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Volkszeitung Donnerslag, 14. Oktober 1037 -chrtstletNing: Dr«id»ir.«„ Polttift«. 17, 8«nn«t «Ml u. V0I7 L«)chlsl,stkll«, vi«1 »nd v«rla«: S«r»»«t« v>ühdi«1«r«t ». verlas lh. ». ». wirr«»». Pollarftraz, 17, geriaf voll, P»stlch«k! 7kr. IBS, Vaal: St-Lltanl vread«, Nr. X7«7 A» Salla v», HSH-rrr Ermatt, vartal, alntrataad« Vatrled» plrun-rn hat dar V«P-H» «d« Marbunstratbr— k»Nm «lnlprllchr, fall, dl« galt,», t» drlchiSnttem Uarf»»^, —» spltat -dar »lcht «rlchela». S,t»l»««ieert»stVr«»»»» Trschalitt 4 «al «OchrntNch. M«natNcher vrjugapral» durch IrSgrr alnlchl. A> Psg dz». « Psg. IrSgrrloh» 1.70; durch dl« Poft 1.7V «inIchllriUch Postllberwrllungrgebllstr, zuzllgllch dll Psg. Past-Vaftallgrld. «lnzal-Nr. 10 Psg., Sonnabend. ». lkesttagr-Nr. 10 Psg. Abbestellungen mllsten lpilesten» «In« Mach« var Nblaus d«r k«i»g,t«Ii lchrlsillch beim v«rlag «lngegang«, sei». Uns«» lrilge, dllrj«, lain« Abbestellung«, «utgeg«n nehme«, v«rlag,ori Dre«d«n. >n^Ig«npr«ll«! dl« 1s»°ltt,< « mm »reit« gell« S Vk» t fllr FamNIenanzelgen » Psg. 8>r Platzwllnsch« kbnn«» »k l«I«« L«w!Ihi leiste« . — Nummer 241—38. Iahrg SüchMe Momme innere Mongolei geplani Iapanifch-mongoltsche Truppen in Kweisui Vormarsch an der Sulyan-Kalgan-Sisenbahn Tokio, 14. Oktober. Nach mehrtägigen Kämpfen haben japanisch-mongolische Truppen die Hauptstadt der innermongolischen Suiyuan-Pro- vinz, Kweisui, eingenommen. Die Stadt Kweisui liegt an der auherordcntlich wichtigen Suiyuan-Kalgan-Eisen- bahn, nur IVO Kilometer vom Endpunkt Paotau am Ober» lauf des (gelben Flusses entfernt. Kweisui stellt in wirtschaft licher und politischer Hinsicht ein Hauptzentrum des chinesischen Einflusses in der inneren Mon golei dar. Seine geographische Lage wird gekennzeichnet durch die steil abfallenden Schansi-Berge auf der einen und die tausend Meter höhex gelegene innermongolische Stepp« aus der anderen Seite. Es beherrscht die wichtige zum Steppen gebiet der innermongolischon Hochebene führende Patzstratze, die nordwärts in eine jahrhundertealte Karawanenstrahe zur Auhcnmongolei ausläuft. Mit dem letzten japanischen Erfolg wird die Siidgrenze der von den Sowjets beeinflussten Autzen- mangolei auf weite Strecken japanischen militärischen Ein- sliissen ausgesetzt, die, wenn auch durch die Wüste Gobi behin ¬ dert, sich auf das gesamte Fernost-Somjetverteidigungssystem auswirken dürsten. Die japanisch-mongolischen Truppen setzten bereits ihren Marsch in westlicher Richtung auf den Elsenbahnendpunkt Paotau fort. Politische Kreise erwarten nunmehr einen star ken Aufschwung der Pläne zur Bildung einer autono- men inneren Mongolei durch Zusammenfassung der Tschachar- und Suiyuan-Provlnzen unter dem japanfreundlichen Fürsten Tewang. peiping wird wieder peling Durch »in« Entschlietzung der Kommission zur Aufrecht erhaltung der Ordnung, an deren Spitze General Tschlang- tschaotsung steht, wird die Stadt Peiping wieder Peking heitzen. Damit wird auch äuherlich das Ende der Kuomintangherrjchast in Siordchina bezeichnet, die hier 1S28 an die Macht kam. Schlagwetter-Explosion in Gelsenkirchen Sieben Tote und zwei Leichtverletzte — Vorschriftswidrige VehelsSbeleuchtung die Ursache Essen, 14. Oktober. Auf der Schachtanlage „Nordstern 14" in Gelsenkirchen-Horst ereignete sich in der Nach« zum Donnerstag gegen 24 Uhr eine Schlagwetterexplosion, die sieben Tote und zwei Leichtverletzte forderte. Die Explosion erfolgte in der zehn Meter langen Vcrbin- dungsstrecke zwischen zwei 32 Meter hohen Stapeln über der 11. Sohle in Südfeld. Der eine Stapel ging zum Hochziehen, der andere zum Bunkern der Berge für einen Blasversah- betrieb im Flöz „Zollverein 4". Bei der Explosion kamen vier Schlosser, zwei Schachthauer und ein Elektriker ums Leben. Ein Steiger und ein Haspelführer wurden leicht verletzt. Die tödlich Verunglückten hatten den Auftrag, eine Seil scheibe des Vergestapcls auszuwechseln. Die Befahrung der vertlickkeit wurde unmittelbar nach der Explosion durch die Bergbehörde, die Zechenverwaltung und den Bertrauensrat vargcnommen und die Rettungsarbeitcn unter Einsatz der Gru ¬ benwehren „Rhein-Elbe" und „Nordstern" unter Mitwirkung der Hauptstelle für das Grubenrettungsivcsen durchgesührt. Die Leichen konnten heute früh geborgen werden. Die Explosion ist nach dem amtlichen Befund mit grotzer Wahrscheinlichkeit dar auf zurückzusührcn, datz der Elektriker, der als Schlosser aus helfen sollte, vor Aufnahme der Arbeit an der unter Spannung stehenden Beleuchtungsanlage eine vorschriftswidrige und daher verbotene Behelfsbeleuchtung hatte anschlietzen wollen. Bei die sem Versuch sind die Schlagwetter entzündet worden. Englischer Oeltanser in Flammen Sechs Tote, neun Verletzte. Newyork, 14. Okt. In Baytown (Texas) brach auf dem englischen Petroleumtanker „Paraguana" infolge Bruchs einer Oelleitung Feuer aus, bei dem sechs Matrosen den Tod fanden und neun schwere Brandwunden erlitten. StildentenhSlWUern silr eine Reihe von Sochschulen Festsetzung durch den Reichserziehungsmlnister Berlin, 14. Oktober. Der Reichserziehungsmini ster hat auch für das Wintersemester 1037/38 Studcntenhöchst- ziffern für die Universitäten Berlin, Frankfurt a. Main, Köln, Leipzig, Hamburg, München, Münster, die Technischen Hoch schulen Berlin, Dresden, Münclzen, die Tierärztliche Hoch schule Hannover und die Medizinische Akademie in Düsseldorf festgesetzt. Diese. Höchstziffer beträgt für die Universität Berlin 6000 Universität Frankfurt a. Main 1700 Universität Köln 2400 Universität Leipzig 2500 Universität Hamburg 1700 Universität München 4800 Universität Münster 2400 (Davon katholische Theologen) 450 Technische Hochschule Berlin 1000 Technisch« Hochschule Dresden 1300 Technische Hochschule München 1000 Tierärztliche Hochschule Hannover 550 Medizinische Akademie Düsseldorf 600 Studenten, die an diesen Hochschulen studieren massen, wird empfohlen, rechtzeitig einen Antrag auf Einschreibung zu stessen. Ferner wir- darauf hingewiesen, datz die Mittel für Gebllhrenerlah, Stipendien usw. an diesen kontingentierten Sochschulen beschränkt sind gegenüber den kleineren und mitt leren Hochschuten. Eine Grenzgeblelskorrettur Bad Elster, 14. Oktober. Im Auhenministerium in Prag wurden die Ratifikationsurkunden des am 27. September 1035 In Bad Elster unterzeichneten deutsch-tschechoslowakischen Ver trages Uber die Flutz laufe im sächsischen und bayerischen Grenzgebiet und über den Ausgleich eines Gebietsteiles ausgctauscht. Durch diesen Vertrag wird am 22. Oktober das Gasthaus „Zum Schimmel" auf Niederreuter Gemeindegrund, der bislang zur Tschecho slowakei gehörte, deutsch. Die Grenzsteine sind schon vor längerer Zeit umgeseht worden. Eine der volkstümlichsten Persönlichkeiten aus den Kreisen der französischen Militärs, General Gouraud, Militär* gouverneur von Paris, wird am 17. Noveiyber in den Ruh«, stand treten Vor dem Einmarsch der nationalen Truppen in Arriondas Salamanca, 14. Oktober. Der Berichterstatter des Hauptguartiers in Salamanca teilt mit, datz der Widerstand des Gegners an der A st u r i e n f r o n t am Mittwoch merklich nachgelassen hat. Die nationalen Truppen können jederzeit in dos von Ihnen vollkommen umzingelte Arriondas cinmarschicren. Arriondas, der in diesem Abschnitt wichtigste Ort, liegt nur noch 65 Kilometer von Oviedo entfernt. Die vorderen Stellungen der nationalen Vorhuten liegen bereits 6 Kilometer Im Westen von Arriondas und 12 Kilometer von Insicsto an der Oviedostratze entfernt. Der nationalspanische Heeresbericht meldet aus Asturien: An der Südsront gingen unsere Truppen von den südlichen Höhen des Trabe-Gebirges aus. durchbrachen die feindlichen Linien und besetzten die Sierra Migues. — An der Ostfront setzten sie ihren Vormarsch fort und überschritten den Pilona-Flutz im Süden von Arrionda, umzingelten diesen Ort und Netzen ihn bereits im Westen hinter sich. Sie besetzten ferner mehrere Dörfer und Höhen. Madrid: Der Gegner griff am Dienstag abend und am Mittwoch wiederholt einige unserer Stellungen bei Cuesta de la Reina (Aranjuez) an, wurde aber blutig zurückgeschlagen. Es wurden 153 Gefangene gemacht. Aragon: Unsere Truppen verbesserten im Abschnitt Sabinanigo Ihre Stellungen. Zwei feindliche Angriffe wurden blutig zurückgeschlagen. Im Sektor Orna setzten unsere Trup pen ihre Säuberungsarbeiten fort und wiesen einige feindliche Angriffe zurück. — Im südlichen Teil des Ebro-Gebirges griff der Gegner mit ungewöhnlicher Heftigkeit an, wurde aber in assen Fällen zurückgewiesen. Der Angriff auf Fuentas wurde mit starkem Artilleriefeuer vorbereitet. 16 Tanks wurden von uns nutzer Gefecht gesetzt, nachdem bereits am Dienstag 0 Tanks von den nationalen Truppen erbeutet worden waren. Der Mitt woch ist für unsere Truppen an der Aragon-Front ein sieg reicher Tag gewesen. Mißlungener LandungSversuK auf einem Flugzeug mutterschiff Französisches Militärflugzeug verunglückt. Paris, 14. Okt. Bei einem Landungsversuch aus dem französischen Flugzeugmutterschiff „Bearn" in Cherbourg raste eine Militärmaschine gegen die Schornsteinanlage -es Schiffes. Der Pilot mur-e aus der Stelle getötet, sein Begleiter erlitt schwere Verletzungen. Das Flugzeug wurde stark beschädigt. Belgien neue LtnabhängigkeitspolM Die einzige Aussenpolitik, die der belgische Staat seit seiner Konstituierung im Jahre 1830 bis zum Ausbruch des Weltkrieges hat führen können, war die Neutralitätspolitik- Man steht das sofort ein, wenn man allein nur die poli tischen Kräfte betrachtet, die zur Geburt Belgiens geführt haben. Vielleicht wäre dieses Staatswesen in der Noü>- westecke Europas niemals entstanden, wenn nicht von jeher auf englischer Seite ein so starkes Bedürfnis bestanden hätte, einen neutralen Landgürtel vor den Aermelkanal zu legen. Man erinnere sich an das trübe Wort Napoleons auf Sankt Helena: „L'est pour invers que jo 8llis ici." In dieser Uebertreibung des Korsen liegt ein grosser Wahryeitskern- Denn Antwerpen ist tatsächlich nach englischer Auffassung, wie es der Kaiser der Franzosen ausdrückte, in der Hand einer fremden Macht wie eine auf Erossbritanniens Brust gerichtete Pistole. Immer ist England darum auf die Siche rung der flämischen Küste bedacht gewesen. Um die Nieder lande dem gefährlichen Spanien zu entreissen, hat England die spanische Armada vernichtet; um seine Küsten vor einer französischen Invasion zu sichern, hat es Napoleon bekämpft und 1830 die Lostrennung Belgiens von dem nördlichen Holland betrieben. Es ivaren auch englische Wünsche und Gedanken, die der ehemals kaiserliche Aussenminister Talley« rand als Botschafter der Restauration in London der briti schen Negierung vorschlug und die nach dem Friedensschluss des neun Jahrs vorher gegründeten Belgiens mit den Niederlanden im Jahre 1839 zur Garantierung der Neutrali tät Belgiens durch die drei Grossmächte England, Frankreich und Preussen führten. Nur der Anomalie der durch Versailles geschaffenen Verhältnisse ist es zuzuschreiben, dass Belgien 1919 von seiner traditionellen Neutralitätspolitik abging und sich in einem Militärbündnis mit Frankreich praktisch seiner aussen politischen Selbständigkeit begab. In dem Masse aber, wie das benachbarte Deutschland wieder zur Grossmacht heran wuchs, erstarkte zwangsläufig in Belgien der Wunsch, in irgendeiner Form aus den Bindungen der Nachkriegszeit entlassen zu werden und einen politischen Weg einzuschlagen, der, wenn er auch nicht die Rückkehr zur Neutralitätspolitik der Vorkriegszeit bedeutete, doch das unbedingt notwendige Mass von Unabhängigkeit gewährleistete. Die öffentliche Meinung des Landes, namentlich der flämischen Provinzen, forderte um so energischer diese Politik eines neuen Gleich gewichts, als sich nach belgischer Aussassung der Gegensatz zwischen Deutschland und Sowjetrussland immer stärker ab zeichnete und damit für die verantwortlichen belgischen Politiker die Gefahr austauchte, durch das Militärbündnis mit Frankreich, das seinerseits wiederum mit Sowjetruss land einen Militärvertrag abgeschlossen hatte, in Ausein andersetzungen hineingezogen zu werden, die Belgien nichts angingen, Im Oktober vorigen Jahres hat der König der Belgier der fast einmütigen Auffassung seines Volkes über die zweckmässigste Aussenpolitik des Landes Ausdruck gegeben, als er in einer Aufsehen erregenden Rede erklärte, dag Belgien künftig eine ausschliesslich belgische Politik verfolgen wolle, die danach strebe, das Land aus den Streitigkeiten seiner Nachbarn herauszuhalten und diese Zielsetzung damit begründete, dass Bündnisse, auch wenn sie rein defensiver Natur wären, nicht zum gewünschten Ergebnis führen könn ten. Diese bedeutsame Erklärung ist anfangs nur auf Verständnis in Deutschland gestossen, während sie in Pari» und London teilweise sehr heftige Reaktionen hervorrief. Auch in England, das von jeher für die Ausrichtung der belgischen Politik eine wichtigere Rolle gespielt hat al« Frankreich, ,var man sich zunächst nicht klar darüber, wel chem Sicherheitssystem der Vorzug zu geben sei, einem Bündnis, in dem das belgische Territorium die Nolle eines Aufmarschgebietes zu spielen hätte, oder aber einer Politik die dem traditionellen belgischen Neutralitätsstandpunkt der Vorkriegszeit ähnlich wäre. Der Sieg der letzteren Auf fassung, der sich als Ergebnis der Besuche des britische« Aussenministers Eden und seines französischen Kollegen Del- bos in Brüssel herauskristallisierte, führte dann im April d. I. zu dem bekannten Notenaustausch zwischen England und Frankreich einerseits und dem belgischen Staat andererseits. Der politische Inhalt dieser Dokumente war, dass Belgiens Wunsch, garantierte Macht zu sein, ohne selbst Garantien übernehmen zu müssen, er» füllt wurde. Belgien wurde aus den Verpflichtungen de» Rumpflocarno-Vertrages entlassen und erhielt ausserdem die Garantie einer Unterstützung Englands und Frankreich» für den Fall eines Angriffs auf das belgische Territorium von dritter Seite. Praktisch ivar das eine Vorwegnahme der Regelung, wie sie etwa durch einen neuen Westpakt, von de mdamals schon fest stand, dass er vor dem Ende der spanischen Wirren nicht unter Dach und Fach gebracht wer- den konnte, hätte getroffen werden müssen. So unverkenn- bar nun vom belgischen Standpunkt in dieser Entwicklung