Volltext Seite (XML)
264 Eberhard Windecke. lich in der Welt, daß es wohl alle frommen Herzen erbarmen konnte. — Als der Kaiser, wie Du oben gelesen hast, in Regensburg war, verhandelte er ohne Vorwissen aller Fürsten mit den Böhmen. Daher wurde ein Theil der Fürsten sehr zornig. Der Kaiser wünschte die Wohlfahrt des römischen Reiches in deutschen Landen, und er hat sich, seitdem er erwählt war, viel, aber leider ohne Erfolg um dieselbe bemüht, so lange er römischer König war. Ebenso auch, als er von Rom nach Basel in das Konzil gekommen war. Daher war es^), wie mich bedünkt, eine rechte Büberei. Denn sie trachteten nur nach Geld und wenig nach dem Rechte. Vielmehr war alles recht, was den Pfaffen vortheilhaft war, was aber die Laien anbetraf, das war unrecht und verworfen, so recht es sein mochte. — Als der Kaiser damals von Basel schied, berief er alle Fürsten, Herren, Mannen und Städte zu ihm zu kommen, es kamen ihrer aber wenig, ebenso als er sie nach Ulm berufen hatte. Daher zog der Kaiser nach Ungarn und schrieb an die Fürsten, Herren, Mannen und Städte einen Brief um St. Mauritiustag, dessen Abschrift Du unten findest, mit Artikeln, die gar christlich waren und aus dem seine redlichen Absichten zu ersehen sind?) 1) Der Zorn der geistlichen Fürsten. — 2) Im folgenden Aktenstücke (Kap. 323) 6. 6. Rcgensburg, Montag nach 2t. Moritz im 48. Jahre der ungarischen Regierung, betheuert der Kaiser, daß er von Anbeginn bestrebt gewesen sei. Ordnung im Reiche zu stiften, deutet an, das; er von den Fürsten in diesem Streben geringe Unterstützung erhalten habe und führt aus. daß er diese auch vergeblich nach Basel und Ulm berufen habe. Er ordnet daher eine Zusammenkunft von fürstlichen Rüthen auf St. Nicolaustag zu Frankfurt an, die von ihren Regierungen über die im folgenden Kapitel aufgeführten Punkte instruirt sein und sie be rochen sollen. Ein neuer Reichstag und die persönliche Anwesenheit des Kaisers auf dem selben wird in Aussicht gestellt Kap. 324 und 325 geben die Punkte an. über die berathen werden soll. Es sind: Nothwendigkcit des Friedens, Gehorsam gegen die Reichsacht, Bei legung der Fehden in Trier, Jülich, Geldern. Dänemark und Magdeburg, die Angelegen heiten der Herzoge Ludwig von Ingolstadt, von Sachsen und Burgund. Entsendung kurfürst licher Abgeordneter zum Konzil, behufs Verhinderung der geistlichen Uebergrisfe in die weltlichen Angelegenheiten; gegenseitige Unterstützung von geistlichem Gerichte und weltlichem Schwerte; Vergebung der geistlichen Kurfürstenthümcr nicht nach dem Willen des Konzils; Unterstützung des Papstes durch dasselbe; Ernennung einer Kommission für die Verwendung des zum Kriege gegen die Husfiten gesammelten Geldes; Maßregeln gegen den Wucher; Verbesserung des Münz- und Gerichtswesens; Verbot des sichern Geleites für Mörder, Diebe, Kirchen schänder, außer unter gewissen Bedingungen; Reformation der Fehme.