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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180114010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918011401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918011401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-14
-
Monat
1918-01
-
Jahr
1918
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Morgen-Ausgabe ISIS Rr 24 Montag, den 14. Januar Ztrntsblstt des Astes und des polueiLNitLS -er Stadt Leipzig 112. Jahrgang t«' ». Um,«». St« P> Pf, ». «,«». w Pf.; >»»«»«» «Mtl. r«u »I« e»u»,^j«n« so Pf,». »l« »u Pf «»««en« L pf^ >4«l4«» «u ptatzVvrlchrls»,» I» Preu« «rdSdl. <ta»k««« M. 7.— tat pa,I,i,d a»«lchl. Pofteadld^ «>»»» , «»«r I« DI. — S,»»- aa» g'»»a« l> Pf. L«,1,«ch.«»«cht»l! Nr. ><»»7. >4«»t »» ,4»»«. — Paftlchatkautt M» Schrtftlatt»»« »» Vafchlsllft«!«: Z.ha»»>^«ß« Ar. K. Verlag: Dr. Reinhold L Lo^ Leipzig. Bezugspreis: T M ^L.2^2^ »retteliLdrlich M. S00 für Adhaler »»»««ltch M. 1.7b. .. «t^nürttzau HMilan t»« -au« ,«brich« «aaakllch M. KL »laalal- :4dr>l>» Ll. -LV durch dl« P,ft i»»«rb«Ib Davllchlaa», G,s«»».U,1«de «,ns!>lch M. 2L5. ylerlallckhrttch M. «7!>; Mor-au-Autgad« M. i/y. Ädeud-Luseab« M. V.N^ L»n»l,ß« L»t,id« M. VLÜ «««Mch <u»«lchU«Sltch p»Kd«stall,«tdhr>. Haaptschrifkletker: Dr. Erich Everkh, Leipzig. Anerkennung der nkrainWn Delegntivn durch de« Merduud Die Verhandlungen in Brest-Litowsk Luerkenaung der ukrainischeu Delegation. — Trotzki über die Konflikte der russischen Regierung «U dem Generalsekretariat. — Avselnandersehongea über freie Meinungsäußerung und den Geist der Waffenstillstand«*. Brest-Lrtowsk, 12. Januar. (Drahtberlchk.) Au Be ginn der heutigen Plenarsitzung, die um 11 Ahr 30 Miauten vor- »nütagS eröffnet ward«, gab der Vorsitzende, Graf Lzernin, folgende Erklärung ab: ,'m der Plenarptzuna am tv. d. M. hat der Herr SiaatpsekretLr der ukrainische« Volksrepublik de» Detegaüvae» der vier ver bündeten Mächte die Rot« de» Generatsekreiariat« der ukrainischen Volksrepublik vom 11/24. Dezember 1917, Rümmer 726, übergebe«. Diese Note «ulhielt unter Punkt 7 die Erklärung, daß die durch da« (Seneralsekretariat verlreteae ukrainische «Volksrepublik i« völker rechtlichen Angelegenheiten selbständig auftritt und datz sie gleich den übrige« Mächte« a« allen Friedensverhondlungea. Kon ferenzen und Kongressen teUzonehme« wünsch«. 3n Erwiderung hicranf beehre ich mich in» Raine« der Delegationen der vier verbündeten Mächte nachstehende« zu erkläre«: „Wir erkennen die ukrainische Delegation al* selbständige Delegation und als bevollmächtigte Ver tretung der selbständigen ukrainischen Volksrepublik an. Die formelle Anerkennung der ukrainische» Volks republik als selbständiger Staat durch die vier verdündetrn Mächte bleibt dem Friede ns »ertrage Vorbehalten." Herr Trotzki, welcher sich hierauf das Wort erbat, führte folgendes aus: ,3m Zusammenhänge mit der soeben i» der Erklärung der Delega tionen des Mcrbuudes behandelten Frag«, eracht« ich es für notwendig, -am Zweck« der Information und behnss Beseitigung möglicher Mih- rerständniffe folgende Erklärung «chzugfb«g: Diejenigen Konflikte, die sich z«oisch«u der rnffische « Re gierung und dem Generals e kretrlat ergehen hsthy» vvd deren tatsächllche Seilen mehr oder weatger alle« Anwesenden bekannt sind, hallen und hatnrn, keiye« Zusammenhang mit der Frag« d«r Selbst bestimmung det ukrainisch«» Volkes ' ' ' Sie sind durch die Widersprüche zwischen der Politik der Sowjet» der Volkskommissare und de« Seueralsekrelariat« entstanden, Widersprüche, die ihren RvSdruck erholte« sowohl aus dem Territorium der likratna al» auch außerhalb ihrer Grenze». Was au» di« faktisch vor sich gehend« Selbstbestimmung der Akraina in Gestatt einer Volks republik anbeirisfk, so Kana dieser Vorgang keine« Rau« für Kow- illkl« zwischen den beiden Brnderrepubllkeu gebe». 3a Ra be kracht besten, datz e» in der Ukraiaa kein« OkkupalioaSlruppen gibt, datz da» politische Leden dort frei vertäust, datz es dort weder mtttel- allerliä-e SlandeSorgaue gibt, die da» Laad repräsentiere« wolle«, noch oo« oben aus Grand der Machtstellung ernannte Schelaministcrie«, tt« innerhalb der Grenzen haadeln» die ihnen von oben eiag«räamt «er den. in Betracht ziehen-, daß aus dem Territorium der Ukraiaa überall ircigcwählte Sowjet» der Arbeiter-, Soldaten und Bauern deputierten existieren, und datz bei der Wahl oller Orga«« der Selbstverwaltung da» Prinzip de» allgemeine«, gleiche«, direkte« uad geheime« Wahlrecht» cngewaudt wird, gibt es and Kan« e» keine« Zweifel gebe«, datz der Prozeß der Selbstbestimmung der Ukraina in den geo graphischen Grenzen und in den staatlichen Formen, die dem Willen des ukrainischen Staate» entsprechen, seine Vollendvag sind«« wird. 3a Rn- betracht de« Vorstehenden and in Ueberei«fiimmaag mit der in der Sitzung vom 19. 3a«aar abgegebenen Erklärung fleht di« rassisch« Dele gation keiaerleiHiuderaisse für «ine selbständig« Teilnahme der Delegation des GeneralsekretariakS an den Friedensoerhaadlangen." Der ukrainische Staatssekretär Holubwytfch erklärte hierauf, die Deklaration der vier verbündete» Mächte zur Kennt nis zu nehmen. Auf Grund derselben werd« seine Delegation an den Friedensverhandlangcn tetlnehwen. Genera^ Hoffmann, der hieraus da» Wort ergriff, bemerkle, er habe aaS der Antwort de» Vorsitzende« der Petersburger Delegation auf seine« Protest ersehen, datz Herr Trotzki nicht verstand«, habe, warum di« vou ihm beanstandeten Fanksprüche und Veröffentlichungen gegen den Geist de» Waffenstillstandes verfloßen. Ai» Kops des Waffen, stillstavdsvertrage» stäaden die Wort« .Zur Herbeiführung eines dauer haft«« Friedens . Die rassische Propaganda versteße hiergegen, weil sie nicht «inen dauerhaften Frieden anstrede, sondern Revolution nnd Bürgerkrieg in unser« Länder tragen möchte. 3n seiner Antwort verwies der Vorsitzende der rassische» Delegation daraaf, daß die gesamte deutsche Presse in Ratzland zugelassen sei, und zwar auch jene, welch« den An sichten der russischen reaktionären Kreise entspreche nid di« de» Stand punkt« der Regierung der Volkskommissäre zuwiderlause. E» herrsch« also vollkommene Parität in dieser Sache, die mit dem Wafsen- stlllstandsvertrag« nichts za ton habe. General Hoffmann repliziert« hierauf, daß sein Protest sich nicht gegen di« rassische Press« gerichtet hab«, sonder» gegen ossizielle Regieruagskaad gedungen und offizielle Propagaudatättgkctt. die mit der Unterschrift de» Oberkommovdiereaden Kryle » ko versehen fei. Der Oberbefehlshaber Oft »ad ber Staatssekretär de» Aeoßern be trieben kein« analog« Propaganda. Herr Trotzki erwiderte hierauf, daß die Bedingungen des Wasfen- stillflaadsvertrage» keine Beschränkung für die Aeuheruug der Meinung der Bürger der russischen Republik oder ihrer regierende« oder leitenden Kreis« «Uhiettea oder enthalten könnte». Staatssekretär ». Kählmaa« stellte zu de» Bemerkungen des Vorsitzenden der rassische« Delegation fest, datz dl« Richt «in- mischang in die rassischen Verhältnisse eia feststehender Grundsatz der deutschen Regierung sei, der oder natürlich »oll« Gegenseitigkeit erheische. Herr Trotzki entgegnete, die Parteien, die der russische» Regie rung angehörea, würden es als «inen Schritt vorwärts an- erkennen, wenn di« deutsch« Regierung sich srei aud offenherzig über ihr« Ansichten bezüglich der i«»erea Verhältnisse avsspräch«, insofern st« dies für notwendig erachte« würde. Hierauf Word« dir Sitzung geschloffen. Polen und die Friedensoerhandlrmgen , AeotzLrnügen des Grafen Roffworowskt. Der «Kurjer Polski" veröffentlicht eine Unterredung einet seiner Mitarbeiter mit dem Grafen Rostworowski, dem Leiter deS politischen Departements deS polnischen Ministeriums in Warschau. Gros Rostworowski betonte die Notwendigkeit .per sönlichen Kontaktet mit den Lettern der Politik der Zentral mächte" und äußerte dann über die Teilnahme Polent an den FriedenSverhandlnngen etwa folgende»: .Von den rein polttlschen Fragen hält die polnische Regierung gegen wärtig den Anteil an den beginnenden Friedensverhandlungen für die wichtigste. Diese Angelegenheit stößt leider auf ernste Schwierigkeiten. 3n gewißen deutschen Kreisen spukt heutzutage -er Glaube umher, daß die Polen nach Rußland gravitieren. Wir können nicht so lange warten, bis irgendein Referendum diese Ueberzeugung zerstreut. Wir wollen in Europa sein. Wir wollen wirklich unabhängig sein. Dies bestätigt übrigens unsere Tradition und der hundertjährige Kampf um die Unabhängigkeit. Die Volksgemeinschaft muß sehen nnd fühlen, daß die Regierung überall dort hervortritt, wo die Lebensinteressen des Volkes gefördert werden. Aus diesem Grunde scheint mir dieAn - teilnah me an den Friedensverbandlungen für die Autorität der polnischen Regierung unentbehrlich zu sein. Diese Autorität aber muß gestärkt werden. Denn die Volksgemeinschaft muß sich organisieren, »m dem vom Osten her heranziehenden Ge witter entgegentrelen zu können. Auch wir wollen ein demo kratische» Polen, aber nicht ein Polen mit nivellierter Zivilisation." In diesem Zusammenhangs wies Gras Nostworowski noch be sondere ans den Kampf zwischen der polnischen Emi gration und den gegenwärtigen Reformatoren in Rußland hin. Hierüber träfen immer mehr beunruhigende Nachrichten ein, und eS scheine, daß «wir unS auch jener Polen werden annehmen müssen". Bevorstehende wichtige Besprecht»- del« Kaiser Kein Kronrat D Berlin, 13. Januar. (Drahtberichk unserer Ber liner Schristleikung.) Die ^B. Z. a. M. schreibt zu den Beratungen zwischen Kaiser, Kanzler und Heeres leitung: .Bedeutsame politische Beratungen und Ent schließungen stehen bevor. Die Besprechungen zw' chen der Ober sten Heeresleitung und der politischen Retchsleikung wurden ein geleitet durch den gestrigen Empfang des Kronprinzen de 1 mKaiser und durch die gestrige Konferenz .zwischen Hinden burg, Ludendorff und zahlreichen leitenden Persönlichkeiten. Die wichtigste Besprechung ist aus heute nachmittag zwischen der Obersten Heeresleitung und dem Reichskanzler Grasen Herkling angeseht. Das Ergebnis dieser Konferenz dürste iodann den Gegenstand der Besprechung beim Kaiser bilden, die aus morgen anberaumt ist, und an der alle beteiligten Persönlichkeiten teiinehmen werden. Ein Kronrat im eigent lichen Sinne wird diese Besprechung nicht sein, -a nicht oll« StaatSminister an ihr tetlnehmen »erden. Trotzdem wird das Er gebnis dieser Beratung vom größten Einfluß auf die wettere Führung des Krieges und aus die Gestattung unserer politischen Verhältnisse sein. In politischen Kreisen wurde auch heute vor- mittag das Gerücht verbreitet, daß der Reichskanzler dieFrak - lionSführer des Reichstages für heule nachmittag I Uhr zu sich gebeten habe, doch Ist den maßgebenden Parlament tarier» von dieser Einladung nichts bekannt. Außer diesen Besprechungen sind in dieser Woche mtn-estenS zwetKanzler- redenzu erwarten; eine im HouptauSschutz deS Reichstages über die auswärtige Politik, und eine im Herrenhaus über di« Innere Politik. Der Tag, an dem Gras Herfling tmHaapta«sfchutz sprechen wird, IP noch nicht ganz sicher bestimmt, vorouSflchklich wird der Kanzler diese Rede am Mittwoch halten, da an diesem Tage die allgemeine politische Debatte, die eine Woche lang durch andere mit dem Friedensschluß zusammenhängende Erörterungen unterbrochen war, wieder ausgenommen werden soll. Gras Hcrt- ling wird ausführlich aus die bereits ergangenen und noch er warteten Kundgebungen der leitenden Staatsmänner der Entente antworten. Im Herrenhauje wird Gras Herkling am DienS- toq sprechen. Er wird sich dem Herrenhause als preußischer Ministerpräsident vorstellen, und man nimmt an. daß er dabei bereits die schwebenden Probleme der inneren preußischen Politik berühren wird, obwohl sich das Herrenhaus erst in einem viel späteren Zeitpunkte mit ihnen zu beschäftigen haben wird." Bern». 11. Januar. (Amllich.l Der Kaiser hörte beute den Vortrog des Reichskanzlers und den Les Generalfeldmarschalls von Hindenburg. - - Der Sriedensoedarike Frankfurt a. VT, 13. Januar. (EigenerDrahtbericht.) Die .Frks. Zlg." berichtet ans dem .Haag: Das „Hollandsche Nieuws Bureau meldet aus London: Der Washingtoner Korre spondent der .Mvrning Post" verbreitet die Nachricht: In be- stimmten amerikanischen Kreisen ist der Eindruck vorhanden, daß man sich innerhalb einiger Monate dem Frieden nähern werde. — „RewVorkSun" meldet ähnliche Ansichten au* Finanz kreisen. — Der Durchschnitt aller Amerikaner hält di« Ansicht aufrecht, daß man kämpsen müsse, um Deutschland zu schlagen, und die Presse bestätigt, daß Deutschland so lange nicht Frieden machen werde, dis eS geschlagen sei. Basel, IS. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Rack einer Meldung der .Reuen Korrespondenz' au» »Washington wurde General, major Goethals. der Erbau r de» Panama Kanal» »nd Gouve^nev. der Konalzon«, zum GeNeralquarttermctster und Ehef des Kriegslransport- nnd MagaZtnwesen» ernannt. Er wird a»ch dem Ver. pAgiuigs- »nd Aahlmeisterwesen vvrstehen. Aeutzerpolitifche Umschau Der Storm im Innern. — Feindlich« Friedensoffensive. — Ungarns militärische Emanzipierung. k". 5. Der deutsche Zeitungslescr hat sich in der vergangenen Woche einer Reihe von Ucbcrraschungen gegenübergejehen, über die er keine erschöpfende Auskunft in den Blättern erhalten konnte. Und die Andeutungen und Hinweise, di-e eine in den letzten Lagen wieder straffer angezogcne Zensurschraube zuließ, machten den Uederdlick noch schwieriger. Zeitungslektüre in einer Zeit, wo die militärischen und politischen Rücksichten den Lauf der Federn erheblich ctnschränkcn. erfordert mehr Muhe und Genauig keit, als der ungeduldige Leser in dieser selben Zett aufzubringen vermag. Bei dem publizistischen Streit der letzten Woche handelte es sich um einen geistigen Kamps, der auch noch weiterhin und immer schärfer aufslammen wird, je mehr wir uns der politischen Liquidation deS Weltkrieges nähern, und der nun einmal bis In seine letzten Konsequenzen durchgckäinpft werden muh. Wir finden es nur bedauerlich, wenn er Formen anntmmt, die die ruhig sichere Steuerung des Reiches erschweren und vielleicht auch da* Verhältnis zu unseren Bundesgenossen stören. Beides istgerade jetzt, wo der politische Kampf der beiden großen Mächte gruppen mit Hochdruck eingesetzt hat, von größter Bedeutung. Die Westmächte und ihr amerikanischer Bundesgenosse sind nunmehr, teils unter dem Druck ihrer innerpolitischen Verhält nisse, teil* rveil ihre bisherige Taktik deS Zuwartens und der Intrigen Rußland gegenüber offensichtlich zu einem Fiasko ge suhlt hätte, zu einer großanaelegten Friedensoffensive ge schritten. Die von den Russen gestellte zehntägige Frist hatten sie verstreichen taffen, ohne Petersburg einer Antwort zu würdigen. Statt dessen hat sich Lloyd George — auf das Drängen der englischen Liberalen und der Arbeiterschaft htn — zu einer Ver kündigung des englischen Kriegsziels entschlossen. Auf daS «Wall" durfte man babel weniger gespannt sein, al* auf das «Nie". Datz Lloyd George von Englands imperialistischen Wünschen'kelnen Ab strich Machen würde, war von vornherein klar; es interessierte vor allem, mit welchen Mitteln der Dialektik er das Programm in den Mandel der Entente-Ideologie hüllen Würde. ES galt fstr ihn, di« englischen Freunde des Verständigungsfriedens, Landsdowne, As quith, die Liberalen und die Arbeiterpartei, auf einer gemeinsamen BastS zu einigen. Er mutzte den Schein erwecken, als wolle er den Mittelmächten eine Grundlage für Verhandlungen anbieken, um ihnen so die Verantwortung für die Fortsetzung des Krieges auf zubürden. Nach den wenigen Aeuherungen aber, die die strenge Zensur aus England passieren lieh, hat seine Rede die Kreise, denen sie galt, keineswegs befriedigt. Aus den Reihen der Mittelmächte hat man allenthalben, wie erwartet, feine Vorschläge als einen Hohn auf die tatsächliche Lage zurückgewiesen; Lord Lansdowne hat sich sehr zurückhaltend ausgesprochen, die liberale Presse ist nicht* weniger als entzückt. Henderson, dessen Rede Reuter zuerst in einer verstümmelten Form als Zusttmmungskundgebung ver breitete, ist ganz entschieden von ihm abgerückt, die englischen Ar beiter sind erbittert. Kurz, der Kampf um den Verständigungs frieden geht in England weiter, die Einheitsaktion deS englischen Premierministers ist gescheitert. Während Lloyd Georges Rede sich in erster Linie an die Eng länder selbst richtete, hatBalfour wieder einmal in der bekann ten Weise übers Meer herüber gesprochen. Stärker als Lloyd George hat er die ideellen Momente betont und die territorialen Fragen nur gestreift. Aber was er darüber sagte, ist nur zu deut lich. Im Gegensätze zu Lloyd George näher aus die Wtlsonsche Idee des Völkerbundes, die ja im Programm der englischen Libe ralen steht, eingehend, sagte er; «Es muh begonnen werden, inter nationale Beziehungen aus einer GcbietSregelung aufzu bauen, die sich nicht allzusehr gegen Gerechtigkeit und Freihell wendet, t-rankreia- oteivi Die neutc oes grogen unrechts, des un befreiten Elsah-LothringenS. England bleibt verstüm melt. Das Werk der italienischen Einheit unvollendet.... Nichts wird getan für die großen Entbehrungen OstafrikaS." Eng land bleibt verstümmelt! Nichts kann die Habgier der englischen Politik schärfer kennzeichnen als dieses Geständnis. Die dritte Kriegszielkundgebung der Entente richtete sich an die Russen. Wilson hat sie in der feierlichen Form einer Bot schaft an den Kongreß verkündigt. Im Grunde erkennt er da* "Programm Lloyd Georges an. Aber er bezeichnet mit deutlichen Worten diejenigen Punkte, zu deren Diskussion die Entente be reit wäre. Der Unterschied liegt darin, daß Lloyd George die Kriegsziele — d. h. was England mit einem Siegesfrieden zu er zwingen hasst — ausgestellt yat, während der Präsident der Ver einigten Staaten ein Frtedensprogramm, also gewissermaßen die Mindestforderungen nannte. Vieles, was Wilson in seiner Bot schaft vorschlägl, würde den Mittelmächten durchaus annehmbar erscheinen, aber wir sehen zu deutlich, daß all das nur Rankenwerk für diejenigen territorialen und wirtschaftlichen Forderungen ist, um deren Erzwingung der ganze Krieg, vom Vieloerband unternommen ward«, nämlicy Etsaß-Lothringcn, Triest und Polen. Und solange dtc .onncxtonisttschen" Ziele der Bundesgenossen Amerika* soä- destchen, solange die von Wilson ausgestellten Ideale eines Völker frühlings — Abrüstung, Völkerbund, Meeresfreiheit, Abschaffung der Geheimüiplomatte, Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken und Gleichheit der Handelsbeziehungen — verquickt werden mit einer imperialistischen Umgestaltung der Landkarte, so lange blelbt jedes Verhandeln aussichtslos. Es ist eines der merkwürdigsten Ereignisse in der ewigen Tragödie der Irrungen und Mißverständ nisse zwischen den Nationen, daß die amerikanische öffentliche Mei nung — auch ein ausgesprochener Kriegsgegner wie Stone — diesen inneren Widerspruch in der Botschaft deS Präsidenten nicht erkannt hat, und datz^ste, ebenso wie die englische Arbeiterschaft, von der «stttltchen" Berechtigung dieser Umgestaltung der Land karte durchaus überzeugt, dem Wtlsonschen Programm mit einer Begeisterung zuqestimmt Hot. über deren Echtheit und W'-me wir HsW Keinen Zweifeln htnzupeben brauchen. Das bedeutet -tu
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