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Mittwoch, 1. Februar 1839 Sächsische Volkszeitung Nummer 88, Seite « ^viprig 1 Eröffnung des Berusswettkampscs für das Kreisgebiet Leipzig. Die Eröffnung des Berusswettkampfes aller schallen den Deutschen fand für das Kreisgebiet Leipzig am Dienstag abend in einer Montagehalle der Iunkerswerke, Werst Leipzig, statt, wo sich 2000 Wcrkscharmänner mit ebensoviel Angehörigen der Hitlerjugend und des BDM. sowie etwa 1000 Betriebssiihrer und Obmänner, ehrenamtliche Helfer, ferner Vertreter von Par tei und Wehrmacht sowie Behörden versammelt hatten. Kreis- lciter Wcttengel gab dann bekannt, daß im Kreisgebiet 34 599 Volksgenossen und Volksgenossinnen sich zum Berusswettkamps In diesem Jahre gemeldet haben. Von rund 6500 Werkschar männern beteiligten sich 5000. In 172 Wettkampfgruppen mit 1300 Berufssparten wird gekämpft. Rund 3000 ehrenamtliche Mitarbeiter haben sich zur Verfügung gestellt. s Pros. Dr. Hasenack Rektor der Handelshochschule Leipzig. Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbil dung hat den ordentliänm Professor Dr. Wilhelm Hasenack zum Rektor der Handelshochschule in Leipzig ernannt und gleichzeitig dem scheidenden Rektor Prof. Dr. Snyckers seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen. ) Weihe der Deutschen Kürschnerschule und des Pelzsach museums. Mit einer schlichten Feierstunde sind am Dienstag im Hause der ehemaligen Serviereschen Mädchenschule in der Ss- bastian-Bach-Straße die neuen Räume der Meisterschule des deutschen Kürschnerhandwerks und des Pelzfachmuseums der Reichsmessestadt Leipzig geweiht worden, das aus den Samm lungen der Reichszentral: für Pelztier- und Rauchwarenforschung hervorgegangen ist. ) „Deutscher Hausrat- aus der Leipziger Messe. Aus der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse, die am 5 März beainnt und am l5. März mit der großen Technischen Messe und Bau messe geschlossen wird, werden Möbel gezeigt, die vom Reichs heimstättenamt der Deutschen Arbeitsfront entwickelt und ent worfen wurden und als deutscher Hausrat im Handel sind. Außerdem dürfte die vom Reichshcimstättenamt der Deutschen Arbeitsfront entwickelte Vierraumwohnung der DAF. auf der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmesse starke Beachtung finden. ) Zuchthaus für einen Rückfallbetrüger. Die Große Straf kammer des Landgerichts Leipzig verurteilte nach zweitägiger Verhandlung den 45 Jahre alten Otto Rochau aus Leipzig wegen versuchten und vollendeten Rückfallbetruges und Pergehens gegen das Heimtückegesetz zu einer Gesamtstrafe von drei Jah ren sechs Monaten Zuchthaus. 80 RM. Geldstrafe und drei Jah ren Ehrenrechtsverlust. Der Angeklagte hatte in der Zeit von Mai 1936 bis 1937 in Berlin und später in Leipzig eine Reihe von Darlehnsschwindeleien begangen, wobei er seinen Opfern gegenüber, meistens Geschäftsleuten, unser falschen Titeln auf getreten ist. Er gab sich den Anschein, als wolle er ein größeres Geschäft abschließen. 8ücl^es»-8ockssn Drei Arbeiter durch Grubengase betäubt 1 Toter Plauen, 1. Februar. Bei der Nachprüfung eines Abwasser kanals oberl-alb des Elsterwehres wurden drei städtische Arbei ter in einem drei Meter tiefen Einfallschacht durch Einatmen von Grubengas betäubt. Der 59 Jahre alte Johann Fleißner, der den Schacht zuerst betreten hatte, ist den Giftgasen erlegen. Höchst bedenklich ist auch der Zustand des 62jährigen Heinrich Weißel. Der dritte Arbeiter hat nur noch leichte Beschwerden. h. Chemnitz. Bauernschreck unschädlich ge macht. Das Landgericht Chemnitz hatte im Dezember v. I. den 32 Jahre alten Arthur Preuß als gefährlichen Gewohnheits verbrecher wegen schweren Rückfalldiebstahls in fünf Fällen und wegen einfachen Diebstahls in drei Fällen zu fünf Jahren Zucht haus. fünf Jahren Ehrenrechtsverlust und Sicherungsverwah rung verurteilt. Nunmehr hat das vom Angeklagten angerufens Reichsgericht seine Revision als unbegründet verworfen, womit das angefochtene Urteil rechtskräftig geworden ist. Preuß hat schon als 15jähriger Iygige seinen ersten Diebstahl begangen. In den nächsten Jahren wurde sein ausgesprochener Hang zum Stehlen immer ausgeprägter. Er wurde zmölsmal abgeurteilt und hat über elf Jahre Freiheitsstrafen verbüßt. Zuletzt hatte er sich als Vaucrnhauscinbrecher betätigt, h. Chemnitz. Die Kurve geschnitten. Auf der Leipziger Straße an der Ausfahrt der Autobahn stießen zwei Personenkraftwagen zusammen. Hierbei erlitt eine 54 Jahre alte mitsahrende Frau erhebliche Verletzungen, die Ueberfiihrung ins Krankenhaus erforderlich machten. Beide Fahrzeuge mußten abgcschleppt werden. Die Schuld an dem Zusammenstoß trifft den Fahrer des einen Kraftwagens, der bei der Ausfahrt aus der Reichsautobalm die Linkskurve in kurzem Bogen gefahren ist und die Vorfahrt des anderen Wagens nicht beachtete. tz. Chemnitz. Schluß mit Schnaps und Schwin deleien! Der jetzt 47 Jahre alte Walter Hermsdorf aus Chemnitz, ein haltloser Psychopath, war auf Antrag seiner Frau wegen Trunksucht unter Vormundschaft gestellt worden. Er mußte wiederholt wegen Betrügereien abgestraft werden. Seine oerd.viersrucht-Marmelabe. -«>,22 kr-beer-ov. flprlkosenkonlitarew-,, SS Fübensllft»», eim«- 88 roo, s«ck«5 88 NunstlMlg roo,48 üuMonig „ 6 onlllln " wo, 80 Msslger üunstßonlg m>. ,o>/. «o»,, wo, 88 2W, e»ck,. 88 Smsjrnafelgen wo, 28 öetr.Üprlkosen wo, 84 LsrL-Maljkaffee -w, ««><,. 10 wo, 88 SsrL-Iee w,88 70 80 XI.In-r S-xr-I 20 i t I > 00!,! t!<! ' !!r M»n er Ikrea Kua- äe» selixt Itire^Vsrea Seaiem !l, M Zer e«, ciie Zen b»t, -i«k «n It>r« KunZeo ru venöea. xr««v«rt Lilimii »Miltisii „Spezialität" bestand darin, daß er sich alten und gutgliurbigen Leuten gegenüber als Arzt ausgab und ihnen gegen das Ver sprechen alsbaldiger Hilfe Geld abnahm. Vom Februar bis April 1938 beging er eine Reihe neuer Straftaten dieser Art. Das Chemnitzer Landgericht erkannte daraufhin am 2. Dezember vorigen Jahres gegen den Angeklagten wegen Rückfallbetrugs in zehn Fällen auf drei Jahr« Zuchthaus sowie auf fünf Jahre Ehrenrechtsvcrlust und ordnete überdies zum Schutze der Allge meinheit die Sicherungsverwahrung gegen den gefährlichen Ge wohnheitsverbrecher an. Dieses Urteil ist jetzt vom Reichs gericht, an das sich der Angeklagte beschwcrdefiihrend gewandt hatte, rechtskräftig bestätigt worden. tz. Zwickau. Von Sandmassen verschüttet. In der Sandgrube in Niederwinkel wurde der 50 Jahre alte Arbei ter Gleitsmann von Sandmassen verschüttet. Er konnte nur tot geborgen werden. tz. Zwickau. Sühn« für den Eiben st ockerUeber- foll. Der Ueberfall auf die Frauen Noormann und Horbach am Neujahrsabcnd in Eibenstock, bei dem es die beiden Täter auf die Tageseinnahme eines Lichtspieltheaters abgesehen hat ten. bat jetzt seine Sühne gefunden. Der Angeklagte Rockstroh aus Eibenstock, der auf die Frauen mit einem Knüppel einge schlagen hatte, wurde vom Landgericht Zwickau zu drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt, während sein Komplice Lenk aus Eibenstock unter Zubilligung mildernder Umstände mit zwei Jahren Gefängnis davonkam. tz. Mylau. Ein bedauerlicher Unfall mit töd lichem Ausgang ereignet« sich am Sonnabend auf der Netzsch kauer Straße in der Kurve an der Einmündung der Lengen felder Straße. Eine von der Arbeitsstelle mit dem Fahrrad heimkehrende Frau aus Reinsdorf bei Greiz stürzte beim Zu sammentreffen mit einem Lastkraftwagen vermutlich infolge Schrecks von ihrem Fahrzeug und geriet unter den Kraftwagen. Die Frau erlitt am Kopfe so schwere Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat. tz. Reichenbach l. B. Auf Besuch — und tödlich verunglückt. Ein hier zu Besuch Eilender fünfjähriger Knabe aus Zwickau rannte gerade in dem Augenblick über die Straße, als ein Personenkraftwagen vorüberfuhr. Der Knabe wurde von dem Hinteren Kotflügel erfaßt und einige Meter weit geschleudert Mit schweren Verletzungen wurde das Kind ins Krankenhaus gebracht, wo «s noch am Abend verstorben ist. Hus «>sr I.ousi»r l. Bautzen. 4000 Jahre altes Bernsteinge hänge gefunden. An der Burker Höhe, einem diluvialen Schwemmhügel nordöstlich von Bautzen, sind in den letzten Wo- ckxcn leim Äau der Reichsautobahn Dresden-Görlitz östlich der Spree zwölf vorgeschichtlich« Gräber an den Tag gekommen und In ihrem Inhalt geborgen worden. Bei diesen Gräbern handelt es sich um Bestattungen vor rund 4000 Jahren. Die gefundenen Gefäße und die Art der Bestattung (Steinkistengräber) ließen erkennen, daß es sich um di« Aunjetiher Kultur (rund 1800 bis 1500 v. Ehr ), eine für die Oberlausih außerordentlich bedeut same Kulturepoche handelt. Das Grcck, enthielt eine aufsehen erregende Beigabe: ein Gehänge aus rubinroten Bernsteinper len. Es war damit als ein Frauengrab erkennbar. Die Perlen lagen zum Teil noch In Kett«nanordnung, zum Teil gehäuft im Erdreich. Es konnten weit über 300 guterhaltene Bernstein perlen geborgen werden. Dazu fand sich ein sorgfältig gearbei tetes Verbindungsstück mit doppelter Durchbohrung aus Bern stein, außerdem wurden durchbohrte Doppelperlen und solche mit kreuziveiser Durchbohrung gefunden. Der in seiner Art einzig dastehende Bernsteinfund in der Oberlausih entstammt einem kostbaren Schmuck, der der Toten vor 4000 Jahren mit ins Grab gegeben wurde. Dieser Fund deutet auf sehr enge .Kultur- und Handelsbeziehungen vor 4000 Jahren zwischen der Ostsccküste und der Oberlausitz, also germanischem Norden und Binnenland l. Kamenz. Im Festsaal des Rathauses sprachen In einer Gedenkfeier zum Jahrestage der Machtübernahme Bürgermeister Dr. Gebauer und Kreisleiter Zihmann. l. Kamenz. An der Berufsschule für Gewerbe, Land- und Hauswirtschaft ist die seit einem Vierteljahr offene Lchrerstelle durch Diplom-Berufsschullehrerin Charlotte Kttch- lcr aus Dresden besetzt worden. l. Kamenz. Am „Tag der deutschen Polizei" wurde in Kamenz ein Ergebnis von 2142 RM. für das Win- terhtlfswcrk erzielt. l. Kamenz. Der Reichsberufswettkampf wurde für den Kreis Kamenz am heutigen Mittwoch früh 7 Uhr mit einer Feier in der Berufsschule Kamenz eröffnet. l. Schönau. Stiftungsfest. Am Sonntag beging die hiesige Kriegerkameradschaft in der „Fabrikschänke" ihr 54. Stiftungsfest. Kameradschaftsfühver Mros begrüßte die zahlrei chen Gäste, insbesondere den Krciskameradschaftssührer Klinke (Kamenz). Er gab einen Ueberblick Uber die Entwicklung der Kameradschaft, des weiteren gedachte er mn Vorabend des 30. Januar der Großtaten des Führers im Jahre 1938. — Im zwei ten Teile des Abends wurden zwei heitere Stücke zur Darstellung gebracht, „Die Kammermaus", ein Stück aus dem Soldatenleben, und „Kuhmichel und Gänsehannes im Varietä". Sie wurden von -en Darstellern gut zu Gehör gebracht. Die Spielleitung hatte Kamerad Heine. Nartschiks Dorsmusi kanten umrahmten den Abend mit musikalischen Darbietungen und spielten nun munter« Weisen zum Tanz auf. l. Zittau. 83jährlgerstürzte In die Tiefe. Der 83 Jahre alte Insasse des Versorgungsheimes in Mittelher wigsdorf, Joseph Bretschneider, wurde vor dem Helm tot auf gefunden. Der Greis hatte sich offenbar in geistiger Umnach tung aus einem Giebelfenster des dritten Stockwerkes gestürzt, wobei er sich die Wirbelsäule brach. Auch ein Bruch der Schä delbasis wurde festgestellt. l, Reichenau. Vorsicht in der Kurve! Auf der Staatsstraße Reichenau — Friedland nahm der Lenker eines Personenkraftwagens eine Kurve zu scharf. Das Fahrzeug riß einen Baum um und landete schließlich im Straßengraben, wobei der Fahrer und ein Insasse erheblich verletzt wurden, während die übrigen Mitfahrer mit dem Schrecken davon kamen. Di« Kreismeisterschaften der ostsächstschen Amateurboxer. Im Dresdner Kristall-Palast fanden am Dienstag die End kämpfe um die Kreismeisterschaft der sächsischen Amateurboxer statt. Dabei wurden vom Fliegengewicht auswärts folgende Meister ermittelt: Lippmann (Sportfreunde 01 Dresden), Sa lomon (Riesa), Heide (DSC), Seifert (IR. 10/GM), Tetzel (DSC), Haustein 1 (Freiberg), Raue (Riesa), Wenzlawsky (Sportfreunde 01 Dresden). BDM.Obergaumeisterschaften im Fechten. Die Meister schaft des BDM-Obergaues Sachsen, die in Dresden veranstal tet wurde, sah die Leipzigerin Blumhagen als Siegerin, die aber erst nach einem Stlchkampf mit einem 4:8-Ergebnis die Lhemnitzerin Ilse Postel auf den zweiten Platz verwies. Dritte wurde Bahr (Dresden) vor Hilde Postel (Chemnitz). Gaumeisterschaft im Lustbüchsenschießen. Als erste Gau meisterschaft dieses Jahres wurde die im Luftbüchsenschießcn entschieden. Sämtliche Titel fielen dabei nach Dresden. Der Luftbücksen-Berein Dresden 64 holte sich mit der Kugel die Meisterschaft mit insgesamt 6V1 Ringen und stellte in Schön- Geleitwort -es Korpsführers für -as Wlnterhilfswerk. v-interhllfswerk — feine Leistung ein getreues Spiegelbild -er Nationalsozialistischen Gestnnung -es -rutschen Volkes. L-' ver Korpsführer -es NSKK.r deck auch den Einzelmeister. Im Bolzenschuß siegte der Luft- biichsen-Perein Dresden 118 mit 1223 Ringen und hatte dabet in Mende ebenfalls den Einzelsieger in seinen Reihen. Sächsische Skimeisterschaften am 11. und 12. Februar. Wie nunmehr feststeht, wird der NSRL-Gau Sachsen seine Gaumeisterschaften im Skilauf, die am 21. und 22. Januar ausfielen, am 11. und 12. Februar durchführen. Gaumeisterschasten im Eiskunstlauf am 11. und 12. Fe bruar. Die schon mehrfach verschobenen Gaumcisterschaften im Eiskunstläufen sollen nunmehr am 11. und 12. Februar tu Chemnitz durchgesührt werden. Die kirze „Lederne" erst ss Jahre alt Obarbayern zur Trachtensrag«. DI« Tracht muß hygienisch, allgemein erschwinglich und nicht nur von historischem Wert sein. Der KdF.-Gauarbeitskreis sllr Tracht und Kleidung in dem gerade für diese Dinge sehr wichtigen Gau Mün chen-Oberbayern hat sich grundsätzlich mit der nicht leicht zu lösenden Trach4«nsrag< besaßt. Uns scheint heute di« kurze Lederne als di« oberbayer'sche Gebtvgstracht, von den Launen der Mod« und ähnlichen ver gänglichen Erscheinungen unberührt, „feststehend" wie eben nur «in« Ledern« sein kann. Und doch, wenn man die Entwicklung unserer Gebtrgstrachten zurückverfolgt, steht man, daß auch fie, wt« alle» Lebendige, dem Wandel unterworfen waren. Was heute al« Sinnbild bajuvartscher Beständigkeit gilt, die kurz« Lederne nämlich, war vor einigen Jahrzehnten — im Jahr« 1881 tauchten die ersten kurzen Hosen in Miesbach auf — ein Grund „öffentlichen Aergernisses". Im übrigen geht unsere heutige Gebirgstracht aus der bodenständigen Miesbacher Tracht hervor, die dort den Jägern, Holzknechten und Schützen al» Berufskleidung gilt, also sehr wesentlich von praktischen Gesichtspunkten beeinflußt war. Allerdings hat die Entwick lung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem nach dem Krieg« 1870/71 die Tracht als Berufskleidung allmählich völlig verschwinden lasten, was schließlich ihr Ende überhaupt bedeutet hätte, wenn sich nicht Männer, die sich dem heimischen Volkstum verbunden fühlten, durch die Gründung der Volkstrachtenvereine um die Erhaltung der heimischen Trachten bemüht hätten. Im Jahre 1866 wurde in Miesbach dis erst« Schuhplattlergruppe gegründet. Die Gebrüder Stau- dacher aus Bayrischzell kamen als Postillone täglich nach Mies bach und haben die dortige Tracht nach ihrem Heimatort ge bracht, wo Lehrer Vogl alsbald einen Volkstrachtenverein gründet». So bekam zwar Bayrischzell di« älteste Trachtengemeinschaft, aber Miesbach war ihr Ur sprung. Die Lederhose war ursprünglich nicht kniefrei, sonder» bis zu den Knien aus Schafwolle gefertigt. Die weibliche Eebirgstracht ist in Miesbach eine rein« Bauerntracht und wird auch nirgends noch so viel getragen wie dort. Das Mieder der Eebirgstracht allerdings soll von der damaligen Tracht der Münchener Bürgersfrauen übernom men sein, wie man sich überhaupt nicht vorstellen darf, daß die Trachten vollkommen unbeeinflußt von der Kleidung ihrer nächsten Umgebung und dem allgemeinen Zeitstil waren. So stellte einer der besten Kenner bayerischer Trachten fest, daß sie sich so alle hundert Jahre entscheidend verändert hätten. Besonders die Flachlandtrachten sind stets von den städtischen Trachten und militärischen Uniformen beeinflußt gewesen. Die Frage des Wertes und der Bodenständigkeit der meisten Trach ten ist deshalb heftig umstritten, und es ist sehr schwer, zwischen den einzelnen Bestrebungen zur Wiederbelebung der Volks trachten die richtige Mitte zu finden. Seitdem das .Mrndl" Weltmod« geworden ist, macht sich eine starte Einflußnahme nicht nur der Trachtenschneider, sondern auch der Modehäuser bemerkbar. Der Reichsnährstand bemüht sich um di« Schaffung eines bäuerlichen Standesgewandes. Mit Recht wird geltend gemacht, daß viele Trachten gesundheitlich un seren Ansichten nicht entsprechen. Die Frage nach der Daseinsberechtigung für die Zukunft kann deshalb niemals ihre Beantwortung in der sinnlosen Uebernahme irgendeiner Tracht für alle und jedermann finden. Die Tracht findet ihre natürliche Begrenzung in dem Boden, in dem sie tatsächlich wurzelt, und in der Tätigkeit ihrer Träger, der sie entsprechen muß. So heimisch wie dies« Voraussetzungen muh das für sie verwendete Material sein. Die Be liebtheit der kurzen Lodernen zeigt einen gangbaren Weg. In ihr vereinigt sich Vorliebe für die ursprüngliche Tracht mit unseren modernen Anschauungen Uber Hygiene der Kleidung. Die Tracht muß praktisch und allgemein erschwing lich sein, sonst kann sie dem Eemeinschastswillen, dem sie dienen soll, niemals Ausdruck verleihen. Handwerklich und im Stoff bodenverbunden, jedoch niemals modernen gesundheit lichen Grundsätzen widersprechend. Tine solche Tracht hat die Aussicht, Ausdruck einer bestimmten Landschaft und ihres Volks- tums zu werden, als lebendiger Bestandteil seiner Eigenart, nicht als historische Erinnerung. Zeldzu« gegen die Rachitis Im Kampf um die weitere Herabdrückung der Säuglings sterblichkeit handelt es sich in der Hauptsache um die weitere Bekämpfung der Friihsterblichkeit durch soziale und pflegerische Maßnahmen sowie durch Aufklärung, ferner um die Be kämpfung der Rachitis, der Englischen Krankheit, di« trotz ihres stetigen Rückganges noch immer eine der umfassend sten Volkskrannheiten ist. Die Bedeutung dieser Krankheit er gibt sich daraus, daß beinahe jeder Säugling rachi- tlsgefährdet ist, daß die tatsächlichen Erkran kungen alljährlich zwischen 10 und 759L derSäug- linge schwanken, daß eine große Zahl von Kindern alljährlich infolge der Rachitis dem Krüppeltum verfällt und viele sogar an den mittelbaren Folgen der Rachitis sterben, da sie bei In fektionen um ein Diel aches gefährdeter sind als andere Kinder. Die Erkrankungohäus gkeit ist überall verschieden, sie ist am stärksten in den Industrie- und dichtbesiedelten Gebieten.