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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.09.1917
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19170921028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1917092102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1917092102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-09
- Tag 1917-09-21
-
Monat
1917-09
-
Jahr
1917
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Fr^tog, ri. Seprember 1V17 Leipziger Tageblatt Die Lage t« Rußland ivtb. Petersburg, ^0. Sept. (Drahtbericht.) Am der Mäßigkeit tm Trinken in Rußland dauernd Geltung zu verschaffen, hat die einst weilig« Regierung eine Verfügung erlassen, wonach allmählich alle Vorräte an Alkohol und Spirituosen tn den Brennereien ^nd RuSschankdetrteben in Essig umgewandelt oder kohlensaurem Wasser daigemcngt werden sollen. das nur 1-t Prozent Alkohol enthält. — Die Abordnung des Sowjet, die Europa bereiste, um für den Ge danken einer internationalen Soziallstenkonferenz Werbearbeit zu ver- richten, ist nach Petersburg zurückgekehrt. ^tb. Petersburg. 20. Sept. (PelcrSbmger Telegraphen-Agentur.) Die der Gruppe der revolutionären sozialistischen Minimalisten und der Anttzimmerwalder angehörenden Mitglieder des Vollzugsausschusses des Sowjet haben einen Aufruf veröffentlicht, in dem es heißt: Der Grundsatz der revolutionären Demokratie, der die Regierungsgewalt auf der inneren Koalition begründet, ist verletzt. Ein letzter Versuch, eine Koalition zu bilden, begegnete dem Widerstande der verantwort lichen Organe der Demokratie. Ein rein sozialistisches »der rein bürger liches Kabinett wird außerstande sein, die Verteidigung zu organisieren. Falls die demokratische Konferenz ein rein sozialistisches Kabinett schaffen würde, so würde dos Ergebnis die Mobilmachung aller gegenrevolutionären Kräfte sein. Der Aufruf schließt mit der Aufforderung, sich auf der demokratischen Konferenz zu einem Block zusammenzuschließen, um Rußland einen Bürgerkrieg zu ersparen. tu. Frankfurt a. M.. 21. September. (Drahtbericht.) Der .Frkf. Zig." wird auS Stockholm gemeldet. In Wider- herrscht noch immer erregte Stimmung aus Furcht vor neuen Zwischenfällen. Nach einem im Arbeiter- und Soldatenrat verlesenen Bericht kam es auch in Reval und Dünaburg zu schweren Ausschreitungen gegen die Offiziere. Es wurden mehrere ermordet und viele verhaftet. Die Telephonverbindung zwischen Dünaburg und dem Hauptquartier war vorübergehend unterbrochen. fr.) Von der Schweizer Grenze, 2l. Sept. (Dra hl- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Nach der «Reuen Zürcher Zeitung* meldet HavaS a«S Petersburg: Der Peters burger Gemeinderat ordnete mit allen gegen 1- Stimmen die Ab schaffung der an der Front wieder eiageführken Todesstrafe an. Fa serungen des A - und S.»Rates an die Kosaken »'Id. Petersburg, 20. September. (Meldung der Petersd. Telegr.-Agealur.) Gestern begonnen die Vertreter des Arbeiter- und SoldatcnraleS durch direkten Fernsprechdroht Petersburg —No- wotscherkafk die Verhandlungen mit dem stellvertretenden Hetman der Don-Kosaken. Bogajewski, um di« Beziehungen der Regteruug zu der örtlichen Selbstverwaltung der Kosaken zu klären. Sie stellten folgend« Forderungen: 1. Die kosokische Selbstverwaltung soll erklären, daß die Kosaken der Regierung treu bleiben. 2. All» Bewegungen der Kosakenlruppen ohne entsprechenden Be fehl der Regierung sind sosork einznftellen. 3. Ueder die Angelegenheit des Hekmaus General Kaledin wird sofort bi« Untersuchung eröffnet; er soll zugleich einwilligen, mit seinen Gesinnungsgenossen vor Gericht zu erscheinen. Daraufhin erklärte Bogajewski zu dem ersten Punkt die Bestätigung als unnötig. Zam zweiten: Die Kosakentruppen haben keine derartigen Bewegung«« gesucht: zum dritten nehmen die Kosaken den Vorschlag an, Kaledin vor Gericht zv stellen, aber unter der Bedingung, daß ihre Vertreter daran teilnehmen. Die Besprechungen endeten mit einer Aeberelnkunft, wonach Vertreter vom Don nach Petersburg und um- gekehrt entsandt werden sollen. Kaledins «Irrtum- (/.) Stockholm, 21. September. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Nach Petersburger Telegrammen gab der Kosakengeneral Kaledin, als er die Schwierigkeiten feines gegenwärtigen Vorgehens gegen di« Regierung erkannte, fei« Unter nehmen auf und erklärte sein Vorgehen sei auf eine» Irrlnm zuräck- zuführen, worauf er von Kerenski in Amt und Ehren belasten wurde. Tatsächlich hat Kaledin sich tm gegenrevolutionären Sinn« betätigt «nd wird wohl in einem günstigeren Augenblick sofort erneut gegen die Petersburger Regierung «^treten. Aber Kerenski wogt eü nicht, etwas Entscheidendes gegen ihn zu unternehmen. (r.) Stockholm, 21. September. (Drahtberlcht unseres Sonderberichterstatters.) Rach einer MMeilnng der .So- nolria Schis«* beabsichtigt Kerenski, die »och ständig tagend« Kommission der Duma aufznlösen, »eil der Nachweis erbracht sei, daß sie in de« Korallowschen Putsch verwickelt «ar. Da Kerenski sich de« bürgerlichen Politikern gegenüber bisher sehr ängstlich gezeigt hat, klingt dl« Nachricht nicht sehr wahrscheinlich. (rÄ Stockholm, 21. September. (Drahtbericht vnseres Sonderberichterstatters.) Dt« Peterslmrger Zeitungen zeigen an. daß K er « n skl, der unmittelbar »ach der Revolution seine erste Eh« scheiden lieh, sich jetzt mit der Schauspielerin des Kaiserlichen Theaters Thieme verhetralet hat. Branting »der die Friedenoanofichten (r.) Budapest, 21. September. IVrahtbericht unseres Sonderberichterstatter ck) .Pest» Dapla* versffeatttcht ein« Unterredung mit Branting. Dieser sagte: Dt, Frledeusaus- slchle» können fetzt al« gut bezeichnet »erden. In England and in Frankreich ist eine bedeutend« Aendening ^Onnste» des Friedens Z» verzeichnen. Ledigtlch die konservative englisch« Press« HW »ach den krkgertschen To« fast. Ueberall fordert nea, non Deutschland de- mokratisch« Garantien, und zwar, daß Deutschland »ach da« Mister der übrigen Staaten parlamentariflert ward« und «in veraattvortliches Ministerium «halt«, nicht »1« jetzt, »o Michaelis dem Reichstag nicht verantVvriNch ist. Auf de« Etniomck des Korrespondmrtan, es bestehe di« allgemeine Ansicht, daß, »«an Branting an die Spitz« »es Parlament- gelange, Schweden sich möglicherweise der Entente an- schließe, erklärt« Branting, dah dies eine Verleumd««- sei. Er diene nur der Demokratie, »ad wenn er auch an die Spitz« des Kabinetts gelangen würde, würde Schweden doch nentral dleidan. Das schwedische Parlament bleib« übrigen« bis zu« 1. Januar znsamme», «ab es sei deshalb verfrüht, über bi« Eventualität seiner Ministerpräfl- brntschafs zu spreche«. Lloyd George wird bescheiden (r.) Von der Schmelzer Grenze, 21. Sepi, (Draht- berlcki unseres Sonderberichterstatters.) Die .Neuen Zürcher Nachrichten' berichten unter der Ueberschrift: .Lloyd Seorge gibt dl« Hossnuvg aus': Der bescheiden« Ton d«r letzte« großen Rede Lloyd Georges «ird tn der englischen Presse nachträglich mit dem ganz unerwartet schlechten Ausfall der englischen Ernt« erklärt, die nach der .Daily Mail' an Güt« and Meng« ganz bedeutend hinter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahr« -nück,«bleiben droht. Vlel beachtet wurde folgender Sah in Lloyd Georges Red«, dea Renier in feinem Auszug« «rggelafsen Hal: «Mit der ganzen vereinigten Stärk« unseres Volkes werden wir gewinnen, aber wir werde« auch nicht «ehr als gerade »och gewinn««-' Das heißt, Lloyd George glauhi aicht mehr an ein« Niederwerfung der Mittelmächte. Gibraltar (r.) Frankfnrt a. M^ 21. September. (Eigener Dreht- bericht.) Die .Frkf. Atg.' berichtet ans dem Haag: Aas London wird gemeldet: Im .Manchester Guardtau' »erlangt Fredertk Harrt- son die Zurückgabe von Gibraltar an Spanten. Er schreibt, England könne auf der Friedenskonferenz nicht für das Ratio- nalilätenprinzip eintrete«, wen« es nicht bereit fei, »ach Friedensschluß Gibraltar an Spanien abzulrelen. Der Besitz dieser spanischen Sladt ist ein Schandfleck auf Englands Wappenschild, außerdem sind die Stadl, der Hafen «ud die Festung, obgleich von der Leeseite uneinnehmbar, nach dem Rorden z« dagegen «derhanpt nicht »ehr zu verteidigen. An die Abtretung ist während de» Krieges natürlich nicht p» denke«, denn England hat dea Hafen nötlg als Basis für die Unterseeboot«. Amerikanische Artillerie auf bem Karst? (r.) Von der Schweizer Grenze, 21. September. (Draht, bericht unseres Sonderberichterstatters.) .Journal de Genese meldet aus Lhiasso: Die «euerf.che hermetische Absverrang der Grenze wird mit der Ankunft «merlkantscher Artillerie auf dem Karst motiviert. - , (r.) Von der Swel-er Grenz«, 21. September. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Laut Berner.Bund' meldet HavaS aus PartS: 180 Gymnasialen, vte dal erste der von dm amerikanischen Militär-Ambulanzen entsandte Stvdentenkonttn- gent bilden, sind am Dienstag »«Parts «tngekoffen. Bulgarischer Heeresbericht wib. Sofia, 20. September. Amtlicher Heeresbericht. Mazedonische Front: An der Lschervenn Stena vnd nördllch Bttolia «ätztsies StSrnngsfener. 2« Lerna- Bogen zeitweise unterbrochenes «ad lebhaftes Geschütz- «»d NNnenfeuer. Zwischen de« Vardar and dem Dotrau-See ziemlich heftiges Artillertefener. Am Nordhang der Krufcha Plan ins ward« eine berittene englische Adtetlnng t» der Nähe des Dorfe?, AK Bozalttz dnrch Fener zersprengt. Wir machten einige Gefangene. An der übrigen Front schwach« Gefechtstätig- kelt. — Rumänische Front: Westlich Asaceea spärliches Seschützfeuer. Feindliche Heeresberichte Französischer Heeresbericht vom 20. September, nachmittag-. ES ist nichts zu melden außer starker Artlllerietällgkeit in der Gegend südlich der Oise, in der Champagne, in den Abschnitten des Lornilet- und Hoch- berge« und auf beiden MaaSufern. Englischer He«resber!cht vom 20. September. Mir griffen heute morgen auf breiter Front an. vestttch Ppern wird ein befrtodigenber Fortschritt gemeldet. Unsere Truppen nahmen bereits wichtig« Stel lungen. Nr. 481. AbendeAnssabe^Sette» Letzte DM-Mtä" Die beutfche Antwort an den Papst Beellu, 21. September. (Drahtbericht unserer Berliner SchristleitnaH.) Di« deutsch« Antwort auf di« Papftnot«, die morgen veröffentlicht wird, betont, wie wir jetzt schon mtttettea «Achten, ihre AedereinftlmmnAß mit den Eutschlietzuugeu des Reichstages. Ein grStzerer Ab schallt ist auch de» Gedanken der Adrüstnng und de« Schiedsgerlchtswesens gewidmet, di« durchaus zustim mend besprochen »erden. tu. Berlin, 21. September. (Drahtbericht.) Lein ,Berl. Tabl." wird aus Wten berichtet: Papst Benedikt hat er- klärt, auch nur eine allgemeine Zustimmung der Mittelmächte zu seinen Anregungen könnte ihn befriedigen und zur Fortsetzung seiner Frtedensontton geeignet erscheinen. Die Ursache der Friedenogerüchte (e.) Bo« der Schweizer Grenz«, 2l. Sept. (Draht- bertcht »nseres Sonderberichterstatters.) Dt« Baseler .Nationalzeittmg' schreibt: «Alle die Friedensgerücht«, di« täglich er- scheinen, dementiert werden und wieder erscheinen, haben »inen sehr natürlichen Grund: Rämlich die tatsächlichen Machtverhült- nlsse, »le sie sich infolge des Versagens von Rußland darstellen. Es war der Entente unmöglich, tm Westen di« deutsch« Front «ufznrollen, als Rußland noch eine starke Militärmacht war — sollt« es ihr bann vielleicht jebt möglich sein, da sür kaum absehbare Zeit Armee nutz Staatsgewalt in Rußland aufgelöst sind, Hindenburg nur eben »och sein« bloß» Anwesenheit an der Ostfront zu zeigen braucht, und also fast sein« ganz« Kraft zur Verteidigung seiner Stellungen i» Rord - frnnkreich verwenden kann? Das ist eine so offenbar einlenchleud« Erwägung, dah dte besonnene» Lent« in Frankreich und England, so schmerzlich sie es ankonnnen mag, genötigt werden, sich mit bem Ge- danke« eines Verstänbigungsfriebens oertrant zo mache«.' Die wirtschaftliche Dergewaltigrmg der Neutrale« (r.) Don der Schweizer Grenze, 21. Sept. (Dreht- berlch« unseres Sonderberichterstatters.) Dt« «Nwwn Zürcher Nachrichten' schreiben zu dem Ansfnhr,erbot der Vereinigten Staate» «ach den neutrale« Länder«: Es ist ein unerhörter Rechtsdruch der Washingtoner Regiernng gegenüber den Neutralen, »ud ein« «nerhörle rechtswidrige wirtschaftlich« Ver gewaltigung derselben. Das Blatt verlangt, baß die Schweiz »nd di« andere» brutal behandelte« Neutralen Europas sofort, entweder jeder für sich oder in «ine« gemeinsamen Schritt« ein« eben» feierliche wie «nlschiedeafte Verwahrung gegen dieses schnöd« Attentat ans garantiert« Recht« einlegen, und zwar sowohl bet der Re gler««- in Washington als auch bei sämtlichen Ententeregtermrgen. Ium jüngsten Fliegerangriff auf Süddeutfchland (r.) Metz, 21. September. (Drahtbericht »nseres Son berbertchterstatters.) Di« .Metzer Zeitung' nreldet: Wie »»«- «ehr f^tsteht, wnrde» von den felnbltche« Flieger« «« letzten Sonntag, de» 1«. September, abends, über iso Bomben »er. schiede««» Kalibers ans Metz abgeworfen. Trotz»«» »ar »er Sach- schaden »ich! bebe« lend. An Menschenleben ist der Tob zweier Bürger zo beklage«. * * * tu. Genf, 21. September. (Drahtbericht.) Der Korrespondent - -es .Tempi* in Dünkirchen berichtet über -te unheil- - vollen Wirkungen der jüngsten deutschen Fliegerangriffe. Der Korrespondent erwähnt, daß eine große Anzahl französischer, englischer und belgischer Soldaten ge tötet und schwer verwundet wurden. Da da- Bombardement auch zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung forderte, ver- anlaßte der Hlahkommandant den Abtransport eines Teiles der Einwohner, dte nicht in bombensicheren Räumen vnterzubrtngen sind. Ueellver uww MO Um— wr >»- vttet Uwe vorder örtw Uwe vrtol S00.V 217^0 ri7 7» ,sr^l> uwo n»w»e. . rw.rr Muewwk . 7,7.- 8odvoüoo . 7407» K—H-Ak« . N7.W sw»»»«. . ibr.rs Uw<t Urtel «U.7» LI7,- 21^7L 2l7Li ISi.24 S02.2Z 217^0 241.« Sl7.7i «br.su viUem v<ro tkomteotieop lü ü» Npeotee . 127,Sv so,- 12^«, 177-^1 -»>» r>- ir>M> Sottschalken i^s Noman aus dem schweizerischen Hochgebirge Bon Paul Appenzeller (Nachdruck verboten.) Der Obmann zwar trug nicht viel dazu bei, die Zungen den Alten näher zu bringen. Während der Maienzllgler und Sigrist Petri am Kreuz knieten, der Pfarrer mit auSgebreiteten Armen die heilige Handlung vollzog, stand der Obmann aufrecht wie eine Eiche, kaum daß er -te Hände vollkommen ineinander legte. Der Brauch wollte es sonst, dah alle, ausgenommen -er Pfarrer, am Kreuz niederknleten, aber wer hätte -en Gewaltigen -aran er innern wollen, daß auch er sich demütig vor -em zu beugen habe, -essen Segen der Pfarrer tm Namen des Maienzüglers über Land und Bteh erflehte? Don Säh zu Säh wanderten die drei Männer. Boran -er Obmann, ihm folgt« -er Pfarrer und zu hlnterst schritt der Sigrist Petri. Wenig« Worte wurden während der Wanderungen zwi schen ihnen gewechselt. Der Obmann atmete auf, als der dritte Tag zu Ende ging und er wieder den festen Grund von Gottschalken unter feinen Fugen hatte. Zwar gestand er es sich selbst nicht ein, aber Tatsache war, die steinigen Wege begannen ihm mühsam zu werden. Ein hohnlächelnd schadenfroher Zug ging am selben Abend, La der Pfarrer mit der Denediktion fertig geworden war, über das Gestcht des Obmanns. Er hätte dt« Matensähen Wettersttrn und Schalkenhorfi nicht segnen last»«. AI» erster betrat der Pfarrer wieder des Obmanns -aus. Dar Geistliche bezog von Rechts wegen Gastfreiheit und Unter- Kunst in diesen Mauern. Luzzi kam dem Ehrwürdigen entgegen. .Friede mit Ihnen, Herr Pfarrer!* sagte sie schlicht. .Glück und Frieden mit dir, mein Kind." Der Pfarrer sah ihr durch di« Augen auf den Grund ihrer Seele. .Dock scheint mir. Glück und Frieden sind dir nickt zu eigen.' Seine Hand streifte saust ihre «eichen, braunen Locken. .Was tst's denn, : das dich drückt, Luzzi?* .Herr Pfarrer —' Sie suchte den Blick des Bakers und da »ar es ihr, Äs ob feine zornsprühenben Augen wie eine eiserne -and ihren -als umspannen »Erde«. Sie kam nicht mehr «eiter in ihrer Rede. .Das geht de« nichts an,' sagte unzweideutig dte Miene des Gewaltigen. .Später, Luzzi, half der Pfarrer ihr über die Befangen- bett hinweg. Ein warmer Blick edler Menschenliebe, «dein Denkens und edeln Fühlens traf sie aus den Augen des geistlichen Herrn. Schwelgend sah der Obmann den beiden zu. Die Rede seines Kindes patzte ihm nicht. Er hätte Luzzi lieber verschlossen un hart gesehen, wie er eS war. So sorgte er sichtlich dafür, daß Luzzi an jenem Abend nicht einen Augenblick mit dem Pfarrer allein war. Aber dte Liebe schmiedet Pläne, sucht nach Wegen und Ränken und findet sie. Luzzi wußte, daß der Pfarrer am frühen Morgen Messe hielt. Wie der Tag von den Höhen tn die Tiefen stieg, schlich Luzzi leise an dte Türe des Zimmers, tn dem der Pfarrer schlief. Süll war es noch drinnen, nichts regte sich. Deshalb ging sie wieder zurück. Eine halbe Stunde später dorchte sie abermal. Wie Ne das Ohr an das parke Holz legen wollte, wurde dte Türe geöffnet. Der Pfarrer stand, zur Messe gerüstet, vor ihr. .Guten Tag, Herr Pfarrer,' sagte Luzzi verwirrt und wurde wie eine Mohnblume rot dabei. Zn tiefer Verlegenheit senkte sie den Kopf. .Bist wohl in der Türe geirrt?' fragte der Pfarrer einlenkend und doch halb verwundert. .Rein, ich habe mit Ahnen reden wollen,' antwortete Luzzi leise und gewann damit ihre Fassung wieder. .Rede. Luzzi.' Mild, teilnehmend klang ßie Aufforderung. Luzzi fiel ein Stein vom -erzen. .Ach komme zur Frühmetz mit, -srr Pfarrer. — Denn ich darf, ergänzte sie schüchtern. Bald schritten beide -en -äuserrethen von Gottschalken ent- lang. .-oben Sie die Sätz an der Wetterstirn auch gesegnet, -err Pfarrer?' degann Luzzi leise. .Nein, sie wird schon lang« Zeit nicht mehr bezogen, Klnd." glicht?" sagte Luzzi. Berwunderung lag ober unverhülit in dem Ton. .Es ist nicht wahr,' fuhr sie in heiUger Entrüstung fori. .Der Obmann hak den Agnaz Echraner an -je Wetterfiirn befohlen. Er verbi« nt de« Sogen dos lieben Gottot »la alle die anderen, -er» Pfarrer,' Ihre Stimme und ihre Augen bettelten ihn an, .be mühen Sie sich noch zu ihm hlnauf, damit auch feine Als und sein Bteh sür dte Säßenzeit gesegnet wird. Der Baker braucht ja nicht badet zu fein,' fügte sie halb ängstlich hinzu. Ähre Züge verrieten die Spannung, mit der sie -te Antwort erwartete. .So Gott will.' Einfach und schlicht lautete die Antwort des Pfarrers, aber es lag ein fester Mille tn diesen Worten. .Doch warum nimmst du so Partei für Ignaz Schraner?" .Mein Herz schlägt für ihn,' erzählte sie und in ihren Augen spielten Sonnenfunken. .Wir kommen aber nie zusammen,' prophezeite sie mit zitternden Wimpern und bebendem Mund, .-er Baler würde seinen Segen nie zu dieser Ehe geben.' .Wohl dem Sohn und der Tochter, dte den Willen ihres Bakers hoch und seine Meinung teuer halten.' Feierlich vnd ernst klang die Stimme des Geistlichen. Luzzi erschrak -adel. Der Pfarrer sah es. Als sie durch die Friedhofspforte schrlt- ten, hielt er tm Gehen inne. .Wenn ihr zusammengehört, dann werden euch -le Wege, die ihr aeht, zusammenführen. Gottes Wege find wunderbar." Er stieg die wetterbraune Treppe empor, die in die Kirche führte. Sein« Wort« hallten tn der jungen Seel« Luzzit wieder. Hoffnung, Lust und Schmerz tagen im Kampfe miteinander, bis daß die Hoffnung nach heißem Ringen Sieger geworden. Es hätte kein junges Herz in -em feinen Busen schlagen müssen. »Der Pfarrer segnet dte Wetterfiirn und Gottes Wege find wnnderdor.' Die beiden Tatsachen halfen Luzzi Sher das trübe Sinnen der letzten Tage htnweg. Sie sah über di« Gräber hin and tn ihrem onnern regte sich ein tiefes Mitleid für dte, die in der Erd« schliefen. «Die Toten find tot, fie »Men nichts, fie haben kein« Hoffnung mehr,' sagte sie zu sich und schritt durch die Kirchen küre. Arm in Arm mit der Freundin trat sie nach der Mess« den Heimweg an. Livia Matt hieß dte Auserkorene. Sie war die Braut Bläst Enzlers. Ein aufrichtiges, unverfälschtes Gemüt, ein« nicht zu trübende, lautere Seel«! Nicht so hoch vnd schlank gewachsen wie dte Luzzi, sprühten ihre Augen in jugendlichem Feuer, kaum daß sie di« Kugeln «inen Moment regungslos still zu hatte« vermocht«. — V AartsastmW in dar pEchsten Abend-Bnügatze)
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