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Eberhard Windecke. 104 Ehe hielten, sondern jeder des andern Weilt, Tochter, Schwester nahm und sie so ihre Unkeuschheit miteinander trieben wie un vernünftige Thiere. Das war den jungen Leuten gerade recht. 133. Wie die Hussiten sagten, alles Eigenthum solle gleich uud gemeinsam sein. Die Bauern hetzten sie dadurch auf, daß sie sagten: es solle Niemand besonderes Besitzthum haben, alle Güter sollten gleich mäßig unter ihnen vertheilt sein. Was jedermann zu ihnen brachte, daö theilten sie gleichmäßig unter sich. Dies gefiel den Armen wohl, und es wurde des Pöbels so viel, daß es eine Menge von 120 000 war. 134. Wie die Hussiten eine Ketzerei trieben, nach der Mann und Weib nackend gingen. Ein Theil der Hussiten hatte die ketzerische Sitte, daß Männer und Weiber nackend gingen, wie Adam und Eva im Paradiese gethan hatten?) Sie bargen sich in den Höhlen, die sie in die Berge machten, und wenn sie ihre Büberei treiben wollten, sprach eins zum andern: „Gieb mir um Gottes Willen meines LeibeS Nothdurst." Diese und andere Ketzerei trieben sie so viel, daß mau sie nicht alle erzählen kann. 135. Wie der Legat von Rom zu Breslau auf dem Stuhle stand und vor dem Könige und anderen Herren predigte, daß jeder von seinen Sünden absolvirt sein solle, der gegen die Ketzerei zu Felde zöge. Als der König in der Fastenzeit, am Sonntag Lätare/) wie Du oben gelesen hast, zu Breslau war, wurde daselbst von dem römischen Legaten gepredigt, daß geschrieben stünde und von der Kirche auch so gehalten würde, daß der von seiner Sünden schuld befreit sei, welcher gegeu solche Ketzer oder Hussiten, wie zu Böhmen waren, zöge oder Hilfe gegen sie leiste. Darüber spotteten einige Böhmen und es erregte ihren Zorn, daß Kaiser Sigmund dies gestattete. Der König aber achtete nicht darauf. 1) Ueber die Adamitcn, Aschb. III, 110. — 2) Vergl. zu Kap. 33, S. 28, 3.