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Sette r. Nr. 84. Morgen-Ausgabe Leipziger Tageblatt Sonnabend, 1V. Januar 1V18 Kunst und Wiffenfchast Leipzig, IS. Januar. Lt«b«eab«»b von Dr. Leo von Herzet. Leicht zu merken war, daß h»e Betfall öen Zuhörern von Herzen kam. Zn der Lat — dem Süng« ist viel gegeben und sein Singen wohl geeignet, sich Freunde zu «r»«rhe^ Sain ganz lyrischer Bariton hat viel Schmelz, sehr schöne NVtt«0ag«, dagegen im Verhältnis geringer ausgehende Tiefe, bis auf «wtga, in gesteigertem Affekt «twaä gequälte Töne auch gut« Höhe. V« Vorkrog ist durchdacht, dl« bedeutendere Hinneigung zu Gefühl- vastem anfrcAich. Herr Leo von Aerget Halle als Hauplwerk des UheadS die Schumanns«-« .Dichtcrlicve' gewählt, umgeben von Lie ken» und Gesängen von Schubert. R. Strauß und C. Pembaur. ES tp so menschlich und deshalb nicht selten anzutreffen, bah auch ganz vernünftig« Menschen leben»- und sterbensgern ihre Individualität durchbrechen «ch erweitern wollen. So auch -er Sänger, dem ter ^Promelhaak* nicht gelang. Heroische» und Lyrische» verlangt eben rvlvlich, Scheidung, und immer wieder behauptet sich für Sänger die Frag« des n««rdtngS lebhaft angefetndet« «Faches'. Zn einigen der Schwmannfche» Gesänge «ar's daS gleiche. Für den Ausdruck von Wart« »t«: zerrissen, elend, bitterlich, reichte der oufgewanüte seellsche Mzant nicht völlig hi«, wie auch dem dritte« Liede die große Steige- ra»a mch de« letzten d«r Stich inS Barock« und in die Selbstironte fehlte. Zma Entaett griff H«rr< Hofkopellm-ister T. Pembaur (DreLden), b« i« übrigen sehr vornehm begleitet«, einige Male recht enecgisch in Ue Sait«« arS Blüchner htnein. Die eben vorgebrrckt« gering« Müfieüangen ändern nicht» an der Erkenntnis, bah man in Herrn von Herget «in« vortrefflich«, und besonders auch musikalischen Sänger Kennen l««te, d«m tiefe Gefühl« auf stark verinn-rlichend« W"tse »iiklrMvitirn in reichem Matze verliehen ist: wofür der Vortrag u.a. «Äh d« Scherbertlch« Geschigen. zeugte. Denn vor allem gelang es th«, «ch der wundervoll« Dichtungen Horthes, .Schäfers Klage- tled* sich ,An den Mond', betreffs de» Sinnes und Ausdruckes voll kommen gerecht M werd«. Eugen SeqnIH. MMMche Nachetchl« vm» der Aaiverfität Leipzig. Zn der am Mittwoch, b« Ist. Januar 1918. in der Universität staktgesundenen An- trtttSvorlesuna d«S neuberuf«« ordentlichen Professor« de« deutschen Recht». Handels-, Kirch«- and det deutschen bürgerlichen Recht» Dr. sirr. Alfred Schultze über .Sladtgemeinde und Reformation' «Kerfuchte der Redner bi« Frag«: Welchen Anteil hatte die deutsche vttbt mit ihr« RechtSeinrichtung« an der deutschen Reformation und ihr« Vorbereitung? Maß verdankt ihr der Gemeindegedanke im MvchmwvchÜf St schad«-» zunächst bt» Mißstände. di« in den letzt« ISchchmikmßa» Kat MKtöialÜm« bnrch dl» Ausübung das päpstlich« V«. fügungsrechtS über die geistlichen Stellen und durch ander« Maßnahmen und Unkerlaffungen der Kirche auch innerhalb der deutsch« Städte ent stand« waren. Dagegen regt« sich die Notwehr der durch ihr« Stadt rat vertretenen bürgerlichen Stadtgemetnde. Man sucht« daS Patronat- recht über die Stadtpfarrklrchen zu erlangen, leitete die Meßstistungen der Bürger mit ihren SkiftungLkapikallen und SttftungSpfründen in die Treuhandverwaltung des StadtratS. wirkte auf eine Klosterreform in den städtischen Männer- und Frauenklvstern. namentlich bet den Bettelorden, und setzte für die Klostergüter wie auch für dl« Kirchenbau- fonds städtische RatSdeputalionen. in Gestalt von sogenannten Kloster- Vormündern, Kirchenpflegcrn, Alterleuken «in. die eine wichtig« Zwischen instanz wurden zwischen Rat und Bürgerschaft. Der Rat übte endlich auch in steigendem Maße die Kirchonzucht. Die« verschaffte der Stadt eine Kirchenherrschaft, die ihr dann in der Reformation zugute kam. Die Anregung zur Reformation kam in der Regel aus der Mitte der Bürgerschaft, die vom Stadtrat die Berufung von Predigen» der neuen Lehre verlangte. So wurde sie eine bürgerliche Gemeindeangelegenhett. Den Abschluß bildet« der Erlaß einer Kirchenordnung, die durch Zu sammenwirken von Rat und Bürgerschaft unter bestimmendem Einfluß der Prediger zustande kam. DaS lutherische Kirchenwesen blieb auch weiterhin in der Stadt unter der Leitung d«r städtischen Organe, frei- llch überwölbt vom Kirchenregimenk des Landesherr». Erst das 19. Jahr- hundert mit seiner durch die Freizügigkeit hervorgerusen« stark« Kon- fessionell« Mischung der städtischen Bevölkerung führte in der luthe rischen Kirche zur Gründung einer selbständigen evangelisch« Kirchen gemeinde, wie wir sie heute haben, und zu ihrer Loslösung von der bürgerlichen Stadtgemeinde. lieber Professor Gregory erschien im Verlag von Friedrich Andrea« Perthes in Gotha eine von Karl Josef Friedrich verfaßte Monographie. Als .ältesten Kriegsfreiwilligen deS deutsch« Heeret' hat man den 70 jährigen Professor Gregory, der Oste-n 1917 im West« fiel, gefeiert. 3m biblischen Alter und als Gelehrter, der für sein Fach MUkruf genoß, nahm er all« Gefahren und Beschwerden des Krieges auf sich und besiegelte die Treue zu feinem Wahlvaterland« — er «ar Amerikaner non Geburt — mit dem Tode. Aber Gregory hat mrhr getan. Denn dieser älteste Kriegsfreiwillige war zugleich (nach Har- nack« Worfi .der brste Christ, den ich se kenn« gelernt hab«'. Lat Buch, do« von Gregory ei zählt, »st mehr als «in KriegSbuch, fa «S ist im tiefsten Sinn« ein Friedensbuch. Ein nach außen und innen Unendkch reiches Leben zieht am Leser vorüber. Gregory war eine ursprünglich« Persönlichkeit voll TeMp«»am«r und Tatchristentum, «t» Helf« oll« Bedrängten und Armen. Gelehrter und Freund des «in« Buche«, ein unermüdlicher Wander« in all« Weltteilen, ein Reformer und Sozialist auf der Grundlage der Bergpredigt. Aber höher als die« alle« steht der Mensch in seiner rein«, liebenswert« Güte, feiner klar« un tief« Religiosität. Hanfarfrag« im Hauptausschutz ' D BerV», 18. Januar. (Drahtbe richt unserer Berliner Schrtstlettung.) ZA HanptaoSschvtz des Reichstages brachte der Vorsitzende, Abg. Lehren- kach, Kal Beginn -er ReichSla^sthung folgend«; Schreiben d«S fin»- linkischen StaattrateS und Senator« Dr. Edv. Hyeli, Be vollmstchligten der Regierung Finnlands, zur Kenntat»: Sehr geehrt« Hw» S-ä-tratl Von einer Reis« nach Wien »urückgekehrt, beeil« ich «ich, Ihn«» im Nam« meines Lande» den aufrichtigsten Dank auSza- sprvch« für die bedeutsamen Worte, die Sie vor acht Tagen anläßlich der Anerkennung Finnland» als unabhängigen Staat im Hauptautschutz de» Reichstages gesprochen haben. Sie dcochken «in« neuen, wertvollen BeumiS sür das große Wohlwollen, da» Finnland von feiten Deutschland» zuteil geworden ist. Di« VerwirÜtchang seine» SelbständigkriiSb« streben» verdankt unser Volk vor allem den siegreichen deutschen Waffen und dem voll- tischen VerstSndniS Deutschland» für die Bedeutung eines frei« Finn land. Große innere Schwierigkeiten haben wir noch zu überwinden, dit wir am Ziele sind, aber all» freundschaftlichen, politischen und wirt schaftlichen Beziehungen mit Deutschland werden uns hierbei kräftige Stüh« fein. Empfang« Sie also... usw." Abg. Ebert (Eoz.): Der Reichstag spiele in dieser Angelegenheit «ine klägliche Rolle. Die Situation verschärft sich immer mehr. D e von Angriffen strotzenden Flugblätter aus dem Lehmannschcn Verlag werden massenhaft auch im Heere verbreitet. Die Rede Scheidemanns darf in Broschürenform nicht verbreitet werden. Der Ton -er Pro paganda der Elah, Bacmeister. Fürst Salm-Hör st mar usw. gegen den Reichstag ist unerhört. Eine ruhige Gegenschrift, d.e den Standpunkt der Reichstogsmehrheit vertritt, wird fast von sämt lichen Generalkommandos »erboten. Beschwerden helfen nichts. Wie ist es mit dem Verbot des Verkehrs der Soldaten mit Abgeordneten? Sind die Abgeordneten anrüchig? Kriegsminister von Stein: Der angebliche Gcheimerkaß war nicht geheim. Ich gehe offen vor. Als Richksurist erbat ich mir Gutachten. Diese lauteten zumeist dahin, daß die Vaterlandäpartei keine politische Partei fei, hinterher kamen gegenteilige Gutachten. Deshalb ist der Erlaß nach wenigen Tagen zurückge zogen worden. Es liegt im Wesen der Zensur, daß sie nicht befriedigt. Beschwerden kommen fast bei allen Parteien, auch bei der Vaterlands partei, vor. Daraus folgt, daß nach allen Seiten versucht wird, gerecht zu verfahren. Mißgriffe kommen naküriich vor. sinter den Zensoren gibt e» auch sehr urteilsfähige Personen, Gelehrte und Schriftsteller werden heranqczogen. aber die Klagen werden nie verschwinden. Wo sich pazifistische Schriften nur mit der ethischen Seite beschäftigen, steht ihnen nichts im Wege. Aber eine Grenz» ist schwer zu ziehen, und wir dürfen den festen Boden für die Armee nicht unter -en Füßen verlieren. Daß die Erlasse nicht sofort im nächsten Augenblick die Dinge zurechtrücken, ist selbstverständlich. Sie brauchen Zeit, nm zu wirken. Sir werden auch mißverstanden. Es bestehen ausländische Bestrebungen, fremden und schädigenden Geist in die Armee hineinzutragen. Dem muß enkgegengetreten werden. Abg. von Gräfe (Kons.): Richt einmal in dieser Sache ziehen alle Parteien am gleich« Strang. Sobald die Zensur etwas gelockert wird, tret« politische Gegensätze wieder hervor. Die Klagen würden wir- kungSvoller sein, wenn die Klagesührenden ganz einwandfrei ausgetreten wären. Auch die Ausführungen im Sinne der RelchslagSmehrheit ver. letz« andere Gefühle. Oberst von Wrisberg: Entweder werd« alle öffentlich« Versamm lung« erlaubt oder sie werden nur teilweise erlaubt. Das e>-sterr geht nicht, also bleibt nur der zweite Weg. DaS können aber nur örtliche Militärbehörden beurteilen und entscheiden. Mir haben Richt linien erlassen, die verlangen, daß alle Parteien gleichmäßig zu bs- Hendeln sind. WaS heißtMltglicderversammlungen? Es kommcnLeute durch Einladungen od«r sonstwie in Versammlungen, die gar keine Mitglieder sind. Line Zensur der Telegramme gibt e» nicht, sondern nur «ine Ueberwachvng. dje wir nicht entbehren können. Wegen deS Verbotes dos Verkehrs nut d« Abgeordneten ist angefragt worden. Klas^Antwort liegt noch nicht vor. —— Ein Vertreter des Reich» marineamtes führt« auS: Di« po- ltttsche Zensur liegt nicht bei der Marineverwaltung. Der U-Boot- Krieg trifft unsere Feinde hart. Unsere Gegner suchen ihre eige- nen Völker über diese Wirkmrgen zu täuschen und tischen dabet kritische Aeußerungen in der deutsch« Preffe auf. Dadurch wird die Wirkung -«» U-Vootkriege» verringert. DaS gilt auch für die Kritik der Vor- kommniss« der Vergangenheit. Die Zeniur ist nicht zu scharf. ES mutz eine Beunruhigung unsere» eigenen Volkes und die Ermutigung der Feinde vermieden werd«. Nach weiteren Bemerkungen des deut schen Militärbevollmächtigten und des Majors Grau aus dem Kriegs. Ministerium wurde die weiter« Beratung auf Sonnabend vertagt. Berlin, 18. Januar. (Drahkbertcht.) Der Ausschuß des Reichs- tage» fü r A a n d e l u n d G ew e rbe hat sich In -er Frage der Otill- lagung von Betrieben auf «inen Antrag geeinigt, wonach die unmittelbare Süllegnng und Zusammenlegung lediglich vom Reichswirtschasksamk als Zentralstelle nach Anhörung der LandeSzenkralbchörden und nur bei dringender KriegSnolwendigk eit zu verfügen sind. Dabei dürfen u. a. Kleinbetriebe gegenüber den Großbetrieben möglichst nicht benachteiligt werden. Auch sollen Beschwerdeinstanzen für unmittelbare und mittelbare Stillegung« und Zusammenlegungen ge schaffen werden. Für die siebergangSzeit werden dann Maßnahmen ver langt. mn den im Kriege stillgelegten Betrieben tunlichst bald wieder auf- zahelfen. ÜnterstaatSsekretär Dr. Göppert sprach sich im allgemeinen für d« Antrag auS. e» sei aber unmöglich, die Stillegung einzelner Betriebe vom wlrtz; L daß mit -er vorstehenden Maßgabe -le Zahl -er auf das Hamburger Staatsgebiet en klaffenden Reichstagsmandate von MHtrMimzrfkier 1« RutimllibmiltilLereiir Der groß« Saal de» Zoologisch« Garten» ist über füllt. Scho, lange ist die Beteiligung nickt so stark gewesen, wie dieses Jahr. Auf dem mit Fahnentüchern und den Büsten Kaiser Wilhelm» I., de» ll und Hindenburg» geschmückt« Podium hat da» Lurt-FiZ-Orchester Platz genommen, das den Abend mit Beetkoven« Triumphmarsch nach den Motiven des Es-Dur-Konzer1e< und Wagnrrs Rienziouvertüre unter der temperamentvollen Leitung seines Dirigenten Arno Fix wirkungs voll einleitete. Direktor Herrlch, der stellvertretende Vorsitzende, sagte einige begrüßente Worte. Er übermittelte den Ehrengästen, Mit wirkenden, Musikern und dem Festredner Geheimrat Brandenburg, den er einen zweiten Treitschke nannte, den Dank des Vereins und brachte da» Hoch auf Kaiser, König, Reich und Heer aus. Alfred Käse sanz hierauf mit mächtigem orgclionigen Bariton HanS Sachsens Ansprache aus den .Meistersingern', von Beifall überschüttet, wobei ma» nur da» Feb'« -eS bcglcitcnden Orchesters schmerzlich vermißte. Mit tem 1. Sah aus Mozarts Jupilerstnfonie, die folgte, zeigt« das Lurt-Fix- Orchester, daß cS auch den Aufgaben einer feineren Ftligrankonst «in- wan-frei Genüge zu leisten vermag. Die Festrede hielt Universitätsproseffor Erich Brandenburg. In einem scharf gegliederten Vortrage von teilweise starkem persönlichen Gehalt zeichnrle -er Vortragende ein Bild von der Entwicklung, die das Deutsche Reich seit seiner Gründung genommen hat, und deutete die Nichkl'nlen an, denen nach seiner Meinung der Kurs Deutschlands folgen müsle. Er führte etwa aus: In früheren Jahren beschäftigten wir uns an tiefem Gedenktage m t ter R.'kchseründung sc'bst. Heute gilt cs. sich zu vrracgenivärligen, was dieses Reich uns bedeutet, für jetzt und für die Zukunft. Seit 1871 hak sich ein ungeheurer Umschwung voilzegen. Aus einem Agrarvolk sind wir ein führendes Industrie- und Handelsvolk geworden, wobei uns unsere Landwirtschaft zum G'ück er- hallen blicd. Die sozialen Verschiebungen brachten da» Auftauchen der Induflriearbeilerschaft. das Hi.rschmelzen -es Mitte standeS und -en steigenden Zuzug der ar-ländtschen Arbeiter. Im geistig« Leden gab es keine so bedeutende Entwicklung. Auch im Polikschen trat ein ge- wlser Stillstand ein. Wohl erlebten wir die Ansätze einer großzügigen Sozial- und V'irljchastspslitik. aber zur Wrikerb ldung der Verfassung bcisp elsweise Kem es n<cht. Der Vortragende ging dann de» näheren auf unsere auswärtige Politik seit 1871 ein, der« einzeln« Etappen er In großen Zügen schilderte. Leider habe uns ein Bismarck gefehlt, der aus unterer an lick ungünstigen geographischen und politischen Lage, als eS noch Zeit war, die nötigen Folgerungen gezogen hätte. Jetzt bleibe ur.ö nur übrig, sür untere Weltstrilung mit dem Schwerte einzutrclen. Allmählich erhebe sich im Innern des Lande» dir Frage, ob unser Reich nicht verbesserungsbedürftig sei und auf neue Grundlagen gestellt werden müsse. Mau rufe nach 'sXlrlamentarismuS, Demokratisierung, Zurück- drängung -es Einflüsse» der Einzclstaat«. Noch immer herrsche der alte Parlikular'smus, auch auf wirtschaftlichem Gebiet, und die beiden mächtigen welkbürgerlichen — Sozialismus und Zentrum — bereiteten schwere Sorgen. Demgegenüber müsse man an den alten Grundlagen der Verfassung feslhalten und nur im einzelnen Verbesserung« ver suchen. Auch in der äußeren Politik. Eine Verständigung mit unser« Feinden sei nicht möglich. Wir müßten un» so stark wie möglich rüst«, damit wir uns auch in Zukunft der feindlichen Koalition erwehr«» könnten. Die Ansicht« de» Vortragenden, der zu d« eifrigsten Vor- Kämpfern eine» auf Gewalt grgrün sind bekannt. Er äußerte zum Schluß: festes leikung und zu unserer politischen Leitung, daß sie da» Erbe der Väter wahren werden. Lebhafter Beifall dankte dem Redner, der mit steigen der Erregung gesprochen hatte. — Mit weiteren musikalisch« Dar bietungen. u. a. Männerchöre de» Leipziger Lehr-rgssanzverclnS, endete die Feier. Lailnux im Gefängnis Ja fedmn richtige« französisch« Senfaiionsprozeß spielt ein Schrift- stück di« treibend« Roll«. In der Dr«yfuhaffäre hieß eS da» Bordereau und »ar ein« Fälschung. .Ich hab« die Regierung übernommen, um baS pazifistisch« Geschwür aufzustechen', sagte Llemenceau in der Kammer. .Man macht nicht viel Federlesens, uni einen Soldaten an die Wand zu stellen. ES darf deshalb auch nicht der geringste Verdacht aufkommen, daß man die großen politischen Herren schont.' Clemenceau ist tatsächlich zum Aeußerst« entschloss«. Aber wie auch das Verfahren aaSgehen »nag, ob mit einer Freisprechung oder mit dem Knall eines Pelotons Soldaten, Llemenceau hat zur letzten gefährlichsten Wasfe gegriffcn. die einem Staatsmann zu Gebot- steht, der um jeden Preis einen vom Volke herdeigesehnten Frieden verhindern und es zur Fort setzung des Krieges bis zum Aeußerst« zwing« will. Er ha! Freunde det Friedens des Verrats am Vateclande angeklagt, um sie zu verderben und ihre Gefolgschaft Irreznmachcn. DaS ist ein erprobtes Mittel, besonders in Frankreich, aber eS kann sich, mitten im Kriege, leicht gegen den Staatsmann wenden, der es sein« Zwecken dienstbar machen möchte. Für den Augenblick ist eS Clemenceau gelungen, einen schlimmen Zwist Ins französische Volk zu tragen, angesichts des Feindes, der, heute trohcnder als jemals, wenig mehr a's hundert Kilometer von seiner Hauptstadt entfernt in Waffen steht. Trotzt Lail'.aur siegreich der An klage, die ihn mit schmachvoller Todesstrafe bedroht, so dürften seine Feinde den in diesem Fall« unvermeidlichen Sturz des Kabinetts Llemcnceaus schwerlich hinnebmen, ohne wenigstens den Versuch eines Staatsstreiches zu wagen, um ihren Kriegswillen durchzusetzen. Wird Ca'llaux dagegen, in schärscrer oder milderer Form, schuldig befunden, so könnte es kommen, daß seine Freund- und weiter: Volksschichten sein« Nam« um so begeisterter auf ihr Banner schrieben. RelchswtrtschafkSamt an» z» vollzieh«, da hier die vrtllch« Verhältnisse nicht zu überseh« seien. Ob -1« Verkeilung der Stoff« nach dem Krieg« t» b«r gewünscht« Weise erfolgen könne, st«-« noch nicht fast. E» »»erd« «ch« mit Nachdruck «ud Ernst daht» gearbeitet, -t« DK- gelegten B«kriebe nach d«m Kriege baldmöglichst Meder in Gang za bringen. Redner wandte sich gegen dte v«rl«»gk« B«- schwerdainstanz, zumal da setzt bereits eine ReSha v« RaichS- stell«, wl« di« Stell« der LaMeSverwaltungen, al» Beschwer-«tnsiong m Frag« käme», Grus, 18. Januar. (Eig. Drahkbericht.) Um die Ver haftung Ealllaur' zu rechtfertig«, hat die Regierung den Zei tungen eine amlllche Mitteilung der Regierung der Vereinigten Staat« übermittelt, die drei auf Caillnux bezügliche Schriftstücke enihält. DaS erst« isi ein Telegramm Bernstorfs» vom 4. Februar ISIS, durch da» eine au» Buenos Alre» elngegangeac Mitteilung weiter gegeben wurde. DaS zweUe ist eine von Bernstorfs weitergegedene Mel dung au» Havanna vom AI. Januar 1915. DaS dritte Dokument enthält eia« Mitteilung, wodurch da» Berliner Auswärtige Amt am 6. Januar 191S durch dte Zensur die Zritvuqen -7such« sieh, den Namen von Lail- laax nicht zu nennen. Diese letzte Angabe stützt sich, wie die Zeitungen hinzusüg«, auf bl« Versicherung eine» amerikanischen Zeitungsbericht- erstallerS, der sich znr Zeit der Kriegserklärung in Berlin aufhielt. DaS .Journal' gibt zu. daß die Veröffentlichung der amerikanischen Re gierung schon scik längerer Zeil vorbereitet war, und daß Lord Nor'thcllsfe bei seiner letzten Anwesenheit in Amerika Anweisung gegeben habe, die politische Polizei möge ihre Nachforschungen kon zentrieren. DaS französische Blatt gibt also zu, daß e» sich um «iue eng lisch-amerikanische Machination handle zur Unterdrückung der Friedens bestrebung« in Frankreich. Der Abg. Re» and et wird heut« in der Kammer an die Re gierung die Frage richten über den Wert der amerikanischen Dokawenke. Die Parlaw.cntsgruppen der Radikalen und der ra dikal-sozialistischen Partei haben gejtern eine Erklärung erlassen, worin sie «S im Interesse de» Lande» für notwendig erklären, daß der schwebende Prozeß la an bedingt gesetzlicher Form durchgeführt werde unter Ausschluß von jeder Polemik und jeder Leidenschaftlichkeit. Lalllaax hat gestern im Gefängnis -« Besuch seiner Frau fange». Der Untersuchungsrichter Bouchardon empfing den , der er- empsangen. Gründer d«< radikalen Blatte» .L« Pans", Duparry, klärt«, daß Eaillaax zwar sich für da» Blatt interessierte, daß er aber seiner Gründaus volllländia kern Kaad und kein Veld für so!»« Grün- dugg atgrbsa habe,. . - — Bataill«" erklärt, di« Oeffenilichkelt marke mik Beklem mung auf di« genau« Wiedergabe der Tatsachen. ES wäre selbst nnler -em Vorwand dipiomaiischer Notwendigkeit ein gefährliches Spiel, dl« Veröffentlichung der Tatsachen oerschieben zu wollen. ES geh« um da» Leb« deS Landes, um den Grundsatz der Freiheit und die Achtung vor der Justiz. .L'Aeur«' fiel» di« große Reroopkät fest, die seit der Dersmftung Laikaux' in Frankreich herrscht, und versucht, die Oeffent- llchkeit über die Verzögerung der Bekanntgabe der Dokumente zu be- rahlgen. Die unabhängig« and fortschrittliche Presse erklärt unter hef- ttg« Angriffe» gegen di« Regierang, daß die französische und italie nische GerlchtSprddeznr darin übereiafkimm«, daß die Oeffnung de» Tr«sorsach«S tu Florenz nur im Beisein eine» bevollmächtigten Ver- lr«t«rS Laillaax' hätte erfolgen dürfen. Durch dos eingeschlagene Ver fahr« erfolgte «la glatkrr R«chtSbr«ch. — .La Berits' be tont, «S sei unzulässig, eine polMsch« Sach« von berarllgem Umfang - >rch Mllilärbeamte, dte nur Agenten der Regierung sind, führen zu lassen. DieLalllaax feiadlickePress« wendet sich gegen die Be- schuidiguagea, di« g«g« di« MMärgerlchltbehörden erhoben werden. Die Regierung dürfe sich aas die gefordert« Debatte nicht einlassen. «Figaro* meint, daß die sozialistisch« Bemühungen, au» Eaillaux da» Opfer eines NechiSlrrtomS zu machen, ergebnislos verlauf« werden. Demgegenüber betont die sozialistisch« Preffe einmütig, daß sie nicht die Sache Eaillaux', sondern die Sach« der Republik, der Gerech- tlgkett -eg« die Ungerechtigkeit verteidig«. Parts, 18. Januar. (HaoaSmelduag.) Heul« nachmittag nahm Hauptmann Boachardon dl« AaSsage des ehemaligen Mlnifier- präswenten Briand entgegen. Vernommen wurde ferner Haupt mann Ladonx vom S. mllltärisch« Nachrichteabareau über den An- geklagt« Paul Lomby, der deretts eine» Verhör über sein« Be- Ziehungen zaEavallini and verschieden« verdächtig« Personen unterworfen worden ist. * Jur Aendervna -«< NeichSkaaSweckfrechket la -en Riefen wahlkreise«. DaS infolge einer Entschließung d«S Reichstages in Vorbereitung befindliche Gesetz über eine Aen-erlmg-eS RetchS- lagSwahlrechtes in Len großen dichtbevölkerten Wahlbezirken veranlaßte -en Nakionalllberalen LandeSverband Hamburgzu einer Ltngabean-enSenat,in-«r darauf hingewtesen wird, -atz -le erforderlichen Grundlagen für die poli tische Mitarbeit wertvoller auf dem Boden bürgerlicher Welt anschauung stehender Kreise nur geschaffen werden können, durch Einführung der Verhältniswahl unter Dermehrung der Reichs- tagkMandate in den Riesenwahlkreisen. Der Rationalliberale Lanceäverband Hamburg bittet deshalb den Senat seinen Einfluß dahin geltend zu machen, 1. daß in den dtchüievölkerten Wahl bezirken eine Vermehrung der Mandate mit der Maßgabe vorgenommen wird, daß dte Verhältniswahl in ben burtt* Zusammenlegung vergrößerten Wahlbezirken eingeführt Arr« dem söchfischen Landtage In der Zweiten Kammer ist von den Natlonalliberalen Abgg. Dr. Löbner, Anders und Genoffen folgender Antrag ein gegangen: D!« Kammer wolle beschließen, dte Skaatsregierung zu ersuchen, »och in diesem Landtag einen Gesetzentwurf etnzubringen. wonach das Gesetz über dteL«nd«sbrandversicherungsan statt vom 1. Juli 1910 dahin abgeänderk wird, daß in der Abteilung für Gebäude versicherung di« LandeSdrandverflcherungsanstalt sür den an einem ver sichert« Veganstinb entstehend« Schaden nicht bis zur Höhe der Ver sicherungssumme haftet, sondern bis zur vollen Höhe deS ent standenen Schaden», ohne Unterschied, ob die der Beitrag»- berechttgLng zugrunde liegende Verflcherungisumme höher oder niedriger ist. Di« Höh« der Schadenvergütung soll sich — unter voller Wahrung d«S GrundsakeS. daß dem Versicherungsnehmer mehr al» der Betrag des Schad«» nicht zu ersetz« ist — richte» nach dem Versicherungswerte des versichert« Gegenstände» zur Zeit de» VersicherungsfalleS oder nach der Höh« de» zur Zeit der Wiederherstellung deS vorigen Zustande» not- wendiaen Aufwande». Ferner ist bet der Zweiten Kammer der folgende sozial demokratische Antrag elngegangen: Die Königliche StaakSregierung zu ersuchen. 1. dem Landtag alsbald einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den ein» allgemein« Neuregelung der Bezüge der Im Rahestand lebend« Beamt« und StoatSarbeiter erreicht wird, mit dem Ziele einer Erhöhung der Bezüge d«r ankeren und mittleren Klaffen: 2. eine Verkürzung d«r Wartezeit der Arbelterpensionnr- Herbeizuföhren. Elim berechtigte Forderung Müache«, 18. Januar. (DrahtberlchtuafereS Münchener Mitarbeiter».) Dem bayrisch« Ltndtag ward« von liberaler Sette ein sehr bemerkenswerter Antrag gestellt, der die Verminderung de» Gewinnes bar KriegSgefellfchaft«n und her Nah raaaSMtttelindustrie zagunsten des Handels, jedoch ohne Erhöhung de-, Preises für die Verbraucher, fordert. Die bayrisch« StaatSregiervng wtrb «facht, in bt«f«m Slim« an di« maßgeb«»-« R«tchSst«llea baraa- zuüretaa.