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Nr 631 Mittwoch, den 12. Dezember IS! 7 Verlaz: Dr. Reinhold L To., Leipzig Hanpkschriftleiker: Dr. Everth, Leipzig Die Luftbeute im November Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 12. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Die Sefschtstäligkeik blieb ln mäßigen Grenzen. Im November beträgt der Verlust der feindlichen Luftfirett- aräfke an den deutschen Fronten 22 Fesselballons und 205 Flug zeuge, von denen 85 hinter unseren Linien, di« übrigen jenseits der gegnerischen Stellungen erkennbar abgestürzt sind. Wir haben im Kampf 60 Flugzeuge und zwei Fesselballons verloren Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonische Dront Keine größeren Kampfhandlungen. Italienische Front An einzelnen Abschnitten zwischen Brenla und Piave entwickelten sich örtliche Kämpfe, in denen wir Gefangene machten. Der Erste GeneralquarNermeifler. Ludendorff. (W.T.B.) Bier feindliche Schiffe versenkt vtb. Berlin, 11. Dezember. Amlllch. Einet unserer U-Doole hat im Allaniischen Ozcan neuerdings drei Dampfer und einen Segler vernich'ek, und zwar den englischen Dampfer „Eleona" mil Hafer, den englischen Schoner .Lonovium" mit Gruben! olz. sowie zwei größere bewassncle Dampfer. Der Ches des AdmiralslabcS der Mariae. x- r^b. Berlin, 11. Dezember. (Drahiberichl.) Welch beträcht liches Artillerie material den Feinden durch die Tätigkeit un serer U-Boole für immer entzogen wird, gehl daraus hervor, bah einet unserer von einer Fernfahrt im Mi lelmecr zurückgekehrkca Boote auf feiner Reise nicht weniger als zehn Geschütze mit den versenk ten Schiffen in die Tiefe schicken konnte. Soweit bisher bekannt, sind seit Beginn des U-Vool-KricgcS allein dis zum 1. Oktober nie^l weniger als 111S Geschütz« mit feindlichen Hanbeltfchlffe» versenkt worden, während 29 Geschütze von unseren V-Dootea erbeutet werden konnten. Zu diesen bekannten Bcr usten komme» noch die Einbuße» an Artillerie der sehr großen Anzahl unbekannter ver'cnkler Dampfer. Außer den Geschützen ist mit den Dampfern natürlich auch die za ihnen gehörige Munition versenk?. — An Stelle all jener Schiffsgeschütz« und der zugehörigen Munition hätten die Waffen- und Munitions fabriken der Gegner entsprechend mehr Material für den Landkrieg herst«Len können. Schliehlich wird zur Bedienung der Geschütz« ein beträchtliches artilleristisch ausgebildeten Personal benötigt, bas an Land Verwendung finden würde, wenn cs nlcsst auf Handelsschiffen fahren müßte. »»»„I>«lMM»WN„M>MWMM>WMMNMM»W«W»»»»»„»W»MMM»MW»MM>W» Trotzki an di« Entente Aufforderung z» pöstttver Aeuheruag über ble Friedens frage. Die „Internationale Korrespondenz' gibt die offizielle Auf- iorderung Trotzkis an die Verbündeten wieder. Sie lautet: „Die FriedenSverhaudlungcn zwischen d«n Delegierten Rußlands, und den Delegierten Deutschlands, Oesterreich-UngarnS, der Türkei und Bulgariens sind auf die Initiative unserer Delegier en für eine Woche eingestellt worden, am dadurch Gelegenheit zu schassen, dl« Völker und Regierungen der Alliierten über die Tatsrche unterrichten za können, daß Verhandlungen fialtfinden. Die rassischen Delegierten haben vor- geschlagen, die diplomatischen Derlreler zu benachrichtigen, daß der beabsichtigt« Waffenstillstand einen demokratischen Frieden bezwecke, so wie er auf dem Kongreffe der Arbeiter- und Soldatearäte zum Ausdruck gekommen ist. Bei dem Waffenstillstand wird als Bedingung gestellt, daß keine Truppen an andere Fronten gesandt, und daß die Inseln im Moonsund geräumt werden solle«. Auf dl« Frage der Kriegsziele gaben di« feind lichen Delegierten keine bestimmte An wort. Sie erklärten, daß «S nur ihre Ausfgabe sei, die militärische Selle deS Waffenstillstandes zu regeln. Die feindlichen Delegierten erklärten, daß sie keine Vollmach ten zur Behandlung dieser Frage hätten, weil keine englischen und französische« Delegierten anwesend wären. Die feindlichen Delegierten schlugen einen Waffenstillstand »»» RI Tagen vor, der sich auf die Fronten von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer beziehen sollte, und erklärten, daß sie ihren Regie rungen über die Frage eines Waffenstillstandes gemäß den russischen Forderungen Nachricht geben wollten. Da die russischen Delegierten unler diesen Umständen sich weiger ten, die Ueberelnkunft über einen Waffenstillstand zu unterschreiben, stellten wir die kriegerischen Maßnahmen für «in« Woche ein ebenfalls die Verhandlungen. Auf diese Weise ergibt sich «ln Zuüsch «araum zwischen dem rassischen Friedens vorschlag vom 8. November and der Fortsetzung der FrieLcnSoerhaad- handlougen vom 12. Dezember. Meser Zeitabschnitt ist lang genug, um den Regierungen der Alliierten Gelegenheit zu gebeu, ihre Ansichten bezüglich der FriedenSverhandlangen bekanatzugeben, das heißt, ja oder nein zn antworlen, und falls sie verneinend anlworken, zu erklären, für welche Ziele EnropaS Völker vier Iabre lang ihr Blut vergießen müssen.' Budapest, 12. Dezember. (Eigener Drahlberichk.) «A, Est' m ldet cur Petersburg: Die Verbindung zwischen der russi schen Regierung und England ist nicht ganz abgebrochen. Das beweist der Besuch eines höheren Botsckafksbeamlen bei Trotzki. Dlrser Besuch wird mit der AbreUe der ln Ruß and zurückgehaltenen englischen Süaatka»g«hörrg:n in Verbindung gebracht. Die russischen Geldschwierigkeiten Basel, 12. Dezember. (Eig. Droh kberichk.) Die .Basler Nachrichten' melden von besonderer russischer Seil«: Infolge der an dauernden Schließung der Staatsbank und deS mehrtägigen Streikes der Privatbanken begegnet der Umlauf der Roteu sehr großen Schwierigkeiten. Die Bank von Petersburg zahlt keine größeren Be träge mehr aus als 1009 Rudel, die anderen Banken zahlen nur 390 Rubel a»s. Die Lage in der Provinz ist infolge des Geldmangels kritisch geworden. Die Banken von Petersburg erhalle« Tausende vo» Telegrammen, ln denen ihre FUialea sie nm Zusendung von Fonds ersuchen. Die Bank von Petersburg Kaan jedoch dem Ersuchen kein« Folge leisten, da jeglicher Abtransport von Geld verboten ist. Vern, 12. Dezember. (Eig. Drahlberichk.) Der .Bund' meldet von russischer Seite: Nach dem Pariser .Temp«' Hal dir Re- qierung in Petersburg all« Goldbestände der russischen Banken, clnschließlich der Staatsbank, beschlagnahmt. Auch dir Mnrman- Llf«nbahn-Lini« befindet sich nunmehr in den Händen del V»IK«reglerung. Die Entente anerkennt Finnland V«»f. 12. D«z«mb«r. (Eigener Drohtb «richt) Di« U»t«»le Regierung«» erkenn«« vorläus g die Selbständigkeit Ft»»I«»b« an, nehme» die diplomatisch«« Beziebunqea ans »^ » de» ti« Wied«rv«reiaig»»g der Rl»»dsi»s«I« mit Sch««»«» z». var«»sg«setzt, da» Schmede» G-r«y«» -«*» die Xiüich« Vorherrschaft t» der Osts«« gibt, Freilassung der Kriegsgefangenen? Budapest, 12. Dezember. (E l g. D r a h t b e r l ch t.) «A Dilag' meldet aus Haparar.da: Der Petersburger Sowjet hat einen Entwurf auSgearbeilct, ln dem den Kriegsgefangenen di« Gleich- stellung mit allen übrigen in Rußland lebenden Ausländer» zugesagl wird. Dos Petersburger Militärkommando hat bereits mit der Freilassung der Kriegsgefangenen begonnen. Falls diese Nachricht zutrifst, so kann «S natürlich nur die Er laubnis für Kriegsgefangene sein, sich ln Rußland frei zu bewegen. Ruhiger Fortgang der Derhandleungn im Osten o Berlin, 12. Dezember. (Drahlbericht unserer Ber liner Schristleltung) In den gestrigen Abendstunden war ln Berlin das Gerücht verbreitet, di« Verhandlungen uni Rußland wären abgebrochen worden, well die Russen die Evakuierung Polen-, Litauens und Kurlands verlangt hätten. Die russischen Unterhändler wären daraus zur Einholung neuer Instruktionen nach Petersburg gereist. Wie wir feflstellen konnten, handelt «S sich hier um «ine Er findung, der nicht das geringste Positive zugrunde liegt. Die Verhandlungen gehen vielmehr ruhig weiter. Pichon über den Waffenstillstand Schweizer Grenze, 12. Dezember. (Eig. Drahlberichk.) Der Schweizer „Preßtelegraph' meldet aus Paris: Im Hauplausschuh der Kammer erstattete Minister Pichon «inen langen Bericht über die russischen Waffenstill st andSverhandluageu und deren Rückwirkung aus Rumänien. Schweizer Grenze, 12. Dezember. (Eig. Drahlberichk.) Der Schweizer „Preßlelegraph" meldet auS PariS: In der französischen Presse tritt neuerdings die Erkenntnis von der Verschiebung der allgemeinen militärischen und politischen Lage ln häufig auch in der Form sehr scharfer Kritik an der Führung der Entente, gleichzeitig ln ersten Mahnungen zum Widerstand gegenüber möglicherweise nicht mehr fernen Prüfungen stark in Erscheinung. «L'Heurc' schreibt: .Die gegenwärtige Stunde legt den treugeb iebenen Alliierten eine schwere Prüfung auf. Die ganze Ostfront hort auf zu Kämpfen, nachdem auch über Rumänien infolge des russischen Waffenstillstandes die Katastrophe hereingebrochen ist. Der deut sch - öslerreichische Druck macht sich, befreit von der Sorge um die Ostfront, nun 'n seiner ganzen Wucht an der italienischen, französischen nnd britischen Front grltend. Niemals ist die militärische Lage der Entente ernster gewesen.' HerveS „Victvire" wendet sich gegen jene Personen in Frankreich, denen man überall mit bekümmerter Miene begegne nvd die durch ihr Wehklagen nnd ihr .Relle sich, wer kann'.' dos Land demoralisieren. Sarrait abgesetzt? Köla, 12. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Aus Paris te.ichlrt man der .Köln. Zia.', daß die Regierung beschlossen habe, Sarrail von dcr Leitung d«r Sa.'en ki Expedition abzuberufen. In parlemcntar.schcn Kreisen nennt man den ehemaligen Kriegsminister RoqneS od r den General Mangin für seinen Ncchfo'ger. Man muh sich überdies erinnern, daß Llemencean ein Gegaer der ganzen Saloniki-Expedition ist und «S könnte sein, daß die Abberufung Sarrails den Anfang vom Ende dieser Erpedition bedeutet. D!e französische Zensur b-t übrigens die sran.'ösischen B Liker daran verhinderk, diese Ne.chr.chk von der Abberufung Srrrails z» verbreiten. Die preußische Ne>rm gesichert? München, 12. Dezember. (DrahlberichtansereSMÜn- chener Mitarbeiter«) Da« Augsburger Zenlrumsorgan, die AogSbnrgcr Poflzcilung', sieht eia« Mehrheit für die preußische Wahl reform vrsichert. Es warnt die Konservativen davor, sich jetzt nochmals zu isolieren und aufdieMikwirkungdes Zentrum« z » hosf « « , und ermähnt sie ,an der Reugestakkimg lieber keilzvnehmen, damit di« notwendigen Vorbehalte nnd Sickenmoen, di« och da« A«- knu» wü»sch«. vrfier ihrer Mitarbeit geschasfe» würde». Der gewerbliche Mittelstand während des Krieges Der Kriegsausbruch wirkte lähmend auf unser gesamtes Wirtschaftsleben. Die sofortige Einschränkung und Stillegung der Betriebe gehörte nicht zu Len Seltenheiten. Die Annullierung von Aufträgen und die Nichtabnahme von bereits ferliggestelltea Arbeiten kam auch vor. Ferner trug die bald elnsehende Ver kehrsstörung wesentlich zur Einschränkung des Wirtschafts betriebes bet. Bel der rein militärischen Rüstung für den Krieg und den ungenügenden wirtschaftlichen Einrichtungen zur Be friedigung des stärkeren Hceresbedarss sind schon in dieser Zelt dem Handwerk und Kleingewerbe schwere Schädigungen zugefügk worden. Daß Kleingewerbe und Handwerk jemals danach gestrebt haben, die Anfertigung von Lokomotiven, Geschützen oder ähn lichen Gegenständen an sich zu ziehen, die sie auszuführen nicht im stande sind, trifft keineswegs zu. Für all die Arbeiten aber, für die eS seiner Natur nach und entsprechend dcr ihm eigenen Qualität in Frage kam, hätte das Handwerk billlgerweise mit Aufträgen bedacht werden müssen. Allein die vergebenden Stellen kannten die volkswirtschaftlichen Quellen nicht, auS denen nutz bringende Arbeiten hervorgehen konnten. Zur Illustration nur einige Proben: Einem Boolsbauer sind für drei Millionen Mar» Arbeit übertragen worden, die er nicht ln der Lag« war, auszu führen; gegen hohe Provisionen ist dieser Auftrag auf Irrwegen ln die richtige Hand gekommen. Die Herstellung von Feldküche»^ hie fast ausschließlich relne Klempnerarbeit ist, wurde einer Ge- schoßfabrik übertragen. In die Reparatur von Kraft- und anderen Wagen keilten sich die großen Waggonfabriken. Dafür standen die Stellmacher«.«» und Werkstätten für Wagenbau vielfach still, und Handwerksmeister geschlossener Betriebe mußten Lohnarbeit in diesen rasch zu Rüstungsbctrieben gewordenen Unternehmungen suchen. Nur in einzelnen Füllen gelang es einem Handwerks meister lndtrekt, einen Auftrag zu überaus gedrückten Preisen M erhalten. Auch !m dritten und vierten Kriegsjahr sind in der Der«» teilungSark von Heeresarbeiten noch Ungerechtigkeiten und Lücke» vorhanden. Vor Jahresfrist ist dank der anerkennenswerten Vermittelung des preußischen Handelsministers eine Besserung ln diesen Dlngen eingetreken, durch dis Errichtung der Hauplver- dingungsskelle für gemeinschaftliche Handwerkslieferungen. Dlese bedeutet jedoch nur einen Bruchteil gegenüber dem, was noch ge schehen könnte. Leider sind gerade in letzter Zeit an Stellen, die für diese Fragen in Betracht kommen, sehr bedauerliche Auf fassungen zutage getreten. Gelegentlich der Beratung über die Zusammenlegung von Betrieben bei der Kriegsamksielle in Berlin sagte ein Vertreter dieses Amts, daß das Handwerk nicht rationell arbeite und aus diesem Grunde keine Berücksichtigung erfahren könne. An einer anderen Kriegsamtstelle wollte man die Handwerks- und Kleinbetriebe Zusammenlegen, um die in diesen Betrieben vorhandenen Elektromotoren für andere Zwecke frei zu bekommen. In allerletzter Zeit soll ein Dezernent der Wumba dem Vertreter einer handwerklichen Betriebs genossenschaft erklärt haben, daß er sämtliche Aufträge in Zukunft in die Fabriken geben und die selbständigen Handwerker auf Grund des Hilfsdlenstgesetzes einziehen lassen müsse, denn der selbständige Handwerksmeister habe sich doch nur selbständig ge macht, weil er sich für einen Fabrikarbeiter für zu stolz halte. Was ein derartiger Beamlenübereifer an Schaden verursacht, kann eine zehnjährige Gewerbefördernng eines Handelsministers nicht wieder gut machen. Während so das Handwerk umgangen und geschädigt wor den ist, nutzen die Fabriken naturgemäß die Zeit und suchen ihre Betriebe nach jeder Richtung hin durch Einführung neuer Zweige zu erweitern. So haben in jüngster Zeit einige Waggon fabrlken die Anfertigung von Duhendmöbeln als Produktions zweig ausgenommen, nm zeitweise unbeschäftigte reklamiert- Arbeiter damit zu beschäftigen. In derselben Zeit ist eS de» Tischlermeistern infolge von Mangel an Arbeitern und Roh materialien nicht möglich, ihre frühere Produktionsakt aufrecht zuerhalken. Vom 5. November 1917 an hat dle Neichsleikung die Zu sammenlegung von Betrieben vom technischen Stabe deS Kriegs- amts dem Relchswirtschaftsamt übertragen, und davon ist wohl eine Besserung der Verhältnisse zu erwarten. Zu einer leistungsfähigen Wirtschaftspolitik gehört ein Stan» selbständiger und lebensfähiger Handwerker und Gewerbe treibender. Deshalb muß die Gesetzgebung dem während des Krieges schwer geprüften Stande in der Uebergangswirtschast ihre ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Darüber et» andermal. Wilson und Oesterreich G«»s, 12 Dezember. (Elg«»«r Drahthericht.) ,P«W Parislrn' m«ld<k: Dl« amerikanische R«gi««m» hüt otMllllig die Go ss ch e öskerr«ichlsch«chr »nb „„arischer Sk00t<dÄ»«r «0 Arfmchm« M den amer kaniiche« SkaaiSdürgeroerban» »ba«l«tz»t. Vt» Regier»»- kff stch noch nicht b«rsber klar, od V« die Ttchach»AF»ß- SlOM»»o^