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77. Sahrsans. Re.»»» -rrttas, «. August wzz rr»a«rlol>n>, durch Postbezug RM. ,.,o elnlchl. »« Pkg. Postgebühr (ohne PostzufteNung4gebühr> bei siebenmal wbchenlllcheni Berland. Einzel nummer >0 Plg., auherhalb Sachsen« lb Plg. Amtshauptmannschast vresden und de» Schiedsamte« beim „ur Quellenangabe Drktdner PachNchl-n. Oberverslcherungsamt Dresden Unverlangte Schrillst»«- werden nicht oulbewahr» England konnte den Weltkrieg verhindern AM Gkorgk Nagt London, 8. August. Der ,,Dally Telegraph" «erössentlicht Auszüge aus den Kriegserinnernngen von Lloyd George. Er belegt hierin Sir Edward Grey, den britischen Außenminister bei Kriegsausbruch, mit wenig schmeichelhafte» AuSdrlickcn und schiebt ihm eine graste Verantwortung siir die NIchtverhindcruug des Kriegs, auSbruchcS im Jahre 19t4 zu. Hätte Sir Edward Grey Deutschland rechtzeitig gewarnt, so meint Lloyd George, und daraus aufmerksam gemacht, das, Suglaud unter bestimmten Voraussetzungen genötigt sei, den Krieg zu erklären, so würde der Auögang der verhängnisvolle» Julikrise 1814 ein anderer gewesen sein. Für Deutschland ist diese Erkenntnis von Lloyd George austerordentlich beachtlich. Ist er es doch gewesen, der 1821 die deutsche Bcrantwortllchkeit siir den Krieg als grundlegend für das Versailler Diktat und als ab geurteilte Sache angesehen wissen wollte. Noch 1832 hat Lloyd George in seinem Buch „Die Wahrheit über Reparationen und KricgSschulblüge" Deutschland sehr einheitlich belastet mit den Worten: „Die Herrscher Oester reichs und Deutschlands wählten den Krieg, und auf dem Sir E-w. Grey an Kampfplatz des Krieges siel das Urteil gegen sic aus." Wcuu er seht, wie auch in vielen anderen Aeustcrungcn, von dem Standpunkt einseitiger Kriegsschuld Deutschlands abrlickt und das Versagen des leitenden englischen Staats mannes hcrvorhebt, so hat Deutschland alle Ursache, dies mit Genngtuung zur Kenntnis zu nehmen. Wir können noch hinzusiigcn, das, die Möglichkeit zu einer ehrlichen Vermittlerrolle leider für die britische Politik der damaligen Zeit deswegen nicht in Betracht kam, weil sic durch ihre „unverbindlichen" Absprachen mit Frankreich und Nußtand innerlich nicht mehr frei genug dazu war. Wenn wir Serbien, Frankreich und Rußland vorwerscn könne», das, ihrer Politik Ziele vorgeschwcbt haben, die nur durch einen europäischen Krieg zu verwirklichen waren, so besteht die Verantwortlichkeit Englands am Kriegsausbruch darin, das, cS die französische und russische Diplomatie zur Fort setzung dieser Politik ermunterte und sich moralisch zu einer weitgehenden Parteinahme verpflichtete. Mit diesem Kom mentar sind die Ausführungen Llond Georges für die deutsche These in der Kriegsschuldfrage von grostem Wert. Frankreichs Interesse sür Sesterreich Sinmischungsversuche Paris, 3. Ang. Nachdem die französische Presse in Sen letzten Tagen sich wiederholt mit den Schritten, die der österreichische Kanzler Dollsus, in Paris, Nom und Lon don unternommen hat, beschäftigt hat, veröffentlicht HavaS folgende amtliche Mitteilung: Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten beschäf tigt sich seit mehreren Wochen mit der zwischen der deutschen und österreichischen Negierung bestehenden Spannung. Seine Aufmerksamkeit hat sich dabei insbesondere auf die verschie denen Zwischenfälle erstreckt, die sich in der letzten Zeit ereignet haben, nämlich die ttcbcrsliegung österrei chischen Gebietes durch Flugzeuge schlecht erkennbarer Her kunft, die feindselige Flugblätter gegen den Kanzler Doll- sust abgcworscn haben, oder die Funksendungen deutscher Stationen, in denen die gegenwärtige Wiener Negierung angegriffen wurde. Der Austeuminister hat bei einer gewissen Anzahl von Regierungen den Ernst und die Gesahreu, die solche Geschehnisse darstellen, beton«, und er hat mit ihnen die Meinungen ausgetauscht über Wege und Mittel, etwa die etner gemeinsamen Aktion, um die Wiederholung solcher Geschehnisse zn vermeiden. Weiter meldet HavaS: Der französische Botschafter in Berlin hat bei der deutschen Negierung einen entschiedenen Schritt unternommen, um gegen die Entführung sran- zösischcr Staatsangehöriger aus dem Saargebiet zu protestieren. Ein gleicher Protest ist bereits über dieselbe Angelegenheit von der Ncgierungskommission des Saar gebietes eingelegt worden. Diese Mitteilung des amtlichen französischen Büros ent- behrt jeglicher realen Grundlage. Die a n g c k ü n d i g t e Intervention wegen angeblicher Vorfälle, die mit dem Verhältnis des Reiches zu Oesterreich tu Verbindung stehen sollen, ist bisher nicht erfolgt. Sie wird auch kaum er folgen können, denn es würde diesem Schritt jegliche Berechtigung fehlen. Die Neichsrcgicrung hat keinerlei Mastnahmen vornehmen lassen oder angeordnet, die als ein Verstoß gegen internationale Bindungen zu be trachte» wäre». Was die Rclchsreglerung bisher gegenüber der Regierung Dollfuß unternahm, waren lediglich auf das Maß des unbedingt notwendigen beschränkte Abwehr maß nahmen, deren Berechtigung im Ernste auch in Paris nicht abgcstritten werden kann. Sicher hat die fran zösische Außenpolitik das Bestreben, der Negierung Dollsus, in irgendeiner Weise zu Hilfe zu kommen, aber aus dem von der Havas-Agentur angedeuteten Wege wäre das voll kommen unmöglich, denn durch ein solches Vorgehen würde lediglich die zwischen Deutschland und Oesterreich bestehende Spannung verschärft werden. Ob das tm Interesse Oesterreichs läge, ist eine Frage, die man sich sicher auch in Parts wohl überlegen wird. Bem Stege der „Nazi" tldrr-eu-t Max Reinhardt verkauft sein Schloß Leopoldskron Berlin, 3. August. „Da er von einem endlichen Steg der Nazi in Oesterreich überzeugt ist", wird dem Londoner „Daily Expreß" aus Salzburg telegraphiert, „hat Herr Max Ncinhardt, der bekannte Theaterdircktor, sein 288 Jahre altes Schloß Leopoldskron, das zu den größten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört, zum Ver kaufe auögcboten." — Ein Intimer Freund Netnhardts äußerte sich dem Korrespondenten des „Daily Expreß" gegen über wie folgt: „Noch vor kurzer Zeit war der Professor ohne Sorge, daß die Nazi in Oesterreich an die Negierung kommen könnten. Seit seiner Rückkehr nach Salzburg aber hat er unzweifelhafte Sympathien des Volkes für Hitler und die Nazi beobachtet, und er fürchtet, das, cs ihm hier genau so gehen werde wie in Deutschland." Schloß Leopoldskron ist, wie die „Nachtausgabe" be richtet, ei» wunderbarer Nokokobau, der 1730 vollendet wurde. Professor Reinhardt hat in das Schloß ein Theater eingebaut, In dem er Privatvorstcllungen sür feine Gäste zu veranstalten pflegte. Arber 25VIM im freiwilligen Arbeitsdienst Berlin, 8. August. 252 857 Nrbeltsdienstwillige sllhr« «en am 8». Juni in Deutschland Schaufel und Hacke. An geles,« waren sie in 4717 verschiedenen Arbeitsplätzen, die bis aus einen ganz geringen Prozentsatz von geschlossenen Lagern bnrchgesiihrt werden. Der ständig wachsende Einsatz des Arbeitsdienstes aus dem Gebiet« der Kultivie rungsarbeiten und Meliorationen erfordert die größte Zahl von Beschästigten. Den vcrkehrerschlie- stenden Arbeitsausgaben mit ihrem Kleinwegebau und Borbereitungsarbeiten siir die Anlage von Strasten steh« die zweitgrößte Zahl von Beschästigten zur Bersiigung. An dritter Stelle folgt das Aufgabengebiet der Forst« wirtscha't, dann b«< Siedl unc Die niebr >. Zahl der bei T-dlungsarbeirrn angeseftten ArbeltSdieninvtlltgen erklärt sich daraus, daß der größte Teil der dafür in Frage kommenden Arbeiten vorbereitenden Charakter ha« und in« solgedessen unter Meliorationen und Verkehr erfaßt wird. AeberMte Arbeitsdienstlager vraktmalckung uckvarar varlluar Svürlktlaltuug Berlin, 8. August. Die 60 Lager des freiwilligen Ar beitsdienstes in der Provinz Westfalen sind überfüllt. In ähnlicher Lage befinden sich übrigen» fast alle prenßi- schen Provinzen. Einstellungen und Meldungen für den frei ¬ willigen Arbeitsdienst in Preußen sind neben den östlichen Provinzen tm Augenblick nur noch im Gebiet Wescr- EmS möglich, da in Oldenburg die Zahl der zu bc- schästigcndcn ArbettSdicnstwtlligen noch nicht ganz erreicht wurde. Der neue MtntsterpriM-erit von Mecklenburg Berlin, 8. August. Zum Nachfolger des zurlickgetretcnen Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Schwerin, Granzow, ist. wie wir hö-en, der Lan^eSbauernfttb»««-, Henn-^e ^,nP kesse-, in Aussicht genommen, -/kinisterpräs^riit Granzow ist als N c i ch S s i c d l u n g ö k o m m i s s a r nach Berlin ttbergesicdelt. 7S v. H. aller Sitze für die Deutschen Christen Berlin, 8. August. Die Verhandlungen zwischen der GlaubenSbewcgung „Deutsche Christen" und „Evangelium und Kirche" haben zu dem Ergebnis geführt, daß ent- sprechend dem Willen de» evangelischen Volke» den Deut- fchen Christen in allen Synoden und Aus schüssen mindesten» 75 v. H. aller Sitze ein geräumt werben sollen. Geist un- Kraft Unser Reichskanzler kann kein Wort sprechen, und wäre eS noch so deutlich, ohne das, es von böswilligen Gegnern der nationalen Erhebung im Auslande entstellt und in sein Gegenteil verkehrt wird. Ein Musterbeispiel sür diese niederträchtige KampseSweise gegen den nationalsozialisti schen Staat war die Behandlung, die seiner Stuttgarter Rede an die Turner über die Grundsätze körperlicher Er tüchtigung zuteil wurde. Wer sie am Lautlvrechcr gehört oder nachträglich gelesen hat, der war überwältigt von dem Eindruck: hier hat der Führer mit der Einprägsamkeit seiner Formulierungen wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen. Mit plastischer Anschaulichkeit entstand in seinen Worten das Ideal des rechten Ausgleichs von geistiger und körperlicher Ausbildung sür die kommenden Geschlech ter, die sich scrnhalten soll von der intellektuellen Ueber- züchtiing früherer Zeiten, ohne deshalb in einen rohen Bizepskult zu verfallen. Auch im Dritten Reich soll der Satz gelten, daß es der Geist ist, der den Stoss formt; über der Pflege des geistigen Lebens soll aber die Kraft, auch die körperliche, nicht vergessen werben, weil Völker, die sie geringschätzten und ihr nationales Leben einseitig der Gcisteökultur widmeten, nach allen Erfahrungen der Ge schichte immer die Hauslehrer von Herrenvölkern geworden find. Man konnte den Sinn der Rede nicht anders ver stehen, als eine staatsmännisch glückliche Umschreibung der altrömiichen Regel: mens sann in corpora sano. Was hat aber die gegnerische Propaganda aus dieser klaren Forderung nach einer harmonischen Verschmelzung von geistiger und körperlicher Jugendertltchtigung tm neuen Staat gemacht? Das Organ der französischen Rüstungsindustrie, das „Journal des DöbatS", widmet -er Stuttgarter Rede einen ganzen Leitartikel und behauptet schlankweg, ohne die Ausführungen des Kanzlers näher wiederzugeben, Hitler habe „eine heftige Rede gegen die Intelligenz und für die Gewalt" gehalten. Und um den Gegensatz noch stärker herauszuarbciten und die Lüge noch zu vergröbern — das Publikum merkt es ja nicht ---, wird im gleichen Atemzug dieser angeblichen deutschen Gewalt rede „das Beispiel des edlen Belgiens" gegeniibcrgestellt, das am gleichen Tage die Erinnerung an die Verteidigung der Festung Namur gefeiert hat und „sich dabei selbst treu geblieben ist". Hier in Namur habe man das l"-''-nde Vorbild eines Volkes, das seinem FretheitSschwur die Treue hält, und dort in Stuttgart die Kundgebung etner Staats- Philosophie, die rohe Gewalt aus den Thron sehe und den Geisteskräften mißtraue. Hitlers wirkliche Meinung ist zwar gerade umgekehrt worden, aber die Verleumdung wird trotz dem ihre Wirkung nicht verfehlen. Und um die falschen Vorstellungen über die Zustände in Deutschland noch weiter zu nähren, wird gleichzeitig eine heftige Propaganda von französischen Wissenschaftlern entfaltet, die über die angeb liche Knechtung der deutschen Wissenschaft durch den Ratio- nalsozialiSmuS jammern und von Gefahren safcln, die von einer weiteren Berührung der französischen und sonstigen demokratischen GeistcSwclt mit den deutschen Gelehrten zu bcsürchten sei. Denn, so wird in einem lapidaren Sah fest gestellt: „Die Httlcrpcst ist, wie alle Infektionskrankheiten, ansteckend." Aus dieser Aussassung spricht wenig Zutrauen zur Güte der eigenen Sache und viel Angst vor einer neuen Weltanschauung, der man zwar noch ahnungslos gegenüber steht, deren erobernde Kraft man aber fühlt und fürchtet. Daraus erklärt sich auch die krampfhafte Sucht, den Natio nalsozialismus und seinen deutschen Staat als ein System HInzustcllcn, das nur die Gewalt anbctct und der geistigen Kräfte nicht nur bar ist, sondern sie fürchtet und deshalb unterdrückt. Wir in Deutschland schütteln über solche Verdrehungen der Tatsachen verwundert den Kops. Wir können von einer Knechtung der deutschen Wissenschaft beim besten Willen nichts sehen. In Kunst nnd Gelehrsamkeit geht da» geistige Leben in Deutschland weiter, nachdem es von zersetzenden fremden Einflüssen durch die Revolution gereinigt worden Ist, und man kann nicht sagen, daß eS durch diese natio« nale Kur Schaden gelitten hätte. Aber das scheint gerade der Bcschwerdepunkt dieser ausländischen Kritiker zu lein: sie verdenken eS uns, daß wir die Schädlichkeit einer kultur bolschewistischen Intelligenz erkannt und uns von ihr befreit haben, die setzt schon In Paris und Prag und den sonstigen Stätten dcS Exils mit ihrer Unverschämtheit den Gast- gebern aus die Nerven zu fallen beginnt. Sie lieben das schöngeistige Deutschland, das dichtende und denkende, nur so lange, als diele Betätigung Lit«ratnr bleib» und das NX Der HO KfaM-rlifes 8ei1e 9 unO 10