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Nummer 292—3K. Iuhrg v«ilaz,ott Dr««tx». >n-«Ig<»pr«<I<! di« sipattlg« N m« dxtt* ö«A« I VIt-i sllr FamIH-oonvtg«» » Pi« g«r Pl-tzwIIiiI»« U»«« »U »««44« l'tst««. Lrschek«t « mal «Sch«»Mch. vr»natlI4»r ve»ug,prel» durch Lrllger «Inschl. SO Vs». »1«. « Pf,. I,I,,rlahi, 1.70; durch dl« P«ft 1.7V «luIchllMch P,ftlld«k««tz«ng«gebII-r, »uzllgllch 10 Pir. P»st-B«p«llg«r». SI»^.«r. lv Psg., Saunatend. ». F-ftlar-Hr. » Ps». 0bbest<llu«g«n müg«n lpllrstrn« «U» wach« »ar «bla», d«r v«»u«,»eU schrlstllch b«Il» v«r»a, «I-r<«-mg«, ,««». U»k« r,»r« der,- 1«l»« P»b«Il«llun^« «,lw«tz»<«. SüchMe u Eszeitunu schriftl«lt»»>r vr«»d«n.L., Poll«rftr. 11, 8«r»r», «Ml». «01» LrIchS,t»ft«ri«, Druck m» v«rla>: S«n»a»l, v»chdr»ck«r«I » vrrla« Th. », ». wlukl, P«N«rstraz, V, Srr«r», «011, P»Mch«ck: Il», vaul: Stadwa», vr<«d«» Nr. «7«, Dienslag, 14. Dezember 1937 Im Fall« va» »Sh-rtt «rw-lt, V«rba1, »latr«<«>»«r V«ki«d- pbrunre» -a« d«r vorher ^xr Wnbun-tr,»«»« kl»« «nlprüch«, lall, dl« grltun, tu b«lchilnttem Umfaa^. »«» HLKt od«r »Ich« «Nchrln«. »rl»l»»»«r»t,»«««»«» Reue vvrwsige Kmesische Regiemng Fllry Konoe: „Japan will Maßnahmen zur Errichtung einer neuen chinesischen Regierung ergreifen" Glückwünsche des japanischen Hauptquartiers Tokio. 14. Dez. Nach einer Meldung der Agentur Domei aus Peking Ist dort, wie ««gekündigt, am Dlenstagoormlttag um 11 Uhr Ortszeit die vorliiustge Regierung der „Repu blik China" gebildet worden. Die Bildung der neuen Regierung wurde in feierlicher Form in der Tschujentang-Halle in der „verbotenen Stadt" voll zogen, über der die sünffarbige ursprüngliche Flagge der chine- fischen Republik wehte, die von der Nanking-Regierung durch die Kuomintang-Flagge ersetzt worden war. Nach dem feierlichen Staatsakt nahmen di« Ausschüsse für Gesetzgebung, vollziehende Gemalt und Rechtssprechung sofort ihre Arbeiten auf. Der Vorsitzende des Gesetzgebungsausschusses, Tangerhho, erklärte chinesischen und japanischen Presieverire- tcrn, daß die vorläufige Regierung zunächst für Ruhe und Ord nung im Lande sorgen und dann umfangreiche Maßnahmen zur Herstellung einer vollständigen Verständigung zwischen dem chi nesischen und dem japanischen Volk ergreifen wolle. Der Sprecher des japanischen Hauptquartiers in Tientsin beglückwünschte die vorläufige Regierung und sprach die Hofs- nung au», daß die neue Verwaltung, die rechtmäßig die Tradi tionen Chinas übernehme, eine gesunde Weiterentwicklung zei gen werde. Dle Zwischenfälle im Fernen Osten London. 14. Dez. Die Versenkung des amerikanischen Kano nenbootes „Panay" sowie die Beschießung britischer Ka ¬ nonenboote auf dem Jangtse bei Nauking bildet für die Lon doner Morgenpresse das Hauptthema. Die Blätter berichten von großer Erregung in den Vereinigten Staaten sowie über die diplomatischen Schritte, die englischerseits bisher unternommen morden seien. Gleichzeitig erwähnen sie in diesem Zusammen hang die Unterhauserklärung Edens sowie den Besuch des ame rikanischen Geschäftsträgers bei dem Außenminister. Fast sämt liche Blätter melden, daß Washington und London augenblicklich in Fühlungnahme stünden. In den Kommentaren der Londoner Presse werden zum Teil scharfe Töne gegen Japan angeschlagen. Zivei Morqenblätter sprechen sogar von einer etwaigen „gemeinsamen englisch-amerikanischen Flottenparade" in fern östlichen Gewässern. Als einziges Blatt zeigt „Daily Mail" gewisses Verständ nis. Wohl spricht das Blatt von einer ernsten Lage, meint aber zugleich, bei dem Feldzug in China sei es schwierig, den Verlust von Ausländern und die Beschädigung ausländischen Eigentunis völlig zu vermeiden. England müsse sich damit zufrieden geben, daß Japan alle Vorsichtsmaßnahmen anivcnde, um bedauerliche Zwischenfälle zu vermeiden. Chinesische Berichte zum Fall Ranlinss Schanghai, 14. Dez. Große Brände Innerhalb Nankings kündeten in der letzten Nacht die Räumung der Stadt durch die chinesischen Truppen an. Chinesische Berichte sprechen von der Zurücknahme der Truppen auf Befehl Tschiangkaischeks. Innerhalb der Stadt flackerte häufig Maschiuengewehrfeuer auf. Die Japaner suchen sorgfältig alle Häuser ab, um zurückgebliebene chinesische Schützen auszuheben. „Zentralregierung nur noch Lokalregierung" Ver Krieg geht weiter bis zur völligen Zerschlagung der antijapanischen Bewegung Tokio, 14. Dez. Ministerpräsident Fürst Konoe gab zum Fall von Nan king eine Erklärung ab, in der er sagte, Japan sei stets aüf Lokalisierung und Milderung der Feindseligkeiten bedacht ge wesen. Tschiangkaischek habe dagegen mehrfach ernste War nungen Japans ausgeschlagen und durch seine anttjapanische Po litik in Verbindung mit dem militärischen Vorgehen Japan zu militärischen Aktionen in großem Maßstabe gezwungen. Durch den Fall von Nanking sei die chinesische Zentralregie- rung zu einer bloßen Lokalregierung herabgesun ken. Japan müsse jetzt seine Chinapolitik neu orientieren. Die militärischen Operationen würden bis zur völligen Zerschlagung aller antijapanischen Bewegungen ln China durchgesührt. Ministerpräsident Fürst Konoe führte in seiner Erklärung weiter aus, die japanische Regierung werde konkrete Maßnahmen bei der Errichtung eines neuen chinesischen Regimes ergreifen, das an die Stelle der „Schattenregierung" Tschiangkai scheks trete. Der Ministerpräsident gab ferner seinem Bedauern Ausdruck darüber, daß auch Angehörige unbeteiligter Mächte bei den Kampfhandlungen Schäden und Verlust« an Leben und Eigentum erlitten hätten.- Er verlangte dann, die fremd«» Staaten müßten Japan als die einzige Macht in Ostasien anerkennen, die «ine Stabili sierung der Verhältnisse herbeizuführen in der Lage sei. Nur wenn Japan und China zusammenarbeiteten, seien die Interes ¬ sen der dritten Mächte im Fernen Osten gesichert. Abschließend erklärte Fürst Konoe, der Fall Nankings bilde nur den Auftakt zu einer Bereinigung des gesamten C h > n a p r o b l e m s. „Der Fall Nankings leitet «ine neue Aera in Ostasien ein und ist üon weittragender politischer und militärischer Bedeu tung für Japan und die Nachbarstaaten", so fassen die zustän digen Kreise Tokios ihr Urteil über die Bedeutung dieses Er eignisses zusammen. Das Hauptquartier betont in einer län geren Erklärung, daß die Feindseligkeiten solange weitergchen würden, als Tschiangkaischek den Widerstand nicht ausgebe. Die apanisä)« Armee würde den militärischen Druck auf die japan- eindliche chinesische Regierung und ihre Truppen verstärkt ortsehen. Außenpolitisch müßten internationale Aktionen auf merksam beobachtet werden. Das japanische Volk würde nun mehr seine Kräfte verdoppeln, um feindliche Operationen end gültig unmöglich zu machen. Das Blatt „Asahi Schimbun" schreibt, der Fall Nankings mache di« internationale Stellung des japanischen Kaiserreiches bedeutender und einslußrcicher. Das Blatt kündigt eine Sonder konserenz des Hauptquartiers und der Regie rung unter Vorsitz des Kaisers an, um Richtlinien für di« Festlegung des politischen und militärischen Friedens tn Fernost aufzustellen. Das Hauptquartier, die Regierung und der Beraterstab seien darüber einig, daß auch weiterhin Ent schlossenheit not tue. Am de» Religionsunterricht Sine Erklärung des württ«mbergisch«n Kultministers Im Frühjahr dieses Jahres hat der württembergtsche Kult minister durch einen Erlaß, Uber den wir seinerzeit berichtet haben, eine Neuordnung des Religionsunterricht» tn den Schu len angeordnet. In dem Erlaß wurde gesagt, daß die gesamte Erziehung der deutschen Jugend einheitlich im Geiste des Natio nalsozialismus zu erfolgen habe. Diesem Grundsätze sei in allen Fächern — also auch im Religionsunterricht — Rechnung zu tragen. Das habe zur Folge, daß Stoffe, die dem Sittlichkeits- empfinden der germanischen Rasse widersprächen, im Unterricht nicht zu behandeln seien. Im württembcrgischen Rcglerungsanzeiger wird jetzt ge sagt, cs werde neuerdings versucht, diesen Erlaß in Gegensatz zu bringen zu den Zusicherungen über die Erteilung des Reli- giousunterrichts In der Deutschen Volksschule. Es werde be- hnuptet: bei der Einführung der Deutschen Volksschule sei zu gesagt worden, daß der Unterricht nach den Grundsätzen der evangelischen und katholischen Kirche erteilt werde: der Erlaß des Ministers weiche jedoch von diesen Grundsätzen ab. Dem- gigenllber wird im Rcglerungsanzeiger bemerkt, es sei selbst verständlich, daß der Kultminister nichts zulassen könn«, was gegen den Nationalsozialismus und gegen den Artikel 24 des Parteiprogramms verstoße: die Behandlung von Stoffen, die dem Sittlichkeitsempfinden der germanischen Rasse widersprä chen, würde aber einen solchen Verstoß bedeuten. Eine Zu sicherung tn dieser Hinsicht hab« von einem nationalsozialistischen Minister darum auch gar nicht gegeben werden können. Dar über hinaus hab« seinerzeit anläßlich der Verhandlungen mit der evangelischen Kirche Uber die Einführung der Deutschen Volksschule der Oberkirchenrat eine mündlich« und schriftliche Mitteilung erhalten, in der gesagt wurde, daß der Religions unterricht in Uebereinstimmung mit den Grundsätzen der evan- aelischen Kirch« erteilt werde. Da aber heut« nicht eindeutig fvstgelegt sei, welches diese Grundsätze seien, und da In det «vangellschen Kirch« verschiedene Richtungen vorhaiwen seien, müsse möglichste Freiheit gefordert werden, Insbesondere auch gegenüber der Stellungnahme zum Alten Testament Es stehe allo eindeutig fest, daß der Erlaß vom April dieses Jahres ich durchaus im Rahmen dessen bewege, was der Kirche bei »er Einführung der Deutschen Volksschule erklärt worden sei. sed« andere Darlegung widersprech den Tatsachen und stell« «Ine Irreführung der Oeffcntlichkeit dar. Systemwechsel in Palästina Um Palästina ist es in den letzten Wochen stiller ge worden, wenn auch gelegentliche Explosionen das Land noch immer hin und wieder erschüttern. Nachdem England sich einmal endgültig entschlossen hatte, der immer bedrohlicher werdenden Lage mit chirurgischen Mitteln zu Leibe z» rücken, wurden die Operationen auch unverzüglich durch geführt. Anfang Oktober erfolgte der große Schlag gegen das arabische Hochkomitee, eine große Führergruppe wurde gemaßregelt und der Mufti selbst zur Flucht gezwungen, während das große Vermögen des Obersten Moslemischen Nates, das an der Finanzierung der Ausstandshandlungen einen beträchtlichen Anteil hatte, der Regierungskontroll« unterworfen wurde. Als weiterer Schritt erfolgte die Ein führung der Militämerichtsbarkeit, in deren Verlauf be reits einige drakonische Strafen verhängt worden sind; erst kürzlich wurde der alte Scheikh Farhan es Sadi aufgeknüpA ein führendes Mitglied des Geheimordens „El Muscheikh El Taurowijeh" („Die aufständischen Schcikhs"), dessen terroristische Aktivität der Palästinaregierung schon seit Mitte 1935 — also vor Beginn der eigentlichen Unruhen -- viel Verdruß bereitet hatte, dessen politische Vorstellungen freilich mehr in einem fanatischen Bekenntnis zum Islam als in einem modernen Nationalismus nach abendländischem Vorbild wurzeln. Der „Gegenterror" der Mandatsregierung hat zumin dest die äußere Lage beruhigt, und es liegen auch Meldun gen vor, die von einer inneren Entspannung zu berichten wissen. Dies wird dem nicht ganz umvahrscheinlich klingen, der selbst an Ort und Stelle jahrelang die Dinge verfolgen und dabei beobachten konnte, daß ein großer Teil der ara bischen Bevölkerung und nicht zuletzt sogar führender Män ner von den aktivistischen Gruppen vielfach zu einer äußeren Haltung gedrängt wurden, die ihnen offensichtlich nur wenig behagte. Interessant ist in den letzten Wochen der relativ gerinae Widerhall der palästinensischen Ereignisse in den arabischen Nachbarländern, die bisher bei weitaus gering fügigeren und weniger robusten Maßnahmen der britische« Politik eine sehr energische Sprache geführt hatten. Aber die eigenen Sorgen sind offenbar vordringlicher: Syrien kämpft um die Ratifizierung seines llnabhängigkeitsvertra- ges mit Frankreich, und die immer bedrohlicher werdende Haltung der Türken bringt Sorgen von einer anderen Seite her, die um so ernster sind, als England sich mit der Türkei tn der letzten Zeit eng liiert hat. Der Irak, dessen Inter essen gerade heute mehr als früher zu einem Anschluß an England raten, wird seine Gründe haben, warum er es bei seinem Genfer Protestschritt im Sommer bewenden läßt; der realistische und kühle Rechner Ibn Saud, der, von dem britischen Agenten Philby sorgsam beraten, die panarabische Sache stets sehr unverbindlich zu behandeln pflegte, hat gerade jetzt seine Zustimmung zu der Abhaltung eines pan arabischen Kongresses in Mekka verweigert. Aegypten end lich mag über die Tatsache, daß der Attentäter auf Nahas Pascha bis jetzt in den Reihen der palästinensischen Frei schärler gekämpft hat, seine eigenen Gedanken haben. Die neue Politik, zu der England sich bekennt, um u. a. auch den Boden für den Teilungsplan vorzubereiten, konnte selbstverständlich nicht mit den alten Männern durchge- fllhrt werden. Vor allem war der bisherige Hochkommissar Sir Arthur Wauchope nicht zu halten, dessen ge schwächter Gesundheitszustand den begrüßten Anlaß zu einem ehrenvollen Abschied bot. Sir Arthur gehörte zu jenen vielseitig interessierten, feingebildeten und liebens, würdigen Erscheinungen, denen wir unter den höheren Char gen des britischen Militärs so häufig begegnen. Er glaubte aus seiner stark ethischen Einstellung heraus ehrlich und ernsthaft an die grundsätzliche Vereinbarkeit der lokal, arabischen mit den zionistischen Interessen, eine Vorstellung, die den Kern der bisherigen britischen Palästinapolitik feit dem Ehurchillschen Weißbuch von 1922 bildete. Sein um Ausgleich bemühtes Wesen, sein außergewöhnliches Inter, esse an allen palästinensischen Dingen, das aus einer starken Liebe zum Heiligen Lande mit seiner merkwürdigen Problematik und mit seinen eigenartigen sozialen und poli tischen Experimenten floß, machte ihn für seinen Posten ge. eignet wie keinen zweiten — in ruhigen Zeiten. Seins großen Verdienste um Palästina waren nach einer fünf jährigen Amtszeit 1936 durch deren Verlängerung um weitere 5 Jahre anerkannt worden. Aber der rauhen poli tischen Witterung, di« seit 1936 da» Land beherrscht, war er in keiner Weis« gewachsen. Die klugen und fast väter lichen Ermahnungen de» britischen Intellektuellen in de, Eeneralsuniform, mit denen er den Sturm zu beschnxichtigen suchte, fanden in dem aufgeregten Lande weder bei Arabern noch bei Juden Beachtung, beide Parteien stellten sich gegen ihn. Gr machte von dem bereits 1936 ihm gegebenen Recht der Verhängung de, Kriegsrechts keinen Gebrauch. Die Verhältnisse wuchsen dem alte» Mann über den Kopf, di« sitnitiatlo, umrd« ihm aus den Ländav aerillen. »r verschrieb