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Rr SS Srettag» de« 18 Januar 1Vl8 Verlag: Dr. Reinhold L To.. Leipzig HaupkschriftleUer: Dr. Tverth. Leipzig U-Boote in der Irischen See di« Siebe» feindliche §i-rre»ze lerseabt vtb. Berit«, 17. Januar. — Amlllch. — Eines unserer Unterseeboote versenkte kürzlich a« der Westküste von England vter Dampfer, ein französisches Bewachongsfahrzeug, eine« Segler und einen Fischdampfer. Dle Mehrzahl der Schiffe wurde unter erheblicher feind- Nchee Gegenwirkung in den für starke U-Bootabwehr besonder geeigneten Gewässern der Irischen See «nd des Bristolkanals durch geschickte Angriffe vernichtet. Hier fiel auch das fran zösische Bewachungsfahrzeug -em U-Boot zum Opfer. Sämtliche Dampfer waren bewaffnet. Unter ihnen Konulen di« englische« Dampfer „Elmsleaf- und „Boston City" namentlich festgestellt werde«. Don den beide» anderen Dampfern halte der eine Kohlen, der andere, von Ansehen nnd Gröhe des englischen Dampfers „Igremoat La st les-, S2S4 Tonnen Palmöl geladen. Der Fiichdampser führte dle Bezeichunng „v 6S6". Der Chef des Admlralfiabes der Marine. Verständigung mit der Ukraine vld. Brest-Litowsk, 17. Januar. (Drahlberi ht.) Bei der heute zwischen der deutschen und österreichlfch-ungarischen Delegation einerseits und der ukra Nischen Delegation anderer seits abgehatenen Besprechung hob Graf Lzernin den für dle Brester Derhandlungen überhaupt geltenden und auch von der ukrainische» Delegation anerkannlen allgemeinen Gr mdsah hervor» daß dle Einmischung eine-Teiles in dle inneren »aatlichen Angelegenheiten des anderen ans- geschloffen sei. Er w es auf di« Besprechung der Sicher stellung des Schicksals jener polnischen Minor täten hin, dle dem künftigen ukrainischen Staat etwa anzehören werden. Diese Erklärungen wurden von der ukrainischen Delegation zustimmend und mit dem Bemerken znr Kenntnis genommen, dah sie ans Grund derselben in die weitere Verhandlung eiutretcn werde. Bei der weiteres Besprechung über die Regelung des belderjeit» en wirk-aftllchen Verkehrs wurden keine solchen Divergenzen in den grundlegenden Auffassung«« sestgesteltt, dah sie das Zustandekommen einer Vereinbarung zu hindern vermöchten. Dle Beratungen wurden soweit gefördert, dah sie sich bereits auf konkrete Frage» des Warenaustausch verkehrs erstreckten. Der deutsche Heeresbericht Gröhes Hauptquartier, den 18. Januar 1S18. Westlicher Kriegsschauplatz. Auf de« gröhteu Teil der Front war dle Gefechtstätig- kelr gering, lebhafter tu der Gegend südwestlich von Tamdrai. Bei kleineren Unternehmungen nördlich und nordöstlich von Pros »es wurden Gefangene eingebracht. Sefiticher Kriegsschauplatz: Nichts Neues. An der mazedonischen und italienischen Front ist Lage onoerSndert. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorsf. (W.T.B.) Du Er-tbiir ter Reise b« Rese«schast;r«tt Warschau, 17. Januar. (Drahtberlchk.) Polnische Blatter bringen eine Mitteilung de« DressebureaoS beim politischen De partement der polnischen Regierung, bat sich eingehend mit der Reis« des Regentschattsratet nach Berlin und Wien befaßt. Di« er- reichten Dorteile werden alt erheblich bezeichnet. In erster Reihe hab« di« persönliche Begegnung mit dem Deutschen Kaiser und dem Kaiser von Oesterreich die Möglichkeit geboten, ihnen den tat- sachlichen Stand d«r Ding« im KSnigreich Polen barzulogen und zugleich die Vorschlag« zu machen, die sich aut diesem Tatbestand« ergaben. Tln günstiges Ergebnit ersten Ränget sei die Fühlungnahme mit Polen d«r verschiedenen Teilgebiete. Di« persönlichen Unterredungen mit den Mitgliedern det Polenkludt im deutschen Parlament waren danach nicht unfruchtbar; sie erkannten bi« Hauptlinien bet Bestrebens der polnischen Regierung unter ihren besonderen Verhältnissen alt be rechtigt an. Besprochen wurden in Berlin die polnische Hearesfrage und ihre Organisation auf nationaler Grundlage, sowie die Organisation Ein N-Boot an der amerikanischen Küste Bern, 18. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Das «Jour aal* berichtet aus Rew Bork, dort gehe das Gerücht, dah «in Tauchboot hundert Metten vor der Bucht »o» Galvestoa einen amerikanischen Dampfer versenkt hob«. Di« Nachricht hab« unter dem Publikum grohe Erregung verursacht und an der Börse «ine allgemeine Baisse» Valveston ist dle Hauptstadt pon Texas tu den Vereinigten Staaten von Amerika und liegt auf der gleichnamigen pinsel und an der gleichnamigen Bai. Die Stadl haf ungefähr 4ÜÜM Einwohner, ist der Sih einer Universität und zeichnet sich durch eine reg« »Iüdpstrle (Maschinenfabriken, Schiffbau) und elyen lebhaften Handel auS. Bern, 18. Januar. (Drahtberlchk.) Di« französische Presse meldet ans London: Der amerikanische Dampfer „Texat- (8687 Tonnen) flieh mit einem anderen Schiff zusammen «ad sank. Di« Besatzung wurde gerettet. Dle „Texas- führt« «in« Nitratladnng. Der Konflikt zwischen P.ters urg und RumS« en Basel, 18. Januar. (Elg. Drahtberlchk). Dle Ulmes berichten ans Petersburg: Die Banken der Hauptstadt erhielten den Befehl der Regierung, rumänische Anweisungen nicht mehr anszozahten. Die Rvmänea verlasse« fincht- arllg Petersburg. Dle Intervention der Eatentebot- schafter ist von Lenin zurückgewiesea. Dle Bolschewik! haben den Bahnverkehr mit Südruhland und Rumänien gesperrt. Tür «nd wider eine russische Bundesrepublik Stockholm, 17. Januar. (Drahtberlcht.) Rach einer Meldung aus Hoparonda erörtert man ir powlschea Kreisen la Petersburg nach drücklichst die Bildung einer Republik Groh-Ruh land, die di« mittleren und nördlichere« Gouvernements vom Ural dis zur Ukraine umfassen soll. Di« Frag« soll auf dem Kon grab der Demokrat«»- und Sozlalifteu-Organifatlo»«« behandelt werden, der am 21. Iauuar auf Anregung des Dolksausschuffes der Sowjets statlsiudea soll. Der Vorschlag der Bildung dieser neuen Republik geht von Kreisen aus, dle Kerenski vnd dm provisorische Regierung onterstützlen. 3Ulie»ff-k Furcht ur eiuer Ssfnsi« Zürich, 18. Januar. (Elg. Drahtberlcht.) Dle .Reue Zürcher Aestuag* meldet von der italienischen Grenze: Di« italienische« Zeitungen bestehen darauf, dah für Italien und dle Westfront eine schnell and gleich verschiebbar« Reservearmee geschaffen werd«, um sie während der er warteten Offensiv« an der am stärksten bedrohte« Stell« «lnzusehe«. General Lors, vertrttt in der «Trlbuna" die Ansicht, dah die Offen siv« der Zeutratmächte a» der italienische» Front noch «in« wettere Ausdehnung erfahren könnte. Durch den militärische«, Ausfall Ruß lands erhalte der Feind genügend Kräfte für zwei gleichzeliige Offensive». I« offizielle» italienischen sozialistischen Kammergruppen ward« ttn Vorstand der Partei beschlossen, laut .Giornal« d"Italia" sofort dl« E i «- berufuua der Kammer zu verlongea, dl« über «ine neue, von der ganzen Fraklin» »aterzeichaet« Friedensmolloa beraten soll. Di« Führer der schrifllcttenden Krlegsparteie» in Italien habe» i» der Hauptstadt eia« Dersammlaug abgehallea, in welcher einmütig be schlossen wurde, di« verschiede««« krleaSfreaadNchea Kammergruppe» «nd Parteivorsiäade solle» sich öfter versammeln, um im ganze« Lande eia« wirksam« Propaganda für de» Krieg z» «»statten. Genf, 18. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Der König und die Königin v on Belgien haben sich dieser Tag« nachItallen begeben, wo sie vom König Viktor Emanuel empfangen wurden. Sie werden von Rom auS die italienische Front besuchen. Bern, 17. Januar. (Eigener Drahtbericht.) 2n Rußland ist eine neue politische Gruppe entstanden, denen selbst dle Bolschewisten zu versöhnlich find. 2n den Peters burger Fabriken beginnt die Propaganda der Anarcho-Sy «- dikaltsten, welche sich hauptsächlich aus amerikanischen Emi granten zusammensetzen. Sie treten für die vollkommene Dezen tralisier»»^ des öffentlichen Lebens auf der Grundlage der sozia listischen Revolution ein. Basel, 17. Januar. (Eigener Drahtberlcht.) Der maximalistische Stadthauptmann von Petersburg. Feuermann, ist wegen Erpressung verhaftet worden. Die in Petersburg verhafteten Bankdirektoren wurden gegen eine Kaution von einer Million Rubel sreigelassen. Die ÄM Ker rusfischw DenMiseckL Unhaltbare Zustände an der Front. — Maffeadesertlonen. Zürich. 18. Ian»ar. (Eigener Drahtberlcht.) Die „Neue Zürcher Zig- berichtet indirekt aus Petersburg: In etner Konferenz über di« DemodiltsattonSsrage erklärte der Oberstkommandierend« Krylenko nach «inem Bericht der „Iswesttja", dah die Schwierigkeiten der Regierung mit jedem Tage wachsen. Der Bürgerkrieg greife stets mehr um sich und nehm« ein« immer schärfer« Form an. Dl« Lage werd« unhaltbar und mit einer Katastrophe enden. An der Front habe dle Demobilisation schon mit einer an- organisierten Massenflucht begonnen, dle den Eisenbahnen die grShten Schwierigkeiten bereite. Sämtlich« Kohlentransporte muß ten deshalb eingestellt werden. Ein anderer Reglerunoskommiffar sprach sich über dl:fe Konferenz folgendermaßen aus: „Dle Soldaten sterben zu Tausenden an der Front, und der Hunger wird sie allmählich in das Land htnelntrelben. wo sie alle- verwüsten wer den, was sie auf ihrem Wege antreffen.- Verhaftung von Dran Eaillaux? Graf, 17. Januar. (Drahtberlcht.) ' In der Laillaux-Affäre steht eine neue wichtige Verhaftung bevor; man spricht von Frau Eaillaux. TaiUaux" Wohnung in der Rue Neuville ist Tag und Nacht von einem großen Polizeiaufgebot umstellt. Taillaux wird als politischer Gefangener behandelt. Lr arbeitet in seiner Zelle 17 neben dem Raum, in dem sich Bolo hesindet, an seiner Verteidigungsschrift, oder er liest. Dl« Anwälte Demange und Leer al di erhielten als Verteidiger Eaillaux' Kenntnis von den Gegenständen, die sich auf das morgige Verhör Eaillaux' beziehen werden. daS Kapitän Bouchardon in der Zell« 17 vornehmen wird. Eeccaldi äußerte hierüber, die Aussichten seines Klienten haben seit seiner Rechtfertigung in der Kammer »einerlei Aenderung erfahren. WaS gegenwärtig in den Zei tungen an Kommentaren und Voraussagungen dargebracht werde, sei ein Kapitel, das er, Eeccaldi, vielleicht einmal in einer besonderen Welse behandeln werde. Renaud ei hält tn der „Hum an 11s" den Standpunkt fest, daß weder die italienischen, noch di« amerikanischen Schriftstücke vor das Kriegsgericht gehören, nur der Staat so «richtshof werd« hierfür als zuständig erklärt. Die Freunde Eaillaux' beteuern von neuem, der frühere Ministerpräsident habe mit Graf Luxburg niemals irgend eine Beziehung gehabt. „Berits-, Eaillaux' Organ, spricht von neu^n Enthüllungen über die tn Eaillaux' Florenzer Banksach gefundenen sogenannten Dokumente, die Poinears und Elemenceau kompromittieren. Uebrtgens Hal Eaillaux dem Untersuchungsrichter von sich aus von dem Dasein des Florenzer Banksachs Kenntnis gegeben, und er wollte es in Anwesenheit von einem von ihm bestellten Vertreter öffnen lasten. Wenig« Tage darauf wurde das Fach ohne Eaillaux" Wissen von italienischen Geheimagenten im Beisein des sranzöst chen Konsuls er brochen. Obschon dies bereits am 6. Ianunr geschah, hat man noch keinen amtlichen Bericht darüber. M« dle .Expreß-Korrespondenz" erfährt, verlautet la den Wandel- gäagea des französischen Senats, daß die Verhastuag des Seaerats Sarrall «ege» selaer Beziehung«» za Eaillaux de- uorfie-e. Polen und Ukrainer In Brest-Litowsk ist dieser Tage zwischen den deutschen und österreichisch-ungarischen Abordnungen ein vorläufiges weitgehen des Einverständnis erzielt worden, das die «Nordd. Allg. Ztg.' als einen entscheidenden Schritt vorwärts bezeichnet. Wir haben sicherlich Anlaß, uns dessen zu freuen. Freilich haben die Verhandlungen lebhafte Be fürchtungen unter den österreichischen Ukrainern hervor gerufen. Man befürchtet bei ihnen, daß der weithin im pol nischen Fahrwasser verlausende Kurs der österreichischen Politik chnen bei der Neuordnung der Dinge schwere Angelegenheiten in Ostgatizicn zufügen könne. Daher sind die ukrainisch«: Vertreter im österreichischen Reichsrat mit einer nachdrücklichen Verwahr rung hervorgetreten. Ostgalizien ist zusammengesetzt aus zwei ehemals selbständigen ukrainischen Fürstentümern — Halytsch und Lodomerten —»di« zum großen ukrainischen Reich Kiew gehörten. Zuletzt 1866 hat man dieses Gebiet der ukrainischen Fürstentümer gegen den Willen seiner Bewohner mit den polnischen Fürsterbümern Krakau, Auschwitz und Zalor vereinigt und daraus das Kronland ! Galizien geschaffen, das im Westen von Polen, tm Osten fast ganz von ukrainischen Bauern bewohnt wird, die in scharfem völkischen Kampf gegeneinander stehen. Nun sollen wesentliche Teile dieses von ukrainischen Oesterreichern besiedelten Gebietes dem neuen polnischen Staat zuaeschlagen werden und dle Bewohner dadurch den Verpolungsversuchen tn Verwaltung und Schule ausgesetzt werden. Gegen diesen im Anzug befindlichen Fehler erhebt nun die ukrainische ReichsrakSvertretung ihre warnende Stimme. Sie verlangt, daß Galizien wieder ln seine natürlichen Bestandteil, zerlegt werde» aus denen eS künstlicy zusammengeschwettzt wurde. Das ukrainische Ostgalizien soll zusammen mit dem Nordteil d«S Buchenlandes, Bukowina genannt, etn Kronland der Doppel monarchie werden. Sei das aber unmöglich, und wolle daS Haus Habsburg auf dieses treue, auf allen Schlachtfeldern be währte Volk verzichten, fo fordert sie dle Angliederung an die ukrainische Republik, die sich soeben in Kiew gebildet und für selbständig erklärt hak... Das deutsche Volk in Oesterreich hak Gründe, jene Ansprüche der ukran.schen Oesterreicher tn seinem eigenen Interest« will kommen zu heißen. Besteht neben der Republik Ukraine ein ukrainisches Kronland der Habsburger Monarchie, so haben sie daran die ersten Dämpfer gegen polnisch« Anmaßung. Tatsächlich ist auch das ukrainische Volk dle einzige der tm österreichischen Relchsrat vertretenen slawischen Nationen gewesen, die eine deutschfreundliche Haltung bekundete und trotz sachlicher Gegner schaft in manchen politischen Tellfragen bewahrte. Uns Reichsdeutsche aber erinnern diese Dinge daran, daß der Gegensatz Zwischen Polen und Ukrainern wohl größer ist als der zwischen jedem dieser beiden Völker auf der einen und den Nüssen auf der anderen Seite, und daß daher unsere Politik, wenn sie mit beiden, Polen und Ukrainern, Freund sein will, sehr gewandt vor gehen muh und jedenfalls noch grohe Schwierigkeiten zu über winden haben wird. Schon allein die Frage der Grenzen zwischen der Ukraine und Polen wird allen Beteiligten noch erhebliches Kopfzerbrechen verursachen. Es sind gar nicht wenige oder kleine Landstriche, auf die von beiden Seiten Anspruch erhoben wird. Natürlich wäre eine deutsche Politik ungeschickt, -le erst etn selb ständiges Polenreich errichtete und dann dieses durch eine einseitige ukrainische Politik sich entfremdete und reizte. Aber wtr brauchen aus der Gegnerschaft zwischen den Ukrainern und Polen selbstver ständlich nicht die Folgerung zu ziehen, dah wir um unserer bis herigen Polenpoltttk, die ja allem Anscheine nach auch weiter fort- oeführt wird, unS jeder Anäherung an die Ukraine zu enthalten hätten, nur, um unser Verhältnis zu den Polen nicht zu ver derben. Die Reichsleitung denkt ja auch gar nicht daran. Die Aufgabe für uns ist, mit beiden Völkern auszukommen un möglichst gut zu stehen. Ater dle rechte Mitte zu finden, wird viel Klugheit erfordern. Für den leider nicht durchaus unwahrscheinlichen Fall aber, daß dle Polen von flch auS dle Beziehungen zu uns nicht ganz wünschenswert gestalten, bleibt ein starker ukrainischer Staat ln hrem Rücken ein Gewinn für uns. Auf diese Möglichkeit un sere Politik von vornherein etnzustellen und etwa dle Grenz- ührung zwischen Polen und Ukraine von uns aus so zu beein- lussen, dah sie ein leidliches Verhältnis zwischen jenen beiden Völkern n i <y 1 beförderte, wäre freilich sehr falsch. Wir dürfen n'chts rvn was uns Konflikte schaffen Kani, wir ollrfen unS nur sichern für den Fall, dah uns von anderer Seite Konflikte dereltet werden. »