt, daß di« Regierungen und Volksvertretungen den getroffenen Verein barungen zustimmen. Hiernach sollen die DerwcUtungSzuständigkeiten der Landeszent^pildehörden hinsichtlich des Bau«s, der Unterhaltung des Be triebes und det Verwaltung der zu übertragenden Wasserstraßen «inschl. der Strom- und Schiffahrtspolizei und hinsichtlich der sonstigen auf den Verkehr bezüglichen Befugnisse, sowie hinsichtlich der Seezeichen »nd des Lotsenwe'ens ab 1. April 1921 auf bas Rtzchsverkehrsminister^um über gehen, wobei. aber gewiss« administrativ-polizeilich« Befugnisse den Landeszentralstellen verbleiben. Die einstweilige Verwaltung der RelchS- wasserstraßen durch di« mittleren und unteren Behörden ber Länder er folgt vom selben Zeitpunkt ob auf Kosten des Reiches und unter Leitung des Reichsverkehrsministerioms. Dies und ein« Anzahl anderer Ver einbarungen sollen i^ Gestalt eines Staatsvertrages Geltung erlangen. Sein« Ergänzung durch weitere Vereinbarungen, die dl« noch nicht geregelten Einzelheiten umfassen werden, bleibt für dle nächste Zukunft Vorbehalten. —. , ' . G Amarbeitavp, des ArbeitSlosenversichervngsgesekeS. <Ve, die .Tel, Anton' erfährt, beabsichtigt das Reichsarbeilsmküsterium, den seinerzeit rorgelrgten Entwurf deS Arbeitslosenverstcherungsgesetzes einer gründ lich«» Umarbeitung zu «nterztehen. Gegen die deutsche Mrtfchaftskonkurrerrz Paris, 17. Januar. (Eigene Meldung.) Die Industriellen von Etienne im Bezirke Loire habenden Präsidenten der Republik telegra phisch auf die Folge» der deutschen Konkurrenz aufmerk sam gemacht. Infolge der Valuladisserenz und des Mangels an Wirt- schaftsorganisalion wurden viele Betriebe eingestellt. Es werden neue praktische Maßnahmen nötig sein, wenn der wirtschastiicheSieg Deutschlands nicht zur Tatsache werden soll. Auslandspropaganda Dor einigen Monaten erschien in London ein Buch von Lauipbell-Etuart mit dem Titel: He seereis ot O^-tlouse. Die Geheimnisse von Crew House. Crew House war in den letzten KUegsjahren die Zentrale der vom damaligen Lord, jetzigen Vis count, Rortycliffe geschaffenen Propaganda in den feindlichen Ländern, die deren Widerstandskraft von innen heraus zermürben sollte. Im Anschluß an dies Buch, das übrigens, getreu den Reklametradlttonen der Northcliffe-Betriede, die Erfolge der von Crew House aus organisierten Propaganda stark übertreibt, wurden in Deutschland erneut Vorwürfe gegen die lässige Art laut, mit der man bei uns Propaganda im Auslande getrieben habe. Vor allem auf dec Rechten, aber nicht dort allein, erhebt man verstärkt die Forderung, das Versäumte nun, da wir nicht mehr von aller Welt abgeschnttten seien, endlich eine methodische und systematische Propaganda gleicher Art durch Wort, Schrift, Bild und Film zu beginnen, um den Wall der Lüge, den unsere Feinde ln sechsjähriger Arbeit um uns austürmten, endlich zu durchstoßen. Dies sei um so notwendiger, als jenseits unserer Landesgrenzen eine gut eingespielte Propaganda uegen uns arbeite und es mit allen Mitteln za verhindern suche, daß deutsche Einflüsse wirtschaftlicher oder kultureller Art je wieder irgendwo festen Fuß soffen. Letzterer Behauptung gegenüber sei zunächst einmal fest gestellt, -aß sie arg übertrieben ist, und daß ganz der gleiche Vor wurf in verschiedenen Kreisen der ehemaligen Feindesländer gegen uns erhoben wird. So gibt es beispielsweise in der fran- .Mjcken Presse.wahre Spezialisten für die Aufdeckung geheimer M-cyenschaften deutscher Propaganda, die, um die Voraus setzungen für eine Revision des Friedens von Versailles zu schaffen- überall Revolution und Mißstimmung unterstütze und fördere. In ganz besonders schlechtem Rufe steht dabei die Zentrale Hctmatdienst, als deren aktive und überzeugte Agentin Klara Zetkin (!) auf dem Sozialistenkongreß in Tours zur Zerreißung des Versailler Paktes aufgesordert habe. Die .Times' entdeckt »lut erstaunlicher Findigkeit bei jedem Streik in der Welt deutsch» Einflüsse, so erst ganz kürzlich bet dem großen Arbeiterausstantz im Rio-Tinte Bezirk. Wir finden also in den Ländern der. Tn« tent« genau wie in gewissen deutschen Kreisen jenes aas noch immer nicht ganr verwundener Kriegspsychose stammende, krank haft überreizte Mißtrauen, das in einer Art Verfolgungswahnfln» beim ehemaligen Gegner überall organisierte und methodisch« Heimtücke, Hinterlist und Bedrohung sieht. Auch die zweite Behauptung, es sei während des Krieges von deutscher Seite zu wenig Propaganda getrieben worden, ist nicht haltbar. Im Gegenteil! Jeder, der während des Krieges im Aus lande war, weiß, daß in den uns erreichbaren Ländern eher zu viel als zuwenig Propaganda getrieben wurde, daß man z.*B. «in Land wie die Schweiz geradezu mit Propagandamaterial und Propagandaveranstaltungen verschüttete. Aber für den Erfolg einer Propaganda ist nicht die Masse ausschlaggebend, sondern in erster Linie die Methode und der Geist, mit dem sie geführt wird. Dies gilt vor allem für jede zukünftige Propaganda tn den ehemals neutralen Ländern, wo man das Wopt .Propa ganda' schon als halbe Beleidigung empfindet; denn man verbindet mtt ihm aus Kriegszeit-Erfahrung heraus di« Vorstellung, von Versuchen, dem Reutralen eine Stellung u» suggerierest, zu der er aus eigenem Denken vielleicht nicht kommen würde. Lin Schweizer drückte dies kürzlich so auS: .Wenn ich ein Ding grau sah, so brüllte mir der Deutsch« von links ins Ohr: «Nein, es ist blau!' und von rechts schrie der Franzose: .Nein, es ist rot!' Blieb ich dabei, daß es grau sei» so nannte mich der Deutsche einen .Franzosenfreund' und der 'Franzose schimpfte mich .Pro-Boche , beide aber hielten mich für einen saudummen Kerl, -essen Auffassungsvermögen nicht recht ln Ordnung sei.' Kein Wunder, daß das Wort «Propa ganda' einen üblen Klang bekommen hat. And wirklich, es M ein schlimmes, ein schlimm und bösartig gemachtes Wort. .Prv- paqanda' im heutigen Sinne des Wortes ist Krlegserzeag- nis. ist Kriegswafse. Ihr ganzes Streben ging bisher dakin, den geistigen Einfluß deS. fremden Volkes zu verdrängen; im neutralen Lande, um dessen politische Entschlüsse zugunsten deS eigenen zu beeinflussen, im Feindeslands, um die Widerstands kraft des fremden Volkes zu unterhöhlen und es so den Truppen des ebenen als Beute zuzuwerfen. Wenn wir in Zukunft Propaganda treiben wollen, so gilt es zunächst diese aus der ihr unwürdigen Nachbarschaft von Gift gasen und Gelbkreuzbomben herauszuheben und sie gleich einer Kriegsindustrie auf Friedensarbeit umzustellen. Nicht mekr ver hetzen soll sie, sondern versöhnen, nicht mehr trennen, sondern verbinden Sicherlich soll sie der Abwehr ausländischer Anbill dienen, soll sie die Welt auf die Anerträglichkeit des Friedens von Versailles Hinweisen, auf die Untergrabung der Gesundheit unserer Kinder, auf die Schmach der farbigen Truppen im Rhein londe. Voraussetzung dabei aber ist, daß sie diese Grenzen ttlcht propaaand« ', wie wir sie im letzten Kriegsjahre zum Entsetzen aller kultivierten Geister zu treiben begannen. Aber di« Propaganda der Zukunft hat auch noch höhere un dauerndere als jene hoffentlich vorübergehenden, der Anklage and Abwehr dienenden, Ziele. Die wahre ZukunstSpropaganda nennen wir jene stille ober stete, leise ober wirksame, tausend fein: Fäden von Herz zu Herzen spinnende Werbung für daS eigene Volk and seine Kultur, feine Eigenheiten und seine völkische Art, seinen industriellen Wert in der Kultorwelt, seine Einzigkeit, Einmaligkeit und Unersetzlichkeit. 2« weniger .organisiert' ?ine solche Propaganda ist, je weniger amtliche, halbamtlich« n.ch privat« Stellen in sie hineingreisen, um so wirksamer wird sie se'n. Kan* und Goethe, Ranke und Einstein, Beethoven und Mozart brauchen keine .Propaaanda', am wenigsten eine Knliur- propaganda', wie wir sie im letzten KrieqSjhre zum Entsetzen aller kultivierter Geister zu kreiden begannen. Organisiert hat man im alten Deutschland gerade aenug. Die Bedrohung Oberschlesiens , Verstau, 17. Ianoar. Me aut zuverlässiger Quelle gemeldet wird, besteht zwischen dem französischen Oborkommifsar der interaitiierten Abstimmung^Kommission und der polnischen Heeresleitung ein b s in aste Einzelheiten verabredeter OperationSptan für den Fall eines Sblnischen Einmarsches in Oberschlesien. Danach sollen sich me französischen BesahungStruvpen, sche-imbar »er polni schen Aebermacht weichend, unter Zurücklassung der Wafson, Munition »mö Geräle, welch« von polnischen Offiz» «c:n übernommen werden, Ader die tschechoslowakische Grenze »urücn ziehen IMd Oberschlesten kampflos den polnischen Truppen überlassen. Man vrchnet darauf, daß die italienischen Truppen schor mt Rücksicht auf ihre gering« Stärke ohne wettereS -em französischen Beispiel folgen PSW«». AuS all«» Grenzbezirken wird Uc Zusammenziehung stich-er polnischer Truppenkörper gemetdet- Bei Myslo- Witz und SoSnvwice sind m der Rächt zum Sonnabend mehrere NeFmenier polnischer Infanteri« einmarschict. Der VrrnzbevRkerung HM sich infolgedessen eine grotze Auflegung bemächbgt. Der IS. MSrz als Abstlmmungstag Berlin, 17. Iafluar. Die .Montagtpost' melbet: In amt- Schen Londoner Kreisen wird bestätiat, daß der IS. März als Abstimmungstag für Oberschlefien in Aussicht genommen ist. Der /Petit Parisien' erfährt dazu, > daß diese Nachricht mtt seinen Pariser Informationen übereinstimme. Da auch die deutsche Regierung erklärt hat, daß ihre Informationen sich damit decken, so kann der 1 3. Mär z, natürlich ein Sonntag, wohl end - ßLlttg als der Tag gelten, an dem die in Oberschleflen wohnen Sie von Deutschland auszustellenden Wechsel auf diese ode? jene Zerroerten und in dea Handel bringe» z» können. Eine deutsche Aufstellung der Wiedergutmachungsleistungen Berlin. 17. Januar. (Eigener Drahtbericht.) stntmachungskvmmission ein« genaue Aufstellung
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