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Mittwoch, IS. Januar 1988 SSchsische Volkszeitung Nummer 19, Sette 1 ^lenlctten - ein ^ctticjisal » /rL/^V0/,O v«»«»«r-»««ke-lrb »t»i 0»«> <)»,««,»-V«»l«i, H«t,>»r»«k v,,,ck,») tr^e»o»l/c» I . - . „Ich werde allein hinaufgehen", erklärte Trey ent. schloffen. „Es könnte sein, daß Eie meine Methoden nicht billigen, Mist Andersen, und daß Eie in Ohnmacht fallen. Bleiben Eie also hier unten." Damit ging er ins Haus. Burr wohnte im dritten Stockwerk. Auf sein Klingeln öffnete eine Frau, die ihn mißtrauisch betrachtete. „Ich bin ein Freund von Herrn Woelken und möchte Herrn Burr sprechen." Er wartet» nicht ab, bis sie ihn -um Eintreten auf« gefordert hatte. Er stand vor dem verdutzten Burr, ehr dieser Gelegenheit fand, sich von einem alten, abgeschabten Sofa zu erheben, auf dem er geschlafen hatte. Grey schloß sorgfältig die Tür und pflanzte sich vor Burr auf. „Wer sind Sie?" fragte Burr, der bleich aussah, eine typisch« Erscheinung des Nichtstuers. „Ich bin Kapitän Roger Grey und hab« mit Ihnen zu reden. „Aber Sie können hier doch nicht so ohne weiteres ein. dringen. Das ist Hausfriedensbruch!" „Erzählen Eie leine Märchen, Burr. Sehen Eie sich, da in die Eofaecke. So, und nun wollen wir zusammen reden." „Was wollen Eie denn!?" „Das werden Sie sofort hören." Er zog einen Revolver und legte ihn vor sich auf den Tisch. Drückte den er schrocken aufspringenden Burr wieder in die Sofaecke zurück. „Bleiben Sie ruhig sitzen, Burr. Ich will von Ihnen nichts weiter, als daß Sie hübsch die Wahrheit sagen. Wo war Woelken vorgestern abend?" Schlotternde Angst hatte Burr erfaßt. Der Mann vor ihm war von einer eisernen Entschlossenheit. „Sie sind ja gar nicht berechtigt, eine solche Frage zu stellen!" kreischte er. „Nicht berechtigt?" grinste Grey. „Sehen Sie sich mal dieses Ding an." Er hob den Revolver und hielt ihn Burr unter die Nase. „Dieses schöne Instrument berechtigt mich dazu. Und wenn Sie nicht sofort sagen, wo Woelken war, durchlöchere ich Sie wie ein Sieb." „Das hab ich doch schon gesagt, wo er war. Hier bei mir. Wir haben über ein Geschäft gesprochen." „Ich will die Wahrheit hören und nicht wieder diesen Schwindel. Wieviel hat Woelken Ihnen denn für diese schöne Aussage gegeben? Also, raus mit der Wahrheit! War Woelken hier oder nicht?" „Natürlich war er hier!" Burr verkroch sich in die Ecke und starrte angsterfüllt auf Grey. Und als der Kapitän ausstand, um sich über Burr zu beugen, versagten die Nerven des Bedrängten. »Ich zeige Sie an. Das kommt Ihnen teuer zu stehen!" Heiser war die Stimme. „Zum letztenmal, Burr. War Woelken hier oder nicht?" Burr antwortete nicht. Da traf ihn schwer und fest ein Faustschlag Greys. Er heulte auf vor Angst und Schmerz. Draußen hämmerte die Wirtin an die Tür, aber das küm merte Gr«) nicht. Und endlich, nach einem zweiten wohl» gezielten Schlag, bequemt« sich Burr zu einem Geständnis. Nein, Woelken war nicht bet ihm gewesen. Den ganzen Tag nicht. Erst gestern sei er dagewesen und habe Burr tausend Mark für die falsche Aussage gegeben. Grey triumphierte. Er zog den schlotternden Burr hoch, al» sei er ein Bündel Stroh und schleppte ihn hinaus. Burr schrie. Di» Wirtin heulte. Aber Grey ließ nicht locker. Er LI. Fortsetzung. „Wir dürfen ihn nicht aus den Augen lassen", sagte Grey, stand auf und ging hinaus. Er kehrte nach einer Minute zurück, grimmig lächelnd. „Eie befinden sich beide in den Staatsgemächern." Nach zehn Minuten war Woelken wieder da. Er schritt mit einer zufriedenen Miene an Grey und Kornelia vor über, würdigte sie keines Blickes und verschwand in einem angrenzenden Raum. Plötzlich sprang Grey auf, stürzte davon und kam mit Kommissar Nehring, den sein Seeräuberauge entdeckt batte, zurück. Nehring mußte, ob er wollte oder nicht, Platz nehmen. „Was tun Sie hier, an diesem verrufenen Ort, Kom missar? Verbrecher fangen?" I Nehring lächelte. ,Hch will mich nur ein wenig um gucken, Kapitän Grey." Lach einem Mann namens Woelken?" Wieder lächelte Nehring geheimnisvoll. „Sie können recht haben, Kapitän." „Natürlich habe ich recht! Sagen Eie mir, Kommissar, warum haben Eie ihn in Verdacht?" „Sein Alibi ist zu schön." Er zögerte einen Augenblick und sah abwechselnd Grey und Kornelia an. „Ja, sein Alibi ist das beste, was es gibt. Es hat sich aber heute her ausgestellt, daß der Zeugs Burr keineswegs der Ehrenmann ist, al» der er gelten möchte." Kornelia fuhr auf und bekam leuchtende Augen.. Lur ruhig!'' beschwichtigte Nehring. .Leider Hilst das dem Röder nur sehr wenig." »Leider, sagen Sie, Kommissar?" ,L)as wollte ich eigentlich gar nicht sagen", lenkte er ein. „Ich habe die Verhaftung Röders vorgenommen und muß sie auch vertreten. Aber ich gebe zu. daß mich die Verhaftung gar nicht befriedigt. Vielleicht lasse ich mich in diesem Fall zu sehr vom Gefühl leiten, aber auch der Ver« stand lagt mir, daß nicht alles so ist, wie es sein soll. Dieser Woelken führt ein zu sorgloses Leben. Das gefällt mir nicht." Er machte eine Pause und blickte versonnen in das Tanzgewimmel. „Jetzt habe ich Ihnen schon eine Meng« erzählt, nun kann ich Ihnen auch noch mehr sagen. Die Fin gerabdrücke auf der Mordwaffe gehören Röder . . . Nicht erschrecken, Fräulein Andersen! Das will nicht viel besagen. Jetzt habe ich aus Hamburg die Akten des Mordfalls Schrott eingefordert und werde sie mal genau studieren. Vielleicht muß ich sogar nach Hamburg fahren, um an Ort und Stelle von neuem mit den Nachforschungen zu begin« nen. Also — ich muß jetzt gehen. Uebrigens" — er lächelte beide an — ,Le lleberwachung Woelkens können Sie sich schenken. Eie dürfen mir glauben, daß meine Leute das viel bester können. „Also haben Sie . ..?" „Ich habe schon viel zu viel gesagt, Fräulein Andersen. Leben Sie wohl? Als der Kommissar gegangen war, neigte sich Kornelia zu Grey. „Ich weiß, wo der Burr wohnt, Kapitän. Das habe ich herausgefunden." Er sah sie an. „Den werden wir uns kaufen, diesen Ehrenmann, und zwar sofort. Kommen Sie mit." Er zog sie förmlich mit sich, seht« sie in eine Autodroschk« und fuhr mit ihr in den Westen. In einer abgelegenen Straß« fanden Eie das Haus, in dem Burr wohnte. zerrte den wild um sich schlagenden Burr die Treppe hinab und ries der wartenden Kornelia zu. sie solle schleunigst ein Auto besorgen. Kornelia lief und kam nach einer Minute mit einer Taxe zurück. Grey stieß Burr hinein, der immer weiter heftig protestierte, Kornelia kletterte nach, und als der Thaujfeur das Ziel erfuhr, legte sich seine Verwunde rung. Er hielt Grey für einen „Geheimen", der gerade eine Verhaftung vorgenommrn hatte. Er fuhr mit erhöhter Ge schwindigkeit zum Polizeipräsidium. Dort erregte Grey gewaltiges Aussehen. Man führte alle drei vor Kommissar Nehring, der mehr als erstaunt dreinsah. Aber ehe er noch zu sprechen begann, redete Burr bereits, von dem jetzt alle Angst absiel. Die Unverfrorenheit kam zum Vorschein. Er schrie, er protestierte, er gestikulierte wild, so lange bis Grey ihm die Hand auf den Mund legte. Nehring sah sich das Theater eine Weile mit an. „Was haben Sie mit Burr angestellt, Kapitän?" fragte er dann in hartem Ton. „Er hat ein Geständnis abgelegt, Kommissar. Ich habe ihn ein wenig gekitzelt, und da sagte er alles. Natürlich war Woelken nicht bet ihm." „Ich widerrufe alles", schrie Burr. „Er hat mich mit »inem Revolver bedroht. Er hat mich geschlagen. Ich prote stiere, Herr Kommissar! Ich werde gegen diesen Herrn die Klage einreichen wegen Freiheitsberaubung!" „Nun halten Sie mal den Mund, Burr!" entgegnete Nehring. „War Woelken vorgestern abend bei Ihnen?" „Natürlich war er da! Das kann ich beschwören! . .. Dieser Herr hier .. . wenn er mit einem Revolver kommt . . man ist ja seines Lebens nicht sicher . . . Herr Kom missar, wer ist dieser Herr? Ich will ihn anzeigen." „Das ist Kapitän Grey und wohnt im „Imperial". So, Burr, und nun machen Eie, daß Sie hinauskommen!" Noch einmal machte Burr seinem Herzen in lauten Protesten Luft, dann ging er. Grey und Kornelia waren wie vor den Kops geschlagen. War das der Erfolg dieses Abends? Nehring schüttelte das Haupt und lächelte leicht. „Was Sie getan haben Kapitän, ist vielleicht in Amerika möglich, aber nicht bei uns. Burr wird Sie natür lich anzeigen, und Sie werden blechen müssen. Ja, das haben Sie davon. Und außerdem möchte ich Sie bitten, die Finger von Dingen zu lassen, die Sie nichts angehen. Ueber» lassen Sie das der Polizei." Sie waren entlassen. Sie hatten geglaubt, als Sieger das Haus zu verlassen, und sie gingen jetzt als Besiegte. Geschlagen und niedergedrückt. „Aber ich lasse nicht locker!" sagte Grey so laut, daß die Leute auf der Straße stehen blieben. „Morgen kommt Woelken dran." „Und ich gebe auch nicht nach", sagte Kornelia. Grey drückte ihr fest die Hand. 2». Sie saßen sich zum erstenmal gegenüber, der Laud- gerichtsrat Dr. Stahl und der Unterjuchungsgefaiigene Ulrich Christoph Röder. Röder, der nun den Namen Holger Larsen abgelegt hatte und in sein wahres Ich zwangsweise zurückschlüpfen mußte, war nach zwei von bitteren Gedanken erfüllten Nächten ernst und ruhig. Zwei Falten hatten sich an den Mundwinkeln eingegraben. Seine Haltung war gerade und ungebeugt. Nur die Hände verrieten die Aufregungen der letzten Tage. Die Finger lagen ineinander verkrampft. Dr. Stahl Hatto die Erscheinung des Untersuchungs gefangenen bei seinem Eintreten mit einem langen Blick umfaßt, und der erste Eindruck, den er gewann, war ein durchaus günstiger. Selten hatte er einen Untersuchunas- gefangenen vor sich gehabt, der so sympathisch wirkte und so wenig den Eindruck eines Mörders machte wie dieser. Aber wie ost trog auch der Schein. Stahl beschloß bei sich, vorsichtig zu sein und keine Gelegenheit, den Gefangenen zu überführen, außer acht zu lassen. «. (Fortsetzung folgt.« Wer keine literarischen Interessen hat, dem dürste dies kühne Bild von den „Knien des Herzens" kaum bekannt sein. — Die Annahme, Lenau sei der Schöpser des Wortes, ist so unbegrün det nicht; zu der leidenschastlichen, dunklen Art dieses Mannes würde eine solche Wendung wohl passen. Es ist aber ein Größe- rer, der dies Bild gebraucht hat, wenn auch In der wachsenden Verdüsterung des Gemüts Lenau vergleichbar: Heinrich von Kleist. Es ist eine tragische Episode In unserer Literatur geschichte, an der dieses Wort fällt. Und in Dresden ist es niedergeschricben worden! Just vor 13ü Jahren: Am 84. Januar 1808 schreibt Heinrich von Kleist (der In der Pirnaische» Dor stadt, Rammsche Gasse Nr. 123 wohnte) an den Geheimrat v. Goethe in Weimar. Er legt dem Gewaltigen sein Trauerspiel „Penthesilea", eine der inachtvollsten, wenn auch eine er schreckend düstere Tragödie, vor: „Ew. Exzellenz habe ich die Ehre, in der Anlage gehorsamst das erste Heft des Phöbus zu übcrschicken. Es ist auf den „Knien meines Herzens", daß Ich damit vor Ihnen erscheine; mögte das Gefühl, das meine Hände ungewiß macht, den Werth dessen ersetzen, was sie darbringen." — Goethes Antwort war schloss ablehnend. Sie konnte nicht anders sein. Er sah in Kleists Werk den ganzen Wirrsal der Gefühle, die leidenschaftliche Todesscligkeit, die er selbst im „Werther" überwunden hatte. Gleiche Pole stützen sich ab — nach diesem Grundsatz endete die Begegnung der beiden dich terischen Genien. Die Absage Goethes an Kleist war keine Laune des „Olympiers", sondern eine Ablehnung aus dem Wesen her aus. Ein Verhängnis, das Kleists Weg zum tragischen Ende schmerzlich beschleunigt hat . . . „Zugaben" Im Konzertfaal I. L. in D. — „In Konzerten wird ost von dem begeister ten Publikum eine geradezu unwahrscheinlich lange Reihe von „Zugaben" erzwungen. Besonders Sänger und Sängerinnen baden es in dieser Hinsicht nicht leicht. Mir ist diese Erscheinung immer unangenehm gewesen; ist halte sie für eine Disziplinlosig keit des Publikums und dem Künstler gegenüber fast sür eine Erpressung." — Urteile nicht gar zu hart, mein Freund! Das Verlangen nach „Zugqjben" erwächst doch zunächst einmal aus ehrlicher Begeisterung für die Leistung des Künstlers. Du darfst daher die Anschauung über das Zugabewesen, die man mit Recht hin sichtlich der wirtscl-aftlichen Werbung hat, nicht ohne weiteres auf die Zugaben in Konzerten anwenden. Bei den „Zugaben", die früher im Einzelhandel vielerorts üblich waren, strebte der die Zugabe Erteilende einen wirtschaftlichen Vorteil für sich an. Der Künstler, der einem Konzertpublikum „Zugaben" gewährt, hat aber davon gar keinen Vorteil, es sei denn ein Gewinn an Beliebtheit. Eine oder zwei Zugaben mag man also iin Kon zertsaal für erträglich und vertretbar halten. Forderungen des Publikums freilich, die über dieses Matz hinausgchen, verdienen durchaus das von Dir gefällte harte Urteil. Auch Im Schwünge der Begeisterung «nützte man sich sagen, datz man den Künstler nicht ehrt, indem inan ihn Uber Gebühr anstrengt Meist wird ja auch der Künstler selbst klug genug sein, einem Uebermatz von Beisall, das In dem Verlangen »ach immer neuen „Zu gaben" reine Selbstsucht ist, nicht mehr Folge zu leisten. Stören Blumen auf dem Eßtisch? M. E. in R. — „Soll man Blumen aus den gedeckte» Tisch stellen? Der Reiz eines gedeckten Tisches beruht doch aus dem Zusammenklang von Glas und Porzellan und Metall. Stört da nicht das lebendige Element der Blume?" — Du übersiehst in Deinem schönen Eifer, datz aus den Tisch la nicht nur Glas und Porzellan und Metall, sondern auch — die Speisen kommen. Die aber gehören doch dem Bereich des Lebendigen an, da sie ja unmittelbar dem Leben dienen, Leben erhalten. Und selbst wenn Du so herzlos wärest, eine gut gebra tene Gans als tote Materie anzusehen: Salate und Obst bringen den Atem des Gartens ganz frisch in die Stube. Zu ihnen passen Blumen herrlich. Und die Blaue des Weins mundet dem Trin kenden noch einmal so gut, wenn neben dem Glase Wein eine Base mit Blumen steht. Allerdings mutz man beim Blumen schmuck der Tafel Größe und Höhe des Tisches berücksichtigen. Auf einem kleinen Tisch, der ohnehin wenig Platz bietet, wir ken hohe Vasen mit langstieligen Blüten nicht sehr geschmack voll. Aber es gibt ja schone flache Schalen, überdies sind die kurzstieliaen Blüten im allgemeinen billiger. Uebrigens sicht es auch sehr gut aus, wenn man Blumen oder etwas Grün In geschmackvoller Verteilung unmittelbar aus das Tischtuch legt. Besonders eine festliche Tafel kann dadurch einen unge- mein freudigen Charakter erhalten. Verbanne also nicht die Blumen von Deinem Tisch! Du beraubst sonst Deine Gäste einer sehr seinen, unschuldigen und für das gute Gedenken sehr ein prägsamen Freude. Furcht vor nassen Füßen P. R. In Z. — „Bei Tauwetter, wie wir es am ver gangenen Sonnabend hatten, dringt bas Schneewasser durch jeden Schuh. Wie soll man sich da vor Erkältungen schützen?" — „Hans Sachs war Schuh-Macher und Poet dazu" — und weil Du mich für so etwas wie «inen halben Poeten hältst, soll ich auch ein bißchen was von Schuhen verstehen. Versuchen wir es also! Schneewasser dringt nicht durch alle Schuhe. Z.B. nicht durch Gummischuhe. Wenn Du sehr anfällig sür Erkältun gen bist, solltest Du die Anschaffung von Gummischuhen nicht verschmähen. Die Frauen, in praktischen Fragen stets gescheiter als die Männer, tragen ja schon längst Ueberschuhe aus Gummi. Aber auch die männliche Eitelkeit sollte sich um der Gesundheit willen mit Gummischuhen bei diesem Tauwetter rereinbaren lassen. Wenn aber die Abneigung gegen den Gummischuh un überwindlich ist, dann leisten auch feste Lcderschuhe gute Dienste, insbesondere solche mit Ledersutter. Die Sitte, bei nassem Wet ter nur alte Schuhe anzuziehen, um die es „nicht schade" Ist. verschuldet manche Erkältung. Auch sollte man bei solchem Wet ter nicht die allcrdünnstcn Wollstrümpfe anziehen und ein paar Pappsohlen in die Schuhe legen. Wenn dann doch etwas Feuch tigkeit eindringt, wirst Du es kaum merken. Sobald Du aber an einem solchen Tage nach Hause kommst: Schuhe herunter und trockene Strümpfe anaczogen! Wenn Du soweit die allge mein menschliche Bequemlichkeit überwindest, wirst Du durch „nasse Füße" keine Erkältung mehr bekommen! Marabu. Fragen hinter der Wand Freundliche Antworten sür humorige Leute Das Museum der Zukunft P. M. in L. — „Wie denkst Du über Kunstwerke in Mu seen? Für mein Gefühl wird der Eindruck eines Kunstwerkes ourch die Massierung In Museen stark abgeschwächt. Kunstwerke In solcher Umgebung schmecken für mich leicht nach Konserve." — Das hat schon mancher vor Dir so empfunden. Aber für «inen Betrachter, der gewillt und fähig Ist, sich ganz auf ein Kunstwerk zu konzentrieren, hat die Umgebung letzten Endes keine ausschlaggebende Bedeutung: er sieht sie überhaupt nicht. Man darf sich nur nickt adlenken lassen. Auch ein schlecht ge wählter Rahmen kann ja schon den Eindruck eines Bildes stören. Man muß sich dazu erziehen, die Bilder so zu sehen, als ob sie keinen Rahmen hätten. — Eine ganz andere Frage ist, ob die jetzige Gliederung der Museen, eine Ausgeburt des seder Diffe renzierung holden IS. Jahrhunderts, eine glückliche und frucht bare ist. Diese Ausspaltung in Einzelintercssen hat nicht wenig Schuld daran, daß bem unverbildeten Menschen, der das Ganze und nicht nur lauter Teile sehen will, das Museum etwas Frem des und Unbehagliches geworden ist. Anzeichen einer Wende in dieser Beziehung sind aber vorhanden: z. B. die Sonderausstel lungen, die Museen und Bibliotheken von Zeit zu Zeit aus ihren Beständen veranstalten. Schon heute unterscheiden die meisten Museen zwischen dem ausgestellten und dem magazinierten Material. Diese aus der Not des Raummangels entsprungene Scheidung könnte sehr fruchtbar gemacht werden, wenn man alles Spezielle, was den einfachen Besucher nicht fesselt, dem Forscher vorbehielte. Dann würde man Raum und Möglich keiten für Schauräume gewinnen, die jedem Freude machen würden. Ich träume von einem Museum der Zukunft, In dein die Architektur des Raums, die Wandbekleidung, die Möbel, Decken usw. mit den Bildern und Plastiken die Einheit eines Zeitltils dokumentieren würden. Diese Vereinigung von Kunst wernen der verschiedenen Kunstzweige In einem Raun) würde dem Betrachter ein wirklich lebendiges Bild von dein Lebens rahmen geben, der für die Menschen unseres Blutes in einem rühcrcn Jahrhundert wirksam war und würde mithelfen, daß eder Volksgenosse sich der Tatsache immer besser beivußt wird, »aß die vergangenen Jahrhunderte unseres Volkes mit der Gegenwart eine lebendige Einheit bilden. „Aus den Knien des Herzens" R. A. in D. — „Wer hat die kühne Wendung „aus den Knien des Herzens" geprägt? Im Bllchmann finde ich das Zitat nicht. Mir ist es, als könnte es von Nikolaus Lenau sein." — Im BUckmann wirst Du Zitate dieser Art wohl nur in vereinzelten Fällen nachaewiesen finden. Es handelt sich ja dabei nicht um ein „Geflügeltes Wort" im eigentlichen Sinne.