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Nr. 12 Haoptschrlftleiter: Dr. Lverth. Leipzig Montag, de» 7. SaNUNk Verlag: Dr. Reinhold L To.. Leipzig LViv U-Boottaten im Mittelmeer Der deutsche Heeresbericht AmWch. Großes Hauptquartier, 7. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz Am SkellungSbogen östlich vou Bpera und in einzelne» Ad- fchnttlen zwischen Lea von Arras und Pe rönne auf Cam- brai führenden Straßen entwickelten sich am Nachmittag heftige Artllleriekämpfe. Auch Mischen der Miette und der Ai-ne, beiderseits von OrneS und auf dem Westufer der Mosel war das Ar tillerie- und Mlnenfeuer gesteigert. Die Kampflätlgkett der Infanterie blleb auf Erkundungen im Dorfelde der Stellungen beschrankt. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonische und italienische Front Die Loge ist unverändert. Der Erste Geaeralquartiermeister. Luden dorff. (W.T.B.) 3S0VV Tonnen versenkt Berlin, 6. Januar. (Amtlich.) 1. Am 22. Dezember 1917 hak eines unserer Unterseeboote im Mittelmeer die Hochöfen und Schmelzwerke von Piombino wirkungsvoll beschossen. 2. Schneidigen U-Dookangriffen sind im westliche« Mittel meer letzthin acht Dampfer und drei S gler mit rund 36000 Brollo-Register-Tonnea zum Opfer gefallen. Die Dampfer, die mit Ausnahme von einem beladen waren, fuhren sämtlich la stark gesicherte« Ge- leitzSgen. Einer der Dampfer hatte MunitlonSladung für Italien; er ging fast augenblicklich mit dem Torpedolreffer unter. Auch die übrigen Schiffe waren überwiegend TranS- po ter nach Genua. Ihr Verlust bedeutet für Italien einen empfindlichen Ausfall an Kriegsmaterial. Mit welcher Umsicht und Geschicklichkeit die Geleitzüge angegriff-n wurden, zeigt die Tatsache, daß in einem Fall aus aluem G leitzug in 23 Minuten drei Dampfer heraus- geschaffen, in einem anderen ein aus zwei Dampfer» bestehen der Geleitzug vernichtet und aut einem wetteren Geleitzag von drei Schiffen im Doppelschuß zwei Dampfer versenkt wurden. Unter den versenkte» Dampfer», die alle bewaffnet waren, befanden sich die italienischen Dampfer» Akt »all ta" (4791 Br.- Reg.-To.) »nd »Monte Bianco- (6968 Br. - Reg.- To.). Zwei der versenkten Segler, darunter der italienische Schauer „Giulio S.", hatten Schwefel, der dritte Kohle» geladen. Während der Bersenkung des einen Seglers, wurde das U-Boot von einer Landbatterie bei Lap San Bits (Sizilien) beschossen, -le Batterie jedoch durch das U-Boot zum Schweigen gebracht. Der Chef -es Admiralstabes der Mariae. * Die italienische Stadt Piombino mi Hafen liegt ln der Provinz Pisa an der Spitze eines Vorgebirges — gegenüber der Nordostspttze der Insel Elba — an der Mündun^ des gleichnamigen Kanals ln daS Meer. Sie hat ungefähr 8000 Einwohner, dle ein« lebhafte Fischerei betreiben. Graf Hertling beruhigt (-) Berlin, 7. Januar. (Drahtberlcht nuferer Berliner Schrlftlellnng.) Der R e l ch SA a azler empfing gestern eine Reihe von Fraktloasführern, denen er eln oerahigendes Bild unserer gegenwärtig« militärischen und politischen Lag« geben konnte. Anch eine Reihe von Persönlichkeitsfragen wurde in einer Weise erörkert, daß jeder etwaige Grund zur Beunruhigung als beseitigt gelten kann. Der Kronprinz über de» Frieden Der Freie Ausschuß für einen deutschen Arbetkerfrieden, mit dem Sih in Bremen, hat an den Kaiser, den Kronprinzen urrd Hindenburg eine längere Drahtung gerichtet, in der er einen Frie den fordert, „der den Arbeitern in Deutschland Brot und Ver dienst für ewig sichert und fie nicht zwingt, auszuwandern und Kulturdüngcr anderer Völker zu werden'. Darauf ging, -er .Weser-Zeitung" zufolge, vom Kronprinzen die Antwort ein: „ES liegt keine Veranlassung zu den angedeuketen Besorgnissen vor. Dem freien Ausschuß für «inen deut schen Arbeiterfrieden glaube ich vielmehr versichern zu können, daß die deutsche Reich sregiernng die heldenmütigen Taten von Heer und Marine auch durch einen guten, ehrenvollen Frieden, der den deutschen Arbeitern unter glücklichen Lebens- bedingungen die freie Entfaltung ihrer Kräfte auf deutschem Boden gewährt und erhält, zu krönen wissen wird." Sie HaltW der Sozialdemokratie 2 Berlin. 7. Januar. (Drahtberlcht oaserer Ber liner Schrlfttelkoag.) Wie rms mNgelellt wird, ist ln der sozialdemokratlschea Frakllonsberalang gestern bean- lragt worden, dem Reichskanzler wegen der Art. wie in Brest- Lttowsk die Verhandlungen geführt werden, eia Mißtrauens votum za erteilen. Die würktembergischen Fortschrittler Stuttgart, 7. Januar. (Eig. Drahkb«richt.) Sei! vier Jahren zum ersten Male ist die Fortschrittliche Volksparkei Württembergs zu ihrer Landesversammlung wieder zusammen getreten. Rach einem Vortrag von Eonrad Haußmann über die politische Geschichte deS Jahres iS17 wurde einstimmig folgende Ent- schließung angenommen: .Die Fortschrittliche VolkSpartei Württembergs spricht derReich s- regierung daS Vertrauen aus, daß sie den das Vaterland rettenden Verteidigungskrieg durch einen guten Frieden krönen wird. Die Landesvcrsammlung billigt die Haltung der R.iichStagsfraktion und spricht ihr den Dank für ihre Arbeit aus. Sie begrüß', den Eintritt ihres langsäkrigen hochverdienten Führers von Payer in die Re chs- regicrung und in das verantwortungsvolle Amt drs stellvertretenden Reichskanzlers.' Dos russische ÄMivSedürsov Stockholm. 6. Januar. (Drahtberlcht.) .Rowaja Schisn' schreibt zu den VerhandlongSschwierigkeiten: .Wie» Mitbürger, denkt ihr wirklich wieder den Krieg mit Deutschland zu beginnen, nachdem das Offizier korps vernichtet, dl« Front in eln« chaotisch« Mast« verwandelt und die wenigen widerstandsfähigen Abteilungen an inneren Kämpfen beteiligt sind, nachdem die gesamte Waffenindustrie abgeschafft ist? Wollt ihr Krieg anfangen, wo die gesamte Popularität der RatSrcgierung darauf beruht, daß sie einen rechtmäßigen, demokratischen Frieden zu schaffen im Begriff stand?' Lenins .Prawda' bringt in ihrem Kommentar zu den russischen Aufrufen keinerlei Angriffe auf Deutschland und schiebt die Schuld an den Schwierigkeit«, b«r Ukraine. Kaledin m»d den Kadetten zu. Rotterdam. 6. Januar. (Drahtberlcht.) Der Londoner Korrespondent des .Nleuwe Rotterd. Courant' berichtet: Der Korrespondent der Daily News' ln Petersburg fährt fort, dle Dolschewlki zu verteidigen. Er führt aus, daß di« den Bolschewik! feindlichen Parteien letzt, wenn hie Bolschewik! dle deutsch« Bedingungen nicht annehm«, sich gegen sie wend« werd«, indem st« den Volksmaffen sag«: «Dle Bolschewik! haben euch den Friede« versprochen, aber elneu r eaea Krieg gebracht.' Basel, 7..Januar. (Drahtberlcht.) Hy« Bürgerkrieg n-chdet dl« Petersburger Telegraphen-Agentur: I» verschiedene- Gouoerae- meuls wurden Attentate gegen dle Sowjets verübt. Dle Tomsker und Magener Sow'ekgedäude wurden während der Sitzung angezündet: alle Löschversache waren vergebens. 3» Samara fand eine Explosion lm Ralhause patt» wo drr Sowjet tagte; 7 Personen wurden getötet. In der Stadt wurde der Kriegszustand erklärt. Die Zersetzung in der russische» Frontarmee Bern, 7. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Der russische Mit arbeiter des „Bund" meldet aus Helsingfors: Die Blätter berichten, daß der Kommandant der 12. russischen Armee, General Karski, ver haftet und zu seinem Nachfolger der Leutnant Anutschin ernannt wurde. Neue lettische Truppenteile sind in Petersburg eingetroffen, die Fahnen mit der Inschrift trugen: ES lebe dle Konstituante und die Maximalisten. Bern, 7. Januar. (Eig. Drahtberlcht.) Laut „Bund- meldet Havas aus Petersburg: In den Marineflugzeugdepoks des Petersburger Hafens brach infolge Explosion ein Brand au^. Dle Gebäude und Wasserflugzeuge wurden zerstört, etwa 20 Personen getötet oder verwundet. Stockholm» 7. Januar. (Drahtbericht.) Der Petersburger Stadtkommandant StaatskapitLn Kasankjsn wurde nach zehn tägiger Amtsausübung verhaftet; die Gründe sind unbekannt. Bern. 7. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Der „Bund" meldet aus Petersburg: Die verhafteten Mitglieder des ukrainischen Komitees in Petersburg wurden wieder in Freiheit gesetzt. Bern, 7. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Der russische Mil- arbeiter des „Bund" meldet: Da alle Eisenbahnen ln der Ukraine sich in der Hand der ukrainischen Nada befinden, hat der ukrainische Ver kehrsminister Lestschenko die Verfügung erlassen, daß sämtliche Ein künfte aus den Eisenbahnen ausschließlich für die Bedürfnisse der ukrainischen Republik verwendet werden müssen. Italiens Antwort an Rußland Zürich, 7. Januar (Eigener Drahtberichl.) Die römische „Tribuns" schreibt halbamtlich: Italien kann auf die russischen Vorschläge nicht eingehen aus zwei Gründen. Der erste ist, daß IlalieaohaedieanderaEatenlemächt« nichthandeln Kana, der zweite, daß die andern Enlentemächle Italien seine national« An sprüche garantiert haben und ihnen nicht die Gelegenheit genommen werden darf, ihre Versprechungen einzuiösen. Schweizer Grenze, 7. Januar. (Eig. Drahtbericht.) Wie die Schweizer Biältrr melden, veröffentlicht „Skampa" den Bericht über die Haussuchungen in der römischen syndikalistischen Arbeits kammer, woraus hervorgehk, daß in zahlreichen italienischen Kasernen FriedenSmantfest« vorgefunden worden sind. Die Stimmung in Tokio gegenüber Rußland Bern. 7. Januar. /Eigener Drahtbericht.) Der „Bund" be richtet: Wie der Petersburger Telegraphenagenlur aus Tokio berichtet wird, ist in Japan keine feindselige Absicht gegen Rußland bemerkbar. Zahlreiche Börsenspekulanten, die beunruhigende Nach richten aus Rußland verbreiteten, wurden verhaftet. Die finnische Abordnung in Berlin S Berti». 7. Jauaar. (Dratztber. uuferer Berlluer Schrtftleitung.) Die finnisch« Delegierten, die gestern aus dem Munde des Reichskanzlers die Anerkennung der Republik Finnland erhielten, werb« sich, wie wir vernehmen, an Mittwoch abend nach Wien begeben. Was Lloyd George „bietet" Dle neueste Rede Lloyd Georges stellt an den Anfang einig« allgemeine Sähe, die stutzig machen könnten, wenn man sich nicht. bei diesen Reden immer bewußt bliebe, daß man erst daS Ende gelesen haben muß, um den Anfang richtig beurteilen zu können. Zuerst scheint der Redner mit den Versicherungen, man wolle Deutschland nicht vernichten, weiter zu gehen, als irgendein Staatsmann seines Verbandes eS früher getan, denn nicht ein mal unsere «große Stellung in der Welt" will man angeblich in Frage stellen, noch sich in unsere Verfassungsverh ältmffe ein mischen, geschweige daß man gar Oesterreich zu zerstückeln ge dächte oder der Türkei etwa ihre «reichen berühmten Besitzungen in Kleinosten und Thrazien, die vorwiegend von der türkischen i Nasse bewoknt sind (Achtung!) rauben" möchte. Kaum hundert Zeilen weiter aber klingt eS gänzlich anders: da sollen die Nationalitätenfragen Oesterreichs international ge regelt, dle tkaltenische Irredenta befreit, dle Rumänen in Un garn «ihren berechtigten Bestrebungen Gerechtigkeit erfahren', der Türkei «nur' Arabien, Armenien, Mesopotamien, Syrien und Palästina obgenommen werden, da es «unmöglich sein würde, diese Länder unter dle frühere Souveränität zurückzugeben!' Dafür sollen dann freilich die deutschen Kolonien — nicht etwa zurückgcgeben, sondern zur Verfügung des Friedenskongresses ge stellt werden, und dieser soll die Wünsche der eingeborenen Be wohner für ihre künftige politische Zugehörigkeit maßgebend sein lasten, — also eine Art Eelbstbestimmunasrecht selbst für die Schwarzen, wogegen der deutsche Kolonialstaatssekretär bereits vor einiger Zett vorbeugend Verwahrung eingelegt hat. Aber auch die elsaß-lothringische Frage soll .wiedererwogen', in Wahrheit jedoch keineswegs bloß wieder erwogen, sondern in sehr bestimmtem Sinne gelöst werden: England will «bis zum Unter gang' (!)' an der Sette Frankreichs für die Heilung des Unrechtes von 1871 Kämpfen, da ohne diese Heilung die Wiederkehr ge sunder Zustände ausgeschlossen sei. Die polnische Frage denkt man im radikal-polnischen Sinne zp lösen, also durch Vereinigung auch der preußischen Polen mit dem unabhängigen Allpolen. Nimmt man noch dazu, daß unverhohlen bekannt wird, die Länder, dle den Weltmarkt für Rohstoffe beherrschen, würden natürlich in erster Linie sich selbst und ihren Freunden helfen, wonach uns also auch ein ziemlich regelrechter Wirtschaftskrieg nach dem Frieden zugedacht ist, so sieht man: es ist allerhand, was der Engländer z« bieten hat, d. h. was er uns zu bieten wagt. Dabei ist seine Rede ganz auf die Moral gestellt: Nicht bloß in Elsaß-Lothringen handelt es sich um die Wiedergutmachung eines Unrechtes, sondern selbstverständlich auch in Belgien, und die Entschädigung, die Belgien neben feiner Wiederherstellung zu erkannt wird, soll nicht etwa aus finanziellen, sondern lediglich aus sittlichen Gründen geleistet werden. Dabei führt sich die moralische Geste selbst rra ad8uräum in der verblüffenden Wen dung, die Friedenskonferenz dürfe nicht die Dienste vergessen, so die englischen Seeleute der gemeinsamen Sache der Freiheit geleistet, und die verbrecherischen Taten, unter denen sie gelitten haben! Auf der anderen Seite wird den Russen nur moralische Unterstützung für eine möglichst verbandskreue Haltung beizubringen gesucht und gegen etwaige Er werbungen Deutschlands auf Kosten Rußlands nicht pro testiert, die Ruffen werden nur eindringlich gewarnt vor den Absichten Preußens, daS auch nicht eine der Städte Rußlands, die es fehl besetzt hält, zurückgeben werde! Eine Träne des Be dauerns stießt Label ein, die gerührte Versicherung, England wäre stolz gewesen, Seite an Seite mit der (solange nicht anerkannten und s weidlich gescholtenen) neuen Demckrakie Rußlands zu Kämpfen, — aber das ist auch alles. Woraus wir entnehmen, daß England sein Spiel ln Rußland verloren gibt, und daß eS dle Katastrophe eines Sonderfriedens nicht mehr aufzuhalken hofft. Man muh schon völlig verrannt sein, um ln diesen Aus lassungen ein Friedensangebot zu sehen, daß irgendeiner unserer Staatsmänner ernst nehmen könnte. Die „Vossische Zeitung" aber glaubt unsere eigenen Staatsleiter davor warnen zu müssen. * Schluß der Rede Lord Georges London, 6. Januar. (Reuter.) In seiner Rede an die Vertreter der Gewerkschaften (vergl. dle heutige Morgenaus gabe deS „L. T.") führte Lloyd George welker aus: Wir werden stolz sein, bis zum Ende Seile an Selle mit der neuen Demokratie Rußlands zu Kämpfen. Dasselbe will Amerika, Frankreich und Italien, aber wenn die gegenwärtigen Machthaber Rußlands unabhängig von ihren Verbündeten etwas unternehmen, so haben wir keine Mittel, einzuschreiten, um die Katastrophe aufzuhaitei^ der ihr Land sicherlich verfallen muß. Wir glauben jedoch, daß «i» «nabhäagiges Pol«, das alle jene wahrhaft polnischen Element« umfaßt, dt« wünschen, einen Teil davon zu bllden, eln« dringend« Notwendigkeit für das Gleichgewicht in Osteuropa ist. Gleicherweise und obwohl wir mit Wilson überetnstimmen, daß dle Auflösung Oesterreich- Ungarns kein Teil unserer Kriegsziele ist, bin ich der Meinung, daß, wenn nicht eine Selbstregterung auf Grund wirklich demokratischer Grundsätze jenen österreich-ungarischen Nationen gewährt wird, dt« dies solange gewünscht haben, es unmöglich lst, auf eine Beseitigung jener Ursachen in diesem Teile Europas, die so lange seinen all gemeinen Frieden bedroht haben, zu hoffen. Aos denselben Gründen betrachten wir die Befriedigung des natürlichen Anspruches »er Italiener eos Vereinigung mit dem Volk« gleicher Raffe uud Sprache als no»- wendlg. Ebenso beabsichtigen wir darauf zu dringen, daß den Lento« rumänisch« Blutes »nd rumänischer Sprache 1» ihren berechtigt« Bo- drbgyg« SerechtigkaU ^ta» »erd«. AHerdack Europas glaube.