X Einlcitung. Denn wie in vielen anderen deutschen Städten machte sich damals auch in Mainz das Bedürfniß nach einer verbesserten städtischen Verfassung geltend. Hier trat es mit doppelter Gewalt auf, denn Geistlichkeit und Patriciat bedrückten zusammen die Bürgerschaft, und die Finanzen der Stadt waren schon seit langer Zeit in Unordnung. Die Finanzlage der Gemeinde gab den Anstoß, daß 1428 eine Kommission von zehn Männern aus den Zünften — unter ihnen Eberhard Windecke — gewählt wurde, welche die Schulden der Stadt mit dem Rathe in redlichem und gütlichem Einvernehmen berathen sollte. Diese Kommission, bald mit einer gleichen Anzahl von Rathsmitgliedern verbunden, wußte aber Schritt für Schritt die Macht an sich zu reißen, das Patriciat zu stürzen und den alten Rath zur Abdankung zu nöthigen, nachdem der größte Theil der Patricier, des Streites müde, ausgewandert war. Dem neuen, wesentlich aus den Zünften hervorgegangenen Rathe, in dem auch Eberhard Windecke anfangs eine Stelle hatte, blieben die Zehnmänner vorläufig als in Permanenz erklärte Kommission zur Seite. In diesen politischen Kümpfen spielte Windecke auf Seiten der Zünfte eine Hauptrolle, da er in ungewöhnlichem Maße kluge Vorsicht mit demagogischem Talente verband. Um seine Sache zu fördern, hat er eine politische Streitschrift, eine gereimte Er zählung der Ereignisse von 1429 in vierfach gehobenen Kurz zeilen, verfaßt, die von der anderen Seite nicht ohne Entgegnung bliebck) Den Bemühungen derer zum Jungen, ihn durch die er neute Darlegung der Vorgänge in Preßburg vom Jahre 1410 in Nachtheil zu setzen, stellte er eine förmliche Anklage von zwölf Patriciern entgegen. In der That ließ Sigmund diese vor seinen Richterftuhl laden (K. 247, 2). — Kaum war in diesen Streitigkeiten durch die Stadtverfassung vom 18. März 1430 eine gewisse Ruhe eingetreten, als noch in demselben Jahre der Streit um die Abgabenfreiheit der Geistlichen begann, welche auf 1) Abgcdruckt Frankfurter Archiv HI. 355 ff.; von Liliencron, hist. Volkslieder I, 306.