314 Eberhard Windecke. die Kurfürsten, von denen jeder trug, was er von Amts wegen tragen mußte. Nicht weit vom Münster war ein Brunnen ge macht, der guten Wein gab, dabei lag Brot genug und man briet einen ganzen Ochsen sammt Hörnern und Klauen, nur war er abgehäutet und ausgeweidet. Und der König ging zu dem Brote und nahm davon und ging zu dem Ochsen und schnitt davon ab und trank aus dem Brunnen, wie es altes Herkommen bei der Krönung eines römischen Königs ist?) — 359. Wie des Reiches Erbtruchseß und Erbamtleute all das goldene und silberne Geschirr, das man den Herren auf dem Rathhause zu Aachen auf die Tafel gestellt hatte, an sich nahmen, wie es ihre Gewohnheit und ihr Recht ist, und wie des Königs Leute deshalb mit ihnen uneinig wurden, und wie sie auf einander losschlugen, so daß sie Wunden davon trugen. Danach begab sich der König mit den Kurfürsten und mit allen anderen Fürsten, Herren, Rittern und Knechteil auf das Rathhaus, wo er allen zu Aachen anwesenden Fürsten und Herren ein köstliches Mahl gab. Denn es ist im römischen Reiche Gewohnheit, daß am Tage der Königskrönung zu Mittag alle Herren mit den: Könige essen und was man einem jeden an goldenem oder silberijem Geschirre zur Benutzung bei dem Mahle vorsetzt, es sei Trinkgeschirr, Schüssel oder Gießer, das ist sein Eigenthum, und er darf es nehmen. Besonders -nahmen des Reiches Erbamtleute die goldenen oder silbernen Leuchter, Flaschen und Gießer. Hiervoll wußte der König nichts und hatte einen großen Schatz von goldenem und silbernem Geschirre, das er mit aus Oestreich gebracht hatte, und das ihm in Frank furt am Main geschenkt war, auftragen lassen. Darüber wurden jene gar froh, aßen und tranken und ließen sichs wohl sein und 1) Hier endigt die Hdschr L. Vom folgenden Kap. 358 steht in 6 nur die Uebcrschrift: „Wie der römische König Friedrich von Oesterreich mit seineil Kurfürsten, mit den Herzögcn von Berg und Geldern, mit dem Bischöfe von Lüttich und mit dem Juncker von Cleve auf dem Rathhause zu Aachen zu Tische saß." Die Raumeinthcilung der Handschrift deutet darauf hin, daß zu dieser Uebcrschrift überhaupt kein Text, sondern nur ein Bild gehören sollte.