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Der deutsche Heeresbericht Das Molffsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 24. August. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht In Flandern flaute die heftige Artillerietätigkeit im Kampfabschnitt zwischen Langemarck und Hollebeke nur vorübergehend ab; stellenweise erreichte sie wieder die Stärke von Trommelfeuer, ohne daß bisher größere Angriffe folgten. Nur bet Westhoek führten die Engländer einen Tellvor- stoß, der erfolglos blieb. Heute am frühen Morgen entrissen wir dem Feinde südlich der Straße Vpern —Menin den von ihm hier in den letzten Kämpfen errungenen Gewinn. Der verlorene Graben wurde zurückerobert und behaupkek. Bei den ergebnislosen Angriffen am 22. August ver loren die Engländer 21 Panzerkraftwagen, die zerschossen vor unserer Front liegen. Ein Teil der am Leben ge bliebenen Besatzung wurde gefangengenommen. Kanadische Truppen versuchken erneut in LenS und unsere anschließenden Stellungen einzudringen. In hart- näckigen Nahkämpfen hielten wir restlos die bisherigen Linien. Auch an der Bahn Arras —Douai scheiterte ein feindlicher Angriff. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Beiderseits der Maas steigerte sich der Artilleriekampf im Wald von Avoeourt, auf der Höhe 304, bei Beau mont und im FofseS-Wald zu einigen Tagesstunden wieder zu beträchtlicher Stärke. Gegen Höhe 304, die wir in der Nacht vom 21. zum 22. August planmäßig unter Zurücklassung einer schwachen Besatzung geräumt hatten, führten die Franzose» heute einen stärkeren Angriff, sie wurden von unserem starken Artilleriefeuer empfangen. Nördlich von Louvemont kamen berettgestellte feind liche Sturmtruppen in unserem Vernichtungsfeuer nicht aus ihren Gräben heraus. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des GeneralfeldmarfchaltS Prinz Leopold von Bayern An der Küste wurde die Aa an einigen Stellen von unseren Truppen erreicht. Am Dryswiaty- See, bei Brody, am Sereth und Zbrucz lebte die Gefechtskätigkeit zeit weise auf. Front der Generalobersten Erzherzog Joseph Unsere Stellungen bei Sowefa und am Susika-Tat waren erneut das Ziel ergebnisloser feindlicher Vorstöße. Heeresgruppe det GeneralfeldmarschallS - von Mackensen Westlich von Lorbul am Sereth brachte uns ein erfolgreiches Stoßkrnpponlernehmen Gefangene und Beute ein. Mazedonische Front Bei anhaltender Hitze nur stellenweise geringes Feuer. Der Erste Generalquarliermeist er. Ludendorff. Weiterer günstiger Verlauf der Karstschlacht (Drahlbericht unseres Kriegsberichterstatters) (r.) KrlegSpressequartler, 23. August. Die Schlacht am Isonzo steht, obgleich die italienischen Armeen noch ouS dem Dollen schöpfen und immer neue Masten von Infanterie über die leichenbesüten Steinhalden deS Karstes vortreiben, für onS nach wie vor überaus günstig. DaS Bild hat sich geklärt, und es zeigt sich, daß der Feind feiner bisherigen Hauplflohrichtung, die sich über die Karsthochfläche zieht» auch diesmal treu geblieben ist. Dort hat er seine stärksten Kräfte zusammengezogen, und insbesondere im Abschnitte der Hermadakupp« hat er Waffen in Bewegung gebracht, die so dicht gefügt find, daß sie auf dem engen Raum gar nicht anders Platz finden können, als wenn sie sich z» dichten Klumpe« z-sammeaballen. Der italienische Bericht selbst gibt an, dah am 20. August zwischen Korite und Selo allein nicht weniger als zehn ihrer beste« Storm - brigadea zum Angriff antraten. ES gelang ihnen auch, mit der Wucht dieses Gewalthaufens auf diesem Abschnitt, der nicht eiamal «in Sechstel der Karstfront umfaßt, die erst« Linie in überwinde« «ad die Trümmerhaufen d«S Weilers Selo za besehen. Welter aber kamen die zehn Brigade« nicht, denn das Artillerie- «ad 3nfankeriefea«r, das ihnen, ansere Gegenflöhe einleitend, «ntgegenschlng, bremst« alsbald fede Vorwärtsbewegung ab. Schoa am Abend deS ersten Schlachttage« waren von diesen stolzen Stnrmbrigaden nar mehr brüchig« »ad morsch« Schlack«« übrig. Frische Kräfte erneuerten dort wie auf den übrigen Abschnitten der Hochfläche den Kampf, ohne das Ergebnis verbessern zn könne». ES handelt sich für di« Italiener vor allem dar»«, de« Eingang in die seicht« Talmulde von Brestohtza zu erzwingen und dann der gefürchtete« Hermadaknppe, die sie für das Houptbollwerk der Karstfront halten, in di« Flank« zu komme«. Si« find vom Tal«iagaag bislang noch so weit entfernt, wie nur je. und die Hermada macht sich ihnen nach wie vor surcytbar sichtbar. Unsere Artillerie leistet Groß artiges. Die einzelnen Feuerwellen branden nicht länger als drei Mi nuten, das genügt aber immer. Wenn die Schrappnellkugeln zu Tausen den herabschwirren, und wenn sich vor den verstörten Gesichtern eine un- überschreltbare Schranke von Granatcinschlägen durch daS steinige Gelände zieht, dann bleibt der Angriff rettungslos stecken, und der Gegenstoß unserer mit Handgranaten und Maschinengewehren herdei eilenden Infanterie trifft auf einen zwar an Zahl viel stärkeren, aber schon halb gelähmten Feind. Der vorgestrige Kampftag hatte, obgleich die Italiener verzweifelte Anstrengungen machten, ein für die Verteidigung noch günstigeres Er gebnis. Auf dem Karstplalcau stürmten die Italiener in dichtgedrängten Formationen, die Divisionskolonnen höchstens auf BaloillonSbreite ent wickelt und in zwölf bis zwanzig Wellen gegliedert, den ganzen Tag über auf der Front Faiti Hrid — Kostanjevica bis westlich Medeazza. Nicht einen Schritt Boden konnten sie gewinnen. Besonders blutig zerschellten ihre Angriffe vor den Stellungen der Re gimenter 46 und 39. Auch im Karstabschnitt südlich von Medeazza dis San Giovanni, wo die Italiener mit starken Kräften beiderseits der Bahnlinie gegen die Stellungen westlich des bekannten Tunnels vor brachen, wurde erbittert gekämpft. Sowohl die Stellungen als auch der Tunnel, auf den es der Feind besonders abgesehen hat, blieben fest in unseren Händen. Im Wipp acht al trat, nachdem italienische Angriffe abgeschlagen waren, eine Kampfpause ein. Der Feind war zn erschöpft, um nochmals losgehen z« können. Nördlich des Eörzcr Beckens blieb der Kampf stehen, bis auf den Lanole-Abschnitk, wo die Italiener unter Einsatz ncuer Masten ihren Gewinn bei Nazza durch Einnahme deS Oertchens noch ein wenig zu erweitern vermochten. Unsere Truppen haben sich dort an überhöhende Stellungen fefigeklammert und halten sie. - HanS Gcorgy, Kriegsberichterstatter. Der A-Bootkrieg xvtb. Berlin, 23. August. (Amtlich.) Im Aermelkanal und in der Nordsee wurden durch unsere U-Boote wiederum 8 Dampfer und 3 englische Fischerfahrzeuge versenkt, darunter der portugiesische Dampfer «Ber lenzer", 3548 To., mit Bohnenladung für London, ein bewaffneter eng lischer Dampfer mit Holz, ein italienischer Dampfer von etwa 3000 To^ sowie ein unbekannter tief geladener Dampfer, aus dem Geleit herausgeschossen. Zwei englische bewaffnete Fischerfahr zeuge wurden nach Artillerietätigkeit vernichtet. Ein 3,6-Schnell- ladegeschütz wurde erbeutet. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Abflauen der Isonzoschlacht wtd. Wien, 23. August. (Drahtbericht.) Aus dem KrlegS- preffequartier wird vom 23. abends gemeldet: Die Schlacht am 2 sonzo ist heute etwas abgeflaut. Furcht vor einer Falkenhayn-Offenfive tu. Lugano, 24. August. (Drahkbsrichk.) Nach einer Meldung des «Eorriere della Sera' befürchtet die Entente, daß Falk en Hayn in Mazedonien in allernächster Zeit die Offensive ergreifen wird. (r.) D o n derSchweizerGrenze,24. August. (Drahlbericht.) Wie die Balkan-Agentur aus Jassy erfährt, dauert die Schlacht an der rumänischen Front mit unverminderter und unbegreiflicher Hartnäckigkeit an. Unter dem Schuh der schweren Artillerie wieder holen die deutschen Truppen ihre Angriffe, namentlich im Sektor von Foesani und Oe na, wo es ihnen unter schweren Verlusten gelang, einige Strecken der ersten rumänischen Stellung einzunehmen. Der Feind führte Reserven heran, weil von russisch-rumänischer Seite neue Truppen in den Kampf geworfen wurden. Die gewaltigste Schlacht des Krieges (r.) Kopenhagen, 24. August. (Drahtbericht.) Der Londoner Korrespondent von .Politiken' telegraphiert seinem Blatt, dah gegen wärtig auf der 440 Meilen langen Westfront von Flandern bis zur Schweizer Grenze, der Kamps im vollen Gange sei. Der englisch« An griff bei Bp « rn und Lens, der französische Vorstoh bei St.Ouen- tln, die Offensive amEhemlndeSDames.dei MoronvillerS und im Raum vor Verdun bilden gemeinsam mit dem gewaltigen Geschüh- fener in Elsah-Lolhringen die größte und gewaltigst« Schlacht, die feit Begin« des Krieges im Westen anSgekämpfi worden ist. (r.) Genf, 24. August. (Drahlbericht.) Wie auS Paris gemeldet wird, fleht man la militärischen und politischen Kreisen der weiteren Entwicklung der Verdun-Schlacht mit größter Spannung «ntgege«. Krlegsminlfler Paialevö und MunltionSminister Tho mas haben die Hauptstadt verlassen «ad sich an die Front begeben. Der Oberbefehl in diesem Fronlraum liegt in den Händen d«S Generals G «l l l a u m a t. Auflösung der Torte» in Spanien tu. Gen f, 24. August. (Drahtberscht.) Nach dem Madrider .Imparcial" wird der Miniflerrat die Cortes avflösen nnd Neuwahlen avSschreiben, Eine Fahrt ins Polenland Von Hans Schaack-Leipzig. H. Lzensiochcm—Iasna Gora—Spala Am Mögen des 28. Juli versammelten sich die Vertreter einer Anzahl großer deutscher Zeitungen aus Berlin und allen Teilen des Reiches im Wartesaal des Bahnhofs am Zoologischen Garten, um eine Fahrt ins Polenland anzutreten. Hauptmann Buchmann vom Berliner Kriegspresseamt nahm uns freundlich in Empfang und blieb uns während der Fahrt ein liebenswürdiger, treu- scrgender Führer. Schon in Frankfurt an der Oder hatte unser V-Zug einen Maschinenbefehl, der uns am Nachmittag in Kandrzln, im fernen Oberschlefien, den Anschluß nach Kattowitz versäumen lieh. So erreichten wir die Kohlenstadt an der polnisch schlesischen Grenze erst am Abend, erholten uns an einem voraus bestellten Imbiß in der Bahnhofsrestauration und besichtigten dann, da unser Zug nach Lzenstochau erst gegen Mitternacht fuhr, Kattowihens Sehenswürdigkeiten, was freilich keine allzu große Zeit in Anspruch nahm. Um 11 Uhr entführte uns ein Eilzug über die polnische Grenze nach Sosnowice und Bendsin. Die Schwüle des Tages kühlte sich mählich ab, fernes Wetterleuchten kündigte ein Gewitter an, das dann auch, bevor wir Lzenstochau um 1 Uhr erreichten, mit einem erquickenden Regen sich entlud. Lzenstochau! Die erste echt polnische Stadt! Nach einem köstlichen Abendrot, das in der Bahnhossrestauration uns geboten ward, hatte ein von der Mitteleuropäischen Schlafwagengesell schaft freundlichst zur Verfügung gestellter Schlafwagen uns gast lich ausgenommen. Am frühen Morgen strahlte die Sonne wieder vom wolkenlosen Firmament und verhieß einen heißen Tag, trotz des Regens, der in der Nacht niedergegangen war. Während des Frühstücks erschienen die Vertreter der Garnison Lzenstochau, die den Tag über unsere Führer und Begleiter sein sollten, und mit ihnen Major Schütte vom Generalgouvernement Marschau, der diese ganze Fahrt ins Polenland arrangiert hatte und uns in diesen Tagen ein ebenso liebenswürdiger wie unersetzlicher Cicerone geworden ist. In langem Wagenzug gings zunächst durch die typischen, holprigen Straßen der Stadt, eine prächtige, mit alten Bäumen bestandene Allee entlang, dem von fern aufragenden Kloster Iasna Gora, dem Nationalheiligtum der Polen, zu. Auf einem harten Kreidefelsen im Westen der Stadt — daher der Name Iasna Gora, der soviel als .Heller, klarer Berg' bedeutet — erhebt sich das wie eine starke Festung ausgebaute Kloster der schwarzen Mutter Gottes. Es ist ein umfangreicher Bau mit Kirchen und Kapellen, den ein schlanker, hoher Turm überragt, von dem aus man nach ollen Seiten einen weiten Blick hat in die polnische Ebene bis zu den Höhen, die an der schlesischen Grenze hinziehen, und zu den fernen Bergen der Lysa Gora, in denen 1015 so heiß gekämpft wurde. Noch heute sind die Wälle und Gräben der Festung, die das Kloster rings umgeben, wohl erhalten. Sie hat jetzt ein herrliches Kunstwerk, die 14 Stationen des Kreuz weges, ausgenommen, die einen hohen Wert darstcllen und, wie alles, was zu dem Kloster gehört und was es in sich birgt, van in brünstig gläubigen Polen gestiftet worden sind. Alle diese Schätze konnten wir unter Führung des österreichi schen Majors Klettlinger besichtigen, der unermüdlich uns auf alles aufmerksam machte, was seiner Obhut anverkraut ist. Das wunder wirkende Gnadenblld der Mutter Gottes, der .Königin Polens', hat das Kloster zum Nationalheiligtum gemacht, zu dem nicht nur die Gläubigen aus allen Ländern, in denen Polen wohnen, wan dern, sondern das auch alle bisherigen polnischen Könige besucht und mit reichen Gaben ausgeskattet haben. Unendliche Schätze birgt die Schatzkammer in ihren 27 Schreinen: Rosenkränze und Meihgeschenke der polnischen Könige und Adelsfamilien, den Feldaltar Johann Sobicskis, herrliches, außerordentlich wertvolles Meißner Porzellan, Altäre und Monstranzen aus Gold und Silber, goldene, reich mit Brillanten geschmückte Uhren, goldene Becher und silberne Teller und daneben einfachere Gaben, die fromme Gläubige gestiftet haben. Auch an diesem Heiligtum ist 5ie Verleumdung unserer Feinde nicht vorbeigegangen. So soll ein Kruzifix, das ein polnischer König dem Kloster geschenkt hat, und das einen besonderen Wert hat, von den Deutschen und Oesterreichern gestohlen worden sein; es sieht aber heute noch an dem Platz, an dem es seit vielen Jahrzehnten oufbewahrt wird. Daß Kaiser Wilhelm bei seinem letzten Besuch im Kloster Iasna Gora das Bild der schwarzen Muttergottes und. des Jesuskindes ausschneiden und durch sein und des Kronprinzen Bild ersetzen lieh, hat erst vor kurzem ein englischer Gelehrter der Welt kund getan. Daß auch das nur eine unsinnige Verleumdung ist, braucht nicht besonders betont zu werden. Scharen von Gläubigen strömen auS den vier Toren, die zu den Kloster, zu den Kirchen und zu den Kapellen führen, fort während auS und ein, vor allen Altären knien sie und lasten sich durch fremden Besuch in ihrer Andacht nicht stören. Die Paulaner- mönche, die das Kloster bewohnen und betreuen, haben leider für die wertvolle Bibliothek, die in einem hohen, weiten Raum unter gebracht ist, nicht viel übrig. Für zwei mächtige eingelegte Tische, die hier aufgestellt sind, hat Kaiser Wilhelm bei seinem ersten Be such des Klosters besonderes Intereste gezeigt. Der Erwerb der wertvollen Stücke zerschlug sich jedoch, da sie so groß sind, daß sie weder durch die Türen, noch durch die Fenster hätten abtranS- porttert werden können. DeS Kaisers Name steht auch ln dem hier aufliegenden Fremdenbuch neben dem so vieler anderer Fürsten. Am 6. Mai 1914 haben sich die letzten russischen Generale, die im Czenstochauer Militärbezirk kommandierten,