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Morgen-Ausgabe Hauptschrtflielter: Dr. Erich Lverlh, Leipzig. Amtsblatt des Rates und des pollretamtes der Stadt Leipzig Rr. SS Sreltag, den 18. Januar UL. Jahrgang «nzelgenpre«-: L'LLS'L L'rk ». B«hör»«» «» «»II. L«U lt« X»I»e,ll«Il« Nt Pt. ». «»4». »> Vs.; »t« g,l,i,«li«II« » Pf^ lü P^j »l« Pl»tz»»r1chr«sl«n I» Pk«I,« «rd»dt. M. 7^- »a« L«»l«n» «»«Ichl. P»st,«d«tzi, to Ds. — S,„. I» Pt. -«nii,r«ch- a»lchl,,; Nr. 144«. >4»» »»» I44«4. — P.NIchecktoak «g vchrttllril««, «>» V«IchtIsI4sI»I«: 2»H««»I4,«II« Verlag: Dr. Reinhold L Co.. Leipzig. 1Sl8 —- Der Kampf um den Col di Raffo Oesterr.-ungar. Heeresbericht Wien, 17. Januar. Amtlich wird milgekeill: Zwischen der Brenta und dem Monte Perk 1 ca be schränkte der Gegner seine Gefechkstäligkeit nach den erfolglosen verlustreichen Angriffen der Bortage auf heftige Feuerüberfälle. In den Kämpfen am 14. und 15. Januar wurden zwölf Offiziere und über 30S Mann gefangengenommen. Der Chef des Generalstabes, (W. T.-B.) Die fruchtlose» italienischen Stürme Wie«. 17. Januar. (Drahlberlcht.) Aus dem Kricgspreflequarller wird gemeldet: Der Kampfraum östlich der Brenta stand die stanze Nacht zum 15. Januar wiederum unter dem schweren Feuer der Italiener, daS sich in den Morgenstunden bereits bis zur größten Heftigkeit steigerte. Erst nachmittags führte der Italiener neuerlich seine Infanterie massen zum Sturm gegen den Monte Perlica vor. Dreimal, zwischen 8 und 6 Uhr nachmittags, brandet« sein Ansturm umsonst gegen unsere Stellungen. Ebenso wie hier, vermochte auch eia in der Nacht mm 15. Iguuar nach heftiger Beschießung unserer Linien stegcn oea Col del Rosso angesetzler Angriff, der bereits durch Artillerie sperr- und Handgranatenfeuer abgewiesen wurde, keinen Erfolg za er zielen. Ein bei Bansinin versuchter Vorstoß wurde im Gegenstoß abgewiesen. Das schöne Welter bei zunehmender Temperatur begünstigte die rege Flicgerläligkelt. Zwei seindliche Flieger »ardea zur Not landung gezwungen. Zürich, 17. Januar. (Eigener Drahlberichl.) Die.Neue Zürcher Zeitung" schreibt von der ilallenjschen Grenze: Das Amtsblatt veröffentl'chl elie Verordnung, wonach auch die vom Militärdienst befreiten Offiziere einer Musterung unterzogen werdca. Rach dem militärischen Amtsblatt wurden die beiden italienische» Generalmajore Villa und Manfred! ihrer Stellung enthoben und zum Hilfsdienst verseht. Verzicht und Verständigung Eine Unterredung «tt General v. Stein O Berlin, 17. Icnmar. (Drahlberichl unsere, Ber liner Schrlftleitnng.) Dem Berliner Korrespondenten det Budapester.Hirlap" hat KrlegSmlnister General von Stein eia« Un terredung gewährt. Der Journalist berlchlel seinem Blatte folgendes: .Als Soldat," sagte der KriegSminister, «sehe ich nur eine Möglichkeit, den Krieg zu beenden: de» Sieg! Mau spricht von irgendwelchen V e rzich l« n, di« den Friede» herbeiführe» könnten. IederVerzlcht istelu ZelcheaderSchwäche, eine Anerkennung der Niederlage. Wer auf Früchte seiner Waffenerfolge oerzichlet, fehl selbst den Feind la die Lage, sich als Sieger zu betrachten, und hilft ihm, sei»« Vernich- longSpläne der Verwirklichung näherzurückea. Man spricht weiter oonV«rfiä»diguug.Ichkaa« mlrschon eine Verständigung zweier Kriegführende» denken. Sagen wir, wenn sich jeA die Kontinentalmächte gegen England und Amerika einigen. Darauf ist aber ulchk zu rechnen. Vom Verpön- dlgungSwilleu sieht man bei den Feinden nichts; ihr ganzes Verhallen zeigt, daß ihre Ziele noch immer unsere Verdrängung von der Sonnenseite ist. Unentschieden könnte der Kampf nar dann enden wenn beide Parteien zugebeu, daß sie nicht weilerkämpfea könne«. Wird aber ulcht lleber jede Partei versuche«, bis zur lehleu Kraft zu Kämpfen? Eigentlich ist dl« militärische Eutscheidung schon da. Ja dem Augenblick, wo di« Feinde anerkennen, daß sie vnS nicht auS den besehtcn Gebieten hinauStreiben können, geben sie eben zu, daß sie besiegt sind. Aber ich glaube sagen zu müssen, daß inmitten der jesii- gen Ereignisse deu Willen zum endgülligen Siege und die Zuversicht auf diesen Sieg niemand bei unS oder bei unseren Verbündeten aus den Augen laste» darf. Dieser Wille and diese Zuversicht geben uns allen Kraft, darchzuhalleu bis zum endgülligen Siege, der nicht auS- bleiben wird." Nr „Wiener RendeMM" für Kühlmm Bülow ket» willkommener Berkreker Deutschlands. Wien, 17. Januar. (Drahkberichl.) In einer Besprechung der Vor gänge in Deutschland beschäftigt stch das .Fremde.iblakt" mimt den Ge rüchten. daß der frühere Reichskanzler Fürst Bülow lebhaft am Werke sei, dem Staatssekretär von Küylmann Schwierigkeiten zu bereite» in der Absicht, stch selbst an seine Stelle zu sehen, und sagt: Soweit dies eine interne Angelegenheit Deutschlands ist, steht uns kein Recht zu, uns darüber zu äußern. Dies ist aber keine ausschließ liche deutsch« Angelegenheit, denn die beiden Monarchien sind mitein- ander verbunden, wie die siamesischen Zwillinge. Der erste Frie- densunterhändler Deutschlands hat auch die allergrößte Bedeutung für Oesterreich-Ungarn, und da muß es von Grund heraus und klar gesagt werden, daß in Oesterreich-Ungarn nicht der leiseste Zweifel darüber besieht, Laß wir zwischen Kahlmann und Bülow keinen Vergleich ziehen können. Kühlmam» geuleßl das volle» uneingeschränkte Vertrauen, nicht nur der österreichisch-ungarischen Regierung, sondern auch der Völker Oesterrelch-UngarnS, die es ihm hoch anrechnen, daß er mit ebensoviel Zähigkeit und Geschicklichkeit, gedeckt durch die Major tät deS Deutschen Reiches, seinen Kurs auf einen baldigen, ehren vollen Frieden stetig elnhälk. Fürst Bülow genießt dieses Vertrauen nicht. Wir »vollen keine alten Wunden ausreißen und nicht in ihnen wühlen. Wir wollen nicht an die Zetten erinnern, die der Kriegs erklärung Italiens, deS treulosen einstmaligen Verbündeten, un- mittelbar vorausgingen, aber vergessen hat die damalige Phase in Oester reich niemand, und in allen Kreisen der Monarchie besteht das Gefühl, daß Bülow damals durch Ausbietung österreichisch-unga rischen Gebiete- an di« italienische Regierung kein treuer Se kundant »vor. Wenn als» heute von der oder jener Stelle im Deutschen Reich gesagt oder verbreitet wird. Fürst Bülow wär« auch bei den Ver- kündeten ein willkommener Frtedensunterhändler Deutschlands, so muß dieser Version mit Bedauern, aber mit Nachdruck, entgegen- getreten werden. Fürst Bülow mag auf triftig« Gründ« Hinweisen, die ihn für dieses verantwortliche Amt empfehlen, den Wunsch der Wiener Kreise muß er auS feinem Kalkül streichen. Ministerpräsident von Seidler iider die NiedensmWdMgeu Wien, 17. Januar. (Meldung des Wiener K. u. K. Telcgraphen- Korrespondenz-Bureaus.) Im Budgelausschuß dcü Abgeord netenhauses machte Ministerpräsident von Seidler heute rm Einvernehmen m.t dem Minister des Aeußern Grasen Czernin e n:ge Eröffnungen über den Stand der Verhandlungen in Brcst-Lilowsk. Er führte aus: Die wesentlichste Bcdeulung kommt den Beratungen jener Kom mission zu, welche sich mit der Regelung der sogenannten politischen und territorialen Fragen im Verhältnis zwischen Oesterreich- Ungarn und Deulsch'and einerseits und Rußland anderseits befaßt. Die Beratungen dieser Kommission befinden sich derzeit in Stadium der Formulierung der beiderseitigen Standpunkte. Hierbei trat bereits eine solche Klärung der Anschauungen ein, daß sie gegenüber dem Stande der Verhandlungen am 27. Dezember als enksch irdener Fort schritt bezeichnet werden mvß. Anderseits gebt aus dem Eommuniguä hervor, daß diese Klärung der beiderseitigen Standpunkte allerdings ne h n'chl die Linie erkennen läßt, an welcher die von beiden Seiten mit gleichem Ernst angestrebte Ausgleichung erfolgen soll. Die Schwierigkeiten, die im Laufe dieser Verhandlungen noch zu beseitigen sind, dürfen nicht unter- schäßt werden. Das ganze Streben des Ministers d<S Aeuszern ist darauf gerichtet, im Sinne des von ihm in der Frledensfrage ein genommenen und öffentlich vertretenen Standpunktes zu einer Ver ständigung zu gelangen, welche auf dem Programm eines Friedens ohne Annexionen und Kontributionen fußt und welche gleichzeitig unter Wahrung der Gesichtspunkte der Gegenseite die eigenen Internsten wahrt. Der Minister des Aeußern blickt der weiteren Entwicklung der Beratungen mit Vertrauen entgegen und zweifelt nicht, daß es gelingen wird, die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen, welcher die Entwicklung freundnachbarlicher Beziehungen zv unserem östlichen Nachbar für die Zukunft sichert. Der Ministerpräsident bemerkt« schließlich: Ich möchte drm auf richtigen Wunsche Ausdruck geben, daß ich bald in der Lage sein werde, dem Reichsrat noch günstigere Nachrichten mitzuleiien als heute. Der Handelspotttische Zusammenschluß Deutschlands und Oesterreichs Berlin, 17. Januar. (Drahtbericht.) Da in nächster Zelt Über das handelspolitische Verhältnis Deutschlands und Oesterrelch-UngarnS, namentlich auch mit Rücksicht auf die in Brest-Lilowsk schwebenden Friedensverhandlungen, entschieden werden solle, sehen stch daS Direk torium und der Austausch des Mitteleuropäischen Wtrt- schaftsvereins in Deutschland veranlaßt, die im Sinne mit den Brudervereinen in Oesterreich-Ungarn wiederholt geführten Beratungen und gefaßten Beschlüße nochmals der Dringlichkeit eines mög lichst engen handelspolitischen Zusammenschlusses zu betonen S'e erwarten davon eine wesentliche gegenseitige Be fruchtung der Volkswirtschaften mit dem Erfolge der Hebung ihrer Produktivität. Nur auf diese W«ise können d!« Monarchien auch ihre Selbstversorgung für den Notfall flcherstellen und der polit'schen Zusammengehörigkeit wird durch den wirtschaftlichen Ausbau ein« feste dauernde Grundlage gegeben. Russisches Ultimatum an Rumänien Petersburg, 16. Januar. (Meldung der Peters burger Telegraphen-Agentur.) Ultimatum deS Rakes der Volkskommissare an die r u mä n l s ch e R e g i e r u n g. Der Kommandant der 49. Division teilt uns mit, daß die rumäni schen Behörden feindlich «Handlungen gegen russische Sol daten unternommen und einen Lebensmilteltransport des 149. Re gimentes der 49. Division von rumänischen Streitkräften um zingelt und entwaffnet wurde, die auch den Ausschuß des 195. Re giments und österreichische Offiziere, die zum Besuch der Russen gekommen waren, verhafteten. Der Rat der Volkskommissare verlangt die Freilassung der verhafteten Soldaten und Offiziere, Bestrafung der militärischen Behörde, die die Verhaftungen vor genommen hat und Sicherheiten dafür, daß sich derartige Fälle nicht wiederholen. Falls eine Antwort innerhalb 24 Stunden nicht erfolgt, wird unsere Reklamation als ein neuer Bruch betrachtet werden und wir werden die nachdrücklichsten militärischen Maß nahmen treffen, gez. Lenin, Oberbefehlshaber Krylenko und Krtegsbevollmächtigler Podwojski. * Stockholm, IS. Januar. (Drahkbertcht.) Nach e'nem Telegramm der P. T.-A. erfolgte die Verhastung Kes rumänischen Gesandten Diamandi in der Nacht vom 14. zum 15. Januar wegen grausamer Unterdrückungsmaßregeln der rumänischen Regierung gegenüber russi schen Soldaten. Das ganze diplomatische Korps begab sich auf Anregung der französischen und englischen Botschaft zu Lenin, und die Kommissare bewill gten die Freilassung auf den Vorschlag des amerikanischen Bot schafters hin, daß er in seinem Namen der rumänischen Regierung eine Erklärung gegen die Gewaltmaßregeln Rumäniens gegenüber russischen Soldaten senden werde. Um 3 Uhr früh wurde der Befehl erteilt Dia mandi fretzulassen. N; liSMe nMche Marive-roitranm Der», 17. Januar. (E l g. Drahtderichl.l Dem .Band" zn- folge berichten russisch« Blätter, daß bei der Demobilisierung der russischen Flott« ei» Teil der Kriegsschiff« für den Bedarf der Handelsflotte verwendet werde« soll. Künftig wird das russisch« Marine amt keineLlnienschlffemehr bauen lasten, sonder» »r U-Voole, Torpedo- und Kanonenboote. Zum wirtschaftlichen Ariedensschluß mit Rußland o Beeil», 17. Iaimar. (Drahtbertcht »nferer Ber liner Schriflleiinng.) Der Handelsoertragsverei» halte gestern di« in Roßland beleiliqie» Kreise seiner Mitgsiederschaft »usammenderuse«. Den Gegenstand der Beratung«, bildete die wirt schaftlich« Seite det Frledentfchinsset mit Rußland. Das Plebiszit Der Begriff ..Selbstbestimmungsrecht der Völker' deckt einen aus innerpatitischen, staatsrechtlichen und völkerrechtlichen Be- sland.eilen zusammengesetzten Inhalt. Diese verschiedenen Leit« sind von unseren Feinden zu leicht erkennbaren Zielen vermischt und verwischt worden. Die vertragschließenden Parteien in Brest- Litorvsk haben die völkerrechtliche Seite des Grundsatzes, über die dort allein zu verhandeln ist, dadurch anerkannt, daß sie darüber e,nig sind, daß Angliederungen und Eingliederungen bis her unter russischer Hoheit stehender Gebiete nur mit Zustimmung ihrer Bewohner erfolgen sollen. Während aber die russischen Vertreter eine Volksabstimmung in Form eines Plebiszit, d. h. durch Einzelabstimmung der Stimmberechtigten fordern, steht die deutsche Regierung auf dem Standpunkt, daß das Selbst» bestimmungärechl eines Volkes gewahrt ist, wenn die gesetzmäßig« Vertretung den Hoheitsveränderungen zustimmt. Es kann hier nicht untersucht werden, inwiewekt in dem Litauischen Landcsrat eine Volksvertretung gesehen werden kann. Es muß aber bei der grundsätzlichen Bedeutung dieser Frage gesagt werden, ob tatsächlich eine Einzelabstimmung demokratischen Grundsätzen entspricht. Jede Hoheitäveränderung kann nur durch einen Akt der Ge- sel, e^ung getätigt werden. Ein Akt der Gesetzgebung erfolgt la nicht absolut regierten Ländern durch einen Mehrheits beschluß. Die Frage: Plebiszit oder Beschluß elner Volks vertretung für die Rea-tsgültigkeit einer Hoheitsveränderung er weitert sich also zu der Frage: wieso bindet ein Mehrheitsbeschluß die Minderheit, ohne sie zu vergewaltigen? Man hat gesagt der Sinn aller Gesetzgebung sei das größtmögliche Glück der größt möglichen Zahl, deshalb mühten Minderheiten sich den Mehr heiten fügen. Diese Erklärung entspricht der aus der Glückselig keitslehre aufgebauten Weltanschauung der westlichen Demo kratien, entspricht aber unserer demokratischen Auffassung nicht, die die Freiheit des Menschen und des Menschengeschlechts aus dem Gedanken aufbaut, daß keine Person nur als Mittel ge braucht werden darf, oder, ln die Sprachform unserer Zelt über setzt, baß kein Mensch, kein VolkStetl, kein Volk nur Objekt der Gesetzgebung sein darf. Bei einem Mehrheitsbeschluß einer Volksvertretung liegk eine Vergewaltigung der Minderheit nicht vor. Ein jeder Ab geordneter ist mcht etwa nur Vertreter derjenigen Personen, die ihn gewählt haben, sondern ein Vertreter deS ganzen Per- sonenkreiseS, der durch die Volksvertretung dargestellt wird. Die so zusammengesetzte Vertretung findet den Allgemelnwillen. Das ist ja der grundlegende Unterschied moderner Volksver tretungen von früheren ständischen Vertretungen. Während nun das Plebiszit eine Zahl von Einzelwtllen zusammenzählt und dann beschließt, daß die größere Summe der Einzelwtllen die kleinere Zahl erdrückt, vertritt in einer Volksvertretung jeder alle die jenigen, über deren Schicksal entschieden werden soll. Der Mehr heitsbeschluß eines Parlaments kann irren, niemals aber dem Andersdenkenden unrecht tun, da auch diejenigen, die dem Andersdenkenden entgegen gestimmt haben, ihn vertreten haben. Bereits Kant hat auSgefükrt, daß eine Gesetzgebung durch die Bürger selbst, nicht durch Vertreter, notwendig ein Despotismus sein müsse; und ein französischer Denker seiner Zeit hat den .all gemeinen Willen" von dem .Willen aller' unterschieden (vcoloaiö Löuörale und voioutL cie Tours). Die Volksabstimmung, die auf den ersten Blick als echteste Demokratie erscheint, ist also in Wirklichkeit das Gegenteil der wahren Demokratie. Wir können daher, auch vom demokratischen Standpunkte aus, zustimmen, wenn die überwiegende Zahl der Lehrer des Völkerrechtes aber '-Rationen, meist allerdings aus praktischen Gründen, das Plebiszit bei Gebietsabtretungen ver wirft. Nun haben wir bei den Friedensverhandlungen gewiß kein Interesse daran, Theorien zu bekämpfen und andere Doktrinen durchzusehen. Das Intereste daran ist bei uns um so geringer, als es aus der Gegenseite unverhältnismäßig stark vorwiegt und die Verhandlungen unnötig und lästig verzögert. Ueber der Erörte rung von lauter Allgemeinheiten, von Grundbegriffen, von Welt anschauungsfragen, von rechtsphtlosophischen Dergleichen ist man allzu lange nicht zur praktischen Arbeit, zur Inangriffnahme der einzelnen Probleme gekommen, über die allein zwischen so ver schieden gerichteten Unterhändlern, wie sie in Brest-Lttowsk sich gegenüber stehen, eine Einigung möglich ist. Bekehren werden sich die beiden Parteien in ihren letzten Ueberzeugungen niemals, das ist aber auch nicht der Zweck von Friedensverhandlungen. Der deutsche Bevollmächtigte hat daher immer wieder dahin aedrängt und es mit seiner Zähigkeit auch erreicht, daß die Aussprache endlich in ein Fahrwasser gebracht worden ist, in dem allein Erfolge zu erhoffen sind. Und dementsprechend hak auch die deutsche Antwort, die er übermittelte, den Weg gefunden, auf dem in der Frage der BolkSabstimmung ein weites Entgegenkommen mit der Aufrechterhaltung deS deutschen Standpunktes vereinbar ist: kein Plebiszit, aber der KrelS der Vertretung, die abzu stimmen hat, soll ziemlich »seit gezogen werden. Dadurch ist ein» mittlere Linie angegeben, aus der stch beide Parteien begegnen können. Die vorstehenden, mehr theoretischen Ausführungen zeigen nun, daß auch unser Standpunkt rechtSphllofophisch zu be gründen ist, daß sich also nicht etwa eine ideenlose und hinter hältige Praxis auf unserer Seite und eine allein richtige und kon sequente Theorie auf der anderen Sette gegenüber stehen. Zur Kanzlerrede G Berkl», 17. Jamme. fDrnhkberichknnsererBer- llner Schrlfll«1l»»g.) E»1geg» Irreführenden Meldung«» stellt in Ueberelnstimmang mit »seren eigene» Mitteilungen die ,Nordd. Allgemein« Zig." fest, daß der T « r »t, für di« Red« d«S Reichs kanzlers noch nicht feststeht.