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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.12.1932
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19321229026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1932122902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1932122902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-29
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
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V«merrtas.rs. V«r««ber 1M2 ^Dresdner Nachrlchkr«' Nr. 812 Selk« 4 Vonnerolag, Z >) ' Textilak 6v!<jmaskt Oc»Lfcrc^A6§c/)ö^c/65 ^s/nsn 7>op?sn 7^Lcle»»a»i^ L Lssrkroüs - / kvf 2020/ / Wamitvbav im krc/gsrcdo6 vack l. 5tock vedkn LiipUol. Der zvoiilbekömmliciie Rus 0408.', Rn der De«ikiinta»kirlve :« Rücier L HerkIotL, ^in 8ee13 !WV«M!!MWI!!!M!WW IUDH»IrHSOlL§, vrsits 8tt. 12 3 *1-'- . E°?G.w< 1,?r Sr'che.n.n 1 ' » nom»ll von SQTTs-^I^lK s<Ol_E7^l_ <I»M.-kuw Vsrieknitt . 4 25 4»m.-kuw Vsriodn., »lt 5 25 S»i.-Lrr«clr Vvrrebnitt « 75 «sindranä?L7k!k 1775 «.75 »ns noctz in dieser Nacht tränen lassen bist ün schon morgen meine Krau." 10.38 81,25 4013 77,12 W-, Wie in v iVisrksn Vertin, 2». 1035 85,80: 108 IwscggSLctz. u.v/slnstvbsn: blsuptLtssös 24 ^.>.V i-1suptgs§ctzü'! Efvöo p>ausnscbs 2ic. 7 Drsscjon, l^ul 22665 Spiriluonsn unkl punnest« Zinci balisbt v/sgsn itzrsrSüio unci pcsis^Urciigksci. 6vts ctsulscliv V/sins von 85 p!g. so. Verlangen Lie i.i8is 123 2 - tzintnr ckom alten klstbsus - Kot 20555 verschleierte, kam Sokoloss ans einen (.He in dieser Stimmung möglich und fast /,»» Stimmung -- Uads'rnivbvng ki^e8vsr!«0una ocvolzn »nsmaoia 6. K. p«ui Uiaostw, rsi.pnon 14L17 Pelroleum LU«r 38 Vleiinla netto W«Mv,».«»»ahe2S vni»I«ill«r Noival» . . -HO lll. rkO«L00k 1H0 8t. llmilton Sorä»»u, . 180 lleaujolal» - vurzoailar 2.00 * v, Üatiowiy 4SZ5 bi! * Ar 50,SSI« t L48M, P 47.87!« b O»l° 4S, bi« tv^lt 1 p»un«1 2.20 V1» 4.40 Tllgiioii kriseN gsrüsist ^oNSNNS» kisumarkt 12 / form. 20174 d«I V«ek«I8una, oivk«, liebt»», N8»um»U»mu« Zurrst vsckerzan» Poll vierwücstelstl. 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K a p «t « l Alö am frühen Morgen, der noch ebenso finster war wie die Nacht, die ersten lokale geöffnet wurden, brachte Sokoloss Ingeborg in ein Easd, damit sie sich hier auswärmen und ausruhen konnte. Tenn sie waren die ganze Nacht hindurch fast immer hin und her gegangen nnd hatten sich nur dann und wann aus einer Bank zum -lusruhen niedergelassen. Im Easa, wo nur etliche Tische für vereinzelte Gäste hcrgerichtet waren, standen da und dort noch die Stühle ans den Tischplatten und streckten die Kühe in den Raum. Eo sah ans wie nach einer verkehrten Welt, wie nach einer Welt, die aus dem .(köpf stand. Indern war der Boden noch teilweise recht schmuhig und eine ebenso schmuhige Krau hantierte noch mit dem Puhkiibel herum. Auch roch cd stark nach gestocktem Rauch, der sich in den Vorhängen nnd an den Wänden verfangen hatte. Trotz dieser eigentlich trostlosen Morgenstimmung war Jngcborg auch wieder sroh, endlich hier sein zu können im warmen, geborgenen Raum. Ter Heike Kassee wirkte wie eine Wohltat, die gepolsterte Bank wie ein Beit. Kngcborg hätte sich am liebsten bingelegt, aber sie muhte sich, um nicht aufzusallen, znsammcnnehmen und tun, als würde sic wirk lich nur als zufälliger Easägast hier sein. Deshalb lieh sie sich Zeitungen und Zeitnhristen bringen nnd sing an zu lesen. Tas ging zwar einige Zeilen lang, aber dann be gannen die Buchstaben unter ihren Augen zn verschwimmen oder gar zu torkeln. Kreilich war ed nicht bloh die Müdigkeit allein, die an diesen Erscheinungen schuld war, in Wirklichkeit war Kngc- borg trotz aller Müdigkeit sa gar nicht schläfrig, vielmehr ivar sie in ihrem Kunern noch immer gleich erregt, weil sie ja auch setzt noch nicht wnhte, wie alles wcitcrgchen sollte. Zwar wollte Sokoloss im 1'ause des Morgend zum Archirei, dem russischen Bischof, gehen und sich die Erlaubnis zur Ehe erbitten. Auch an den Regimentshab wollte er schreiben, das hatte er Kngeborg alles, alles versprochen. Er war bis zum letzten bereit, seine ganze Kraft und das Glück seiner eigenen Person siir sic aufs Spiel zu setzen. „Kch werde dich heiraten", hatte er auch beim Abschied zu ihr gesagt, „und wenn die ganze Welt gegen mich sein sollte!" Dieser unbedingte Opfermut slöhtc Kugeborg eine tiefe Achtung vor Sokoloss ein, und sic fühlte sich ihm in innigster Dankbarkeit verbunden. Ka, es waren, wenn sie sich selbst genau pruste, nicht bloh die Gesühle der Achtung und des Dankes, von denen sie bewegt wurde . . . Versonnen sah Kngeborg, über die Zeitschriften und Zei tungen hinweg, vor sich hin. Kn einer ebenso ansgerithrten wie zugleich müden Stimmung stellte sie sich das Bild Oan- scns von neuem vor, nnd eine Stimme wurde in ihrem Knncrn wach, die, znm Wort geworden, ungefähr so gelautet 18. Kapitel Um so beruhigender war eö für Kngeborg, wenn Veonid Efinowitsch Sokoloss zu ihr kam. Er war stets voll Jiintg- kett, voll Zärtlichkeit und Kürsorgc für sie. Sein« berauschte Liebe schien sich von Tag zu Tag nur noch mehr zu steigern, und er hatte keinen dringenderen Wunsch, als Kngeborg so bald wie möglich heiraten zu können. „Ujatoircclika incisa, lircuccliliir moj», fa jukijn tadjs." Er sagte es immer wieder, er sagte es hundert, und tausendmal, er sagte es so, wie ein Vogel unverändert die selbe Melodie in den blauen Tag hiueinsingt. Aber während Sokoloss darauf wartete, datz ihm aus dieses Licbesgezwitscher ein Echo entgeaenschlagcn werde, blieb Kngeborg nach wie vor ungewöhnlich still. Sie sprach kein Wort von der Liebe selbst, sie zeigte meist nur eine» etwas verschleierten Blick, höchstens, dah sic einmal leicht und scheinbar müde auflächclte, das war alles. Besonders eigentümlich erschien sie Sokoloss bisweilen, wenn er sie umfahte, kühtc und liebkost«. Ta war «S, als ob sie eine heimliche Angst vor seinen Händen und Lippe» hätte. Sic wehrte ihm nun zwar nicht auffällig ab, aber er spürte ans ihrem stillen, manchmal bis zur Erstarrung ge steigerten Wesen doch eine gewisse Teilnahmslosigkeit, um nicht zu sagen, einen passiven Widerstand. (Fortleyung folgt.» p z c t k-1 e - p u n s c n k» e v e »r plci. Ivcksc mit lätoc Wssssr a»s8 fsusr sstrso. ist clsc ^uckec rsfgsagsa. 2 fchsctzsi kl Iccmocloc dslgsvoo. öls rum Slsclen tzlchgcm. Vor clsm ^ullcug, klgsotzs Zursk rugsbsn. Vcrlc»ut«5l.: I»ln»Ir. I 0imZVeMn«r-n«tmkob IUppc>I<N««a!(I»cr Pt fUriiutrcqucll«) Copyright 1032 by Knorr L Htrth, GmdH., München. <7. Korttekuno» Kngeborg war über diesen sähen Ausbruch so erschrocken, -ah sie ihr glühendes Gesicht wieder in den Händen ver hüllen wollte. Aber sie kam gar nicht dazu, dies zu tun, so rasch zog Sokoloss sie an sich und suchte sie über und über mit Küssen zn bedecken. Trotzdem wollte sich Kngeborg noch Immer vor Sokoloss verbergen, aber da sie spürte, wie machtlos sie gegen diesen Ausbruch war, gab sie den Widerstand aus. Sie lieh den Kopf zurücksinken nnd össnete schmerzlich den Mund. Kn seinem Liebeseifer beachtete dies Sokoloss gar nicht und hörte nicht aus, sie immer und immer wieder zu küssen. Um nun nichts mehr zu sehen und sich gleichsam auS dieser Welt sortsinken zu lassen, schloh Kngeborg die Augen und blieb reglos in seinen Annen liegen. Sie ivar verzweifelt über SokolosfS Liebe, aber der Liebende deutete ihre stumme Geste als widerstandslose Hingabe und wurde nur berauschter. „vjstotseklca moja. Krosctzka moja, ja tskja judlju", begann er. „Mein Kindchen, mein Kleinchen, ich liebe dich." Es ivar etwas ungemein Zartes und Rührendes in seiner Stimme. Auch spielte er nut Kngeborgs Haaren, er streichelte ihre Stirn, ihre Schlafen, ihre Hände bis an die Kingerspitzen nnd ivar wie ein Kind, das kein gröberes Glück kennt, als zu spielen und alle Süssigkeit des Herzens zu verströmen. Wahrend dieser Szene, von einem glühenden Dunkel umfangen, dachte Kngeborg an Kakvb Hansen. Das HauS am Schweizer See erschien wie ein Momentbild vor ihrem Knnern. Aber dann verschwamm auch schon alles wie in Dunst nnd Ranch und Kngeborg konnte es, trotz aller Be- herrschnng, nicht verhindern, dah ihr einige Tränen auS den geschlossenen Augen traten. „Weine doch nicht, Uwtol^ciikn niojn", sagte Sokoloss, -er diese Tränen als ein Zeichen ihrer äußeren unan genehmen Lage deutete. „Weine doch nicht. Krosciika moj». ES wird alles gnt werden, sa, es muh gut werden. Steh, ich tue alles sür dich, was ich kann, und ich habe einen glänzenden Gedanken. Alle Gefahr sür dich ist vorüber, wenn du Russin wirst. Tn muht also so schnell wie möglich russische Staatsangehörige werden." Er stockte nnd blickte unverwandt und entschlossen auf Kngeborg. „Ka. ich werde dich heiraten", sagte er dann. Er sagte es ebenso spielerisch und ernst zugleich, wie es nur ein Kind sagen kann. „Kein Mensch kann dir etwas zulcid tun, wenn du meine Kran bist." Ta war nun Kngeborg von neuem ebenso erschrocken, wie vorher über den Liebesausbruch Svkvlosss. Was sollte sie tun? Sollte sie Svlolosfs Antrag ablehnen, um dann Gott weih welch dunklem Schicksal hier ini Feindesland cnt- gegenzugehen? Oder sollte sie Svkvlosss Antrag als Schuh annehuien. um später vielleicht doch wieder zu Hanse» zu kommen, zu dem sie wollte? Sie wnhte augenblicklich selbst noch nicht, was sie tun sollte. Auch in dieser verworrensten Stimmung, die sich in ihrem Knnern bisweilen bis zur Besinnungslosigkeit steigerte, blieb Kngcbvrg nach außen völlig still. Sie sagte nicht ja, nicht nein, sie lag nur wieder ebenso reglos in Sokolvfss Armen wie vorher. Indessen horte Lvkvlvsf nicht auf, sie von neuem zu küssen, sie zn umscbineicheln und, da sie nicht widersprach, ihr iminer wieder zu beteuern: „Ka, ich werde dich heiraten, l)j>!tol--ebkn inoja, ich werde dich heiraten." Kn diesem verliebten Zustand, der alle nüchterne Wirk lichkeit traumhast danken, der nnr kindlicb ivar. „Wir werden sagte er. „Tann Kngeborg konnte dies alles gar nicht begreifen. Es war ihr zumnte, als läge sie in einem Traum, da stand Sokoloss, klar entschlossen, auch schon von der Bank aus nnd zog Knge borg mit sich. Er batte seinen Arm um sie gelegt, seinen Mantel um sie geschlagen, und so sührte er die völlig willen los Gewordene aus dein Park, der Stadt zu. Oben ivar noch immer die Kiusternis, auch ringsum war es dunkel, aber der Weg schien, je weiter sic schritten, Heller zu werden. Freilich tat Kngeborg bei all dein kaum einen eigenen Schritt, sie ging nur, weil sic mitgczogen wurde. Wenn Sokoloss stehen blieb, um sie von neuem zu küssen, blieb auch sic steheu, schloh die Augen und nahm alles hin wie ein unabänderliches Schicksal. Ku einer Apotheke, die Nachtdienst hatte, lieh sich Soko loss, uni seinen Plan durchführen zu können, ein Telephon buch reichen und suchte nach der Adresse eines in der Nähe Berliner Das Kitte« gröber als gcstei namhafte Kaufe gebliebenen Wc Stadtanleihen ii Pfandbriefe war «sichtlichen Knr engagierte sich i anleihe stiegen und Neubesitz < wurden bei lebt tioncn durchwe, schält wcseisiltci Häuptel nnd im vperationen ge§ lagen Reichsbc Denische Allan 1 7L höher bczal Kurs. Kcldmi teils gehalten, markt waren nntcrschrUtcu i Elektromarkt Elektrowertc g nachgebcnd, so — 0,75 ?L. TagcSgc Valuten wcni, Kurse Berlin, 20.1 berechuung >alt »7 6».: 10.35 »2 e «5,02 Br.: 70,87 G., 70,02 Br.; 1010-1018 1038 VN.02 70,75 VZ. »5,75 6»., SN,.37 Äarter ÄunsVlrßM ««nie ohne Knochen PId. Mb.1 30. sstte« 1.4«. Via«» ,. «raten Vtd. « 85. «ochwttd V.4S. ArtstHe Hafen, lmlbk, »>«ri«I. «Zänsekeulen. Mastklihner. teil» Saianen, irisches Wildschwein. Sloiverkauf 3 ", - 4 'Z 2mi)malepi>l,i> handa«>!.. Z-mk.Pr.A02K. <vra««rSt».3l,III Ik». V. 3«u>»tgsd«r arxen ibnkommcn- I> 8Z8kk1,icder- 0c». äireki » OclUaeder '44 81un0rn nacK Ninrrlclnin^ »brr «rtol<t«ü »ickeUirUcn >'51> Z11.-K Uttrl«»»», <r»r«»I»lr. V, d>40r U inpikiluidol E» d'Mst u. Umacbsitung. jocior Hrt «Lsrlru«, vsi-nctt Kngeborg, al» unter einem falschen Namen zu leben. So hieb sie also nach der Rückkehr des Burschen plötzlich Anastasia Recksttn, war verheiratet und die Mutter von zwei kleinen Kindern. Mit diesem falschen Paß, den ihr Sokoloss über bracht hatte, war es nun möglich, sich für di« Nacht in einem Hotel einzumieten und sich am nächsten Tage «ine Wohnung zu suchen. Zunächst fühlte Kngeborg sich unendlich befreit, wenig stens nach außen vorläufig gedeckt zn sein. Das rasend« Durcheinander der letzten Tage schien sich beruhigt zu haben. Sie fand auch gleich am nächsten Tage ein« geeignete Unter kunft, ein Privatzimmer in der Wohnung eines Büro beamten, der während des ganzen Tages abwesend war. Auch seine Krau, die in der Nähe ein Geschäft betrieb, war unter Tags nur wenig in der Wohnung, so daß Kngeborg meist allein und ungestört sich aufhalten konnte. Aus dem Haus« ging sie nur wenig, um von niemand erkannt zu werdenr wenn sie die Straße wirklich betrat, war sie stets tief ver- jchleiert. Die einzige äußer« Sorge in dies«« Tagen bereitet« ihr zunächst nur die Neugier ihrer Wirtin. Wenn diese Tee am Abend brachte oder sonstwie etwas bei Kngeborg im Zimmer zu tun hatte, sachte sie stets ein breiteres Gespräch an zuknüpfen. Denn es interessierte sie doch, wie Anastasia Reck- stin dazu gekommen sei, ihre Familie zu verlassen und die Geliebte des Hauptmanns Sokoloss zu werden. St« fragt« bald, ob Krau Reckstin den neuen Geliebten schon lang« kenne, bald, ob ihr denn die beiden zurückgelasienen Kinder chen nicht leid täten, ob sie in ihrem jetzigen Zustaqd mehr zufrieden und glücklicher sei und dergleichen. Anfänglich war Kngeborg über solche Fragen sehr er schrocken, das Herz pochte ihr schon, wenn die Wirtin nur au die Tür klopfte: denn Kngeborg hatte das Gefühl, daß mau ihr das falsche Spiel, das sie trieb, am Gesicht ablesen könne. Alle Bemühungen, sich so gut wie möglich zn verstellen, kamen ihr selbst wenig überzeugend vor. In dieser Zeit fing sie jedesmal, ehe di« Wirtin zu ihr kam, zu rauchen an und blies den Zigarettendamps dick un fest von sich, um ein scheinbar leichtes und sicheres Leben vor- zntänschen, sich aber zugleich in Wolken zu verhüllen. Allerdings verlor sie auch hierdurch ihre innere Nervosi tät nicht, nnd so lebte sic in dem Argwohn, die Wirtin könnte ihr falsches Spiel längst durchschaut haben, stets in heimlicher Angst. hätte: S» ist «ine s«hr bittere Enttäuschung für dich und auch für mich. Aber ich kann nicht ander». Gegen Mittag kam Sokoloss ziemlich erregt t» da» Eas». „«« ist, wie wenn sich alle» gegen un» stellen wollte", sagte er, nachdem er sich neben ihr niedergelassen halt«. „Der «rchireimuß nun gerade setzt verreist seim Er ist in Mitau bei den Bittgottesdiensten sür da» russische Heer. — Was sollen wir setzt tun?" - Kngeborg, durch dies« Mitteilung erschrocken, wußte natürlich ebensowenig eine Antwort aus SokolosfS Krage, wie er augenblicklich selbst. . ,Mtr müllen eben noch einen anderen «eg suchen", sagte er schließlich. Irgendeinen «eg muß e» doch geben", und so sing er wieder an, stumm darüber nachzudenken. Nach einer Weil« schien er plötzlich innerlich ruhiger zu werden. „Ich habe eine Kdee", sprach er. „Ka", bestärkte er, „ich habe eine Kdee und werbe sie auch auSfllhren. Laß mich nur einstweilen", bat er Kngeborg, während er eilig ausstand und st« streichelte und küßte, „jedenfalls werde ich e» noch heut« jo wett bringen, baß du wenigstens bis zut» Einbruch der Nacht irgendwo ein Zimmer beziehen kannst." Dann rannte er, ebenso hastig wie er gekommen war, auch wieder weg. Kn der Zitadelle rlef er sofort seinen «urschen, der ver heiratet war und vom Lande stammte und sagte zu ihm: „Du bist beute den ganzen Tag beurlaubt. Fahre sofort, wie du stehst und bist, in deine Heimat. Laste dir dort einen Paß sür deine Frau ausstellen und fahre noch heute Nacht zurück." Dabei übergab er dem Burschen einen größeren Rubel- schein. Der Diener kam sich ungemein beglückt vor und machte sich lachend auf den Weg. ES gab vorerst wirklich keine« andere« «uSweg für B«ron!w1.V.r«0aküotz,I!. - Pp.«.Swtn1«chp»z den: 1. d. Anzcipini .IniMe.Dresd. «wZK, Uv dtz, 8e«n«n Anzeipep qn den voraeiauievei-icy raaeniownoiü bestimm!, «eilen wirb nickl aelelsl«». wohnenden Popen. Denn damals gab «» noch keine Zivil- trauung in Rußland und die Eheschließung konnte nur vom Popen vollzogen werden. Kaum hatte Sokoloss «inen Popen auSslnbig gemgcht. zog er Kngeborg wieder weiter, und so standen beide nach kurzer Zeit vor einer geschlossenen Tür. Sokoloss drückte auf die Klingel und verlangte nach dem Popen. „Wir haben etwa» sehr Dringende» zu erledigen", sagte er zu der herauskommenden Dienerin. „Der Pope möchte un» doch empfangen." Nachdem dieser durch die Dienerin von einem Ofstzier gehört hatte, kam er auch sofort herbei und Sokoloss begann nun zu erzählen, baß er dieses Mädchen hier seit langem liebe und «S noch heute nacht zu heiraten wünsche. Der Pope war natürlich sehr verwundert, warum er diese Trauung noch heute nacht vornehmen sollte, und so erzählte Sokoloss alles, wie es sich zugetragen hatte. Der Pope war ein sehr liebenswürdiger, etwa» dicklicher Mann, der wohl einsah, daß in diesem sür Kngeborg sehr peinlichen Fall die rasche Ehe der beste AuSweg wäre. „Aber e« ist gerade Fastenzeit", sagte er, „da» haben Sie beide nicht bedacht. Nur der Archirei könnte Khnen die Erlaubnis für eine Ehe in dieser Zett geben. „Außerdem", fügte er Hinz«, „müßten Sie, Herr Hauptmann, auch eine Erlaubnis KhreS RegimentSstabeü bringen. Ohne diese beiden Beglaubigun gen kann ich Sie unmöglich trauen." Da war nun alle kindliche Hoffnung mit einemmal zer schellt, und so standen die beiden nach kurzer Zeit wieder in der ziellosen Nacht. Sokoloss, ob dieser Enttäuschung sehr schweigsam ge- worden, schlug den Arm wieder um Kngeborg und hüllte sie in ihren Mantel. Dabei dachte er ununterbrochen darüber nach, was er nun mit Kngeborg tun sollte. In die Zitadelle, wo er seit kurzer Zeit wohnte, konnte er sie unmöglich mit- nehmen, aber ebenso unmöglich war e», Kngeborg in einem Hotel etnzncmarticren. Sie gingen also wieder dem Wöhrmannpark zu. Auf demselben Weg, ans dem Sokoloss mit einem kühnen Plan herausgekommen war, gingen sie enttäuscht zurück. Mit jedem Schritt wurde es zusehends finsterer um sie, sa, es schien jetzt noch viel sinstcrer hier zu sein als zuvor. Die Baumstämme hatten sich ganz im Dunkel verkrochen. Nur da und dort sah man einen Stamm noch als flüchtenden Kuß, oder ein Ast, seltsam und gespenstisch, grisf wie ein schwarzer Arm aus der Finsternis. Oben am Himmel stand auch setzt noch kein Stern, alle» blieb ichwarz, wohin man den Blick wandte, während tn der zunehmenden Kälte der Nacht der iminer härter werdende Schnee lauter und lauter zu kntrschen anfing.
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