106 Eberhard Windccke. Prag auf das Schloß St. Wenzeslaus, damit dies dem Schenko übergeben würde. Und als dieser nach Prag kam, forderte er dasselbe von Reichen-Hase und von Herrn Wenzeslaus von der Dube die es inne hatten. Sie übergaben ihm nach dem Inhalt des königlichen Briefes das Schloß, doch so, als ob es der Wille des Königs nicht wäre und der Brief ohne Vorwisfen des Königs ausgegangen wäre, und unter der Bedingung, daß er ihnen das Schloß wieder ausliefere, wenn er wider den König handeln wolle. Als Schenko wieder in das Schloß kam, wurde er ebenso schlecht als er zuvor je gewesen war und ein größerer Hussit als vorher, handelte wider den König und schrieb einen Brief gegen denselben. 138. Wie die Herren zu Schenko ritten und das Schloß St. Wenzeslaus wieder einnahmen. Darauf ritten die Herren wieder zu Schenko und forderten das Schloß zurück. Da er das nicht gut verweigern konnte, übergab er es ihnen wieder, freilich nicht aus Furcht, sondern aus rechter Niederträchtigkeit. Denn sobald diese Herren das Schloß eingenommen hatten, rückten die Prager vor dasselbe und bestürmten es schnell, um es wieder zu gewinnen. Das geschah Alles auf des Schenko Rath, denn er hatte sämmtliche Geschütze vorher vernagelt und die Pfeile bei Seite geschafft; dies wußten die Hussiten wohl und gedachten das Schloß eher zu erobern, als die Herren vertheidigungSfähig würden. Doch jenen Half Gott, so daß das Schloß behauptet ward. Solche Niederträchtigkeit haben sie vielfach begangen. In demselben Jahre, zu Pfingsten 1420, rückte der römische König vor Prag, und bei heiterin schönen Wetter ward ein Regenbogen am Himmel gesehen, als ob es regnen wollte, mit drei deutlich sichtbaren blutrothen Kreuzen. König Sigmund aber schaute das Zeichen über Prag betrübt an und sprach: „O Prag, wie habe ich mein eigentlich väterliches Erbe gesunden!" Dabei war er sehr traurig.