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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918011801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918011801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-01
- Tag 1918-01-18
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Monat
1918-01
-
Jahr
1918
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Hauptausschutz des Reichstages > Die Lag, der pobüsche» Ardetter — Aenjorfva-e» kJ Verün, 17. Januar. (Drahtkaricht »»jare, Beeilter Schrift 1«lt»»g.) Der Ha»ptaoSschutz del Reichstages beschästigk« sich am VonnerStognachmlktag zunächst mit de» Verhältnissen der pol. Nischen Arbeiter in Deutschland. Dbg. v. Lramprzgukt (Pole) schildert die Lage der vom Krieg« «der. rafchken Saisonarbeiter, dos, di« damaligen Russisch-Polen, dl« schlechter gestellt wären all dl« deutsche» Arbeiter, nun schwer darunter zu leiden hätten. Dal Versprochene ist ihnen nicht überall gehalten wor den insolge dcS Widerstandet der Generalkommando» und der «ge nügenden Unterstützung durch di« Fürsorgestelle. Di« wohlwollenden Verfügungen del Krleglamtel würden in der Praxi» nicht befolgt. Der Redner fordert, datz den Arbeitern der Arbclitwechsel erleichtert wird. Oberst ». Braun: Dal KriegSamt läßt sich angelegen sein, di« Lage der fremden Arbeiter zu bessern. Frei.assen bann man diese Arbeiter nicht, weil wir unsere Kriegswirtschaft aufrechterhalten müssen. Naturgemäß können ihnen nicht di« Rechte der deutschen Ar beiter aul dem Hilssdienstgcsetz zugedilligt werden, doch geschieht alles, um ihr Lol zu bessern. (Lin vor einem Monat ergangener Erlaß muß erst se ne Wirkung zeigen, die Klagen rühren aul der Zelt vor dem Erlaß her. Mißgriffe mögen vorgeßommen sein. All diel beweist, daß do» Kriegsamt den berechtigten Wünschen entgegenzukommen sucht. Adg. Schirmer (Zlr.): Die Erklärungen klingen sehr entgegen kommend, aber cnikräflet sind die Klagen nicht. Die AwangS- orbettsverträge müßten einmal, so schwer el sein mag, nach geprüft werden. Ministerialdirektor Dr. Lewald: El wird dafür gesorgt, daß jede Beschwerde sachgemäß behandelt wird. Al>z. Dr. v. Trampczrnki: Die deutsche Volkswirtschaft wird nicht geschädigt, wenn man die Areikervcrträge nach Recht und Billigkeit ab schließt und sie auch innehält. Ministerialdirektor Di. Lcwcld: Grvßcgrarlsche Interessen kommen nicht tu Frage. Unsere gesamte Volkswirtschaft würde die frcm- tcn Arbc ter nicht entbehren Können. Wir haben alles Interesse, sie möglichst gut zu behandeln. Die Anwerbung erfolgt in ganz zwÄ'elS- fkeirr Weise. Aus Ersuchen der Bischöfe hat der Reichskanzler erneut angrordnet. alle Mißstände abzustellen. Abg. Dr. von Tramprzyuki wiederholt seine Beschwerden. Man solle an dir inoralische Wirkung für dir Zukunft denken. General Scheuch: lieber das Ziel, das wir verfolgen müssen, find wir einig, ober die Interessen unserer Kriegswirtschaft und unseres Lande; geben allen anderen vor. Äbg. Waldstcla (Fortschr. Vpk): Die Erlasse hinken sehr nach. Die Generalkommandos sollten von selbst etnschen, welches «totzeS Interest« wir an der Schaffung von Zufrirde bei den fremden Arbeitern haben. General Scheuch: Daß cS mlk den Erlassen so langsam ging, komm? von den ausgiebigen Beratungen mit den verschiedenen In'tanzen. Oberst von Brnuu: Die Freizügigkeit der polnischen Arbeiter ist durch die SchlichkungSstelle gesichert. Abg. Seyda (Pcle): ES handelt sich um einen dunklen Punkt un ferm Kriegswirtschaft. Wiederholt ist uns Besserung zugefprochcn worben. Wir müssen als freie Mämrrr bahant-elt werden, unsere Be schwerden Haden aber keinen Erfolg oder nur sei en. Zur Beratung stehen weiter Zensursragen. Abg. Gothel» (Fortschr. Vp'k.): Leider wird unS ein erneutes Ein gehen aus Aiese unerauichlichen Ding« nicht versagt. Von den Zusagrn der Besserung ist nichts gehalten, die Zuständ« sind schlimmer b«nn je. Die Erbitterung wächst. Auch im Plenum müssen wir ohne Rücksicht auf das Ausland die Sache behandeln, um wenigstens den imrrren Frieden uns zu berrahrru. D e Willkür der Generalkom mando», übersteigt jede» Matz. Der Redner bringt ein« Reihe Fälle vor. W.'ikerheratung am Freitag. Die WMrechtsSeliiitte i» Atlsschch der Preußischen MgeorduetenWses O DerNn, 17. Januar. (Drahtberlcht unserer Berliner Schrtftleltung.) Am heutigen Donnerstag vormittag trat der VerfassungSauSschnß dcS Abgeordnetenhauses w'eder zusammen. Ein nationalltberaler Redner bemängelte abermals, baß sich die Regierung nicht klar darüber geäußert habe, mit welchen Mitteln flebleDeutscheninderOstmark gegen die Folgen der gleichen Wahlrechtes schlißen wolle. Die frühere VersöhnongSpolikik im Oste« hab« feteSmal zu einem FiaSko geführt und die Polen auf ihrem Ge biete Vordringen lasten. ES hab« sich gezeigt, daß dr« starke Hand nicht zu entbehren sei. ES habe jetzt den Anschein, daß die sozialistisch« Arbeiterschaft mehr und mehr zu den Unabhängigen ab schwenke. Da müße das gleiche Wahlrecht bedenklich erscheinen. Warum greifen die Fortschrittler nur immer bi« Nattonalliberaten an und nicht daS Zentrum? Wenn man beton«, daß das gleiche V^ahlrecht sich im Reiche bewährt habe, so sei doch bi« Entwicklung im Reich« bei Aus bruch des Krieges noch nicht abgeschlossen gewesen. E» waren bange Augenblicke im August 1914. ehe man wußte, daß die Sszia'demokraken zur Pflichterfüllung gegenüber dem Vaterland« bereit seien. Di« Halung der Unabhängigen hat nachträglich dies« Besorgnis auch gerechtfertigt. Nachdem der König daj gleiche Wahlrecht angekündigk, sei die Situation allerdlng» leicht und angenehm, aber schuld daran sei die frühere Re gierung. Redner bezweifelt, daß der Drang nach dem gleichen Wahl recht im Volke so groß sei. 14. Gewandhauskonzert Leipzig, 18. Jana«. Auf GadeS Konzertmwertüve .Nachklänge an Os stau' folgte die Ur- «sführung einer D-MoSi-Sinsoni« von Emil Robert-Hansen, der seit Jahren dem Stadl- und VewandhauSorchester angehört, und sand sehr freunbllch« Ausnahme. Der Komponist, ein geborener Däne, faßt fein mehrteiliges Werk in «tuen Sah zusammen. Durch seine Gefühlswelt, deren Segment diese Sinfonie bedeutet, geht eia Riß. Denn anfangs hängt der Tonsctzer neuen Idolen an, erst später bekennt er sich w eder zu alten Göttern. Dort gewinnt etwas Klang und Gestalt von jener unendlich geheißenen Melodie, deren Wiege im neudeuischen Lager stand. Oft gldt'S da ein fast wunderIlcheS vebräng' und Getriebe, häufen sich zugleich mlk har monischen Gewagtheiten auch di« instrumentalen Schwierigkeiten, ertönt dald faustisches Stöhnen, bald RomeoS zärtlicher Koseton. Die Klang- charaktere überwiegen zunächst, und hinter ihnen treten wirklich tiefere Gedanken, in energische Plastik gefaßt, durchaus weit zurück. Als zur Szene gehörig könnte man sich aus diesen ersten Teilen der Sinfonie käs md jenes recht gut denken, oder ober auch eingefaßt and genauer bestimmt im Begriff musikalisch-programmatischer Vorstellung. So wte st« ist, ble'bt die Sache in der Schwede, und beinahe wünschte sich der Hörer zurückversetzt hinter dl« Grcnzpfähle deS Bereiches der absoluten Musst. Seinem Wunsch wird Erfüllung. Denn Robert-Hansen macht tatsächlich kehrt und schreibt dann ein ganz allerliebstes Scherzo, daS in jeder Sinfonie sich mit besonderem Glück behaupten würde. In einem langsam gehalkenea Satze fanden sich zuvor schon manche sein« lyrische Einzelheiten und der Schlußteil bildet einen frohen KehrauS des Ganzen. Ohne Frage sollte sich dl« Komposition nicht Sinfonie in einem Satze, sondern allenfalls sinfonische Phantasie nennen. Herr Professor Arthur Nlktsch verhalf ihr zu einem schönen Erfolge. 2m zwÄten Programmkelle erschien, gefolgt von Roberk Schumanns Ouvertüre za .Genoveva', daS Beekhovensche Violinkonzert, mit dessen «Sgereichnetem Vortrage sich der Wiener Geiger Herr Adolf Busch di« aufrichtig« und warme Anteilnahme der Zuhörer von neuem gewann. Von dem hoch talentterlen Künstler war an d eser Stelle bereits deS öfkern die Rede. Sein Geigenton ist gewiß nicht der größte, aber von sympathischstem Wohllaut und absoluter Intonationsreinheit, sein« Tech nik überwindet alle Schwierigk« ken und seine Auffassung ist von edler Vornehmheit. Man hatte viel Freude an dieser so natürlichen Art zu musizieren, di« den Spieler selbst gleichsam für Minuten ganz vergessen macht über daS Werk nebst seinem Inhalt and do» meisterhaft gehand habt« Instrument. Vortrefflich spielte Herr Adolf Busch u. a. die beiden Kadenzen, ohne den geringsten virtuosen Einschlag, vielmehr nur al» ge dankenreiche Ilmschrübvog der kurz zuvor vernommenen musikalischen Lugen Segnitz» Ei« Fret»onf«rvattv«r tritt füretnPluralwahlrecht unter besonderer Dertchsichtigung der Kriegsteilnehmer ein. EinKanfervattver führt auS: Die Mehrheit dar Pole» und Sozialisten hab« ihr« Scholbiakeit getan. Aber eS besteh«« Unterschied« zwischen de» Wählern und Abgeordneten. DaS gliche Wahlrecht ge- sährdet Kirch« und Schule. EinZ«nlr»mSreb»«r erklärt, datz feine Freund« bei sorg- sältlger Abwägung jeder einzelnen Bestimmung an der gruadsätz- ltchen Steilung, wt« sie im Plenum gekennz-ichnet wurde, fest halten werden. Welte VolkSkrelse würden bitter enttäuscht sein, wem» e n« nicht brauchbare und oolkSkümliche Wahlreform zustande kommen würbe. DaS Beispiel deS Reichstages beweist, daß daS gleich« Wahl recht atcht die Parlamentarislervng nach Pch Ziehen müsse. In welken Kreisen sei die Sympathie für das gleiche Wahlrecht stark herabgedrückt dnrch die Besorgnis der Radikalisierung deS Parlaments. Lin Gegen gewicht könne nur geschaffen werden durch die Ausstattung der Ersten Kammer mit größeren Befugnissen durch Festlegung der Wahlkreise und Interessen von Kirche und Schule. Die Gefahr der Zu nahme der Unabhängigen Sozialismus erscheine Rednern übertrieben. Rian solle sich vor krankhaftem Pessimismus hüken. In der Fortsetzung der Beratung erklärte ein Nationallibe raler dann noch, daß seine Partei die Verantwortung für das Vcr- halten im Auschuß dem Volke und d«r Zukunst gegenüber auf sich nehme. Sie wir- sich Lurch nichts bewegen lassen, gegen ihre Uebrrzeugung ckwas zu beschließen. Zweifellos wird das gleiche Wahlrecht bei uns den Parlamentarismus zur Folge Haden. Denn durch das gleiche Wahlrecht ge'angen diejenigen Parteien zur Herrschaft, die An hänger de» parlamentarischen Systems sind. Ebenso zweifellos sei, daß daS gleiche Wahlrecht eine Aenderung der Pol en Politik bringen werde. Ein anderer Nationalliberal er trat für das gleiche Wahlrecht ein. Wenn die Krone sich in so feierlicher Weise für das gleiche Wahlrecht eingesetzt habe, könnte es unmöglich den Unter- gang Preußens bedeuten. Ohne eine Lä'ung durch daS gleiche Wahlrecht wird di« Wahlrelorm nicht zum Reckt kommen. Im wetteren Verlauf der Aussprache kam cs dann zu einem deftigen Zusammenstoß zwischen dem stellvertretenden MinisterprLsitenten und dem Führer der Konservativen. Dor konservative Führer wendete sich dagegen, daß die Regierung fort- gesetzt sich aus die Iultbotsckas! berufe. Er Habs bisher die Stel- lung deS preußischen Ministerpräsidenten anbrrS aufgefatzt. Die Minister srlcn doch keine Kanzlisten, Ne nur Unterschriften geben, sondern ir.üh- ken auch den Inhalt einer Vorlage verantwort;«. Dr. Friedberg habe sich noch gar nicht so lang« vor seiner Ernennung in einer Rede in Hannover in ganz anderer Weise über das gleiche Wal) recht geäußert, olS er es heut« tue. Wie wolle er diesen Umschwung begründen? Die Reg'erunz sei bisher den Bews'S dafür schuldig geb! eben, daß di« Juli- botschaft nicht auf äußeren Druck zurückzuführen sei, daS aber sct von großer Wichtigkeit, weil man nur in diesem Zusammenhänge die Juli- bolschaji richtig beurteilen könne. DaS gleiche Wahlrecht werde ver- n i ck k c n - e W i r k u n g e n haben, man stehe an einem großen Grund stein von Preuß:nS Geschickte. Angesichts der schwachen Erklärung der Reglern«) müsse ec sagen, .gezogen und zu laicht gefunden'. Der Vizepräsident des Sicatsminisicriums Dr. Friedberg erwiderte, er sei nur nach stackem Sträuben in die Regierung eingekreten, well er gewußt habe, daß er sich vielfach in Widerspruch mlt früheren Aeuße- run"«n werde sehen müssen. Menn er zur Beendigung der politischen Krise den Ruf des Königs angenommen habe, so dürfe ihm daraus ein Vorwurf nicht gemacht werden. Gewiß sei er früher kein Anhänger des gleichen Wah'rechtz gewesen, habe ober niemals gesagt, daß das gleiche Wahlrecht unannehmbar sei. Die Negierung habe vor Einbringung drr Vorlage alle Momente erwogen. Man könne doch wegen der Verhältnisse im Osten nicht auf jede Mahlresorm ver zichten. Die Verhältniswahlen würden, wenn sie beschlossen würden, in ihrer Anwendung auf die Ostmark geprüft werden. Damit schloß die allgemeine Aussprache. Die Einzelberakung be ginnt mit der HcrrenhauSvorlage. - - M re« MllSlschen Mittelst««- Fortschrittliche Anträge im preußischen Abgeordaeleuhause. O Derva, 17. Januar. (Drahtberlcht unserer Ber liner Schriftletkung.) Im preußischen Abgeordneken- beuse wurde von der Fraktion Ker Fortschrittlichen Volksparkei folgender Antrag eingebracht: Die König!, bkaatsregieruna zu ersuchen, zur Wleberaufricktung bcS durch den Krieg schwer geschädigten gewerblichen Mittel standes u. a. folgend« Grundsätze zur Durchführung zu bringen. 1. Den durch den Krieg geschädigten Handwerkern ist von den zur Verfügung stehenden Rohstoffen «in angemessener Teil zu überweisen: den Handwerkern, bi« nicht imstande sind, aus eigenen Mitteln oder mit Hilfe deS Kredites ihren Anteil an den Rohstoffen zu bezahlen, ist unter Bürgschaft von Relch and Staat Kredit zu eröffnen. 2. Den LieferungSgenossenschasken der Handwerks sind nach Mög lichkeit Staats- und Gemeindeaufkräge zuzuwen-dcn. 3. Bel der Demobilisierung des HeercS ist auf di« Verhält nisse deS gewerblichen Mittelstandes weitestgehende Rücksicht zu nehmen. Eia lückenloses Netz von Arbeits Vermittlungsstellen, ebenso eine LehrlingSstellenvermittlung ist einzurichtcn. 4. Handwerk und Kleinhandel sind zum Beirat für lieber- gangSwirtschaft heranzuziehcn. 5. Insoweit nach dem Kriege di« staatliche Bewirtschaftung von Roh stoffen und Halbfabrikaten noch fortdauert, ist fürdiewettereVer- tellung ble Mitwirkung deS Handel» in möglichst weitem Umfang« geboten. Steuerfragen im Landtage Stimmungsbild (Drahtbertcht unserer Dresdner Sch rlftlelknng.) -- Dresden, 17. Januar. Die Regierungsvorlage zur Besteuerung der Teuerungs zulagen anch der Beamten, hat bei diesen bekanntlich viel Widerspruch gesunden. Die Zweite Kammer hat jedoch heute im wesentlichen sich auf den Standpunkt der Regierung gestellt. Wie Flnanzminister Dr. o. Seydewitz ausführte, verlangt eine gesunde vkeuermoral die Besteuerung der Zulagen. Er betonte, wie schon in der Vorlage, eS set eine selbstverständlich« Pflicht gegenüber der Allgemeinheit, die jene Zulagen aufbringen müsse, sie zu be- steuern. DaS Gegenteil sei unbillig. BiS aus einzelne Redner, die nicht für ihre Fraktion, sondern für sich persönlich sprachen, war man drr Ansicht d:S F.nanzmlnlsters, wenn dieses auch tn weniger schars sormuiirrter Form zum Ausdruck gebracht wurde. Von nat.onalliberaler Seite sprach Abg. Klelnhempel sehr unterrichtend, wie immer, wa dieser erfahrene Gemeindebeamke über Verwaltimgssachen sprich!. Die Vorlage wurde nach langer Besprechung schließlich dein Finanzausschuß übrrwlcsen. Vor ihrer Besprechung brachte der unabhängige Sozialdemokrat Fleiß ner dos bekannte Antworttelegramm deS König» auf die BegrützunoSdepesche der VakerlandSpartel ln Plauen zur Sprache. Es geschah das bei der Beschlußfassung über die Zlvllllfle. Fle'ßner lenke Verwahrung gegen daS Tcle- gramm des Königs ein, d--.s der Meinung des Volkes widerspreche. Nock Landlagsbrauch und Gesetz sott die Person des Königs nickt in die Debatte gezogen werden. Der Präsident Dr. Vogel wollte dos auch bcuke verhindern. Fleißner erwiderte scharf, der Landtag muß das Recht haben, solche Telegramme zu besprechen. Der Minister Dr. v. Seydewitz führle dem Abo. zu Gemüte, daß auch der König dos Recht der freien Meinungsäußerung Hobe, eine Feststellung, die, abgesehen von der äußersten Linken, im ganzen Hause lauten Beifall auSlöske. Das Telegramm wird übrigens von der sozial demokratischen Fraktion, wie Fraßdorf ankündlgke, nochmals beim Kultz-sekat zur Erörterung gebracht werden: bei diesem, da man dem Kultusminister Dr. Beck, olS dienslälkestem Minimer, d'e meiste Verantwortung für das Telegramm zuschlebk. Vor läufig haben beute be de sozialdemokratischen Fraktionen, wie früker, gegen die Zivilliste und Iahrgelder der königlichen Prinzen gestimmt. Zweike Kammer 16. Sitzung. (Drahkbertchkunserer Dresdener Schrtfkleltnng.) Dresden, 17. Januar. Tagesordnung: Schlußberalung über den mündlichen Bericht ber Flnanzdeputation ä, betreffend Kronrenke, Iahrgctter und sonstige Lei stungen aus Grund deS Königlichen Hausgelrßes. Allgemeine Vorder«, knng über den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Einkommen. steuergesetzeS (Besteuerung der Teuerungszulagen). Dl« Sitzung wird durch Präsident Dr. Vogel um 12 Uhr eröffnet. Am Rcglerungstlsch Finanzminister Dr. von Seydewitz und Räte. Berichterstatter über den ersten Punkt ist Dr. Hähnel (Kons.). Er beantragt bei Kapitel Kronrenks die Ausgabe mit 3 778 577 M. und bet Fahrgeldern und Leistungen mit 6?,2 138 M. nach der Vorlage zu bewilligen. Abg. Dr. Brodanf (Fortschr.) verlangt eine Aeirderung d«s veral teten HauSgesetzes und andere Einstellung der genannten Summen. Abg. Fleißner (Unabh. Soz.) betont, sein« politischen Freunde würden gegen die Vorlage stimmen. Er verlangt Besteuerung de» Einkommens und Vermögens derdeukschenFürstcnhäuser. Redner führt auS: Auf ein AnnexlovStclegramm der VakerlandSpartel in Plauen antwortete ber König in einer so ungewöhnlich zustimmenden Form, daß ich Verwahrung dagegen einlege, daß dieses Telegramm die Meinung deS sächsischen Volkes auSdrücke. (Präsident: «Sie dürfen dr« Person de» Königs nicht in die Debatte ziehen.') Menn die Presse daS unzweifelhafte Recht hak, daS Antworltelegramm des Königs zu desprechen, so muh daS gleich« Recht auch dem Landtage zustvhen. Da- von mache ich Gebrauch, um so mehr, da das Köirlgstrlegranrm wahr scheinlich mit Zustimmung de» Gesamtministerinms veröffentlicht ist. Adg. Frähdorf (Eoz.) Die sozlaldemokraiische Fraktion n mmt zu ter Kronrenke die gleiche Stellung wie früher ein. Das Königs- teleg ramm werden wir bei der Beratung des KulluSckatS zur Be- sprcchung bringen. Fiaauzministrr Dr. von Seydewitz: Nach dem HauSgeseh ist der Staat verpflichtet, den königlichen Prinzen Iahrgelder zu zahlen. Die Kronrente ist ein Ausgleich für den Verzicht der königlichen Familie auf das Domäneneinksmmen, da» heute wohl 15 Millionen Mark jährlich be tragen würde. Hinstchtl'ch des bemängelten Telegramms ist zu be merken, daß auch dem Monarchen daS Recht zuskcht, seine Meinung frei zu äußern. (Ledh. Bravo rechts und in del Mitte.) Abg. Fleißner: Ich will dem König das Recht drr Meinung?- Städtisch« Theater. Am Sonnabend, den 19. Januar, findet die 25. Auffahrung deS Weihnachtsmärchens „PeterchenSMondfabrt" von Gerdt von Bassewitz im Alten Theater statt. Beginn der Vor stellung um 2'/» Uhr. TheaterchroaU». »Gertrud-, ein Schauspiel von Hjalmar Söderderg, aus dem Schwedischen Lberletzt von Marie Franz»», wurde vom Leipziger Schauspielhaus zur deutschen Uraufführung erworben und ge-t im Lause des Februars tn Szene. Bund der Freunde deutscher Kunst. Wir hakten von ber Nieder- legung der Aemter im .Bund der Freunde deutscher Kunst' berichtet. LS handelt sich um Kompctenzstreitigkclten interner Art. Herr Arthur Dobsky ersucht uns um Abdruck der folgenden Aeuhcrung über se ncn Standpunkt: .Auf die Erklärung der von ihren Acmlern zurückgetretencn Vorstandsmilglicder des von mir ins Leden gerufenen .Bundes der Freunde deutscher Kunst' habe ich zu erklären: ES ist nicht richtig, daß ich den Vorstandsmitgliedern den Einblick In die Geschäfte hartnäckig verweigert oder .amtliche' (?) Bekanntmachungen erlassen habe, für die der Vorstand die Verantwortung nicht hätte übernehmen können. Rich tig ist vielmehr, datz der Vorsitzende Geheimrat Prof. Schmarsow sich für berechtigt erachtet hat, elgenmächllgerweis« -te von mir ausgestellten und von 350 Mitgliedern gutgehelßenen Leitsätze, zu denen sich er und die zurückgetretenen Herren ursprünglich bekannt haben, nachträglich öffent lich für ungültig za erklären. Richtig ist ferner, daß ich demzufolge und in metaer Eigenschaft als vollgültiges Vorstandsmitglied mich mlt aller Kraft gegen diese mich persönlich herabsetzende und die BundeSinteressen schädigend« Politik gewehrt habe. ES ist nicht richtig, wenn die aus geschiedenen Herren den Ansche n z» erwecken suchen, als set ihr Rück tritt freiwillig erfolgt. »Richtig ist vielmehr, bah angesichts der Tatsache, daß mtr ein ferneres Zusammenarbeiten mit den von mir in ihre Aemter gebetenen Herren weder möglich, noch M, Interesse de« Bundes für wün schenswert erschien, ich am 5. Januar dieses Jahre» einen von hoch angesehenen Künstlern nnkerzetchneten und In Abschrift beim Notar hin terlegten Antrag «ns Abberufung deS Vorstandes gestellt Kode, auf den mir am 7. Iauar die RücktrtkkSerklärung zagtng. Wenn in dieser ke- baup'.et wird, der Rückkr ttüentschluh sei schon am 27. Dkzcwber vorigen Jahre» gefaßt worden, so scheint die» nicht den Tatsachen zu entsprechen, denn ich habe noch am 31. Dezemder eine Einladung zu einer für den 10. Januar anberaumken Vorstandssitzung erholten, tn der von einer RücklrlttSabstcht nicht die Rede Ist. Rtchtigzvstellen Ist noch, daß die Herren Geheimrat Prof. Seffner und Prof. Franz Hein dem Verstand überhaupt nicht angehörten. Endlich muß aurdrücklich betont werden, daß von einer Auflösung des Bundes keine Rebe sein kann. Die Verbreitung dieser Nachricht ist eine böswillig e.* — Wir ge währen der Aeußeru"' Roum, ohne im mindesten un» mit ihrer Dor- lleüung »dentisch^rklLren Zu können, um so weniger, als wie wir noch mals ausdrücklich betonen, di« von dem Bunde vertretenen einselllgen und durch außenkünstlerische Momente bestimmten Ziele durchaus nicht mit unseren eigenen Kunstanschauungen übekelnsUmmen. Ein „deutscher Skndentenlag- wird, wie bereits kurz gemeldet, am 19. und 20. Iaruar in Jena siattfinden. Diese Tagung bildet, wie uns dazu auS Jena geschrieben wird, die Auswirkung der im Ansang d. I. in Franksurt a. M. seitens -er deutschen Studentenausschüsse gepfloge nen eingehenden Vorberatungen über -di« sozia e Seite der akademischen Interessenvertretung. Die Behörden haben diese Bestrebungen der ge planten Vereinigung gebilligt und bereitwillige Unterstützung zugcsagt. In den Beratungen wird eS sich in erster Linie um die sogenannte praktische B« r u s S ö Kon o m i« handeln, eine Malert«, deren sich vor einiger Zell dercktä der „Akademische HttsSdund" angenommen und durch Gründung einer „Relchsstelle für akademische Berufsberatung" ln die Praxis übergeieltet hat. Aus den hier elngeschlagenen Richtlinien soll ble Ctudrntenscyast nun weiterdauen. Der Siudiendelrieb soll intensiver gestal tet, die Auslese vor Beginn bcS Lehrgangs gekrofsen, die Berufsaussichten, die Vorbereitungsdienste überprüft und die Mängel durch Praktiker fest- gestellt werden. Von großer Wichtigkeit ist auch, baß die allgemeine» BiidungSmögilchkeiten an den deutschen Hochschulen eine bessere AuS- gestailung erfahren. Dabei kommen insbesondere dl« akademischen Lesehallen, die Büchereien, da» VortragS- und Beflchllgungswesen in Betracht, auch die Prinzipien deS SiipendienwesenS sind neu und ein heitlich zu regeln. Auslandsstudium und wissenschaftliche Reisen ver dienen größere Aufmerksamkeit als bisher und stehen zur Verhandlung an. Als ein« Angelegenheit von sundamentaler Tragweite erscheint schließlich auch die Idee einer allgemeinen studentischen Sozialversicherung sowie di« Neuregelung Les akademischen Krankenkassen- und unsall- Versicherungswesens. Alle diese Materien werden a's wichtige Probleme akademischer Wirksamkeit den deutschen Studententag in Jena be schäftigen; freilich sollen alle Beschlüsse nur provisorischen Charakter tragen und die Rückkehr der im Felde siedenden Kommilitonen vor definitiven Beschlüssen abgewartet werden. Die Heimkehrenden solle» sedoch mit den nicht zu umgehenden und schwierigen Vorarbeiten ver schont werden. ' Das Hamburgisch« Kolonial!«st" tt oder Universität i» Gefahr. In Hamburg scheint das Koiontalinstclcct tn Gefahr zu sein. Die «Hem- karger Nachrichten' berichten darüber: Im Oktober 1913 verwnn die Hamburgische Bürgerschaft den Antrag des Sena'S auf Gründung einer timoersttät. Mehr noch: sie lehnte es auch ad, dem Ausschüsse, den fi« erkor, um das Kolonialinstitut selbständig zu machen, den Gedanken der Üniversitäks-Gründung mlt auf den Weg zu geben. Jetzt scheint sich ein Umschwung geltend Zu machen. Dio .Hamburger Nachrichten' berichten, datz tn demselben Ausschüsse «ine reichlich« Mehrheit gewonnen sei, bk» der Bürgerschaft empfiehlt, eine Universität gründen zu helfea, an die man sa das Kolonialinstitut anbängen könne. — Di« Erhaltung deS Kolonialinstitut- ist von größter Wichtigkeit. Di« Schaffung «ln«T Universität hätte »ach Leu» Frankfurter Vorbilds »aacherlai für sich.
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