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„Wir — die freien Irokesen ain Eriesee l" Montreal, im Dezember 1V37. Wieder einmal ist gegen die kanadische Regierung ein Pro- geh im Gange, den die Irokesen vom Eriesee angestrengt haben. Vergebens versuchten sie, m Europa — im Haag — den Inter nationalen Gerichtshof mobil zu machen. Man machte ihnen klar, -aß st« doch zum kanadischen Staatsverband gehörten. Es nützte nichts, ivenn di« Irokesen behaupteten, sie seien ein freies Volk und keinesmegs den Kanadiern unterworfen. Genau so sanden sie taube Ohren in London, wo sie sogar beim König in ihrer Sache vorsprechen wollten. In Gens verwies inan sie auf den üblichen Instanzenweg und stellte für den günstigsten Fall die Einsetzung einer Kommission in Aussicht, die unter Umstän den studieren könne, ob eventuell in ein oder zwei Jahren die Angelegenheit auf die Liste einer Ratsversammlung gesetzt wer den könne. Allerdings koste die Sckl-e eine ganze Menge Geld. Außerdem mühte vorher noch der kanadische Vertreter beim Völkerbund befragt werden... Eine uralte Geschichte Aber um was prozessieren nun die Irokesen? Sie verlan. gen von der Regierung in Toronto die Anerkennung Ihrer Un abhängigkeit. Sie wünschen, dah der weihe Mann die alten Vertrage anerkennt, die einst mit ihnen geschlossen wurden. Sie wollen keine kanadische Polizei. Sie wollen auf ihrem Gebiet Heine weihen Siedler. Sie wollen ihre Rul>e, ihre Freiheit, ihr Land und alles, was dieses Land hervorbringt. Mün muh — um diese Forderung zu verstehen — mif die Zeiten zuriickgrei- fen, als die Irokesen noch grohe und berühmte Kämpfer waren, als sie sich mit den Huronen und den Franzosen herumschlugen und schließlich so weit in ihrer Kampfkraft geschwächt waren, dah sie mit den Engländern einen Vertrag auf gegenseitige Waffenhilfe abschliehen muhten. Sie schlugen sich also für di« Engländer vom Jahre 1750 bis weit in das Jahr 1780 hinein. Sie waren mutig, sie hielten den Engländern eisern die Treue. Aber diese ewigen Kämpfe rieben auch einen Stamm von der Stärke der Irokesen nach und nach auf. Sie sahen schliehlich in den Grenzgebieten zwischen den noch sehr jungen USA. und Ka nada und warteten darauf, was nun mit ihnen geschehen solle. Zwei Bewerber um ihre Seelen Die Amerikaner und die Engländer in Kanada Hütten nun allen Grund, sich mit den Irokesen zu verständige». Schliehlich wollte man doch einmal seine Ruhe in den Grenzgebieten haben. Die Amerikaner schickten den General Lafayette, der aber diese Aufgabe für einen schlechten Scherz hielt. Er gab sich auch nicht sehr viel Mül)«, mit den Irokesen zu einem Abkommen zu ge langen. Anders dagegen der andere Botschafter, den die Eng länder zu den Irokesen hinüberschickten. Dieser war Frederich Haldimand. Seine Familie stammt aus Winterthur. Später wohnten die Haldimands in Thun und endlich in Nverdon. Von dort aus gingen sie nach Amerika, wo sich einer der Haldimands so auszeichnete, dah er schliehlich erster Generalgouverneur von Künada wurde. Frederich Haldimand war ein ausrechter Säpveizer, der den Irokesen nichts vormachen wollte, der sie nicht zu betrügen gedachte. Er bot ihnen «in gewaltiges Landgcbiet am Eriesee an. Dieses Land sollte ihr Eigentum sein. Dort sollten sie leben können. Die Indianer nahmen dieses Angebot des Frederich Haldimand an. Das alte Lied . . . Man macht« mit ihnen einen schönen Vertrag, der den Na men Haldimandvertrag vom Jahr« 1784 erhielt. Dieser Vertrag und ein Gebetbuch, das Queen Anna den Irokesen schickte, sind heute die gröhten Schätze der Irokesen. Sie zogen zum Eriesee, liehen sich dort nieder, konnten hier recht fröhlich und ohne Sorgen leben und glaubten schon, die Engländer würden sie aus diese sehr anständige Art und Weise für ihre Waffenhilfe in ver gangener Zeit belohnen. Aber die Engländer hatten gar nicht die Absicht, das ganze Land, das ungefähr die Gröhe der Schweiz Hütte, den Irokesen wirklich restlos und für ewige Zeiten zu überlassen. Sie ermutigten sogar weihe Siedler, sich im Iro kesengebiet niederzulassen. Wenn die Irokesen nichts merkten, hatten diese Siedler in zwei Woä)en ein Grundstück für sich urbar gemacht. War es erst einmal so weit, dann behauptete die kanadisä)« Regierung, sie könne nun nichts mehr unterneh men. Vergebens zeigten die Vertreter der Irokesen ihren Hal- dimnndvertrag vor. Vergebens tobten sie und verwünschten alle Bleichgesichter, die mir das eine Ziel hätten, die ehrlichen Rot häute zu belügen und zu betrügen, um ihnen ihr Land zu rüu« den. In den Vorzimmern der Regierung in Torondo geht es würdevoll zu. Die Regierungsdiener rümpften die Nase, ivenn ein Irokese die Wut bekam und mit einem alten Vertrag in der Luft herumfuchtelte. Schliehlich ist man doch hier unter Diplomaten. Aber wle können schon Diplomaten vom Eriesee kommen. Nun hat früher einmal ein gerissener Rechtsanwalt, der dadurch Millionär geworden Ist, den Irokesen geraten, einfach die kanadische Regierung zu verklagen. Die Irokesen würen stolz darauf, eines Tages ein Dokument vom Gericht zu erhal ten, in dem wirklich zu lesen stand, dah der Stamm der Iro kesen die kanadische Regierung vor einen Gerichtshof zitiert habe. Allerdings sind sie svon ganz kleinen Erfolgen abgesel-ens nie zu einem wirklichen Sieg gekommen. Sie haben sich seit Jahrzehnten vor den Gerichten hevumgeschlagen. Sie sind müde geworden mit ihren Prozessen, deren Ende noch nicht übzusehen ist. Auch die neue Gerichtssitzung „Irokesen — Kanadische Re gierung" wird keine Entsclreidung bringen. Vermutlich geht der Kampf der Irokesen um ihre Freiheit und um ihr Land am Eriesee erst dann zu Ende, wenn der Eriesee eines Tages aus getrocknet ist oder in Nordkanada wieder Urweltungeheuer spa- zlerengehen. Dann gibt es keine Irokesen und keine kanadisä)« Regierung in Toronto mehr.... Kirche und Kultur / Die Kirche ist eine Heilstat Christi, ist für das Heil der Menschen in der Welt da, ist der Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch: sie ist also eine unbedingte religiöse Er scheinung, steht in groher Nähe Gottes. Darum hat diese Kirche kein unmittelbares Verhältnis zur Kultur, das würde sie ab lenken von der einzigen Sorge um das Heil der Menschen, von dem einen Notwendigen, das sie vermitteln will, von der Auf gabe, den Menschen Gnade zu bringen und Heilsgüter zu ver mitteln. Lebte sie doch jahrhundertelang — in der Katakomben zeit — ohne eigentliche Kultur. Gerade heute wird die Distanz der Kirche zur Kultur besonders betont. Die Kirche wird also vollständig mißverstanden, wenn sie als kulturelle Erscheinung, als eine Kultur neben anderen aufgefaßt, nach kulturellen Lei stungen beurteilt wird. Die Kirche hat genau so wie die Kultur ihre Eigengesetzlichkeit, steht auf einer ganz anderen Ebene des Sein und Wirkens als alle menschliche Kultur, hat einen anderen Dienstcharakter am Menschen und am göttlichen Ge heimnis der Welt. Die Kirche will über aller Kultur stehen. In ihr soll ständig die Welt In ihrer Kultur überstiegen, hin geordnet werden auf die Verherrlichung Gottes. Die Kultur ist auf ein bestimmtes Volk, auf einen bestimmten Lebenskreis be zogen, die Kirche ist universell geltend und wirksam. Die Kul tur kann für den christlichen Menschen nicht zum Lebensinhalt werden, wohl aber das Christliche, die Kirche. Alle Kultur ist somit hingeordnet auf ein neues Ziel. Alle menschlichen Dinge werden noch einmal befragt und gewogen, werden in der Kirche vom Heile des Menschen aus gesehen. Der Mensch ist ganz stark im Leiblichen, im Irdischen verwurzelt, darum ist diese Ewig keitsaufgabe doppelt wichtig. Trotz aller Verschiedenheit und Geschiedenhell zwischen Kirche und Kultur besteht doch wiederum ein geheimes Einverständnis zwischen beiden. Obwohl die Kirche unendlich mehr ist als Irgendeine Kultur, hat sie doch eine besondere Eignung, nicht für eine bestimmte Kultur, wohl aber für die Kultur über haupt. Sie spürt schöpferische Kräfte in sich für alle Kultur. Die Kirche steht in einer Beziehung zur Kultur, weil sie in Beziehung zum Menschen steht. Die Kultur ist nicht eine Aus wirkung der Kirche, des Christentums, steht auch nicht unbedingt im Gegensatz dazu, sondern wird jeweils gestaltet vom Menschen auf seinem Wege zum Reich Gottes. Es gibt nur eine Kirche, aber verschiedene christliche Kulturen, weil es eben verschiedene christliche Völker geben kann. In dem Verhältnis von Kultur und Kirche liegt eine Spannung, und man darf nicht aus dem Mißbrauch der Kultur, aus dem Abfall von Ihrer eigentlichen Sinngebung das Verhältnis von beiden bestimmen. Wenn die Kultur mißbraucht wird zu einer Waffe gegen das Christentum, dann muh sie nicht schon In ihrem Wesen außer- und wider christlich sein. Sie steht in einem tiefen Zusammenhang mit den Urtatsachen der Schöpfung und Erlösung. Das Schaffen des Menschen in der Kultur wird gerade in der abendländischen Kirche viel zu ernst genommen, als daß man daran vorüber gehen könnte. Es kommt darauf an, wle das Verhältnis von Ihre Begegnung iin Menschen Kirche und Kultur gestaltet wird. Die christliche Frage ist die, wie der Mensch sich und die Kultur gestaltet, ob als Herr oder als Sklave der Kultur. Seine christliche Sendung reicht hinein in sein Kulturschaffcn, und vom Grunde des Menschen her soll die Frage von Kirche und Kultur aufgcworsen werden. Die Begegnung von Kirche und Kultur ist darin gegctzen, wie der Mensch Kultur schafft, wie er auf sie antwortet. Was ist Kultur? Kultur ist Betätigung des Menschen an der Natur, an -er Schöpfung. Kultur gestaltet sich in den ein zelnen Kulturgebilden, wie Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft, täg lichen Arbeiten in Haug und Beruf. Jede Arbeit hat den Charakter von Kultur. Gerade für uns heutige Menschen ist dieses Schaffen und Arbeiten ein Zentralwert geworden, ein wesentliches Stück unseres Seins, nicht mehr nur eine Zugabe zu diesem. Alles Schaffen des Menschen ist im christlichen Lebenskreis ein Bilden geworden seiner selbst, der wirklichen Gestalt seines Mcnschseins und auch seines Christseins. Darum liegt im christlichen Menschen ein Einheitspunkt non Kirche und Kultur, der Ansatzpunkt zu dem richtigen Verhältnis zwischen beiden. Weil der Mensch so stark mitbeteiligt ist an der Neu ordnung der Welt, an dem seienden und werdenden Reich Gottes in der Kirche, darum ist auch in der Kirche Kultur, die immer wieder das Geheimnis ihres Daseins herausbildet. Die Kultur in diesem Sinne ist die Außenseite von -em, was schon da ist. Diese Art von Kultur hiinat mit Kult zusammen. Darin gerade soll sich die Stärk« des Christlichen zeigen, wie und wie weit das Nächste, das Geistige hineingesebt werden kann in das Leib- lich-Sinnliche. Das Christliche muß so sein, daß cs immer wieder seine eigenste Sphäre sprengen und in der Kultur hinaustreten möchte In die Welt. Kultur der Kirche in diesem Sinne Ist ein Spiegelbild ihrer eigenen Gestalt mitten In Welt und Zelt. Von dieser christlichen, d. h. non Christus, von der Kirche geformten Kultur Ist die weltlicke Kultur zu unterscheiden. Sie erwächst aus dem weltlichen Schaffen und beschäftigt sich vor allein mit dem Stofflichen, dem Leiblichen, Irdischen. Hier ist der Mensch anders eingesetzt in fein Schaffen: er ist nickt mehr bloß Werkzeug für das Wirken Christi in der Welt, sondern er ist selbständiger Träger geworden. Religiöse und weltliche Kultur sind wohl unterschieden, sind aber nicht zwei vollständig getrennte Gebiete, sie überschneiden sich ständig im Menschen selbst, greifen ineinander über. Weltliches Recht, weltliche Kunst und Wissenschaft finden wir plötzlich Im Heiligtum der Kirche. sUnd das Christliche findet immer wieder eine Nach bildung und Neuformung Innerhalb dos Weltlichen.) Dieser Ueberganq geschieht Im christlichen Menschen. Wir können also unterscheiden zwischen einer Kultur, die vom Mittelpunkt, von der Kirche her nach außen drängt, und einer, die vom Aeußeren zum Mittelvunkt strebt. Je lebendiger beide in ihrem Sein und Wesensgehalt In sich stehen, desto mehr sind sie aufeinander be zogen. Doch stets Ist die Kirche die Ebene, auf -er Aeußcres und Inneres sich so begegnen können. Sie ist die seinshafte Grundlage für alle weltliche Kultur, sucht ihr eine letzte Daseins berechtigung zu geben. Sie gibt einen neuen Grundbezug, gibt das Gleichgewicht zwischen geistigen und stofflichen Werten, stellt das Kulturschaffen als Funktion in ein höheres Ganze. Sie gibt Kraft zur Distanz, gibt die Möglichkeit, aus einem tieferen Grunde in der Welt und in den Dingen der Welt zu stehen und zu schaffen. In allein menschlichen Tun ist eine Schicht, die so wohl der Welt wie auch der Kirche angehört. Vom christlichen Menschen strahlt eine schöpferische Einheit auf beide aus. Nicht daß der Mensch durch sein Tun erst die Welt hcreinhebcn soll in sein Selbst: er ist durch die Erlösung von Anfang an in bestimmter Weise hineingestellt in die Welt, ist erweitert. Ebenso sind die Grundkräfte, aus denen der Mensch lebt, erhöht: seine Liebe, sein Wissen, sein Können. Also die Ebene, auf der der Mensch in den Dingen und die Dinge im Menschen stehen, die eigentliche Sinngebung und Sinnhaftigkeit aller Kultur ist anders geworden ist schon irgendwo vorgebildet. Ein tieferes Woher allen Kulturschaffens ist gegeben. Aber nicht so, daß alle Kultur dem Religiösen dienstbar gemacht würde. Alle Kultur spiegelt wider einö mehr oder weniger große Tiefe des menschlichen Daseins, und in diesem kann eine größere Tiefe des Christentums vorbereitet oder dargcstellt werden. Sobald ein Stück Kultur dem Christlichen begegnet, bedeutet das zu gleich die Möglichkeit einer Formung von einer größeren Tiefe her. Das Christlich-Religiöse ist nur ein Spiegelbild eines menschlichen Wert- und Glückverlangens, sondern ist ständig ge boren aus einem überzeitlichen Grunde, möchte alle Gebiete des Lebens durchdringen, möchte alles hinaufhcben auf die Ebene, auf der es sich befindet. Im erlösten Menschen ist also eine werdende lebendige Einheit von Kultur und Christsein gegeben. Wo eine Kultur verselbständigt, verabsolutiert wird, bedeutet das eine Einengung des Kulturellen und auch des Religiösen auf einen bestimmten Bezirk des Menschseins. Die Güte Gottes ist Mensch geworden mitten In der Welt. Und so kann die Erlösung Christi verklärend einströmen in das Innere der Dinge. Die Kunst, die Kultur hat die Ausgabe, die Bildhaftigkeit Gottes nachzugestaltcn, den erlösten Raum, in dem alles Seiende steht, sichtbar zu machen. Sie soll zeigen, wie die Dinge im Menschen und der Mensch in den Dingen da ist; und indem sie das zeigt, macht sie ein letztes Gnadenhaftes, ^supipi-slslsgsn 14.- 19.- 28.- 34.- l-lsupipi-sislsgsn 32.- 36.- 48.- S2.- vom ^»«4 1O0 Oavr» bekannt für bawakris <2u»lttLU .... Hualltäts Pmri5ion decken 51il v liscliutii-en p«okmLnnI»ek Usprükl» unci »osttSlldsi- 800^, 100 s.u.mp.» bis—W-XF«— Host« ovt«, 18 S8 Most«! ekrom800., m» t..6.ft»n« di» e«k« »Iid»!' 7?oo., 800 M VIS »EM aolrl-plUqu« «SO. vtn'om-a."". 13 d,40>— aoia-pi»qu< 18... - >0a.s.nu. l^Fdl»— lok« ao!6 08 Ski Vortallkatta k'rsla« äurok oroüsn UmaatrI brükkn SI» kklbkt unisr» groü» ^u»e»akl mit v». 400 K4u»t«rnl üut» unä vorr0gliok» Oualltitsnl Sokrlttllok» prüMsion SpvLicrlkaus nikonci-Uki en Dieseien ^maliens^i.1)