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Sächsische Volkszeitung : 20.01.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193801201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380120
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-01
- Tag 1938-01-20
-
Monat
1938-01
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.01.1938
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vle Neleksanlelken Von den Anleihen, mit denen, seit 1938, das Reich seine einstweilen unausbleiblich nackwachsenden schwebenden Schulden am anderen Ende ebenso fortdauernd in konsoli dierte verwandelt, war die neue Anleihe freilich schon bei ihrer Auflegung weitaus die größte. Mindestens inner halb des heute schon klassisch gewordenen Typs der 4)4pro- zentiaen auslosbaren Schatzanwetsungen, der halblanafristi- gen Anleihen des Reiches. Dennoch ist die Anlagefähigkeit und Bereitschaft des deutschen Sparkapitals abermals unter schätzt worden. Die Notwendigkeit des „Ausstockens", seit einem Jahr ebenfalls schon eine regelmäßig wiederkehrende Erscheinung, hat sich wiederholt. Noch einmal wurde um 200 Millionen „aufgestockt". Die okt genannten Zahlen, mit denen die Abschnitte einer jetzt dreijährigen deutschen Anleihegeschichte sich abzeichnen, mässen somit ergänzt wer- den. Die runde Summe von 8 Milliarden seit 1935 kon solidierter Reichsschulden ist bereits Überschritten. Von dieser gewaltigen Summe entfällt fast die Hälfte, nämlich etwas mehr als 3,7 Milliarden, allein auf die letzten zwölf Monate. Denn die erste (nickt zur freien Zeichnung auf- gelegte) Reichsanleihe von 168 Millionen fiel in den Fe bruar 1937. Im März, im Mai, im August folgten die großen Anleihen des Typs der auslosbaren Schatzanweisun gen. Jede war höher bemessen als die vorhergehende; jede mußte, dennoch, aufgestockt werden. 500 Millionen, davon 100 fest begeben, im März; 600 im Mai; 700 im August; 1000 in diesem Januar. Erst 400 Millionen, dann 500, dann 600, zuletzt 750 wurden den Zeichnern zugemutet. Sie brachten aber 600, dann 700, dann 750 und jetzt 950 Mil lionen dar. Nicht weniger als 750 Millionen, im Kreis lauf eines Jahres, stammen aus Aufstockungen. Das jetzige, einmalige Ergebnis von 1200 Millionen hat in der Ge schichte der Staatsanleihen selten ein Seitenstück, das Er gebnis eines Jahres überhaupt keins. Es ist, von den eigentlichen Kriegskrediten abgesehen hin und wieder ge icheben, daß Staaten, die nach einem Krieg besonderer Wie derherstellungsmittel bedurften, aus einer einzigen, meist im Ausland begebenen Anleihe Beträge erzielten, die noch über die Erößenstufe von 1200 Millionen NM. hinaus gingen. So beispielsweise das zarische Rußland nach Ab schluß seines Krieges gegen Japan, im Jahre 1906. Da mals lieh der französische Kapitalmarkt 2>L Milliarden Franc, das waren 1.8 Milliarden RM., dar. Aber das waren Anleiheoperationen, die man unter schweren Zwei feln und Sorgen, in Ausnahmezeiten, einmal in Jahr zehnten sich gestattete oder gestatten mußte. Was aber die innere Aufbringung von 3,7 Anleihemilliarden im Laufe von 12 Monaten bedeutet, mag an dem Vergleich mit der Anleihe ermessen, die England im Rahmen seines Auf- rüstungsplans vorsah. Sie beträgt 400 Millionen Pfund, das sind freilich fast 5 Milliarden RM. Aber diese 5 Mil- liarden verteilen sich immerhin auf fünf Jahre. Während da» Deutsche Reich in kaum drei Jahren 8 Milliarden an Konsolidierungsanleihen ausbrachte. Die tatsächliche Höhe der Summen, gemessen an der Kürze der Zeit, hat somit kaum ein Beispiel. Diese Summen find, zweitens, ständig gewachsen. Ts wuchs außerdem der Anteil der frei gezeich neten Beträge an den Gesamtergebnissen. Und es wächst schließlich, innerhalb der Zeichnungen, der Anteil der kleine ren, privaten Beiträge. kln kNln6ei»f,eII«ksdlnett Das neue Kabinett Ehautemps, das nach fünftägiger Krise gebildet wurde, findet in der französischen Presse eine kehr zwiespältige Beurteilung. Die bürgerlichen Blätter tagen ihm eine kurz« Lebensdauer voraus, mährend die kommunistische „Humanite" und das Eewerkschaftsblatt „Le Peuple" nicht mit Angriffen sparen. Das dritte Kabinett der laufenden Wahlperiode steht in der Tat par lamentarisch auf nicht sehr sicheren Füßen. Nachdem der Versuch Bonnets zur Schaffung einer Nationalen Front gescheitert war und L4on Blum den Versuch einer Wieder herstellung der Volksfront ausgegeben hatte, beschränkte sich Ehautemps darauf, ein Kabinett ausschließlich aus Nadi- kalsozialen und Vertretern der rechtssozialistischen Splitter parteien zu bilden. Mit 111 Nadikalsozialisten, 29 unierten Sozialisten und 21 Stimmen der unabhängigen Linken, insgesamt also 161 Mandaten — bei 610 Kommersitzen —, ist die Regierung Ehautemps ein ausgesprochenes Minder- heitskabinett. Seine Existeiiz ist abhängig von der Unter stützung der Sozialistischen Partei, dis von dieser mit 86 gegen 25 Stimmen unter gewissen Bedingungen zugesagt worden ist. Die Grundbedingung lautet, „daß das Pro gramm der neuen Regierung keinen Bruch unter den Gruppen der Volksfront herbeiführen dürfe". Da die kom munistische Partei bereits Abwehrstellung gegen das neue Kabinett bezogen hat, dürfte es Ehautemps nickt leicht fallen, den Sozialisten eine Auseinandersetzung mit ihren kommunistischen Volksfrontpartnern zu ersparen. Insbe sondere wird es da» Wirtschaftsprogramm der neuen Regierung sein, an welchem sich die Haltbarkeit der neuen Zwischenlösung erweisen muß. Bonnet, dessen ein schneidende wirtschaftspolitische Sanierungspolitik den marxistischen Ansturm gegen das «rste Kabinett Ehautemps ausgelöst hat, kehrt in besonderer wirtschaftlicher und finan zieller Funktion wieder. Der gleichfalls dem rechten radi kalen Flügel angehörende Marchandau ist Finanzminister ge worden. Ehautemps hat sich also in seinem zweiten Kabi nett nicht allein aller sozialistischen Mitarbeiter entledigt. er verfolgt nunmehr ganz bewußt die Wiederherstellung einer geordneten Finanzwirtschaft und Sozialpolitik nach liberalen Gesichtspunkten. Das bedeutet Etatausgleich mit allen Mitteln, endgültige Ablehnung der Devisenkontrolle und Berücksichtigung der Interessen der freien Wirtschaft, damit zugleich aber Begrenzung der sozialen und gewerk- Ichaftlichen Errungenschaften der Aera Blum, deren wirt- schastspolitische Folgen den Sturz des ersten Volksfront- kabinetts auslösten. Die Linkspresse weist den Minister präsidenten warnend darauf hin, daß die Volksfront zwar rm Parlament, nicht aber in der öffentlichen Meinung Schiffbruch gelitten habe, und auch bürgerliche Beobachter vertreten die Auffassung, Ehautemps habe mit der von ihm selbst ausgelösten Regierungsumbildung zu früh den Weg einer mittleren Orientierung beschritten. Der bei den Kammerwahlen im Jahre 1936 dezimierte und aufgesplit- terte bürgerliche Flügel ist offensichtlich noch nicht imstande, einer Regieruna der nationalen Einiskeit einen wirksamen Rückhalt zu geben, und auch die Auseinandersetzung zwischen den marxistischen Koalitionsgenossen ist noch nicht weit genug gediehen, um bereits heute eine» offenen Bruch der beiden marxistischen Parteien wahrscheinlich zu machen. Das neue Kabinett eilt also der Entwicklung voraus, die zweifel los unter dem Druck der bisherigen Erfahrungen nach rechts zielt, und es wird einer ungewöhnlichen taktische» Geschicklichkeit des Ministerpräsidenten bedürfen, um die Klippe einer baldigen neuen Regierungskrise zu vermeiden. Außenpolitisch wird der Regierungswechsel keine Aenderungen bringen, denn Ehautemps und Delbos führen ihre bisherige Arbeit weiter, die aus eine Entspannung der europäischen Gegensätze gerichtet ist. Nur an einer Nuance zeigt sich, daß man Ungeschicklichkeiten hinsichtlich Somjet rußlands und Sowjetspaniens in Zukunft zu vermeiden wünscht: Pierre Eot kehrt nicht in seine vielumstrittene Stellung als Luftsahrtminister, sondern als — Minister für Pensionen wieder. Zn der fünften Gerichtsverhandlung srelgesprochen üv Richter waren In dem Fall tätig Frankfurt a. M., 20. Januar. Ein Fall, in dem ungefähr 80 Richter tätig waren, sand jetzt vor dem Schwurgericht in Frankfurt seinen wahrscheinlich endgültigen Abschluß. Das Pro zeßverfahren bcschästigte nicht weniger als dreimal das Schwurgericht und zweimal das Reichsgericht, und nahm seinen Ausgang von der Konkurseröffnung im Angust 1034 über das Vermögen einer Hanauer S i l be r w a r e n s a b r i k. Tas 1890 gegründete Unternehmen, in dem bis zu 40 Leute beschäf tigt wurden, hatte in seiner Blütezeit einen Jahresumsatz von 160 000 NM. Als der Zusammenbruch erfolgte, waren 350 000 RM. Schulden vorhanden, das zu Papier stehende Vermögen belief sich auf 38 000 NM. Der Inhaber der Firma, seine Frau und sein Sohn wurden im Sommer 1935 vom Schwurgericht in Hanau abgeurteilt. Der Ehemann bekam 1)4 Jahre Zucht ¬ haus und 3 Jahre Ehrverlust, seine Frau 9 Monate Gesängnis und sein Sohn 1)4 Jahre Gesängnis. Das Reichsgericht hob das Urteil aus tatsächlichen und rechtlichen Gründen aus und verwies den Fall an das Schwurgericht in Frankfurt, das den Firmen inhaber wegen versuchten Konkursverbrechcns in Tateinheit mit versuchtem Meineid zu acht Monaten Gefängnis und seinen Sohn wegen Beihilfe zum versuchten Konkursverbrechen zu sechs Monaten Gefängnis verurteilte. Die Ehefrau wurde freigespro- chcn. Die Verurteilten legten Revision ein und das Reichsgericht hob das Urteil wiederum aus. Jetzt beschäftigte sich das Frankfurter Schwurgericht erneut mit dem Fall. Aus Antrag des Staatsanwaltes wurden die bei den Angeklagten sreigesprochen. In der Urteilsbegründung wurde u. a. gesagt, daß sich die Angeklagten nicht Uber das Verfahren beschweren könnten, denn die Schuld, daß es so kam, lag allein bei Ihnen. Die Angeklagten over>erten, um ihre Ver mögenslage darzulegen, mit einer fingierten Person, statt von vornherein klar zu bekennen, wie sich die Sache wahrheits gemäß verhielt. Japanischer Kalholikensührer beim Papst In Rom ist in diesen Tagen der japanische Admiral Sin- jiro Aamamoto eingetrossen. Er wird, wie verlautet, vom Papst empfangen werden und wird dem Kardinalstaatssekretär den japanischen Standpunkt im Fernostkonflikt darlegen. Admiral Pamamoto steht in engsten Beziehungen zu japa nischen Negierungskreisen. Er ist Katholik und wird als der bedeutsamste Führer des Katholizismus in Japan bezeichnet. Uamamoto hat seine Heimat im vergangenen November ver lassen, um eine Pilgerfahrt ins Heilige Land zu unternehmen. Er will nun diese Gelegenheit gleichzeitig benutzen, um persön lich mit den obersten Stellen der Kirche Fühlung zu nehmen und Mussolini kennenzulernen. Vor der Presse erklärte Admiral Aamamoto, Japan wolle sobald wie möglich eine Einstellung der Feindseligkeiten er reichen. Es sei aber gesonnen, China von jeglichem sowjetischen Einfluß zu befreien. Man behaupte, Japan habe die Absicht, den Konflikt weiter nach Süden vorzutragen und auch Indo china, Singapore, Australien usw. zu bedrohen. Diese Behaup tungen seien durch nichts begründet. Der Kaiser sei im tiefsten friedlich gesonnen. Diese Gesinnung habe auch den letzten mili- tären Kronrat beherrscht. Was die Rechte der Missionare anlangt, so sei es wahr scheinlich, daß Japan die Sicherheit der Missionen in den be setzten Gebieten Chinas garantieren werde. Es bestehe also keine Veranlassung anzunehmen, daß der Heilige Stuhl bereit sei, die Missionen der eroberten Provinzen einer anderen als der bisherigen Jurisdiktion zu unterstellen. Wird die kirchliche Trauung in Rumänien Pflicht? Bukarest, 20. Januar. Nach einer Meldung des Blattes „Informacia" soll die rumänische Regierung eine Verordnung vorbereiten, durch die die kirchliche Trauung zur Pflicht gemacht wird. Ziviltrauungen sollen nur noch nach erfolgter kirchlicher Trauung vorgenommen werden können. Nach dem gleichen Blatt soll sich diese Verordnung aus die nationalen Minder heiten nicht erstrecken. Frau und vier Kinder ermordet Bluttat In einem tschechischen Dors. Preßburg, 20. Januar. In der Nacht zum Mittwoch Hat sich in dem Dorfe Risnovce ein« furchtbare Familicntragödie abgespielt. Der dort ansässige Imvich Kubovic ermordete seine Ehefrau und tötete dann seine vier Kinder. Nach der grauen haften Tat verüble Kubovic Selbstmord. Dor Beweggrund der Bluttat soll Verzweiflung über Zwistigkeiten mit der Verwandt schaft sein. Weiter AufbrauchSmSglichkeit für pfundtüten Im Hinblick aus die Tatsache, daß Firmen vielfach noch große Vorräte alter Tüten mit Psund-Ausdruck auf Lager haben, und mit Rücksicht auf die Notwendigkeit der Einsparung von Verpackungsmaterial hatte die Fachgruppe Nahrungs- und Ge- nußmittel der Wirtschastsgruppe Einzelhandel beim Rcichsmirt- schastsminister eine Verlängeruiig der Aufbrauchsfrcst sür Tüten - mit Psundausdruck beantragt. Nach den geltenden Bestimmun gen sollten, soweit bei den einzelnen Firmen noch Tüten und Verpackungsmaterial mit nicht mehr zulässigen Maß- und Ge ivichtsbezeichnungen vorhanden sind, diese durch Ueberdrucken oder Uebernleben mit der neuen Bezeichnung der gesetzlichen Bestimmung angepaßt werden. Dor Reichswirtschastsminister hat sich In seinem Bescheid damit einverstanden erklärt, daß, ivo dies praktisch nicht durchführbar ist, die vorhandenen Materia lien mit nicht mehr zulässigen Bezeichnungen auch über den 31. Dezember 1937 hinaus aufgcbraucht werden. Ob eine all gemeine Verlängerung der Ausbrauchsfrift durch Verordnung notwendig sein wird, unterliegt »och der Prüfung. Anfall an Nord eines Hamburger Dampfers Der leitende Ingenieur verschwunden Hamburg, 20. Januar. Zwischen Dover und dem „South-Aoodwin"-Feuerschiff wurde an Bord des Hamburger Dampfers „Valencia" der Ree derei Rob. M. Sloman fr., Hamburg, der leitende Ingenieur Bott aus Hamburg vermißt. Die englische Küstenfunkstation Northforeland ersuchte gegen Mitternacht alle Schisse, deren Standort in der Nähe der genannten Position ist. Ausschau zu halten. Wie die Reederei mitteilt, ist der Vermißte noch nicht ausgefunden morden. Man nimmt an, daß ein Unglückssail vorliegt. Zarenaeneral als Gänsehirt seflorben Kowno, 20. Januar. Welches Schicksal manchen Flüchtling nach der russischen Revolution getroffen hat, zeigt das Ende des 82jährigen Philipp Franitsch, der dieser Tage bei einem litau ischen Bauer im Kreise Wilkowischki als Gänschirt starb. Fra nitsch war, als die Bolschewisten zur Macht kamen, wie so viele andere geslohen. Durch Gänsehüten und Verrichten kleinerer Arbeiten bei einem Bauer verdiente er sich seinen Lebensunter halt. Schweigsam verrichtete er seine Arbeit mehr als 20 Jahre, ohne daß jemand etwas Näheres über seine Vergangenheit er fuhr. Erst nach seinem Tode stellte sich an Hand vorgesundener Papiere heraus, daß der Verstorbene seinerzeit in der Zaren armee den Rang eines Generals bekleidete und das Remonte« wesen der gesamten russischen Armee leitete. In einem Bündel seiner Sachen wurde auch das Fahnentuch einer Ncgimentssahne der alten russischen Zarenarmee gefunden, das der Alte wohl als größtes Heiligtum und Geheimnis all oie Jahre der Ver bannung hindurch gewahrt haben mag. Nevisenverbrechen einer Offenbacher Geschäfts« inhaberln Darmstadt, 20. Januar. Ein aus mindestens einwöchige Dauer geschätzter Prozeß begann am Montag vor dem Darm städter Sondergericht. Wegen Vergehens gegen das Gesetz betr. Verrat der deutschen Volkswirtsckafi und wegen fortgesetzten Devisenverbrechens hat sich die 4!siährigc Frau Anna Müller aus Offenbach zu verantworten. Seit etwa zehn Jahren führt die Angeklagte das Geschäft ihres Mannes, der durch ein schwe res Kr egsleiden völlig gelähmt ist, mit Prokura und leitet« den fa t ganz ins Ausland gehenden Absatz -er Erzeugnisse hauptsächlich Elfenbeinwaren und Reiseandenken. Der Anklä ger beschuldigt sie, entgegen dem Volksverratsgesetz ausländische Guthaben von mindestens 25 000 Mark Wert -em Finanzamt nicht angeze-iat zu haben. Sic soll weiter Devisen und Devisen forderungen im Werte von etwa 60 009 Mark der Reichsbank nicht angeboten und nahezu 2000 Schweizer Franken und meh rere hundert Mark aus Deutschland hinaus- sowie nahezu 40000 Mark nach Deutschland hineingeschmuggelt haben. Endlich soll sie über ganz erhebliche Werte in -er Schweiz ohne Genehmi gung verfügt und weiter die Schuld eines Devisenausländers in Deutschland mit Uber 60 Mark bezahlt haben. Nach der persönlichen Einvernahme der Angeklagten, die währen- -er Vernehmung des Sachverständigen Rcichsbankober- inspektor Tresse, und der Besprechung der nur für Frau Müller verständlichen „Buchführung" vom Vorsitzenden mehrfach ernst- kich ermahnt wurde, das Gericht nicht in einer nahezu beleidi genden Weise zu belügen und für dumm zu verkaufen, wurde die Verhandlung vertagt. Im Vordergrund der weiteren Ver handlungen In den nächsten Tagen steht wohl die Kontrolle der Gesclmfte und Zahlungen, namentlich über ein Postscheckkonto in Basel, da die Angeklagte energisch bestreitet, irgendwelche Konten in der Schweiz zu besitzen und eine zweite sagenhaft« „Anna Müller" als Entlastung dem Gericht zu präsentieren sucht. Klsins Lkronilr Am Mittwochabend fand im Ufa-Palast am Zoo in Ber lin die festliche Uraussührung des Ufa-Tonsilms „Urlaub aus Ehrenwort", der das höchste Prädikat erhalten hat, und des Ufa-Kulturfilms „Flieger, Funker und Pioniere" statt. Der Vorführung wohnten auch Reichsminister Dr. Goebbels, Reichs pressechef Dr. Dietrich und andere hohe Persönlichkeiten aus Partei, Staat und Wehrmacht bei. In dem Internationalen Sternslug von Hoggar ging die deutsche Besatzung Goetze-v. Harnier als Sieger hervor. Reichsjägermeister Generaloberst Göring veranstaltete am Mittwoch zu Ehren des Ministerpräsidenten Dr. Stojadino- wttsch in der Lehlinger Heide bei Magdeburg eine Staatsjagd. Dr. Stojadinowitsch besucht am Donnerstag die Kruppwerk« in Essen sowie die Stadt Düsseldorf. Der polnisch« Kri«g,mlnister veranstaltete zu Ehren von General Liebmann und der deutschen Wchrmachtabordnung einen Empfang. Die englisch-irischen Verhandlungen wurden am Mittwoch abgeschlossen. In der italienischen Presse findet das neue Kabinett Ehautemps recht skeptische Ausnahme. Man glaubt, daß e» von den Sozialdemokraten gestürzt werden dürfte, sobald die dringendsten Bedürfnisse der Staatskasse befriedigt seien. Der zur Zeit In Rom wellende lettische Außenminister Munters hat bet einem Empfang durch Außenminister Graf Ciano einen Trinkspruch auf den Kaiser von Aethiopien aus gebracht. In Italien erblickt man darin die Anerkennung der Eroberung Abessiniens. Am 17. und 18. Januar fand Im Reichsjustizministerium unter Leitung des Relchsjustizministers Dr. Gürtner eine Tagung der Oberlandesgerlchtsprästdenten statt, an der auch die Präsidenten des Reichsgerichts, des Volksgerichtshofes und des Patentamtes teilnahmen. Der Präsident der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr. Goebbels, hat den Staatssekretär Im Reichspropaganda ministerium Karl Hanke unter gleichzeitiger Berufung In den Rcichskultursenat zum 2. Vizepräsidenten der Reichskultur kammer ernannt. Auf der Wartburg versammelten sich gestern die Gau- arbeitsfiihrer de» Reichsarbeit-dienst«» zur 4. Reichstag»««. Die rumänische Regierungspartei wird bet den kommen den Parlamentswahlen den Listennamen „Nationalchrtstliche und bäuerlich« Union" tragen. Wie das rumänische Regierungsblatt „Tzara Noastra" mitteilt, hat die Valutenkommission angeordnet, datz Juden kein« TXvlsen mehr sür da» Ausland erhalten Zwei Todesopfer eines Streiks wegen Grammophonspielens München, 20. Januar. In München war vor 14 Tagen ein 84jähriger Mann in einer Wohnung an der Zepvclinstraße er stochen worden, nachdem er wegen Spielens eines Grammophon» mit einem Untermieter In Streit geraten war. Der Untermieter stach auch auf die Wirtin ein, die lebensgefährlich verletzt in» Krankenhaus gebracht worden mar. Die Unglückliche ist jetzt ebenfalls gestorben. Es handelt sich um die 47 Jahre alt» Näherin Marie Bauer. Pan» ln einem ungarischen Wanderzirkus Dompteur während der Vorstellung von Löwen zerrissen Budapest, 20. Januar. In der Nähe von Filnfkirchcn wurde während der Vorstellung eines Wanderzirkus ein junger Löwen dompteur vor den Augen der Zuschauer von einem Löwen an gefallen und durch einen Biß in die Kehle auf der Stelle getütet. Daraufhin stürzten sich sämtliche Löwen auf den blutüberström ten Mann und zerfleischten ihn. Die rasend gewordenen Tiere mußten durch Revolverschiissc getötet werden. Unter den Zu schauern brach eine Panik aus. Die Auslösung.verordnung sür da» Parlament von Ulster wurde am MIAwoch nach einer Sitzung des Geheimen Staats rates vom Gouverneur Nord-Irlands unterzeichnet. Die Ver ordnung wird am Donnerstag veröffentlicht.
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