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Nummer 17 — 37. Iahrg üchMe VolESSMtUNV Donnerstag, 20. Januar 1938 schillttetteeg: vkk»d«il.S^ PoNriftr. t?, genn-f «711 ».voll vc«k «» 8«r!as: »«r»o»l« vuchdn>an*1 ». v«Na, l-.II.». will, P-lUrstraZ» «, S«r«ng »0l>. V»st>ch<«: «r. 10», va»! Stadtb-n, vr-ix, «r. «717 I« Fall, ix>» -Sher« Liwatt, v«it«t, »Inll«t«ndrr v«KI«d«- ftSrunge» hat d«r v««!«-« «d« W«ibunglr<tt«ad« k»tn» «nlprllche, fall» dl« Zrtluaz U, b-l-rlatt«, U-Yaa-«, »c» >pH«t oder nicht «rlcheln». Sksüllnnindit tß v«« » » « » v»rla-««it Drolx». >njtlg«npKtI«! dt« lspalUz« v m» b«It» 8«U« I Pj»! II« gamlll«nanj«teen I Psg. Atli lpkatzMÜnsch« kl»»«» «N, I»I» »«wS-1 l»chm> »7lch«t«t , «a, «rchentoq. N»naMch« v<i»g«pr«l» durch riüger etnschl. « Ps,. tp°. M> Pf,. IrL-«rl«hn 1.7V; durch di« Post 1.71 «t»lchll«-uch VostlId«no«tIung«S«bII-r, «»jllgllch H Ps,. P-st-vrKrllgrl». «N^l-Nr. 10 Pfg„ S-nnabtNd. F<ftto«»»ir. » PH. «bbtlkll»»,,« »Uli«» lplteft«,« «tu« wach« »ar «Ilans d«« v«»n«,^tt schriftlich «I, v«rla, «In^eang«, sil«. Uns«» Kit««, hilrf«, k*tn« «tdrßillunzr, -t^«,«-»«. Molotow droht Frankreich Einmischung in französische Verhältnisse Der patt pariS-MSkau als Druckmittel — Ausfälle auch gegen Zapan und Mndschuluo Moskau, 20. Ian. Molotow, der Vorsitzende des neugeblldeten Volkskom missariates, hat in seiner Rede oor dem Obersten Rat der Sowjetunion die Tätigkeit des Autzenkommissariates kriti siert. Aus dem jetzt veröffentlichten Wortlaut seiner Rede tritt die Tendenz dieser „Kritik" sehr deutlich hervor: Moskau verschärft seine Interventtonspolitik zugunsten seiner weltre volutionären Ziele. Besonders kratz zeigt sich das an der Stelle der Rede, an dck sich Molotow mit den Beziehungen der Sow jetunion zu Frankreich beschäftige. Hier griff Molotow zu erpresserischen Drohun gen, wie sie von sowjetamtlicher Seite diesem Land gegenüber in dieser Offenheit und Schärfe wohl noch nie gebraucht wur den und die eine nackte Einmischung in innersran- zösische Verhältnisse darstellen. Als Ausgangspunkt seiner Drohungen wählte Molotow das Thema der In Frankreich lebenden russischen Emigranten. Trotz des Bestehens freundschaftlicher Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Frankreich, so sagte Molotow,, fänden diese „Terroristen" bis heute auf französischem Gebiet Zuflucht und befaßten sich „offen vor den Augen und unter dem Schutz französischer Behörden mit feindseligen, antisowjetischen Ak tionen". „Man kann", so fuhr er fort, „dies nicht mit dem Asglrecht fiir Ausländer rechtfertigen. Es fragt sich, wem diefe Anspornung aller Art Verbrecher russischer und auch nichtrnlsischer Abstammung dient, die sich auf französischem Ge biet mit sowjetfeindlichen terroristischen Aktionen befassen und offen ihre verbrecherischen Akte gegen Sowjetpersönlichkelten Und gegen Sowjetorgane vorbcrelten. Weshalb spornt man in Frankreich dies« Leute so sehr an und wie entspricht das dem freundschaftlichen sowjetrus- slsch-französischen Pakt? Mit dieser Frage wird sich unfer Volkskommissariat sllr Auswärtige Angelegenheiten be schäftigen mässen. Der Rat der Volkskommissare wird dem Autzenkommissariat entsprechende Weisun gen geben." Dieser letzte Sah Molotows patzt ganz zu der bereits von einigen französischen Blättern gebrachten Meldung, datz kürz lich schon das sowjetrussische Autzenkommissariat dem franzö sischen Botschafter in Moskau eine Art Ultimatum gestellt habe, wobei auch hier der Beistandspakt Paris-Moskau als Druckmittel gedient habe. Molotow hat in seiner Rede neben dem Ausfall gegen Frankreich auch Drohungen an die Adresse Japans und Mandschukuos gerichtet. Hier war der Anlab die Tat sache, datz ein sowjetrussisches Flugzeug, das sich — wie sich Molotow ausdriickte — „verirrte und zufällig auf mandschu rischem Gebiete landete", seit einem Monat von mandschuri schen Behörden zuriickgehaltcn wird. „Die Sowjetregierung", fo sagte Molotow, „hatte sich gezwungen gesehen, am 18. Ian. eine an die japanische Regierung gerichtete Protestnote gegen die unzulässige und gesetzwidrige Handlungsweise japanisch mandschurischer Behörden abzusenden. In dieser Note, so fuhr Molotow fort, bestehen wir kategorisch auf die sofortige Frei lassung der zuriickgehaltenen Sowjetrussen und die Rückgabe des Flugzeuges, wobei wir die japanische Negierung warnen, uns nicht zu zwingen, den Weg von Repressalien zu beschrei ten." Ministerpräsident Gtojadinowiisch in Esten Herzliche Begrüßung durch die Ruhrbevöilerung - Siojadinowiisch in den Kruppwerlen Essen, 28. Januar. Der jugoslavische Ministerpräsident Dr. Stojadino- witsch traf am Donnerstag morgen kurz nach 8 Uhr mit dem Sonderzug ln Essen ein. Hier wird Ministerpräsident Stojadino- witsch das In friedlicher Aufbauarbeit stehende Deutschland an den eindrucksvollsten Stätten seines industriellen Schaffens kennen lernen. Sein erster Besuch in Essen gilt der wiedererstan denen Waffenschmiede des Reiches. - Aus dem Bahnhof begrüßten Gauleiter und Oberpräsident Terbovcn und der Oberbürgermeister der Stadt Essen den Mini sterpräsidenten und seine Begleitung sowie die jngoslavischen Journalisten. Nach der Begrüßung begaben sich die Gäste in Kraftwagen zu den Krupp-Werken. Auf dem Bahnhofsvorplatz und in den Straßen, durch die die Wagenkolonne ihren Weg nahm, begrüßte eine zahlreiche Menschenmenge herzlich den Freund Deutschlands. In der Ehrenhalle des Hauptverwaltungsgebäudes der Friedrich Krupp AG. hießen Dr. Krupp von Bohlen und Hal bach und die Mitglieder des Direktoriums den Ministerpräsi denten der befreundeten Nation und seine Gattin sowie die übrigen Gäste herzlich willkommen. In Knappen Zügen gab von Bohlen an Hand einer Karte des rheinisch-westfälischen Industriegebietes einen Ueberblick über die Gründung und Entwicklungsgeschichte des weltum ¬ spannenden Unternehmens, wobei er auch die besonderen Auf gaben erwähnte, die der wirtschaftliche Wiederaufstieg Deutsch sands und der vom Führer verkündete Vierjahresplan den Krupp-Werken stellen. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die großen Anstrengungen, die Deutschland zu machen gezwungen ist. um auch in der Eisenerzfrage weitschauend unabhängig vom Aus land zu werden. Aus diesem Grunde Kobe die Firma Krupp ein neues Verfahren, das sogenannte Renn-Verfahren, auggearbeitet und entwickelt, nm aus eisenarmen Erzen ein fast reines Roheisen zu gewinen, das dann in den Stahlöfen weiter verarbeitet werden kann. Von Bohlen schilderte daun die vielfältigen sozialen Ein richtungen der Kruppwerke fiir ihre Gefolgschaftsmitglieder, das großzügige Wohn- und Siedlungswescn und die geistig kulturellen Bestrebungen, die seit jeher ein besonderes Kenn zeichen der Krnpvschen Werkgemeinschaft waren. Zum Schluß gedachte er der guten Beziehungen, die die Firma Krupp mit dem befreundeten Ingoslavien verbinden und überreichte dem Ministernräsidenten Stoiadinowitsch einen aus jugoslavischem Eisenerz gefertigten Brieföffner als Ange binde mit dem Wunsch fiir die weiterhin glückliche Aufwärts entwicklung seines Vaterlandes. Anschließend fand eine Besichtigung der Krupp werke statt. Das Vrandunglüü ln St. Hyazinthe 48 Tot«, 28 Verletzte. — Noch 25 Opfer unter eisbedeckten Trümmern. Newyork, 28. Januar. Der Brand des Knabenkonvikts vom „Heiligen Herzen" in St. Hyazinthe (Quebec) hat bisher 48 Todesopfer gefordert. Außerdem biegen noch 25 Verletzte, teiliveise mit schweren Brandwunden, im Hospital; 4 von ihnen, die aus dem 4. Stock gesprungen waren, liegen im Sterben. Unter den eisbedeckten verkohlten Trümmern des abgebrannten Konvikts sind noch die Leichen von 25 Opfern begraben. Da 88 Grad Kälte herrschen, schreiten die Bergungsarbeiten nur langsam vorwärts. SchlagweltemdWon aus Schien 1« Tote? London, 20. Ian. Aus Ceylon wird gemeldet, datz sich in einem Bergwerk in der Gegend von Kurunegalla eine Schlagwetterexplosion ereignet hat. Riesige Wafsermcngcn überschwemmten die Stollen. Man befürchtet, datz 16 Berg leute um gekommen sind. De Valero verließ London Die englisch-irischen Verhandlungen vertagt. London, 20. Januar. Der erste Abschnitt der englisch-irischen Besprechungen wurde am Mittwochabend abgeschlossen. Die weiteren Verhand lungen sind ans 4 bis 6 Wochen vertagt worden. In der Zwischcnzelt würden Sachverständige der beiden Länder Finanz« und Handclsfragen prüfen. Irlands Ministerpräsident de Va lero verläßt am Donnerstag London, nachdem er am Abend vorher noch eine einstündigc Unterredung mit dem Dominion- Minister Macdonaid hatte. Die Londoner Blätter von Donners tag morgen sind im allgemeinen auf eine ziemlich gleichlau tende Beurteilung des Ergebnisses der Besprechungen abgestcllt. Keine jüdischen Kaffenärzie in Rumänien mehr Abschub ausländischer Rabbiner Bukarest, 20. Januar. Einer Verfügung des Arbeitsmini- steriumo zufolge werden alle jüdischen Acrzte, die bei den So zialversicherungskassen tätig sind, entfernt. Das Kultusministerium verfügte, daß Rabbiner, die nicht rumänische Staatsbürger sind, keine weitere Verlängerung ihrer Pässe erhalten und demzufolge in Kürze das Land verlassen mützten. Glückwünsche des Führers zur Hochzeit König Faruks Ein Mereedes-Benz-Sportkabrlolett als Hochzeltsgeschenk Berlin, 20. Januar. Der Führer und Reichskanzler hat Seiner Majestät König Faruk von Aegypten aus Anlaß seiner heute statt, slndenden Vermählung drahtlich herzliche Glück wünsche übermittelt und Ihm ein viersitziges Mercedes-Benz« Sporikabrlolett zum Hochzeitsgeschenk gemacht. Aegyptische Hochzeit König Faruk, der 18jährige Monarch Aegyptens, der durch die Abberufung des Wasdführers und Ministerpräsi denten Nahas Pascha, durch die schnelle Bildung eine« Minderheitenkabinetts unter Muhamed Machmud Pascha, dis Auslösung des Parlaments und das Verbot der Blau- kemhen ein io überraschendes Matz an Energie gezeigt hat. hat sich heute mit einer Iugendgespiel'm, der um zwei Jahre jüngeren Farida Zulsicar vermählt. König Faruk lst trotz' seiner Jugend, oder vielleicht gerade deswegen uno ganz im Gegensatz zu seinem Vater Fuad, der als von den Engländern aus den Thron erhobener König niemals popu lär gewesen ist, eine volkstümliche Gestalt. Von dem Augen blick an, da er nach König Fuads Tod von London nach Aegypten zurückkehrte, wurde er von seinem Volke leiden- schastlich verehrt. Die neue Königin, die ebenfalls im Aus lands erzogen wurde, fünf Sprachen spricht und bei allem Patriotismus eine moderne junge Dams ist, entstammt der Verbindung zwischen einem der angesehensten ägyptischen Würdenträger, Busses Zulsicar Pascha, und einer Hofdame. Ihre Kinderjahre verbrachte sie am Königlichen Hof, wo ie die Gespielin der Schwestern des Königs wurde und ich jene Zuneigung des jungen Prinzen erwarb, die sich eht als so stark und dauerhaft erwiesen hat, datz der König >ie Freundin seiner Kinderjahre auf den Thron Kleopatras erhebt. So wie Aegypten ein Land ist, in dem sich morgen- und abendländische Stilelemente mischen, so wie in seinem politischen Leben nicht allein der orientalische Einfluß maß gebend, sondern immer auch die Hand des Westens zu spü ren ist, wird auch diese Hochzeit in morgenlündischen und europäischen Farben schillern. Patriotische Gesinnung, isla mische Ueberzeugung und politische Klugheit laßen es dem Königspaar ratsam erscheinen, die traditionellen Formen zu achten; die moderne Erziehung des Herrscherpaares und ihre langjährige Bekanntschaft geben andererseits den Hoch zeitsbräuchen des Islam in diesem Falle einen nur noch symbolischen Charakter. Die Festlichkeiten, an denen ganz Aegypten Anteil nimmt, werden sich Uber drei Tage er strecken und mit dem Staatsbankett, der ossiziellen Eratu» lationscour, dem Vlumenkorso, dem Feuerwerk, der Huldi gung der Volksabordnungen, einem Gartensest und dem Vorbeiritt der Beduinenscheichs Gelegenheit geben, den ganzen Reichtum orientalischer Pracht zu entfalten. Für einige Tage wird also die Königshochzeit die poli tischen Fragen, die Aegypten augenblicklich bewegen, in den Hintergrund drängen. Das läßt allerdings nicht vergeßen, daß diese Festtage sich auf dem Hintergrund einer zerrisse nen Eegenivart und einer ungewißen Zukunft abspielen. So jung dieser im vergangenen Sommer erst großjährig and damit regierungsfähig gewordene König auch noch ist, jo haben ihn die Vorgänge der letzten Monate und Wochen doch schon zu einer fest umrissenen politischen Gestalt im ägyptischen Leben werden laßen. Wenn man das Fazit-de» vom König erzwungenen Rücktritts Nahas Pascha und der Spaltung des Wasd zieht, so ergibt sich, daß anscheinend zwei Jahrzehnte ägyptischer politischer Geschichte ihrem Ende entgegengehen, in denen der Wasd die ausschlaggebend« Nolle spielte; in denen (1923) die formale und (1936) die tatsächliche Unabhängigkeit des Landes von der englische» Vorherrschaft erkämpft wurde. Neue Kräftekonstellationen, die fähig sind, das Erbe der Vergangenheit anzutreten, zeichnen sich erst undeutlich am Horizont ab, und wenn ma» auch heute in der Lage ist, die Kräfte, die zur Krise und zur Ausschaltung des Wasd geführt haben, zu verfolgen, s» versagt sich doch die Zukunft jeder politischen Weisügung. Der Wasd wurde im November 1918 von Saad Zaghlul Pascha, deßen nächste Verwandte und Freunde heute im Lager des Königs stehen, mit dem Zweck gegründet, die Freiheit Aegyptens zu erkämpfen. Die Zielsetzung diese« politischen Gruppe war also in erster Linie außenpolitischer Natur. Innenpolitische Bestrebungen sind erst stärker in Er» scheinuitg getreten, als nach der Ratifizierung des englisch ägyptischen Freundschaftsvertrages am 22. Dezember 193S der Wasd eine Partei ohne Programm geworden war. Nahas Pascha hat sich vergeblich bemüht, die gemeinsam« außenpolitische Zielsetzung, die bei der gesamten Nation Air klang gefunden hatte, durch ein ähnlich zündende» innen politisches Programm zu ersetzen. Deshalb war es gan- natürlich, daß das zweite dominierende volttische Thema der vergangenen zwei Jahrzehnte, nämlich die Abgrenzung der Machtverhältnisse zwischen der königlichen Gewalt und dem Wasd, was unter König Fuad zu vielen Krisen gesührl hatte, aber wegen der starken außenpolitischen Klammer den rrvafd niemals ernsthaft erschüttern konnte, sich stark in den Vordergrund schob, zumal der junge König Faruk die Hosf» nunaen Nahas Pascha, er werde wegen seiner Jugend ei» lenkbarer Monarch sein, nicht erfüllte. Gewiße Korrup tionserscheinungen innerhalb des Wafd verstärkten außer dem noch die wegen des Mangels einer zündenden Parole bereits latent vorhandenen Krisenmöglichkciten. Naha» Pascha suchte der keimhaft vorhandenen Zerrüttung dadurch entgcgenzuwirken, daß er nun seinerseits danach strebte, den . KLnia auszuschalten, seine verfassungsmäßigen Neckte ru