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.'M Nummer 17, Gelte 7 Sächsische Volkszeitung Donnerstag, A). Januar 1S88 ^/lenlclien - ein »s^c»oKveir < I - Wir find », l I r Ainder und Schreckschußmunition » 1 r a. t !<. -1 , l^ ! -1 r /ro^l^v ^0^ Lr/O^/L? KL/7V0/.O v,k«b«, »«c^rslekAt», 0,«i V«,1«,» LA>t,«»r»ek i»«rt,L 0,««6«a) - 1 ' Lin englischer Feldzug für körperliche Ertüchtigung London, 20, Januar. Am 17. Februar wird in England ein Feldzug für körperliche Ertüchtigung mit einer Kundgebung des Lordmayors von London eröffnet. König Georg VI. und d!e Königin werden an dieser Veranstaltung leilnchinen. Der König wird, wie amtlich bekanntgegcben wird, den Feldzug durch eiie Ansprache erössnen. DI» Rede des Königs wird vom Rundfunk übernommen. Hauptschriftleiter: Georg Winkel. v«raoi»orMch fü, Inhal» »,d Blitzer: S«»r» kV titel t» vr<»d<«. v<kanl«orlllch«r kln^>e«nlell,,: LH«»der kvtntel k« vr«»d«i». Drall ,»» »«,!»,» >«»»„1, vachdra»«,,! Drrrdra. PaNrrftrad« l?. D. «. XII. 87: über 4800. - Z. Zt. ist Preislist« Nr. 4 gültig. Eine für Eltern und sür Geschäftsleute, die mit Schreck- schußivaffen und Schreckschubmunition handeln, gleich bedeut same Entscheidung fällte das Kammergericht. Zwei zehnjährige Kna'cn hatten in einem Sportartikel- geschäjt eine Schachtel mit Schreckschuhmunition erstanden. Als sie mit einem Hammer die ersten beiden zur Entzündung brach ten, flog ein Metallstückchen der zerrissenen Hülse dem einen Knaben so unglücklich ins Auge, dah die Sehkraft des ver letzten Auges verlorenging. Der wegen fahrlässiger Körperver letzung vor Gericht gestellte Geschäftsinhaber verteidigte sich dahin, dah er seiner Verkäuferin sdie den Knaben die Muni tion verkauft hattet, die Anweisung gegeben habe, vor dem Verkauf von Schreckschuhware an Kinder unter 14 Jahren sie zu fragen, ob auch die Eltern mit dem Kauf einverstanden seien, nur bei bejahender Antwort die Ware auszuhändigen und die Kinder zu vorsichtiger Handhabung von Waffe und Munition zu ermahnen. Das Amtsgericht hat in diesen Anordnungen des Geschäftsmannes nicht die nach dem Gesetz ihm obliegenden Vor kehrungen zum Vermeiden derartiger Unfälle gesehen und hat ihn zu einer Geldstrafe verurteilt. Er habe damit rechnen müssen, dah Zehnjährige die an sich schon gefährliche Munition auch noch unsachgemith verwenden, und daher sei sür ihn die Gesahr schwerer Körperverletzungen voraussehbar gewesen. Das Kammergericht hat gleichfalls die Schuld des Ge- Landrs gebracht hatte, glaubte ich, vah du so klug sein würdest, nickt wieder zurückzukehren. Du warst es nicht. Du hast meine Pläne zerstört; dir allein habe ich es zu- zuschreiben, daß die Polizei mich sucht. Und wenn ich es mir recht überlege, so hast du eigentlich den Erpresser Urbach getötet, nicht ich. Denn . . . wenn du . . . ach, was rede ich, halten wir uns doch damit nicht auf. Jetzt kann ich es ja getrost eingestehen, dah Schrott und Urbach durch meine Hand umgekommen sind." Selbstgefällig ging er auf einen Stuhl zu und setzte sich. „Ich hätte bereits fliehen können", fuhr erfort. „Alles war bestens vorbereitet, aber — da wart ihr beide noch. Ich konnte nicht gehen, ohne euch einen Denkzettel verabreicht zu haben. Nur schade, dah ihr bald nicht mehr denken könnt. Ihr werdet ausgelöscht sein. Oder — warst du wirklich der Meinung, Röder, daß ich euch wieder laufen lasten würde?" « Röder antwortete nicht. Er hörte kaum auf das, was Woelken schwätzte. Zwar war das ein Geständnis, aber was sollte es jetzt nützen? Röder überlegte fieberhaft nach einem rettenden Ausweg. Herrgott, es konnte doch nicht sein, datz Woelken sie berde hier beseitigte! „Ich wäre verrückt, wollte ich eine Spur Hinterlasten", redete Woelken weiter. „Nein, es wird alles so wunderbar verwischt werden, dah nichts mehr gesunden werden kann. Niemand weiß, dah ich dieses Haus besitze. Dort in der Ecke stehen Benzinkannen. Das Haus wird lichterloh brennen." .Sie sind ein Ungeheuer!" schrie Kornelia. Woelken lächelte schief. „Sie haben schon einmal heute ein hartes Wort gebraucht, Fräulein Andersen. Verkästen Sie sich darauf, Sie werden bald keine Gelegenheit mehr dazu finden. Uebrigens, da fällt mir ein, Sie sind ja her übergekommen, um nach Ihrer Eckwester zu suchen. Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, daß sie tot ist. Ich mutzte sie abschiitteln, als es sich erwies, dah sie mir lästig, ja so gar gefährlich wurde . . . Leuchtgas. Fräulein Andersen. Eie war so dumm, sich das Leben zu nehmen." Kornelia stöhnte dumpf auf. Ihr Körper bog sich wie im Schmerz auf. Aber sie antwortete nichts. „Sie liegt gar nicht weit von hier", hörte sie wieder Woelken sagen. „Auf dem Stahnsdorfer Friedhof. Das einzige, was ich tun konnte, war die Stiftung eines Kraiizes. Hoffentlich beruhigt Cie diese Mitteilung." Er sprang plötzlich auf. „Wir haben lange genug geredet. Cs wird höchste Zett, datz ich wegkomme!" Er warf einen Blick auf die beiden Gefesselten und war gerade im Begriff, in die Ecke zu gehen, in der die Benzmkannen standen, als weit die Tür aufflog. Grey stand im Rahmen und richtete den Lauf eines Revolvers auf Woelken. „Nehmen Sie die Hände hoch, Woelken." Woelken stand wie erstarrt. Kornelia schrie; Röder warf sich in einer letzten Anstrengung herum. Da rannte Woelken gegen Grey an. Ein Schutz fiel. Woelken drehte sich um sich selber, grif im Fallen an den Hals, als sei ihm der Kragen zu eng geworden, und schlug lang hin. Im Fallen ritz er die Petroleumlampe mit sich. Grey sprang hinzu und trat das Feuer aus. Beim Schein einer Taschenlampe löste er rasch die Fesselung. Kornelia vermochte sich nicht zu bewegen. Ein leises Schluchzen erschütterte ihren Körper. Röder setzte sich zu ihr aufs Belt, strich leicht über Haar und Wangen, und er reichte es, datz sie sich beruhigte. Unterdessen hatte Grey Woelken untersucht. Die Kugel war durch den Hals und die Wirbelsäule ge drungen. „Der wäre erledigt", sagte er ungerührt. „Gerade im rechten Moment." Röder tastete nach Greys Hand. „Wie haben Sie uns hier gefunden, Grey? Misten Sie, ich hatte wirklich alle Hoffnung aufgegeben." Grey lachte „Ich habe Sie aus dem Hotel heraus laufen sehen, und habe mir gedacht, datz unmöglich alles stimmen könne. Der Entschluß, Ihnen zu folgen, war schnell ausgeführt. Ich fuhr immer hinter Ihnen her. Als Sie ausgestiegen waren, dachte ich, datz Sie entweder verrückt geworden waren oder blindlings in eine Falle stolperten. Im Hinblick auf Miß Andersen . . ." „Sie waren in der Tat schlauer als ich, Grey." „Und dann fuhr ich an Ihnen vorüber. Mit dem Chauffeur hatte ich schon alles ausgemacht. Im Fahren sprang ich ab. Ich sah, wie Sie überfallen wurden, fuhr hinter dem Auto her. das Sie wegschleppte, und hörte alles mit an, was Woelken Ihnen vorredete." ,Hann haben Sie auch gehört . . .?" „Natürlich!" lachte Grey. „Er hat ein Geständnis abgelegt." Röder atmete auf. Jetzt endlich war er vollkommen frei. Grey war Zeuge des Geständnisses und Kornelia auch. Wieder ergriff Röder Greys Hand, wollte ihm danken, doch Grey erhob sich brüsk. „Ich denke, Röder, wir machen, datz wir davonkommen. Was halten Sie davon, Miß Kornelia?" „Ja, ja, nur heraus aus diesem Raum." Sie gingen. Schauderns warf Kornelia einen Blick auf den toten Woelken; sie nahm Roeders Arm, der sie stützte, denn noch immer nicht wollten die Beine den Dienst versehen. Sie gingen hinaus in die Freiheit. Der Kamps war beendet. Harakiri und Mister Eden Nach einer alten japanischen Ehrauffassung geben sich Männer, die in ihrer öffentlichen Wirksamkeit aus eigener Schuld oder infolge widriger Umstände einer» Mißerfolg erlit ten haben, als Sühne selbst den Tod. Der vorgesck-riedene Ritus dafür ist das Harakiri, das Aufschlitzen des Leibes mit einem dazu besonders geschaffenen Schivert. Solche Taten sind bis in die letzte Zeit in Japan vorgekommen und werden von dem Volke als heroisches Bekenntnis zu den alten Traditionen des Londes betrachtet und gefeiert. — Wir schicken dies zum Ver ständnis einer kleinen Episode voraus, die sich in Tokio zuge- »rogen hat und von der ausländische Zeitungen berichten. Am vergangenen Sonnabend erschien auf der englischen Botschaft der japanische Schriftsteller Watanabe und bat, von dem Bot schafter Sir Robert Eraigte empfange:» zu werden, was auch geschah. Der Japaner übergab dem Botschafter ein Schivert, wie es zum Harakiri benutzt zu werden pflegt, und hielt dabei mit der vollendeten lächelnden Höflichkeit, die den Japaner auszetchnet, eine Ansprache. Er sei immer ein Freund Englands gewesen und habe deshalb sehr bedauert, datz die Beziehungen zwischen Japan und England nicht mehr so gut feien wie früher. Er Höffe aber, daß sie sich wieder bessern könnten, und bitte mn die Erlaubnis, Herrn Eden, dessen Bemühungen in der gegen wärtigen delikaten Lage er voll anerkenn«, dieses Schwert, ein ehrwürdiges Familienstück, überreichen zu dürfen. — Der eng lische Diplomat verzog, wie es Ihm seinerseits die Erziehung Die Bescheidenheit Zwei junge Sowjetarchitekten gehen in einer alten Strotze spazieren. Vor einem Haus« bleiben sie stehen. An der Fassade ist eine Tafel angebracht: „Dieses Haus wurde im Jahre 1809 von dem Baumeister Iwanow erbatet." — Sagt der Architekt A. zu dem Architekten B.: „Konrisches Publikum ist das gcivesen, diese früheren Architekten. Haben auch noch ihren richtigen Namen angebracht an den Häusern. Damit all« gleich wußten, an »von sie sich mit ihren Klagen zu halten haben l'' — „Ja, hast recht", meint der mrdere in tiefen Gedanken. „Ich bin über zeugt, datz er sich 1810 schon vor Beschwerden »richt zu retten wußte. Nein — da sind wir bescheidener, viel bescheidener!" schäftsmannes bejaht. Die Entscheidung stellt zunächst fest, datz er weder gegen die Sprengstosfverkehrsordnung noch gegen da» Schutzivasfenacsetz, noch gegen eine sonstige gesetzliche Bestim mung verstoßen hat. Die Munition, die er verkauft hat, ist gesetzlich zum Verkauf sreigegeben. Aber diese gesetzliche Frei« gäbe ist nicht gleichbedeutend mit einem Freibrief in dem Sinne, datz bei dem Vertriebe die im Verkehr erforderliche Sorgfalt im einzelnen Verkaufsfalt nutzer acht gelassen werde»» dürste. Rechtspflicht des Händlers ist es, die im einzelne»» Fall erfor derlichen und möglichen Vorkehrungen zu treffen, die geeignet sind, die Gefahrenquellen zu verstopfen. Im vorliegenden Fall lag schon in der Aushändigung der Ware an die zehnjährigen Knaben die Gefahr unsachgemäßer Verwendung durch sie und also der Körperverletzung. Die voin Geschäftsmann seiner Ver käuferin aufgegebencn Anweisungen waren keinesivegs aus reichend. Datz Kinder häufig zu einer Zwecklüge greisen, um einen Wunsch erfüllt zu sehen, ist allgcinein bekannt. Der Händler hätte die zweifelsfreie Feststellung der elterlichen Zustimmung sicherstellen müssen. Und was die Mahnung zum vorsichtigen Hantieren an die Knaben beim Verkauf angehe, so nütze die wenig. Denn ein Verhalten, wie das der Knaben im vorliegen den Falle, liege Innerhalb des Rahmens der Erfahrung de» täglichen Lebens. eines Gentleman vorschreibt, keine Miene, sondern sagt«, er sei sehr bewegt durch die Ansprache des Herr»» Watanabe und durch sein Geschenk, das er gerne im Rainen des Mister Eden ent gegennehme. — Der Besuch hatte noch ein kleines Nachspiel, weil die japanische Polizei Watanabe in Haft nahm, aber an demselben Abend wieder frei ließ, nachdem der englische Bot schafter sein Erstaunen Uber die Verhaftung ausgcdrückt hatte. Damit ist die Geschichte zu Ende, da über ihre Fortsetzung, die Ueberreichung des Harakirischwertes an Mister Eden, und wie er das kostbare Geschenk aufnahm, bis jetzt nichts bekannt ge worden ist. Die Laune des Glücks Denn ein Roinonschreiber di« Geschichte, von der hier die Red« Ist, sich ausgedacht hätte, so würde man sie sür unmöglich oder eben für gemacht halten. Und doch hat das Leben selber diese Geschichte geschrieben. Lebte da ln einer kleine»» ungarischen Stadt «in Bäcker meister schon seit mehreren Jahren mit seiner Frau in einer leidlich friedlichen Ehe. Bis eines Tages die Frau einen Schei dungsprozeß anstrengte, und zwar mit der Begründung, datz ihr Mann sie schlecht behandele. Nach langwierigen Verhandlungen wurde der Scheidungsklage stattgegeben und der Bäckermeister, dem es finanziell sehr gut ging, wurde dazu verurteilt, seiner geschiedenen Frau einen monatlichen Unterhaltsbeitrag von 180 Pengö zu zahlen. Eine Zeitlang ging die Sache gut, dam» aber verlor der Bäcker durch einen unglücklichen Zufall sein ganzes Vermögen und stand völlig mittellos da. Sein« geschieden« Fra»» dagegen hatte bei einem geschästsichen Unternehme»» Glück und verdiente «in« größere Summe. Daraufhin drehte der Bäckermeister den Spietz um und suchte beim Gericht ein Urteil rach, durch das seine Frau verpflichtet werden soll«, auf die Un terhaltskosten, die ihr zugestanden waren, zu verzichten und in irgendeiner Weise sür ihren früheren Mann zu sorgen. Tatsäch lich stellte die Frau Ihren früheren Mann kurz darauf als Werkführer in der Fabrik an, die sie durch die glückliche Ent wicklung ihrer Finanzen eben erworben hatte. Damit ist aber di« Geschichte nicht etwa zu Ende. Vielmehr sollte sich die Laune des Glücks noch deutlicher offenbaren. Bald darauf ging das Unternehmen der Frau wieder pleite. Unmittelbar darauf erbte dagegen der Mann von einem Verwandten eine größere Summe. Jetzt war wieder die Frau arm und der Mann reich. Nunmehr klagt« die Frau auf neuerliche Zahlung des Unterhaltsbeiira- ges. Als nun über diesen Antrag verhandelt werden sollte, ergab sich das Ueberraschende: Der Bäckermeister erklärte, er habe in der Zeit, als es ihm schlecht ging, gesehen, datz seine Frau noch etwa» für ihn übrig habe. Er sei daher bereit, sein« Frau wieder zu heiraten und für den Rest ihre« Lebens aus diese Weise ihren Unterhalt zu bestreiten. Und so gab es nach jahrelangen Käinpfen und Gerichtsverhandlungen nun eine all gemeine Versöhnung, und Arm in Arm verlietzen die beiden den Gerichtssaal. Schlutz. 80. Als- er wieder die Besinnung gewann, lag er in einem Auto, das langsam über einen Feldweg fuhr. Er wollte aufspringen. Stöhnend fiel er zurück. Er war an Händen und Füßen gefesselt. Dazu hatte er einen rasenden Schmerz im Kops. Er zwang sich zur Ruhe. In dieser Situation konnte er durch Ruhe alles gewinnen, durch Toben aber - alles verlieren. «Sehr geschickt, Woelken", sagte er gegen den Rücken des Fahrers. „Da bin ich dir doch also wieder in die Falle gegangen." Woelken lachte leise. „Sehr ungeschickt von dir, Röder, lleberhaupt — deine Dummheit begann vor fünf Jahren." „Stimmt. Ich hätte dich damals niederknallen sollen. Und was soll jetzt geschehen?" „Das wirst du sogleich erfahren. Rur Geduld. Ich habe einen wunderbaren, kleinen Plan." „Was hast du mit Kornelia Andersen gemacht, Woelken?" „Auch das wirst du sogleich erfahren bereits angelangt." Der Wagen hielt. Röder sah vor sich eln niedriges baufällige» Haus. Rundherum stand drohend die Dun kelheit. Woelken löste ihm die Fuhfesteln und hielt ihm einen Revolver gegen die Rippen. „Kein Schreien, keine Dummheiten, Röder! In diesem Fall schieß« ich nämlich. Du kannst dich darauf verlassen, daß ich ganze Arbeit leiste." „Ja, das weiß ich, Woelken. Das hast du bereits be wiesen." Er knirschte wütend mit den Zähnen und konnte sich nicht länger bezähmen. Sein Fuß schoß vor und traf Woel ken gegen den Bauch. Aber er selber fiel hin, und schon war Woelken über ihm, legte ihm fluchend wieder die Fesseln an und schleifte ihn ins Haus. Warf ihn unsanft auf den Boden eines dunklen Zimmers. Woelken entzündete eine Petroleumlampe. Und da Härte Roeder einen Schrei. Erschrocken hob er den Kopf. Auf dem Bett lag, gefesselt wie er, Kornelia und sah ihn aus entsetzengeweiteten Augen an. Röder riß an den Stricken, aber sie gaben nicht nach. Resigniert ließ er den Kopf sinken. „Nur Ruhe, Kornelia", sagte er beherrscht. „Nur noch einen Augenblick Ruhe." Im Innern verzweifelte er. Wo war hier der Aus weg? Nirgends? Er war bedingungslos in der Hand Woelkens. ' Trübe brannte die Lampe und warf große Schatten. Kornelia atmete schwer. Woelken nahm seine Haube ab und ging gelassen umher. „Da hätte ich euch also beide", sagte er, und aus seinem Gesicht war jedes Lächeln entschwunden. Die Maske war gefallen, und zum Vorschein kam nichts als nackte Grau samkeit. „Mein kleiner Plan ist geglückt. Weit und breit kein Mensch außer uns .. . Röder! Als mir nichts weiter übrig geblieben war, Schrott zu töten — denn ich brauchte Geld, dein Geld, Röder! — und al» ick dick glücklich außer Nach vier Wochen verließen sie Deutschland. Röder und Kornelia waren darin einig, daß ihr Platz draußen im Auslandsdeutschtum wichtiger sei als im Vaterland. Kapitän Roger Eren suhr mit ihnen. Er jagte daß es ihin unmöglich sei, sich von ihnen zu trennen Er hatte mit Röder Freundschaft geschlossen, eine Freundschaft, die durch Gefahren gegangen »var. Konstantin von Ravetsberg hatte sich bereits in Berlin verabschiedet. Er hatte nicht vermocht, seine Rührung zu verbergen. Aber das war noch nichts gegen die Tränen des ehrlichen alten Kapitäns Wiemann, als er mit Grey zusammen Zeuge einer Hand lung »var, die Röder für immer an Kornelia schloß. Nun standen sie an der Reling des großen Dampfers, der gerade vom Landungspier in Cuxhaven abgestoßen hatte. Die „Alte Liebe" kam, letzter Grüß an die Amerika fahrer. Und dann nahm sie die Nordsee auf. Sie warfen einen Blick zurück, und Arm in Arm wanderten sie über das Promenadendeck. Sie schwiegen, ein jeder »var mit seinen Gedanken beschäftigt. Zuweilen drückte Kornelia einen Arm, dann lächelt« er glücklich und sah sie an. Sie chwiegen so lange, bis Grey erschien und forderte, sie sollten nun endlich zur Wirklichkeit zurück kehren. Im Übr gen habe er eine»» Bärenhunger. — Ende —