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UL. Jahrgang Sonntags-Ausgabe -rr Stadt Leipzig Anzeigenpreis: LLS-L 'SW Anzet««» ». B«d«ed«» I» «>Ii- Teil die X-loneljell, 8V Pf, ». „«» »> Pf.: klein« Anzeigen di« ff»I»a«lz«ll» ZU Pf, «»iwdrit Zd Pf^ D»Ichafl1«az«tg«n mil Platzporlchriffen im Pr«tl« «rddhl. B«ilag«n: E-I«mla»sl»a« M. 7.— dal Ta«s«od oitlchi. Pofigrdliha Emz, a»«r io Pf. — Svna- end «fefli-g« 1> Pf. S«r»l,»«ch Anichinii«^i«Mir. «SlU »>d «««!'> Poftlchekknnin T»» Schrifiliil.ng o»d S«IchLs»s>«lIe: Sohanniigaff« Verlag: Dr. Reinhold L Lo., Leipzig. V«»«g»preis: L M LL"" -.--..ff, >..71^ M, so» f-r Add »ter «nn.ilich M. 1.7S: knrch ,nf«r« . ^,ilal«n in« -n«1 gedr-chi m-^tltch M. LLS, vi«rt«l. iLdiU» ^»^0. dnrch din Pnft inne:Volk D«n!fchl«.d1 Selaml-A.«..»« »»»n«'«ch «. LL». ,i«ri«II»br»ch M. 87a; 77t»rp«.-A.«,ak« M. P«ptschrilll«lttr: Dr. Erich Erxrch, Lripzl«. Rr. Atz Sonntag, den 20. Januar 1V18 Die russische Nationalversammlung Eröffnung der Konstituante Petersburg, 18. Januar. (Drahkbericht.) Um 4 Uhr nach- mtttags ist im Taurischen Palast die Verfassunggebende Versammlung von dem Vorsitzenden des gauptausschusseS der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte eröffnet worden, der eine Erklärung des Hauptausschusses verlas. Die Verfassunggebende Versammlung wählte Tschernow mit 244 Stimmen gegen 151 Stimmen, die auf Frau Spiri donowa fielen, zum vorläufigen Vorsitzenden. Vor der Eröffnung der gesetzgebenden Versammlung griff eine maximalistische Gruppe eine Prozession des Bundes zur Ver teidigung der gesetzgebenden Versammlung an und ritz die Fahnen herunter. Dem ersten Befehl zum Feuern wurde durch M a - schinengewehrfeuer Folge geleistet. Mehrere Personen wurden getötet, unter ihnen das Mitglied des ausführenden Aus schusses der Bauerndepukationen Boganow. Viele Personen, darunter verschiedene Frauen, wurden verwundet. Stockholm, 19. 3aauar. (Eigener Drahkbericht.) Wie „Djen" meldet, beantragte der Ausschuß des Rates der Bauern vertreter beim Arbeiter- und Soldalenral die Ueberführung der Zarenfamilie von Tobolsk nach Kronstadt; gleich zeilig sollen alle noch auf freiem Fuß befindlichen Mitglieder des HauseS Romanow fesigenvmmcn and vor eiu revolutionäres Gericht gestellt werden. Stockholm, Id. Januar. (E i g. Drahkbericht.) Bon besonderer Seite werden mir Petersburger Berichte über die dortia« Lage zugesanbt» In gut unterrichteten bürgerlichen Kreisen wird viel davon gebrochen, daß der Staatsstreich der Bolschewikt eine überraschende Wendung nehmen würde. Die Monarchisten find seit der Bolschewik^- rcoolution still geworden, sie ruhen aber nicht. Im geheimen hoben sie eine sehr wirkungsvolle Propaganda 'betrieben Die Bauernschaft der nördlichen, der inneren und der Wolgagouvernements soll große Sym pathien für das Kaiserhaus empfinden. Aber niemand ver kennt dle Schwierigkeiten der Monarchie: deshalb soll nicht die Aus rufung eines neuen Kaisers stattfinden, wohl aber die Heran- Ziehung der bisherigen Dynastie zur aktiven Politik. Im Smolny - JnsKkut soll die Stimmung zum ersten Male seit der Bolschewikiherrschask geradezu nervös sein. Der in Finnland we lende Lenin kehrte in die Hauptstadt .prrück und traf energische Maßnahmen, »m die kaiserliche Familie unschädlich zu machen. Sämtliche Mit- Eine bewegte Sitzung der französische« Kammer Frankfurt, 19. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Die .Frkf. Ztg." erfährt aus Genf: Die gestrige Sitzung der französi schen Depukierkenkammer war einer Interpellation des sozialisti schen Abg. Poncet über Treibereien der royalistischen «Action framaise» gewidmet und führte zu den heftigsten Prügelszenen und einem nicht gerade glänzenden Vertrauensvotum für Elemenceau. Poncet beschwerte sich in der Begründung der Interpellation dar über, daß die «Action franralfe" ungestört eine Geldsammlung zu gunsten der Soldaten veranstalten dürfe, während in Wirklich keit der Ertrag nur einer royalistischen Agitation diene. Der bonapartistische Abgeordnete Puglieso Conti unter brach den sozialistischen Redner immer wieder, um den Sozialisten vorzuwerfen, daß ihr Blatt, die «Humanilö", und der in Limoges erscheinende «Le Populakre" das Geld erhalten hätten. Pop.cet führte weiterhin zahlreiche Fälle an, in denen Offiziere die roy a- ltsttsche Agitation in der Armee unterstützten, während sie gleichzeitig die ihren Soldaten zugesandten republikanischen Zei tungen unterdrückten. Diese Ausführungen führten zu neuen heftigen Auseinandersetzungen von fetten der Bonavartisten. Poncet schloß mit der Anklage, daß dle Regierung die Royalisten straflos laste, damit sie den Krieg zum Sturze -er Republik be- nützen könnten. Der sozialistische Abgeordnete Maye ras verteidigte dle von -er sozialistischen Minderheit gegründete Zeitung ,Le Popu- katre", an der auch Angehörige der Minderheit der deutschen Sozialdemokratie Mitarbeiten. «Le Popo- lalre" bekämpfe den Imperialismus in allen Ländern ohne Un terschied. Der Minister des Innern, Pam s, griff sodann in dle Verhandlung ein mit der Erklärung, daß dle Regierung sede zum Bürgerkrieg führende Agitation zu unterdrücken entschlossen sei. Msdann kam der sozialistische Abgeordnete Longuet auf die gegen sein Blakt erhobenen Verdächtigungen zurück und er klärte, er rechne es für fein Blatt zur Ehre, deutsche Sozia listen als Mitarbeiter gewonnen zu haben, die im Gefängnis sähen und dle mehr Mut an den Tag gelegt hätten als die französi schen Sozialisten, die in Paris den Deutschen Kaiser beleidigen. Puglieso Conti geriet darauf in einen neuen Wukanfall. Es kam zu einem Handgemenge zwischen den Abgeordneten der Rechten und der äußersten Linken. Der Präsident entzog dem Abg. Puglieso Conti das Wort, und der Saal mutzte geräumt werden. , Rach der Wiederaufnahme der Sitzung erklärte der Präsi dent die Debatte für geschlossen und verlas dle vom Abg. Pay- sant vorgeschlagene Tagesordnung, welche lautete: «Die Kammer brandmarkt die Treibereien zu eine» Bürgerkrieg, dte daraus ausgehen, das Land vor dem Feinde zu teilen. Sie glteder des früheren Kaiserhauses sollen verhaftet und von einem rcvolu'ionären Gerichtshof abgeurteilt werden. D e Schwierigkeiten werden noch vergrößert durch den Konflikt zwischen Lenin und Trotzki, der dadurch veranlaßt wurde, daß Lenin Trotzkis Haltung bei den Vrest-Litowsker Unterhand lungen n cht billigt, weil dadurch die Cache des Friedens gefährdet werde. Trotzki Hobe bei den Verhandlungen Leninö Wünsche außer acht gelüsten. Die Mißstimmung über Trotzkis Haltung, dte in allen bürgerlichen Kreisen als unwürdig bezeichnet wird, herrscht tatsächlich bei allen russischen Parteien. Jedermann will jetzt den Frieden. Man findet daher die bolschewistische Verhandlungstaktik, besonders das ge legentliche Säbelrasseln, lächerlich. Mährend man an der Nordfront eine rote RevclutionSarmee zum Kampfe gegen die Deutschen bildet, meldet man von der Südwestsront, daß nicht nur einzelne Soldaten, sondern ganze Formationen aus ihren Stellungen defekt eren. Zum russischen Konflikt mit Numän'en Zürich, 19. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat die bolschewistische Regierung die rumänische Gesandtschaft aus Petersburg ausgewiefen. O Berlin, 19. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Die «Natl. Ztg." meldet von der russischen Grenze: Lenin empfing einen Vertreter der «Prawda" und erklärte, daß man dle M ö g- lichkeit eines russisch-rumänisch en Krieges ins Auge fasten müsse. Der Krieg werde unvermeidlich, wenn sich die rumänische Regierung weiter weigern sollte, die Forderungen des Rates der Volksbeauftragken zu erfüllen. Wenn die rumänische Regierung auch bei den Alliierten Schuh finden sollte, werde man im Smolny-Instttut vor dem bewaffneten Widerstand nicht zurück schrecken. Der Rat der Volksbeauftragten verbietet die Ver pflegung der rumänischen Armee aus den Vorräten Südrußlands. S299V Tonnen versenkt vtt>. Berlin, 19. Januar. (Amtlich.) Eines unserer 11- Boole, Kommaadaal KapitäaleuLnant Dieckmann, hat kürz lich sechs durchweg bewaffnete Dampfer mit runb 32 VW Br.-R.- To. vernichtet. Die Mehrzahl -ex Schiffe wurde in der Irischen See, teils einzeky, teils ia Geletrzugek unter starker Sicherung fahren-, abgeschoffen, unter ihnen ei« etwa 12 VW Tonnen grober Dampfer, ähnlich dem Asric-Typ der White-Star-Linie. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Oesterrelchisch-rrrrgarifcher Heeresbericht Wien, IS. Januar. Amtlich wirb verlautbart: Keine Ereignisse. Der Chef des Generalfiabes. vertraut der Regierung, -atz sie jene unterdrücken und die republikanischen Einrichtungen durch strenge Anwendung des Gesetzes verteidigen wird. Sie geht unter Ablehnung jedes Zu satzes zur Tagesordnung über. Der radikale Sozialist Dal- biel stellte den Antrag, vor den Worttreibereien das Wort «royalistisch" einzusehen. Clemenceau erklärte, daß dle Regierung diesen Zusatz ablehne, -er die Wirkung der Tages ordnung einschränken würde. Die Regierung sei entschlossen, gegen jede den Bürgerkrieg herbeiführende Aktion einzuschreiten, einerlei, ob sie von royalistischen, bonapartistischen oder anderen schlechten Bürgern ausgeht, welche gegen die Republik konspi rieren sollten. (Lebhafte Bewegung.) Der Vorsitzende der radi kal-sozialistischen Fraktion, Renauld, richtete sich gegen den Schluß der Tagesordnung, der jeden Zusatz ausschlotz. In der Kammer sei nur von der royalistischen Agitation gesprochen wor den, und die Kammer müste das Recht haben, diese zu brand marken. Der Sozialist Renaudel schloß sich diesen Worten an. Der Abg. Payfant kam darauf der Regierung zu Hilfe und zu dem Schluß der Tagesordnung zurück, der jeden Zusatz aus schließen sollte. Die Kammer nahm darauf dos von Dalbiel beantragte Wort «royalistisch* mit 4S4 gege« 13 Stimmen an. Abg. Stern beantragte, nunmehr im Einvernehmen mit Clemenceau hinter dem Worte royalistisch die Worte «Und andere" einzufügen. Clemenceau: Die Regierung nimmt diesen Antrag an, denn sie entschlossen, jede Agitation zu unter drücken, gleichviel von welechen Bürgern sie ausgeht. (Rufe: Das ist für Laillanxi) Clemenceau schloß: Dte Regierung stellt die Vertrauensfrage für diesen Zusatz. Wenn die Kam mer ihr diese verweigert, wird die Regierung misten, was sie zu tun hak. Die beiden Worke «und andere" wurden sodann in namentlicher Abstimmung angenommen. Es haben sich ungefähr 60 Abgeordnete der Abstimmung enthalten. Die Kammer nimmt sodann die Tagesordnung mit 404 gegen 1 Stimme an und vertagte sich dann auf nächsten Donnerstag. Graf Lzernin über Vreft-Litowfk Brefl-Litowfk, IS. Januar. (Drahtberlcht.) Der Vertreter -es Wiener sk K. Telegr.-Korr.-BnreanS hatte am t7. Januar eine Unterredung mit dem Grafe» Czernin über de« Stand dar FriedenSver^ndlunge». Graf Ezernln äußert« sich hierbei folgender matzen: Di« Verhandlungen mit den Vertretern der Regierungen von Petersd»rg and Kiew find in volle« Gang«. Deren Verlaaf ist allerdings langwierig and schwtertg. Ich holte »nd dürge jedoch dafür, datz der Fried« mrfersettS nicht an LrodernnaSabficktea scheitert. Ich nehm« kein Wort von dem zurück, was Ich att Friedensprogramm der Monarchie ausgestellt »nd vertreten habe. Wir wollen nichts von Ratz land, weder GebietSabtreknngen »och Cntschädlgnngen. Wir wolle» »nr ein tremednachdarllches, «f sicher«, Vrnndlagea be ruhendes Verhältnis, das »cm Dauer ist »nd auf gegenseitige« Ver- krönen rieht. Aeutzerpolttische Umschau Joseph Caillaux. — Die Ereignisse im Osten. 8. Eine französische Zeitung hat den großen politischen Prozch, ücr jetzt um cen Kopf des ehemaligen Ministerpräsiden ten Eaiilaux ge-ührt wird, mit der Dreyfusaffäre verglichen. Ha in der Tat, hier wie dort sehen wir den Einfluß einer durch ihre Luilgeukraft und die Encraie ihres Zusammenhaltens übermäch-' tigen kleinen Clique am Werke, hier wie dort arbeitet man mit vergifteten Waffen, hier wie dort scheinen Justiz und Verwaltung, Regierung und Richier in einem höchst bedenklichen intimen Ver hältnis zu stehen, was gerade bei demokratischen Staatswesen vermieden werden könnte und sollte. Die romanische Ark^ aus einem Gerichtsverfahren eine schauspielerische Angelegen heit zu machen und im Gerichkssaal mit Effekten zu arbeiten, deren Herkunft vom Theater allzu deutlich ist, liegt unserm Emp finden gänzlich fern. Ader die Art, wie die französische Regie rung für sich Stimmung zu machen sucht, insbesondere, datz sie der Boulevardpresse durch den Untersuchungsrichter Einsicht in die Aklen gewähren läßt, Waschzettel ausgibk, die Laillaux be lasten sollen, muß überall dort, wo man in den Richtern unpar teiische, nur der Wahrheit dienende Behörden zu sehen gewohnt ist, aufS äußerste befremden. Aber während es sich im DreyfuS-Prozeß hauptsächlich um einen Kampf von Parteien und Prinzipien handelte, tritt in -er neuen Affäre die Persönlichkeit des Angeklagten überwiegend hervor. Laillaux ist einer der reichsten und vornehmsten Männer Frankreichs, denen Beziehungen sich bis in dte höchsten Kreise des aristokratischen Frankreichs erstreckten. Ursprünglich Roya list, wurde er allmählich zum überzeugten Demokraten mit starkem realpolitischen Wirklichkeilssinn und jenem ideologischen kosmo politischen Europäertum, das in den letzten Jahren vor dem Kriege in Paris erstanden war. Was noch keinem Parlamentarier ge glückt war, brachte er fertig: nach 50 aufgetauchten und ver gessenen Einkommensteuerprojekten ging da- feine in der Kammer glatt durch. Ohne daß er sich in die radikale Partei hakte sinschretden lasten, brachte er einen der Hauptpunkte deS alten radikalen Programms der Venoirkllchuk^ entgegen. Un heute stn- es die Sozialisten, dte aufs entschiedenste für ihn ein treten, weil sie «diesen hochbegabten und mutigen Gegner der Antirepudlikaner" nicht verlosten wollen, während ihn seine Par-, teigenosten anscheinend aufgegeben haben. Mit einem nicht un berechtigten Geschenk an die Masten begann er seine Minister präsidentschaft; er setzte den Preis deS Eaporal-TabakS, der am meisten in den niederen Dolkskreisen geraucht wird an- wegen übertriebener Teuerung im Verkauf so sehr zurückging, daß die Aegieeinnahmen daraus, statt zu steigen, zurückgingen, wieder auf den normalen Tarif fest. Die Volksgunst ist ihm nicht treu geblieben. Aber gerade er, der die Wandelbarkeit der Masten kennen gelernt hat, ist sich wohl bewußt, wie rasch die Stimmung von neuem umschlagen kann, und er wird den richtigen Augenblick — wenn ihm noch ein solcher beschieden ist — sicher nicht vorübergehen lasten. Wer den eleganten Mann mit den lebhaft blickenden Augen und dem kahlen Schädel in der Kammer gesehen hat, wenn er einen unbequemen Frager mit einem geradezu über wältigenden Zahlenbombardement aus dem Etat überschüttete oder mit den Mitteln einer haarscharf geschliffenen Dialektik und einem den Gegner meist entwaffnenden Skeptizismus zum Angriff schritt; wer ihn nach des Tages Müh in einem der vornehmen Restaurants des Bois de Boulogne in der lebenslustigsten Pariser Gesellschaft sah, — der begriff, was diesen Mann, der als Privatmann ein sorgenfreies, allen Launen nachgebendes Leben hätte führen können, an Oeffentlichkeit und Politik so reizte und fesselte. Der Grund zu seiner Verhaftung soll nach Clemenceaus An gaben ein Telegrammwechsel mit einem deutschen Diplomaten in Südamerika gewesen sein, besten Name in diesem Krieg mit pein lichen Erinnerungen für unsere Politik verbunden ist. Die ita lienischen Blätter haben außerdem von allerhand Dokumenten er zählt, die sich in dem Florenzer Bankfach befunden haben sollen. Nach ihren Angaben handelt es sich um ein vollständiges Regie rungsprogramm Caillaux', wonach die gegenwärtigen Machthaber Frankreichs gefangengesetzt, eine Schcinoffensive gegen Deutsch land unternommen und hierauf etr. Verständigungsfrlede mit Deutschland geschlossen werden sollte. Aber «Journal du Peuple" und die «Verite" deuten an, daß diese von der italienischen Regie rung herbeigebrachken Dokumente genau so eine Fälschung sein können, wie das Bordereau Esterhazys im DreysuS-Prozeß. Es ist sicher, daß Caillaux, der wohl seit seiner Ministerpräsioentschast, wahrlich nicht aus Sympathie für uns, sondern aus klugen wirt schaftspolitischen Erwägungen heraus, eine Verständigung mit Deutschland für das Erstrebenswerteste gehalten hakte, in der Kardinalfrag« «Elsaß-Lothringen" stets aufs eindringlichste -en französischen Standpunkt vertreten hat, und da von uns avS stets betont worden ist, daß eS ein« elsaß-lothringische Frage für unS nicht gibt, so ist eS lächerlich, wenn man ihn in Frankreich als einen Deutschenfreund vnd darum Vakerlandsverräter bezeichnet. Während im Westen die Aufmerksamkeit der politischen Mett sich auf den Fall Laillaux konzentrierte, haben sich im Osten eine Reihe von Ereignissen abgespielt, deren Entwicklung und innerer Zusammenhang aut dem Wust von mehr oder minder tendenziösen Meldungen noch nicht völlig klar erkennbar ist. Di« Bolschewikt machen bekanntlich eine äußerst rege Propaganda für ihre außer- und innerpolitischen Ideen. Sie haben sogar versucht, diese Pro paganda in unser Heer hineinzuttaaen, eine in deutscher Sprach« erscheinend« Zeitschrift «Die Fackel' gegründet und suchen ihren Einfluß auch nach Möglichkeit in die Ukraine und nach Rumänien aoszubreiten. ES war ganz klar, datz sich dle rumänische Regie rung — 5ie sich übrigens nur notgedrungen am Waffenstillstand beteiligk hat — das nicht gefallen lasten würde. Aber da sie auS ihrer verzweifelten Lage anderseits nicht dte Konsequenz zu ziehen wagte, in Frledensverhandlungen elnzutteten, so mußte sie an gesichts der übermächtigen FrlüienSfehnsucht von Heeryud Volle