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Hem-els-ZeLkm- Amtsblatt Les Nates urrö Las j-aUTaiarntas Laa StaLt LaLpAlg Nr. 481 Schrtfkletting u»d VeschSsttstell«: 2»hanalt-ass< Nr. 6 Freitag, den 21. September F«rnl»r«<t>.Anschlub: Nr «692, «693 and «694 1917 Die dritte Flandernschlacht Der deutsche Heeresbericht Da» Wölfische Bureau meldet amtllch: Große» Hauptquarkler, 21. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die unter Führung de» Generals der Infanterie Sixk o. Arnim kämpfenden Truppen der 4. Armee haben den ersten Tag der drlkken Schlacht !« Flandern erfolgreich bestanden. Deutete bereits die Feuerwirkung der letzten Tage auf eine große Krafkanstrengung der Engländer hin, so bildeten doch der Einsatz und die Zusammenfassung der am 20. Sep tember vom Feinde verwendeten Kampfmittel auf einer Front von rund 12 Kilometern ein Höchstmaß. Hinter der gewaltigen Welle stärksten Trommelfeuers aus Geschützen und Minenwerfern aller Kaliber traten morgens in engen Angriffsstreifen zwischen Langemarck und Hollebeke mindestens neun britische Divisionen, dabei mehrere australische, vielfach durch Panzerkrastwagen und Flammenwerfer unterstützt, zum Sturm an. Der Angriff führte den Feind nach hin- und herwogendem Kampf bis zu 1 km tief in unsere Abwehrzone hinein; auf PaSschen- dae le und Gheluvelt zu drang der Gegner zeitweise weiter vor. Westlich von PaSschendaete drängte ihn unser Gegenangriff zurück, nördlich -er Straße Menin-Ppern blieb ein Teil -es Geländes in feiner Hand. 3a allen an deren Abschnitten des Schlachtfeldes wurden die Engländer unter den schwersten Verlusten bis zum Spätnachmittag durch zähes, heldenmütiges Ringen unserer Truppen in -aS Trichterfeld unseres Kampffireifens zurückgeworfen, über das hinaus abends neu ins Feuer geführte Verstärkungen des Feindes nicht mehr an Boden zu gewinnen vermochten. Die in der Kampfzone liegenden Ortschaften sind sämtlich in unserem Besitz. Heute morgen haben die Engländer den Kampf bisher nicht wieder ausgenommen. Wie in den früheren Schlachten in Flandern haben Führung und Truppen das Höchste geleistet. Bei den anderen Armeen -er Westfront, im Osten und auf dem Balkan keine besonderen Ereigniffe. Der Erste Generalquartiermeifier. Ludendorff. Die Kümpfe an der Dogesenfront (r.) Bon der Schweizer Grenz«, 21. Sept. (Draht - bericht unseres Sonderberichterstatters.) Wie die Berner Blätter von besonderer Seile erfahren, wurde von deutscher Seite die französische Stellung bei Thann dieser Tage ge rade zu der Zeil aufs heftigste beschossen, als General PS tatn sich in dem dorligen französischen Hauptquartier befand. Ein Gelbbuch des Papstes * Berlin, 20. September. (Drahtberlcht.) Der Heilige Stuhl will, wie verschiedene Blätter sich berichten lasten, demnächst ein Gelbbuch herausgeben, das olle Schrift stücke enthalten soll, die der Pap st während des Krieges an die verschiedenen Staaten abgesandk hat, ebenso die Antworten, die er erhielt. Außer Spanien soll auch Holland die Frieden S- bestrebungen des Papstes unterstützen wollen. Die hollän dische Regierung erfülle damit, so heißt es in Schweizer Blättern, den bestimmten Willen der Königin. — Das «Berl. Tgbl." läßt sich melden, die holländische Regierung habe nicht die Ueber- zeugung gewonnen, daß es angezeigt sei, ihrerseits Schritte zu unternehmen. Die Krise in Italien tu. Haag, 21. September. (Drahtbericht.) .Daily Mail' wird aus Mailand in Ergänzung des bisher über dl« Krise in Italien bekannt Gewordenen gemeldet: Der Beschluß, den Kriegszustand über Torin, Alessandria und Genua zu verhängen, wurde ge faßt, um kurzen Prozeß mit der verwilderten sozialistischen Agitation zu machen, die die Arbeiter zum Streik verleitet, die allgemein« Stimmung niederdrückt und durch di« sozialistischen Bürgermeister and Gemeinde räte Unordnung, Fahrlästigkeit and Sabotage in die Gemeindeverwal tungen trägt. tu. Lugano, 21. September. (Drahtberlcht.) Italienisch« Zei tungen lasten erkennen, daß in Italien die Besorgnis vor der Revolution zur Erzwingung eines sosortigen Friedens um jeden Preis einen hohen Grad «rreicht hat. All« KriegSblätter bringen Er mahnungen an das Publikum, um e« von dem Unrecht der Friedens forderung, bevor ber Sieg errungen sei. zu überzeugen. Weiteren Rach, richten zufolge häufen sich die LebenSmitteltumult« in ganz Italien und nehmen immer mehr den Charakter von Protesten gegen den Krieg an. (r) Luga«, 21. September. (Drahtberichk.) Nachdem die italie nische Regierung bereits über die Provinzen Genua, Turin und Alessandria den Belagerungszustand verhängt hak, ist zur Unter drückung der Unruhen eine weitere Verschärfung des Kriegs rechts angeordnet worden. Wie den Mailändern Blättern gemeldet wird, hat der Minister des Innern den Militärbehörden die Wiederher stellung der öffentlichen Sicherheit übertragen. Die Behörden haben Anweisung erhalten, gegen die Ruhestörer unnachsichtlich mit den schärfsten Maßnahmen vorzugehen. 2ÜVVV Tonnen versenkt vib. Berlin, 21. September. (Amtlich.) Im AllanNschen Ozean wurden durch unsere U-Vooke wiederum 20 000 Tonnen versenkt. Unter den versenkten Schiffen befanden sich zwei große be waffnete Dampfer sowie ein tiefgeladener Frachldampfer, wahr- schelnlich mit Munlkionsladung, der aus starker Sicherung heraus geschossen wurde. Der Chef des Admiralfiabes der Marine. * * . (r.) Bon derSchweizer Grenze, 21. September. (Draht- be richt unseres Sonderberichterstatters.) DaS «Berner Tagblatt' berichlet, daß die britische Regierung den gesamten Aeber- schuh der australischen Blehfukterprobuklionln Höhe von 10 000 Tonnen für die Ernährung der britischen Be völkerung erworben hak. tu. Haag, 21. September. (Drahlbericht.) «Times* melden aus Sydney: Wegen des Mangels an Schiffsraum in Australien schmelzen die Vorräte schnell zusammen. DaS Geld häuft sich in den Banken an. Die australische Industrie kann wegen deS Fehlens der Maschinen die fiÄher angeferktgten Ar tikel nicht selbst verfertigen. Der japanische Handel gewinnt hierdurch neuerdings sehr an Ausdehnung. Russische Zugeständnisse an Finnland (r.) Don der Schweizer Grenze, 21. Sept. (Draht bericht unseres Sonderberichterstatters.) Di« «Neue Zürcher Zeitung' meldet aus Petersburg: Die provisorische Regierung hat einen Erlaß veröffentlicht, wonach der finnische Senat baS Entscheidungsrecht in einigen Fragen erhält, deren Lösung früher dem Zaren al» Großfürsten von Finnland zugestanden hat. Die Einberufung und die Auflösung de» finnischen Landtags, die Be gnadigung von Verurteilten and die Ernennung de» Generalgouverneurs bleiben jedoch nach wie vor der provisorischen Regierung Vorbehalten. Amerika im Kriege (r.) DonberSchwelzer Grenze, 21. Septemder. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Die «Neue Zürcher Zeitung' meldet von der italienischen Grenz«: «Corriere della Sera' meldet au» London, di« Einberufung einer »eiteren halbeaMilllon wehrpflichtiger Amerikaner stehe unmittelbar bevor. Bi» jetzt wurden von den 10 Millionen Wehrpflichtigen der 21. bl» 30. Altersklasse 2 800000 Mann ärztlich untersucht. Wahrscheinlich wird die Regierung auch die übrigen zugleich ärztlich untersuchen lasten, nm die Einberufungen möglichst zu beschleunigen. (r.) Don der Schweizer Grenze, 21. Sept. (Draht- bericht unsere» Sonderberichterstatters.) Die Baseler «Rationalzcikung' meldet: In einer Ansprache an die Offiziersschüler in Annapolis (Nordamerika) erklärte der amerikanische Staatssekretär für die Marine, Daniel», die Flotte der Vereinigten Staaten habe sich seit der Kriegserklärung an Deutschland verdrei facht. Die Ausgaben für sie betrugen in weniger al» einem Jahre über zwei Milliarden Dollar. Die Mohawks auf dem Kriegspfade (r.) DonderSchweizer Grenze, 21. September. (Draht- bericht unseres Sonderberichterstatters.) Der Schweizer Allgemeine Pressedienst meldet aus London: Hier ist eine Gruppe von Mohawk-Indianern eingetroffen, die hier stör di« Front aus gebildet werdea sollen. Sie stehen unter dem Befehl ihre» Häuptling» «Schöne» Gebirge', der sich jetzt Leutnant Loft nennt. Die Kämpfe an der italienischen Front vtd. Wien, 20. September. Au» dem KriegSpreflequarNer wird gemeldet: Am Isonzo kam e» gestern nur auf der Hochfläche von Bainsizza und am Monte San Gabriele zu Infanteriekämpfen. Im Südteile der Hochfläche setzten die Italiener im Laufe der Nacht nach kurzer heftiger Feuervorbereitung zwei Angriffe an. An einzelne« Stellen gelangt e» dem Feinde bi» an unsere Hindernisse heranzukommen. Infanteriefeuer und Handgranaten trieben ihn immer wieder zurück. Gegen den Monte San Gabriele versuchten die Italiener gestern abend wieder einmal ohne besondere Artillerievorbereitung überraschend zum Angriff vorzubrechen. In mehreren Wellen stürmte ihre Infanterie gegen nufere dorligen Stellungen an, wurde aber durch unser Ar tillerie- «ab Infantericfeuer zurückgeworfen. Sonst war «ar au ein zelnen Teilen der Front da» feindlich« Artilleriefeuer von größerer Lebhaftigkeit. Im Isoazotal wurde zwischen dem Monte Santo u»b dem Monte Sabatino ein großer Brand mit Explosionen beobachtet. Im Vrsic-Gediet scheiterte ein nächtlicher Angriss»versuch an der Wach samkeit der Besatzung und dem Feuer unserer Artillerie. Am Eolbrlcon, dem 2004 Meter hohen Massiv südlich d«S Travignvlo-Tale», nahmen gestern nachmittag di« Italiener eine stark« Sprengung vor. Dieser flehen sie ein gegen diesen Raum sofort «In setzendes Trommelfeuer folgen, das ein« Stunde anhielt und bei de» in den kleinen Raum etwa 1000 Schuß und 800 Minen obgefeuert umrd«. Aaser« Artillerie belegt« jedoch die zum Angriff i» ber Stärk« mehrerer Kompanie« bereitoestellten feindlichen Kräfte so wirk««,», voll mit ihrem Feuer, daß dies« sich zmu Ambos nicht vertagten. Bor der Kanzlerrede (5> Am kommenden Donnerstag wird, wie wir bereits gemel det haben, der Kanzler im Reichstag über die auswärtige Politik sprechen. Das hat sein Vorgänger bei jeder Reichstagstagung getan, und das hat auch Herr Dr. Michaelis, so weit die kurze Eingewöhnung in das eben erst übernommene Amt ihm das ge stattete, im Juli versucht. Indes dürfte diesmal es sich doch wohl um etwas anderes, man kann getrost sagen: um Größeres handeln. Es geht ein Frledensahnen durch die Welt, das auch durch noch so starke und dröhnende Worte sich nicht mehr erschlagen läßt. Und es scheint uns nicht ausgeschlossen, daß der Kanzler das Be kenntnis, zu dem der Verlauf der Verhandlungen ihn doch wohl nötigen würde, gewissermaßen an deren Anfang stellen könnte. Daß er unzweideutiger, weniger von Schachtelsätzen beengt, als es bisher dem Fernerstehenden scheinen mochte, aussprechen wird, wie er sich die deutschen Grundlagen des kommenden Friedens denkt. Vielleicht wird es auch dann ein zorniges Aufrauschen im Blätterwald geben, vielleicht auch nicht, aber es muß sein. Nachgerade müssen wir, wennschon natürlich nur in großen Um riffen wissen, wo der Kanzler, wo die Oberste Heeresleitung steht. Es geht nicht an, daß bald die einen, bald die anderen, je nach dem, Kanzler und Heeresleitung für sich mit Beschlag belegen, im Bedarfsfalls wohl auch beide gegeneinander auszuspielen suchen und so das unerquickliche Treiben erneuern, das aus der letzten Bethmann-Zeit uns noch vor der erschauernden Seele sicht. Um so weniger, als die freundliche Gewöhnung des Antele- graphierenS sich nun doch wohl als ein untaugliches Mittel zur Gewissens- und Sinneserforschung erwiesen hat. Die leitenden Herren, die man also bedachte, blieben als höfliche Leute, die für erwiesene Aufmerksamkeiten zu danken hatten, in ihren Antwor- ' ten diplomatisch, behutsam, kühl. So las jeder aus diesen Draht grüßen heraus, was ihm just behagte. Und wenn der Ton, wie neulich einmal, auch offensichtlich auf dem «Burgfrieden* lag, den mehr als je zu pflegen not täte, nahm man's frisch, frei, fromm als eine Ermunterung zu den Wegen der neuen Vaterlandspartei, von der wir, ganz nebenbei, uns wundern, daß ihr so lebhaft auch von nationalliberaler Seite akklamiert wird: waren die National liberalen nicht eigentlich immer eine Vaterlandsparlei, die Partei erst der Reichsgründung, nun der Reichserhaltung und Mehrung? Item: Es wird nötig sein, daß der Kanzler am kommenden Donnerstag als ein Mann, der Menschenfurcht nicht kennt, un bekümmert um Geschrei und Getöse, über das sich ausspricht, was wir im kommenden Frieden erreichen wollen, vielleicht auch darüber, was wir erreichen können. Erst dann wird man von einer Klärung der Geister in Deutschland reden dürfen, erst dann auch abzusehen vermögen, wie die Kräfteverteilung im deutschen Volk ist, und wer in Wahrheit die Gefolgschaft der Lauten und nicht immer Geschmackvollen ausmachk, die in ihren Blättern, den alten wie den unter dem Kriegsglück neu gegründeten, zu ver sichern pflegen, daß die besten Patrioten hinter ihnen stünden. (Eine Zwischenfrage: gute Patrioten sind wir, die wir in diesem Kriege gelitten und geopfert haben, alle; wer ist der beste?) Da mit hat der Kanzler das Seinige getan und er wird mit allem Fug ein weiteres Kreuzverhör sich verbitten dürfen. Es geht ttdkürlich nicht an, daß auf jedes Gerücht hin dem leitenden Staatsmann die Pistole auf die Brust gesetzt und ihm zugeherrscht wird: Bekenne! Wobei man ihn gleichzeitig gar nicht lieblich mit Acht und Aberacht bedroht, falls dieses Bekenntnis in dem einen oder anderen Stück einen den Auskunftheischendcn unwillkomme nen Inhalt haben sollte. Das ist eine Uebertreibung des demo kratischen Gedankens, bei der schließlich kein ernsthaftes politisches Geschäft mehr gedeihen kann. Es wundert uns immerhin einiger maßen, solcher Uebertreibung just Männer schuldig zu finden, die eben erst, ob zu Recht oder Unrecht, ist in diesem Zusammenhänge gleichgültig, sich gegen das Ueberhandnehmen demokratischer Strömungen zur Mehr gesetzt haben. Der Krieg mag die Fort setzung der Politik mit anderen Mitteln sein, aber die dauernde Form, Politik zu treiben, ist er in keinem Falle. Immer wird das letzte und vornehmste Ziel des Krieges der Friede bleiben. Der ist ein Fremdling geworden in dieser entgötterten Welt, die nur noch durch Blut zu waten, nur Gedanken der Zerstörung noch zu denken weiß, und vorsichtig und behutsam hat man sich zu ihm hinzutasten. Derlei Tastversuche aber können nun einmal sich nicht auf offenem Markte abspielen, haben nie noch auf ihm sich abgespielt, und also werden wir uns damit abzufinden haben, daß, wenn es zu ihnen kommt, die ersten vorbereitenden Schritte auch diesmal — nicht jedem Ange sichtbar werden. Um das Recht, mitzureden und mitzuwirken, wird darum noch niemand verkürzt werden. Wir für unser Teil, die wir in dem Belang allerdings zur Skepsis neigen, haben überhaupt das Ge fühlt, daß seit der Aufhebung des Zensurzwanges bei uns schon recht ausgiebig geredet worden wäre, und immer noch wird es un» schwer, das Geständnis uns abzuringen, daß man dabei mehr Weizen al» Spreu zutage gefördert hätte. In allen diesen Be trachtungen ist ungeheuer viel Temperament, aber in ihnen ist auch eine mitunter erstaunliche Verkennung der nun einmal un- abänderlicken Grundtalsachen. Wir führen einen Bündniskrieg, und so oft uns das Verlangen anwandelt, nach den Sternen zu greifen, sollten wir uns fragen, ob auch unsere Verbündeten Lust haben, diese kühnen Hebungen mitzumachen. Nicht alle sind über dies in der glücklichen Lage der beiden Zentralmächte, daß von ihren Ländermaffen so gut wie nichts in Feindeshand ist, und daß — Vckrtett — Vaterlandsliebe gsttete« virr Keiechne Arie-sanlethe!